Schellack ausbessern

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26. Apr. 2008
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Oh ja...dokumentier es bitte. Nach einer solch alkoholischen Behandlung dürfte das Flügelchen wohl inzwischen recht schäbig aussehen, würd mich nicht wundern wenn der n kompletten Neuaufbau der Politur benötigt.

Viele Grüße

Styx

Ja bitte.
Wenn Du pro Stunde eine Sekunde festhältst wird das ein schöner Zweiminuten-Film.

Allerdings hätte ich gewisse Bedenken, kmw könnte die Sekunden-Einblicke in die Arbeit kommentieren, als wäre es eine vollständige Dokumentation. (Ein abschreckendes Beispiel fand ich gerade im Forumsarchiv. Seit dem gab es kaum mehr so nette Einblicke in die Klavierreparatur - schade.)

Gruß cm
So, fertig mit der Aussbesserung der Politur am schönen alten Förster Flügel! :p
Filmchen hab ich nicht gemacht, aber ein paar Fotos...

Zur Erinnerung: Für ein Konzert wurde der Flügel geliehen und dort hatte irgendwer mit alkoholhältigem Lumpen den Flügel rundherum "gereinigt". Schellack ist jedoch in Alkohol löslich und somit sehr empfindlich.

Hier ein Foto wie das ausgesehen hat:

f3%20vor.JPG



...und nun nach der Arbeit:

f4%20nach.JPG


Ich muss dazu sagen, dass der 100 jährige Flügel zahlreiche Macken hatte, die ich nicht extra heraus gearbeitet bzw. gefüllt habe. Es sollte der alte Charakter erhalten bleiben, der "Reinigungsschaden" jedoch rückgängig gemacht werden. Die Arbeiten habe ich in mehreren Etappen vor Ort durchgeführt.

Weitere Bilder:

Seitenwand vor / und danach

Andere Seitenwand vor / und danach

Deckel vorher / und danach

Deckel gesamt vor der Arbeit / und nach der Arbeit

LG
Michael
 
Hallo Michael,,
macht Spaß zu sehen, welche Verbesserungen möglich sind.

Gruß
Manfred
 
Sehr schöne Arbeit. Toll anzusehen, wie er wieder glänzt.

Ich frage mich nur... wie kann man mit einem Putzmittel den ganzen Flügel ruinieren und merkt es nicht gleich beim ersten Drüberstreichen? Schellack reagiert schnell. Dass muss man doch merken.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Ich muss dazu sagen, dass der 100 jährige Flügel zahlreiche Macken hatte, die ich nicht extra heraus gearbeitet bzw. gefüllt habe. Es sollte der alte Charakter erhalten bleiben, der "Reinigungsschaden" jedoch rückgängig gemacht werden. Die Arbeiten habe ich in mehreren Etappen vor Ort durchgeführt.

Nach in Augenscheinnahme anhand der Photos würde ich jetzt mal mutmaßen die Originalpolitur konnte mittels Alkohol, Benzoelösung, etwas Schellack und jede Menge Arbeit wieder hergestellt werden :)

agraffentonis Tastenklappe hingegen erinnert mich an meine letzthin bearbeitete Bechsteinklappe - alte Politur kaum noch vorhanden, und vermutlich schon Löcher im Furnier....könnte man jetzt mit Spachtelmasse alles glätten - wäre da nicht der häßliche Umstand daß handelsübliche Spachtelmasse entweder sehr resistent gegenüber Beize ist, oder aber einen völlig anderen Farbton als der gewünschte wiedergibt. Was bleibt also? Ganze alte Zeugs runter, schleifen, beißen, Poren schließen und die Oberfläche neu aufbauen. Am fiesesten emfinde ich dabei das Porenschließen, hab das mal mit Wiener Kalk versucht.....sieht recht interessant aus die Maserung (welche man ja an sich weg haben wollte) nun spiegelblank im Zebrafarbton zu haben - leider sind da die Geschmäcker der Kunden nicht so ganz von zu überzeugen :D :D

Viele Grüße

Styx
 
Hallo Freunde,

@Styx - nein ich habe die Oberfläche angeschliffen und dann mit Politur (Schellack, Alkohol und Polieröl) ohne Benzoe etc. gearbeitet. Teilweise fraßen sich die aufgebrannten Stellen bis zum Holz durch - da habe ich eben mehr geschliffen. Es war jedoch nicht nötig Poren zu füllen.

