Schellack erneuern/polieren … Anleitung für Anfänger

siggi87

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Schellack erneuern/polieren … Anleitung für Anfänger

Guten Tag liebe Clavios,

ich muss mal was fragen, es brennt mir auf der Zunge 

Ich finde meinen Flügel zwar hübsch, möchte aber gerne auch einen schönen Glanz erreichen, „neid an“ siehe dash´s Flügel „neid aus“.

Mein Flügel hat sämtliche Risse an der Oberfläche und ist teilweise sehr hell an manchen Stellen.

Damit ich aber so ein Resultat erziele wie bei Dash, muss ich wahrscheinlich den alten Schellack komplett abschleifen und einen neuen auftragen (oder gibt es
eine Sparversion?)

(Gut so übertrieben wie bei Dash muss es auch nicht sein  )

Was denkt ihr wie lange wohl sowas dauern würde und wie viel Kosten auf mich zukommen ?

Ist es überhaupt möglich, es selber zu machen ?

Ich würde mich freuen, wenn die Experten eine Art Anleitung mit Tips schreiben würden, die auch blutige Anfänger verstehen würden (mit Angabe von Materialien), um auch zukünftige Interessenten zu besänftigen.

Ich hoffe ich verlange nicht zu viel, es gab zwar schon einige Threads mit dem Vorgehen, aber es war nicht detailliert genug.

Vielen Dank.

Viele Grüße

Siggi
 
Siggi, Schellackrenovierung ist RICHTIG teuer. Das geht bei manchen Anbietern in den 5-stelligen Bereich.

Grund: Handarbeit. Viel, viel Handarbeit.

Schreib doch mal "Der Pianist" an - ich glaube, der macht das gerade. Ich halte es für machbar, wenn man handwerklich begabt, geduldig und FLEISSIG ist. Und wenn man vorher alles notwendige Wissen zusammengetragen UND ausprobiert UND geübt hat.

MIR würde das Spass machen.
 
Ja das ist es ja, mir fehlt komplett das Wissen, sowohl über die Materialien als auch über die Vorgehensweise.

Was schätzt ihr, wie lange sowas dauert?

Ob ich handwerklich geschickt bin, weiß ich noch gar nicht, mal schauen :)
 
Lange, sehr lange ...

Ich bin seit Ostern an meinem dran - natürlich nicht ununterbrochen (mache das ja auch nicht hauptberuflich!), aber du musst auch immer wieder zwischentrocknen lassen, dann natürlich auch die ganzen Einzelteile bearbeiten. Ohne Geduld und viele Liebe für den Flügel und für die Arbeit würde ich das nicht empfehlen. Mir macht das allerdings Spaß und ich bin gottseidank nicht unbegabt, was den Umgang mit Farben angeht (allerdings auch schon Lehrgeld bezahlt, wie das halt so ist ;-))
 
Also ich würde auf jeden Fall die Geduld mitbringen, auch ein Jahr, ich habe auch leider nicht viel Zeit dafür, ich würde es nur am Wochenende machen.
Kann man sich damit den ganzen Flügel versauen?
Eigentlich nicht oder, da man ja, denke ich, beim spätestens 2 oder 3. Versuch, es hinbekommen müsste ?

Damit ich mir 100ig% sicher bin, dass ich es selber mache, benötige ich natürlich eine sehr ausführliche Anleitung, da ich sonst viel zu viel Angst habe, was falsch zu machen.
 
Schau mal, Siggi, hier ist eine "Kurzeinführung".

Und Du glaubst, dass hier im Forum sich jemand stundenlang hinsetzt, um Dir eine detaillierte Anleitung zu schreiben? Ist wohl ein wenig zu viel verlangt.

Hast Du mal daran gedacht, es mit einschlägigen Fachbüchern zu versuchen und dann zunächst an einem Probestück zu üben? Und wenn es DANN Probleme gibt, hier zielgerichtet nach Tipps zu fragen?
 
Es gibt dazu auch einige ziemlich ausführliche Tutorials auf Youtube (inkl. Materialauswahl). Auf jeden Fall solltest Du Dich darauf einstellen, erst einmal lange Zeit an einem Stück Holz zu üben, bevor Du an den Flügel kannst. Auf YT habe ich gesehen, wie jemand seine Gitarre bearbeitet hat. Dauer, wenn ich nicht irre: 8 Wochen (inkl. Trockenzeiten oder so was). Und der hatte vorher bereits reichlich geübt.
 
