Schnelle Verstimmung bei Wechsel der Luftfeuchte

andreg

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27. Feb. 2017
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Hallo zusammen,

ich habe vor mir einigen Jahren das "Familienklavier" nach Hause geholt und inzwischen auch einige Verbesserungen einfließen lassen. Was mich jedoch grundsätzlich stört, ist die schnelle Verstimmung bei Wechsel der Luftfeuchte. Grundsätzlich ist es bei uns eher zu trocken und ich befeuchte es innen mit einer Wasserschale. Daran (an die Trockenheit) scheint es sich auch "gewöhnt" zu haben, denn in 2021 war es durch den vielen Regen eher feuchter und die Verstimmung war noch schlimmer. Der Klavierstimmer war 3x da, aber irgendwie klang es nie besonders lange gut.

Die Verstimmung ist nicht offensichtlich. Die einzelnen Töne bzw. Chöre klingen gut. Auch die Oktaven klingen OK. Einige Akkorde sind aber absolut grauenhaft, wobei der Grad der Verstimmung stark "tagesformabhängig" ist. Manchmal ist es gut und an anderen Tagen kann man diese Akkorde einfach nicht spielen.

Laut Klavierstimmer sitzen die Wirbel fest genug, sie sind also eher nicht die Ursache. Der Resonanzboden hat aber mehrere, teilweise auch sehr lange Risse. Ein Riss geht - glaube ich - komplett durch. Die Saiten sind wahrscheinlich auch noch original (also ca. 90 Jahre alt). Beim Stimmen gibt es den Effekt, dass sich einzelne, bereits gestimmte Saiten wieder verstimmen, wenn die nachfolgenden gestimmt werden. Der Hersteller des Klaviers war Hupfer aus Zeitz.

Das ortsansässige Klavierhaus hatte mir empfohlen, etwas Neues zu kaufen. Vor ein paar Monaten hatte ich auch mal Zeit ein paar Klaviere anzuspielen (Flügel sind mir zu groß) war aber nicht "beeindruckt". Viele nette Klaviere mit unterschiedlichen Stärken, aber nichts wo ich gesagt hätte: Das ist es. Dabei ist mir auch klar geworden, dass ich das Klavier eigentlich mag. Der Klavierstimmer meint, nix machen und kein neuen Klavier kaufen; es einfach zu trocken und über kurz oder lang nimmt jedes Klavier Schaden.

In Summe bin ich also ziemlich unschlüssig, da der jetzige Zustand nicht optimal ist ich aber grundsätzlich das Klavier sehr mag und die angespielten Alternativen gut aber nicht überragend waren.

Die zwei wesentlichen Fragen sind:
- könnte man es reparieren und wie hoch wäre die Erfolgswahrscheinlichkeit? Kauft man sich andere Nachteile ein?
- Könnte man es selber nachstimmen?
- Lohnt der Umstieg auf ein High End Digital Piano? Ich hatte ein LX-706 ausprobiert und es war keine Alternative, aber evtl. ist ein NV5s viel besser

Vielen Dank,
Andre
 
Beim Stimmen gibt es den Effekt, dass sich einzelne, bereits gestimmte Saiten wieder verstimmen, wenn die nachfolgenden gestimmt werden.
Dann ist wohl nicht die Luftfeuchtigkeit schuld. Die wird sich ja nicht ändern, während das Instrument gestimmt wird...

Die Verstimmung durch Änderung der Luftfeuchtigkeit entsteht ja genaugenommen dadurch, dass sich mit der Luftfeuchtigkeit auch langsam die Feuchtigkeit des Holzes ändert und es sich entsprechend ausdehnt oder zusammenzieht. Das braucht seine Zeit.
 
Der Klavierstimmer war 3x da, aber irgendwie klang es nie besonders lange gut.

Der Resonanzboden hat aber mehrere, teilweise auch sehr lange Risse. Ein Riss geht - glaube ich - komplett durch. Die Saiten sind wahrscheinlich auch noch original (also ca. 90 Jahre alt). Beim Stimmen gibt es den Effekt, dass sich einzelne, bereits gestimmte Saiten wieder verstimmen, wenn die nachfolgenden gestimmt werden.