@Agraffentoni - Klar könnte ich den Tastendeckel machen. Wenn ich das Teil in der Werkstatt habe, wäre das machbar. Vor Ort geht das nur, wenn ich mehrmals anreise. Vom selbst hergestellten Spachtel habe ich bisher noch nicht gehört. Funtkioniert das gut?

LG
Michael
 
Sieht super aus, Michael! Wie hast du das konkret gemacht: ich meine mit welcher Körnung hast du geschliffen? Nass oder trocken? und nach dem Schleifen einfach Schellack plus Alkohol auf einen Ballen und dann munter poliert? Schellack schwarz eingefärbt? Wie viele Schichten hast du dafür benötigt?
 
Hallo Michael herzlichen Glückwunsch zu Deinem wunderschönen Polierergebnis!

Als gut zu verarbeitender selbst anzusetzender Kitt für Schwarzlackoberflächen eignet sich Fischleimkitt mit Lycopodium (Bärlappsporen) und Pigmenten (Rußschwarz oder Nigrosin (synth. Farbstoff). Und gegebenenfalls noch andere Pigmente, zum abtönen. Bei dem vorgestellten Basisstoff für Kitte bräuchte man `ne Menge wirklich schwarzen Holzstaub also z.B. das Kernholz vom Grenadille.
Auch eine größere Menge des Fischleimkitt als Vorrat kann man dicht verschlossen prima aufheben, am besten im Kühlschrank.
Gruß Ivory
 
Vom selbst hergestellten Spachtel habe ich bisher noch nicht gehört. Funktioniert das gut?

LG
Michael
Mit diesem Mittel habe ich bei allen bereits bearbeiteten Holzarten gute Erfahrungen gemacht.
Versuche mit schwarzem Schleifstaub vom Objekt zeigen nach Trocknung und feinem Überschleifen eine gute Oberfläche. Wie es dann aussieht, wenn Schellack aufgetragen und poliert wird kann ich leider noch nicht sagen...

Grüße

Toni
 

...oder Schleifstaub vom zu bearbeitenden Objekt
....war mir klar, dass der Schnack kommt!! HIHI!
Gruß Ivory
 
Sieht super aus, Michael! Wie hast du das konkret gemacht: ich meine mit welcher Körnung hast du geschliffen? Nass oder trocken? und nach dem Schleifen einfach Schellack plus Alkohol auf einen Ballen und dann munter poliert? Schellack schwarz eingefärbt? Wie viele Schichten hast du dafür benötigt?
Hallo Tastenscherge,

Geschliffen habe ich mit einem Schleifschwamm (fein) und selbstverständlich trocken, und die Politur ist von Baumgärtel. Ich verwende dann ziemlich reinen Alkohol zum Verdünnen (98%). Zum Grundpolieren arbeite ich mit ziemlich dicker voreingefärbter Politur und Öl. Helle Stellen bearbeite ich mit noch stärker gefärbter Politur. Dazu verwende ich Nigrosin Pulver (abgemischt in einem kleinen Fläschchen). Der Ballen besteht aus ungewaschener Wolle und 100% Leinen. Das Leinen ist oft vorgewaschen. Den Vorgang des Grundpolierens wiederhole ich nach Zwischentrocknung (nach 3-4 Tagen) in diesem Fall ein zweites Mal, wobei ich immer den Ballen durch laufende Zugabe von Alkohol mit immer weniger Politur ausarbeite. Teilweise musste ich nachschleifen vor dem zweiten Auftrag. Danach warte ich wieder 3-4 Tage, wechsle den Ballen und arbeite dann ohne Zugabe von Öl mit ungefärbter Politur (Deckpolieren) farblos noch einmal alles durch. Wichtig - immer wieder mit Alkohol verdünnen und so den Ballen ausarbeiten. (Das Polierleinen öfter wenden und neue Stellen finden, die das vorher verwendete Öl wieder heraus ziehen) Nie zu feucht werden! Danach warte ich 1,5 Wochen und arbeite das restliche Öl, welches empor steigt mit Hochglanzpolish von Zweihorn durch. Fertig repariert.

@styx Wiener Kalk und Schwefelwasser verwendet man zum Öl raus ziehen und nicht zum Poren schließen. Als Ersatz nehme ich das Fertigpolish. Zum Poren schließen nimmt man Bimsmehl, welches ich Vorzugsweise in einen alten Socken verfrachte, um es gleichmäßiger auf der Oberfläche zu verteilen. Außerdem wirkt die Socke wie ein Sieb und gröbere Stücke behält er zurück.