.... Auf YT habe ich gesehen, wie jemand seine Gitarre bearbeitet hat. Dauer, wenn ich nicht irre: 8 Wochen (inkl. Trockenzeiten oder so was). Und der hatte vorher bereits reichlich geübt.

... und, Peter, du weißt ja, eine Gitarre ist kein Flügel ;-)
Wenn du Pech hast, versemmelst du dir kurz vor Ladenschluss noch die schönste Fläche - allerdings kannst du wieder einfach abschleifen und nochmal machen. Ich will das jetzt auch nicht dramatisieren, das ist schon machbar, je nach Anspruch - für mich ist die Sache mit der Geduld (spiele mal nach Noten ohne Notenpult ...) das mit Abstand schwierigste ... ;-);-)
 
Danke gubu für die Einführung.

Das ist heftig, wieviel Arbeit da drin steckt.
Irgendwie habe ich jetzt Angst bekommen, da in dem Artikel auch noch folgendes steht:
"Die Herstellung einer hochglanzpolierten schwarzen Fläche ist die schwierigste Arbeit beim Polieren. Solange Sie die Schellackpolitur wie oben beschrieben nicht beherrschen, sollten Sie vom Schwarzpolieren die Finger lassen"
:?
Ich kann ja mal das ausprobieren, vielleicht bin ich ja begabt :D

Kann mir jemand vielleicht irgendwelche Marken empfehlen für Beize, Öl,
Schellack u.s.w. ?

Und wie ist es, wenn man nur den Schellack ausbessern möchte, ist glaube ich ja viel weniger Aufwand oder ?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Im Bauhaus kannst du dir fertiger Schellack besorgen (Clou, Lumberjack etc), am besten eine kleine Flasche. Dazu ein ein Fläschchen Nigrosin schwarz, ne alte Wollsocke und ein Leintuch.
Das kostet nicht viel und damit kannst du mal testen. Nimm eine Sperrholzplatte und los gehts ...
Die besten Marken helfen dir nicht, wenn man es nicht kann - aber es gibt sicher hier noch Berufenere zum Thema!
 
ehrlich gesagt, brauche ich doch nicht den heftigen Glanz, ich glaube, das wäre zu viel für meinen alten Flügel. Man soll ihn es schon etwas ansehen.
Er hat halt ein paar Kratzer und Macken, kann man diese ausbessern, ohne den Flügel komplett zu polieren?
Wenn ich kleine Stellen reparieren möchte, wird man doch diese später bestimmt sehen, da die Farbunterschiede deutlich werden oder?
Oder gibt es eine Möglichkeit die Stellen so zu reparieren, dass man es nachinein nicht sieht?
 

Im Bauhaus kannst du dir fertiger Schellack besorgen (Clou, Lumberjack etc), am besten eine kleine Flasche. Dazu ein ein Fläschchen Nigrosin schwarz, ne alte Wollsocke und ein Leintuch.

Dann noch ganz viel Alkohol zum Verdünnen der fertigen Schellacklösung: Ich nehme den Isopropanol von Höfer Chemie. Gibts als 5L Kanister für ca. 18€.
Und Polieröl. Sonst läufst du schnell Gefahr, die Schichten wieder aufzureißen. Irgendwann hat man das im Gefühl, wie feucht der Ballen sein muss und wann mal lieber etwas Öl dazu gibt, bevor was aufreißt. Wichtig ist außerdem die richtige Verdünnung der Schellacklösung. Das muss man dann ausprobieren, ich kenne den von Clou und Lumberjack nicht. Bei meinem von Kiroff mische ich immer zu ca. 1:4 (Schellacklösung:Alkohol) mit gutem Ergebnis.
Nimmst du nämlich eine zu dicke Lösung, klebt das schnell und schmiert auf der Oberfläche, sodass es dann später mehr wie gestrichen ausschaut, als Ballenpolitur.

LG und viel Erfolg!
Patrick
 
Im Bauhaus kannst du dir fertiger Schellack besorgen (Clou, Lumberjack etc), am besten eine kleine Flasche. Dazu ein ein Fläschchen Nigrosin schwarz, ne alte Wollsocke und ein Leintuch.
Das kostet nicht viel und damit kannst du mal testen. Nimm eine Sperrholzplatte und los gehts ...
Die besten Marken helfen dir nicht, wenn man es nicht kann - aber es gibt sicher hier noch Berufenere zum Thema!