Der Klavierstimmer meint, nix machen und kein neuen Klavier kaufen; es einfach zu trocken und über kurz oder lang nimmt jedes Klavier Schaden.
Der Klavierstimmer hat wohl nicht allzu viele Kunden und freut sich wenn er 3 x im Jahr zu Dir kommen darf.
Kauf Dir was anderes und stecke kein Geld mehr in diese kaputte Kiste.
 
Hallo zusammen,

ich habe vor mir einigen Jahren das "Familienklavier" nach Hause geholt und inzwischen auch einige Verbesserungen einfließen lassen. Was mich jedoch grundsätzlich stört, ist die schnelle Verstimmung bei Wechsel der Luftfeuchte. Grundsätzlich ist es bei uns eher zu trocken und ich befeuchte es innen mit einer Wasserschale. Daran (an die Trockenheit) scheint es sich auch "gewöhnt" zu haben, denn in 2021 war es durch den vielen Regen eher feuchter und die Verstimmung war noch schlimmer. Der Klavierstimmer war 3x da, aber irgendwie klang es nie besonders lange gut.

Die Verstimmung ist nicht offensichtlich. Die einzelnen Töne bzw. Chöre klingen gut. Auch die Oktaven klingen OK. Einige Akkorde sind aber absolut grauenhaft, wobei der Grad der Verstimmung stark "tagesformabhängig" ist. Manchmal ist es gut und an anderen Tagen kann man diese Akkorde einfach nicht spielen.

Laut Klavierstimmer sitzen die Wirbel fest genug, sie sind also eher nicht die Ursache. Der Resonanzboden hat aber mehrere, teilweise auch sehr lange Risse. Ein Riss geht - glaube ich - komplett durch. Die Saiten sind wahrscheinlich auch noch original (also ca. 90 Jahre alt). Beim Stimmen gibt es den Effekt, dass sich einzelne, bereits gestimmte Saiten wieder verstimmen, wenn die nachfolgenden gestimmt werden. Der Hersteller des Klaviers war Hupfer aus Zeitz.

Das ortsansässige Klavierhaus hatte mir empfohlen, etwas Neues zu kaufen. Vor ein paar Monaten hatte ich auch mal Zeit ein paar Klaviere anzuspielen (Flügel sind mir zu groß) war aber nicht "beeindruckt". Viele nette Klaviere mit unterschiedlichen Stärken, aber nichts wo ich gesagt hätte: Das ist es. Dabei ist mir auch klar geworden, dass ich das Klavier eigentlich mag. Der Klavierstimmer meint, nix machen und kein neuen Klavier kaufen; es einfach zu trocken und über kurz oder lang nimmt jedes Klavier Schaden.

In Summe bin ich also ziemlich unschlüssig, da der jetzige Zustand nicht optimal ist ich aber grundsätzlich das Klavier sehr mag und die angespielten Alternativen gut aber nicht überragend waren.

Die zwei wesentlichen Fragen sind:
- könnte man es reparieren und wie hoch wäre die Erfolgswahrscheinlichkeit? Kauft man sich andere Nachteile ein?
- Könnte man es selber nachstimmen?
- Lohnt der Umstieg auf ein High End Digital Piano? Ich hatte ein LX-706 ausprobiert und es war keine Alternative, aber evtl. ist ein NV5s viel besser

Vielen Dank,
Andre
"Wasserschale" ist evtl. etwas untermotorisiert, wenn es jetzt in der Heizperiode zu trocken ist. Schaff Dir einen Luftbefeuchter mit Hygrostat an. Gib "Ventra" als Suchbegriff hier im Forum ein und ich weiß, wass Du für den Rest des Tages machst ;)
 
Also davon kann ich auch ein Lied singen. Habe allerdings ein Neuklavier (< 1 Jahr), das sich logischerweise schnell verstimmt, aber ich kann trotzdem einen Bezug zur Luftfeuchtigkeit feststellen. Es wurde zuletzt im Jänner gestimmt, und soweit hat auch bis Ende Februar alles gepasst, doch dann war ich jetzt eine Woche auf Urlaub, in der mein Venta Luftwäscher natürlich trockengelaufen ist, und als ich zurückkam, war die Luftfeuchtigkeit bei 24% und das Klavier unendlich verstimmt!
 