LG
Michael
 
@styx Wiener Kalk und Schwefelwasser verwendet man zum Öl raus ziehen und nicht zum Poren schließen. Als Ersatz nehme ich das Fertigpolish. Zum Poren schließen nimmt man Bimsmehl, welches ich Vorzugsweise in einen alten Socken verfrachte, um es gleichmäßiger auf der Oberfläche zu verteilen. Außerdem wirkt die Socke wie ein Sieb und gröbere Stücke behält er zurück.

Verschon mich bloß mit diesem verfluchten Bumsmehl, eignet sich nur hervorragend um die Oberfläche zu zerkratzen....kriegt mein autistischer Sohn besser hin, auch ohne Hilfsmittel :D :D :D

Öl nehm ich so wenig wie es nur geht, zum Auspolieren der Ölrückstände hat sich bei mir sehr gut "Cluo Polish" bewährt. Zu vor verwende ich allerdings zum Auspolieren nur noch reinen Alkohol mit etwas Benzoelösung - das macht dann auch die restlichen Poren zu...ist halt nur n Geduldspiel, hab da schon das eine oder andere Mal die Oberfläche mit zerrissen, und das Spiel ging von vorne los - die an die 200 Schellackschichten wieder runterschleifen...........................................:D

Viele Grüße

Styx
 
Verschon mich bloß mit diesem verfluchten Bumsmehl, eignet sich nur hervorragend um die Oberfläche zu zerkratzen....kriegt mein autistischer Sohn besser hin, auch ohne Hilfsmittel :D :D

Öl nehm ich so wenig wie es nur geht, zum Auspolieren der Ölrückstände hat sich bei mir sehr gut "Cluo Polish" bewährt. Zu vor verwende ich allerdings zum Auspolieren nur noch reinen Alkohol mit etwas Benzoelösung - das macht dann auch die restlichen Poren zu...ist halt nur n Geduldspiel, hab da schon das eine oder andere Mal die Oberfläche mit zerrissen, und das Spiel ging von vorne los - die an die 200 Schellackschichten wieder runterschleifen...........................................:D

Viele Grüße

Styx
Lieber styx,

Tja, dann machst Du schon so Einiges grundverkehrt ;-)
Bimsmehl kommt nicht auf zerkratzbare Oberflächen sondern ist zum Porenfüllen da!
Öl nimmt man dabei nicht, sondern wenig Politur. Poren füllen macht man auf diese Art zwei mal und lässt schön Zwischentrocknen! Öl verwendet man erst auf einer geschlossenporigen Fläche und lässt den Bims ab da an weg.
Öl verwendet man nun soviel wie nötig, damit der Ballen zieht aber nicht rutscht. Zuwenig Öl ist nicht gut und nur für äußerst geschickte Könner anzuraten, da man schnell kleben bleibt und die Fläche zerreist. Es schadet nicht, wenn man anfänglich etwas mehr Öl als nötig verwendet. Zeigen sich noch eingefallene Poren ist ein Zwischenschliff sicherer als nochmals Bims einzuarbeiten, was freilich auch geht. Der häufigste Fehler ist Ungeduld bei den Zwischentrocknungszeiten.

LG
Michael
 
Lieber styx,

Tja, dann machst Du schon so Einiges grundverkehrt ;-)
Bimsmehl kommt nicht auf zerkratzbare Oberflächen sondern ist zum Porenfüllen da!
Öl nimmt man dabei nicht, sondern wenig Politur. Poren füllen macht man auf diese Art zwei mal und lässt schön Zwischentrocknen! Öl verwendet man erst auf einer geschlossenporigen Fläche und lässt den Bims ab da an weg.
Öl verwendet man nun soviel wie nötig, damit der Ballen zieht aber nicht rutscht. Zuwenig Öl ist nicht gut und nur für äußerst geschickte Könner anzuraten, da man schnell kleben bleibt und die Fläche zerreist. Es schadet nicht, wenn man anfänglich etwas mehr Öl als nötig verwendet. Zeigen sich noch eingefallene Poren ist ein Zwischenschliff sicherer als nochmals Bims einzuarbeiten, was freilich auch geht. Der häufigste Fehler ist Ungeduld bei den Zwischentrocknungszeiten.

