Ich hoffe, die englischen Bezeichnungen für Musik werden nicht zur Gewohnheit - youtube läßt grüßen - ich mag es immer noch, wenn man von Sonaten, Etüden und Präludien redet ;)
Aber das hilft dir nicht weiter. Schnelles langsam üben ist im Prinzip goldrichtig, wenn man es denn langsam so spielt, wie man es schnell auch spielen würde/sollte. Das ist eigentlich kein Problem, wenn man beim Üben berücksichtigt, daß ein höheres Tempo kleine Veränderungen in den Bewegungen erfordert, die auch etwas sparsamer ausfallen müssen, jedenfalls im Detail.
Was bleibt ist die Aufgabe, ausdrucksvoll zu spielen. Das fängt natürlich damit an, daß man weiß, was man ausdrücken will und wie. Akzente fallen schwerer, wenn man schnell spielt, Stakkato auch. Das läßt sich nicht von heute auf morgen ändern, damit muß man also erstmal leben. Nimm dir am besten erstmal die großen Bögen vor und entscheide, wie du die gestalten willst - anhand der Melodiestimme, z.B. die ersten 8 Takte. Das übst du dann erstmal ein, langsam anfangen, und mit möglichst wenig Ausdrucksverlust auf Tempo bringen. Die nächste Frage lautet, wie die linke Hand unterstützt, die permanenten Achtel sollen das majestätische ja nicht zerhacken, also möglichst leicht, aber nicht tot, ich würde spontan sagen, folge einfach der natürlichen Taktbetonung. Das Konzept muß natürlich einen Sinn ergeben, wenn du nicht spürst, daß die Musik etwas zu sagen hat, mußt du weiter forschen. Danach nimm dir einfach die ersten beiden Takte vor und versuche in langsamer Zeitlupe, diese so zu spielen, wie du es haben willst. Sobald das klappt, ein paar Male wiederholen. Du kannst jetzt bis zum nächsten Tag Pause machen und am besten vor dem Schlafengehen die beiden Takte in Gedanken noch mal durchgehen, damit sich alles verfestigt. Oder du versuchst gleich, es im Tempo zu spielen. Höre auf jeden Fall mit der richtigen Version auf, ganz egal, wie langsam. Es lohnt sich nicht, die nächsten Takte anzugehen, bevor du mit den ersten beiden Takten nicht sicher bist, sonst fehlt ihnen die Grundlage. Aber du kannst natürlich mehrere Abschnitte so anfangen, solange die Konzentration reicht. Der Rest ist einfacher, du vervollständigst einfach die Abschnitte, vermutlich schaffst du wesentlich mehr als zwei Takte pro Tag, wenn die ersten beiden erstmal sitzen. Eventuell wirst du auf eine Stelle stoßen, die nicht funktionieren will. Neben der üblichen Fehlersuche (Fingersatz, Handhaltung, etc.) hilft manchmal, das ursprüngliche Gestaltungskonzept noch einmal zu prüfen. Gegen falsche Gestaltung wehrt sich gelegentlich der Bewegungsapparat.
Wenn man eine hölzerne Spielweise bei einem Stück erstmal eingeübt hat, ist es nicht so einfach, die wieder loszuwerden. Deswegen solltest du wirklich auf jedes Detail achten und probeweise mit dem Ausdruck auch mal übertreiben. Sehr wichtig finde ich bei Mozart die Vorhalte, Pausen und Absätze. Je schneller man spielt, desto mehr muß man darauf achten, die nicht zu verwischen. Während man die in langsamem Tempo einübt, kann man also ruhig kräftig übertreiben, das Publikum hört sowieso nur das, was man spielt und nicht die Gedanken des Pianisten (die er aber selbst leider oft für hörbar hält).
Und noch ein letzter Hinweis: Kurze Abschnitte sind für die Detailarbeit wichtig, aber bitte trotzdem nicht in einzelnen Tönen denken, das wäre so, als ob man einen Text buchstabenweise lesen würde.