Und das Gute: Mit viel Alk kriegste den Baumarkt-Scheiß auch prima wieder runter... :D

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Es gibt dazu auch einige ziemlich ausführliche Tutorials auf Youtube (inkl. Materialauswahl). Auf jeden Fall solltest Du Dich darauf einstellen, erst einmal lange Zeit an einem Stück Holz zu üben, bevor Du an den Flügel kannst. Auf YT habe ich gesehen, wie jemand seine Gitarre bearbeitet hat. Dauer, wenn ich nicht irre: 8 Wochen (inkl. Trockenzeiten oder so was). Und der hatte vorher bereits reichlich geübt.

Ja, Nur Schwarzpolitur ist noch ein etwas anderes Kaliber - es würde auch garnichts bringen hier alles im Detail zu beschreiben, und es bringt auch nichts allein sich in Fachliteratur und Tuturials kundig zu machen.
Schellackpolitur bedarf jahrelanger Übungen und Erfahrungen....und selbst da passieren noch Unglücke.


Viele Grüße

Styx
 
Gut dann lasse ich es lieber, aber kann man vielleicht ein paar Stellen irgendwie retuschieren?
 
Wenn ich immer diese Angstmacherei lese...
"Die Herstellung einer hochglanzpolierten schwarzen Fläche ist die schwierigste Arbeit beim Polieren. Solange Sie die Schellackpolitur wie oben beschrieben nicht beherrschen, sollten Sie vom Schwarzpolieren die Finger lassen"

Den Blödsinn habe ich auch gelesen und es dennoch gemacht. Ich meine ich habe direkt mit Schwarz angefangen und auch direkt am Flügel, nachdem ich ein Testbrett ausprobiert habe. Natürlich gab es Rückschläge und Fehlversuche, aber das schöne am Schellack ist, das man ihn jederzeit wieder abbekommt und dann einfach noch einmal neu anfangen kann. Mittlerweile strahlt mein Flügel wieder wie neu, natürlich nicht in absolutem Hochglanz wie bei den Profis, aber auch nicht weit davon entfernt.

Was ich persönlich inzwischen weiss und auch als wichtigste Erkenntnis mitgenommen habe ist folgendes:

1. Es braucht sehr viel mehr Alkohol, als Schellack. Der Schellack wird eigentlich mehr oder weniger in homöopathischen Dosen dem Alkohol beigemischt.

2. Trockenzeit ist wichtig. Lieber zwei Tage zwischen den Schichten trocknen lassen und wenn es geht und nicht eilt, dann auch mal ne Woche oder Zwei liegen lassen.

3. Die Vorarbeit ist auch wichtig, gut Schleifen und anschliessend auch wieder gut füllen, wo nötig. Mit Schellackstangen habe ich keine so gute Erfahrung gemacht, das wollte bei mir nicht so richtig. Daher habe ich mich für Schleifen entschieden und bin dann sogar mit dem Extenderschleifer an den Flügel gegangen. Ist viel einfach als mit der Hand schleifen. :-)


Kurz gesagt, es ist eine Mordsarbeit (körperlich) weil man da wirklich Stunde um Stunde poliert. Kosten sind marginal, der Schellack kostet nicht viel (ich habe ca. 10 Liter hier stehen, falls den einer kaufen möchte :D). Mir war nicht klar, das man aus einem Kilo Schellack soviel Verarbeitungsfähigen Schellack gewinnen würde. Am Ende hätten 100-200 Gramm mehr als gereicht... Ich habe meinen Schellack mit Nigrosin selber eingefärbt, einfacher ist es eine Dose fertigen schwarzen Schellack zu kaufen. Der ist aber unverschämt teuer... Vor dem Schellack habe ich mit schwarzer Wasserbeize vorgefärbt.

Was ich nicht mehr tun würde.
Schellack selber anmischen. Eine unnötige Sauerrei und mit einem Liter fertigem Schellack ist man bestens bedient.

Was ich auch nicht machen würde. Schellack im Baumarkt kaufen. Keine Ahnung warum, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher ob der wirklich ohne Zusätze ist.

Polieröl braucht man übrigens auch eher in geringen Dosen, wenn man genug Alllohol (Prost) dabei hat. Ich habe die kleine Flasche nicht aufgebraucht.

Ich würde es wieder tun, aber man sollte sicher schon etwas Gefühl für Farbarbeiten haben. Die ganze Aktion hat nicht einmal 150,- Euro (Stunden natürlich nicht mitgerechnet) gekostet. Der Klavierbauer wollte zwischen 3 und 5 Kilo Euro haben. :D

Gruß Volker
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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