"Wasserschale" ist evtl. etwas untermotorisiert, wenn es jetzt in der Heizperiode zu trocken ist. Schaff Dir einen Luftbefeuchter mit Hygrostat an. Gib "Ventra" als Suchbegriff hier im Forum ein und ich weiß, wass Du für den Rest des Tages machst ;)
Aufgrund der Bauweise des Hauses mit über eine Innentreppe verbundenen 2 Ebenen und entsprechend großem Luftvolumen wollte ich den Weg noch nicht gehen. Mein Klavierlehrer hat für seinen Flügel einen Venta aufgestellt und befüllt ihn z.Z. 2x pro Tag bei deutlich kleinerer Grundfläche.
 
Also davon kann ich auch ein Lied singen. Habe allerdings ein Neuklavier (< 1 Jahr), das sich logischerweise schnell verstimmt, aber ich kann trotzdem einen Bezug zur Luftfeuchtigkeit feststellen. Es wurde zuletzt im Jänner gestimmt, und soweit hat auch bis Ende Februar alles gepasst, doch dann war ich jetzt eine Woche auf Urlaub, in der mein Venta Luftwäscher natürlich trockengelaufen ist, und als ich zurückkam, war die Luftfeuchtigkeit bei 24% und das Klavier unendlich verstimmt!
Vielen Dank. Klingt, als müsste ich auf NV5s und Co. hoffen.
 
Der Effekt hat sicher nichts mit der Luftfeuchtigkeit zu tun, das sehe ich auch so. Aber woran könnte es dann liegen?
Mir fallen da zwei Dinge ein:
1) Lockerer Stimmwirbel, vielleicht aufgrund eines Risses im Stimmstock. Nicht gut. Aber laut Klavierstimmer ist das nicht der Fall.
2) Durch die Stimmung der anderen Saiten (Erhöhung der Spannung / Belastung des Gußrahmens) verzieht sich die ganze akustische Anlage. Gar nicht gut. Aber dann musste es mehr als einzelne Saiten betreffen. Das macht das Instrument komplett unstimmbar und wertlos.

Ich halte 1) für sehr viel wahrscheinlicher. Aber Ferndiagnose...
Vielleicht gibt es noch ein 3), das ich übersehe. Aber Verstimmung schon während des Stimmens - da muss etwas Gröberes schief laufen.

Zu langsameren Verstimmungen: Wenn es sehr trocken ist, kann es sein, dass sich der Stimmstock so stark zusammenzieht, dass die Stimmwirbel zu locker sitzen. Dann verstimmt sich das Instrument auch.

Zu deinen Fragen: Reparieren kann man es erst, wenn man die Ursache kennt.
Stimmen braucht einige Übung, und wenn sich das Klavier so schnell verstimmt, ist das viel Aufwand und reine Symptombekämpfung.

Lade doch mal ein Foto vom Stimmstock im Bereich der betroffenen Saiten hoch.
 

Da ich in der Rheinebene wohne befürchte ich dass ein akustisches Instrument sich sehr schnell verstimmt. Da ja hier sehr schwüle Luft im Sommer herrscht.
Deswegen bin ich normalerweise wenigstens 3 Monate im Jahr nicht zuhause.
Für mich ist es sehr unangenehm auf einem schlecht gestimmten <Klavier oder Flügel zu spielen , daher bin ich auf ein gutes Digitalklavier ausgewichen und habe es noch nie bereut.
Mein KAWAI CA 97 ist mittlerweile in die Jahre gekommen und demnächst wenn wieder alle digitalen Instrumente in den Läden anspielbereit zur Verfügung stehen werde ich mich auf die Suche nach dem KAWAI
Nv5s begeben.
 