LG
Michael

Ja lieber Micha, aber darum geht es ja, das nachhaltige Porenschließen (wenn die "Löcher" erst ersichtlich werden wenn es richtig anfängt zu glänzen), und da erwies sich Bimsmehl (bei mir) eher als "Zerkratzmittel". In der Vorbereitung (wenn die Oberfläche bereits mit 1000er Sandpapier geschliffen wurde, und die schwarze Wasserbeize sich seidenglänzend "einbohnern" läßt, scheinen ja optisch keine Poren mehr offen zu sein....

Ja - die Geduld, wenn die Kunden sie denn mal hätten, mir selbst pressierts ja ned :D :D :D

Viele Grüße

Styx
 
In der Vorbereitung (wenn die Oberfläche bereits mit 1000er Sandpapier geschliffen wurde, und die schwarze Wasserbeize sich seidenglänzend "einbohnern" läßt, scheinen ja optisch keine Poren mehr offen zu sein....

Styx

... Aber genau jetzt nach dem Schleifen und Beizen kommt das Bimsmehl doch zum Einsatz. Jetzt müssen die Poren geschlossen werden.

LG
Bechsteinfreund
 
Wie gehe ich vor, wenn ich nach einigen Monaten wieder Poren in der Schellackoberfläche habe? Ich habe mit Bimsmehl und Schellack grundpoliert und die Poren waren einmal geschlossen. Die Oberfläche war am Ende glänzend und geschlossen.

Anscheinend habe ich jedoch zu wenig Bimsmehl und zu viel Schellack eingearbeitet, denn die großen Poren sind wie gesagt wieder ein wenig eingefallen.

Das Ergebnis ist zwar noch immer für meine Zwecke sehr ansehnlich, aber ich würde das zum einen gerne das nächste Mal vermeiden, zum anderen interessiert mich, wie ich die Poren nun nachträglich am besten schließe.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Wie gehe ich vor, wenn ich nach einigen Monaten wieder Poren in der Schellackoberfläche habe? Ich habe mit Bimsmehl und Schellack grundpoliert und die Poren waren einmal geschlossen. Die Oberfläche war am Ende glänzend und geschlossen.

Anscheinend habe ich jedoch zu wenig Bimsmehl und zu viel Schellack eingearbeitet, denn die großen Poren sind wie gesagt wieder ein wenig eingefallen.

Das Ergebnis ist zwar noch immer für meine Zwecke sehr ansehnlich, aber ich würde das zum einen gerne das nächste Mal vermeiden, zum anderen interessiert mich, wie ich die Poren nun nachträglich am besten schließe.

Liebe Grüße,
Mawima
Hallo Mawima,

Also "einfallen" nach dem Poren füllen gibt es. Kommt darauf an wie tief eingefallen, und wie lange der letzte Politurauftrag her ist. Ein paar Monate ist lange genug, auch einige Wochen reichen schon. Am leichtesten geht überschleifen und weiter polieren bis die Poren wieder zu sind. Mit Gefühl kann man auch ein wenig Bimsmehl einarbeiten (was natürlich die Oberfläche zerkratzt - aber das muss ja dann sowieso wieder auf Glanz poliert werden. Nach dem Bimsen und trocknen musst Du aber auf alle Fälle wieder den Ballen wechseln.

Im Endeffekt hält nur Bims die Poren stabil geschlossen - daher ist es Styx nahezu unmöglich eine geschlossenporige Fläche zu erhalten. Man arbeitet ansonsten ewig und drei Tage daran und flucht nach ein paar Tagen oder Wochen, weil die Politur langsam zusammen trocknet und die Poren wieder sichtbar werden...

LG
Michael
 
Anscheinend habe ich jedoch zu wenig Bimsmehl und zu viel Schellack eingearbeitet, denn die großen Poren sind wie gesagt wieder ein wenig eingefallen.

Jetzt fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren, klar, der porenschließende Feinstaub auf der Oberfläche fällt ja beim polieren ein, Bimsmehl nicht ganz so arg. Allerdings ist das vorherige Einlassen des Bimsmehls ein ziemlicher Kraftakt, weshalb ich mal irgendwann da zu über gegangen bin einfach mal so fein zu schleifen bis die Oberfläche schon von alleine leicht glänzt. Nur die Poren sind dann beim Auspolieren spätestens wieder da.

Allerdings scheint es von Holzart zu Holzart recht unterschiedlich zu sein, hier mal zwei Beispiele wo ich entsprechend ohne Bimsmehl arbeitete, beim Wurzelfurnier läßt sich das Ergebnis durchaus sehen, Bei Nußbaum Maser hingegen ist alles wieder offen:

poren1.JPG


poren.JPG


Viele Grüße

Styx
 

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