Aufgrund der Bauweise des Hauses mit über eine Innentreppe verbundenen 2 Ebenen und entsprechend großem Luftvolumen wollte ich den Weg noch nicht gehen. Mein Klavierlehrer hat für seinen Flügel einen Venta aufgestellt und befüllt ihn z.Z. 2x pro Tag bei deutlich kleinerer Grundfläche.

Mein Haus hat auch eine offene Treppe, der Luftraum ist ebenfalls groß. Die Wand im Luftraum ist 7,4 m hoch, gegenüber liegt eine Dachschräge. Der Venta LW74 läuft auf der Galerie stehend (die Flügel ein Stockwerk darunter) immer nur auf Stufe 1. Ich fülle alle zwei Tage neun Liter Wasser nach.
 
Also davon kann ich auch ein Lied singen. Habe allerdings ein Neuklavier (< 1 Jahr), das sich logischerweise schnell verstimmt, aber ich kann trotzdem einen Bezug zur Luftfeuchtigkeit feststellen. Es wurde zuletzt im Jänner gestimmt, und soweit hat auch bis Ende Februar alles gepasst, doch dann war ich jetzt eine Woche auf Urlaub, in der mein Venta Luftwäscher natürlich trockengelaufen ist, und als ich zurückkam, war die Luftfeuchtigkeit bei 24% und das Klavier unendlich verstimmt!

Das hört sich aber auch nicht normal an.
 
Mein Haus hat auch eine offene Treppe, der Luftraum ist ebenfalls groß. Die Wand im Luftraum ist 7,4 m hoch, gegenüber liegt eine Dachschräge. Der Venta LW74 läuft auf der Galerie stehend (die Flügel ein Stockwerk darunter) immer nur auf Stufe 1. Ich fülle alle zwei Tage neun Liter Wasser nach.
Ich bin mir nicht sicher, ob das vergleichbar ist. Dein Haus wurde ja "um den Flügel herum" gebaut. Du hast bestimmt mehr Wert auf ein passendes Raumklima gelegt, als der Erbauer des Hauses, das wir bewohnen.
 
Wenn der Resonanzboden sehr stark gerissen ist, kann das schon passieren. Keine Stabilität. Wenn man dann z.B. die Mittellage hochstimmen muss, dann drücken die Saiten in der Mitte auf den Boden und andere Regionen verstimmen wieder.

Es gibt halt Klaviere, die sehr stark auf Feuchtigkeitsschwankungen reagieren. Auch welche, wo man keine Schäden am Resonanzboden oder sonst wo sieht. Meist sind es die alten Kisten.

Ich würde auch kein Geld mehr da rein stecken. Am ehesten kann man noch empfehlen, selber stimmen zu lernen. Aber da das ein sehr langwieriger Prozess ist, ist das auch nicht unbedingt zielführend.
 
Es gibt halt Klaviere, die sehr stark auf Feuchtigkeitsschwankungen reagieren. Auch welche, wo man keine Schäden am Resonanzboden oder sonst wo sieht. Meist sind es die alten Kisten.
Grundsätzlich kann man die aber trotzdem lieb haben ;-)

Ich habe jetzt die Stimmung von alten Kriebel fast ein Jahr stabil halten können! Im Sommer mit aktivem Lufttrockner im Winter mittels Venta plus Schwammmethode. Allerdings muss wirklich der Korridor zwischen 55% und 60% eingehalten werden, sonst wandern die Basssaiten komplett weg! Gestimmt wurde bei 57% auf 436Hz (nachdem der Bass von 432hz bei 45% Luftfeuchte da hin abgewandert war...)

Der Resonanzboden ist aber auch wirklich hinüber, da gibts nen Riss durch den man problemlos durchgucken kann.
 
Ich hab einen Kunden, bei dem ich 2 mal im Jahr bin. Im Frühjahr nach der Heizperiode muss ich jedes mal 7 Hz hoch stimmen und im Herbst vor Heizperiode 7 Hz runter stimmen. Ist auch so eine alte Kiste wo man echt nicht weiß wieso. Keine Schäden sichtbar.
 

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