Sch... zu Gold? Projekt C.Bechstein - Klavier

Peter

Peter

Bechsteinfan
Mod
Dabei seit
19. März 2006
Beiträge
25.147
Reaktionen
25.580
Schon geraume Zeit durchstöbere ich die Kleinanzeigen nach einem günstige Bastelklavier. Es sollte nicht zu defekt sein und ohne großen Aufwand spielbar gemacht werden können. Immer wieder stieß ich auf interessante Angebote, aber oft war ich einfach zu faul.
Jetzt entdeckte ich diese Anzeige:
klavier_01m5scy.jpg


Was mir sofort ins Auge fiel war "Bechstein" und "1870", also ein Instrument aus der gleichen Zeit wie mein Flügel. Genau das ließ mich meine Faulheit völlig vergessen.
Niemals wollte ich so eine Schrottkiste haben...dachte ich. Aber der Gedanke ließ mich nicht los und ohne groß zu schauen nahm ich das Ding einfach mit. Lediglich "Stimmstock, Gussrahmen) habe ich vorher abgefragt. Klaviermacher war zufällig vor Ort, half mir bei der Abholung und hat auch keinen Einspruch erhoben (er schaute noch nach dem Steg). Das Klavier ist von einem Händler, der ein "Bechstein" nicht wegschmeißen wollte (am Telefon: "Naja aber es ist ein Bechstein, und so was schmeisst man einfach nicht weg" ... vermutlich ging es aber auch um Entsorgungskosten).


Heute morgen habe ich es in meine Werkstatt gebracht und einen ersten Blick riskiert. Au weia. :-D
Aber ich freue mich riesig auf das Projekt und bin selbst sehr gespannt, ob überhaupt und was da raus kommt. Ich habe alle Zeit der Welt, kein Ziel, keinen Druck und selbst wenn da nichts bei raus kommt, werde ich viel Spaß haben und auch viel Interessantes lernen.
Einen vernünftigen Grund, warum ich das mache, gibt es nicht. Aber aus so was altem Zerfallenen wieder was Lebendiges zu machen fasziniert mich spätestens seit den Beiträgen von @klavierrestaurator .

Nach dem allerersten Blick: Sieht doch alles gut aus?! :-D
Nicht wenige Bändchen sind gerissen. Elfenbeinbelag teilweise gebrochen. Mindestens 2 Saiten fehlen. Ein Hammerfilz ist lose. Hammerfilz fühlt sich sehr hart an (da werde ich direkt den Klaviermacher befragen, er ist ja noch hier), in der Mittellage sind die Köpfe schon sehr eckig. Dämpferfilz, da weiß ich nicht ob der nur verstaubt ist oder angefressen. Da und dort fehlt ein Schräubchen. Furnier an manchen Stellen beschädigt, Verzierungen abgefallen (aber noch da). Reso habe ich mir noch gar nicht angeschaut. Mindestens 4 Saiten fehlen.
Hier noch ein paar Bilder (ich werde die immer in voller Auflösung lassen, falls jemand reinzoomen möchte).






Ich werde hier hoffentlich niemanden auf den Keks gehen, wenn ich ab und an um Hilfe, Ratschläge und evtl. Lieferung benötigter Materialien bitte. Diesbezüglich hoffe ich auf @Mawima , @GSTLP , @klaviermacher und natürlich jeden anderen, der mit so was handelt oder sich einfach gerne austauscht.

Im Moment habe ich recht wenig Zeit, wodurch das Projekt eher zögerlich starten wird. Die nächste Aktion wird sein:
Entstauben, ausblasen, schauen, das ich die Mechanik heraus bekomme, grob reinigen und dann einen zweiten Blick riskieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mach Dir keinen Stress. An meinem Grotrian-Flügel arbeite ich jetzt schon über ein Jahr. Aber ich bin weiter zuversichtlich, dass irgendwann der erste Ton rauskommt...:-D
 
Haha Curby, der war gut! Anbau steht! :-D
 
Ich habs ja nicht so mit so ollen Dingern, aber das ist - rein vom Gehäuse - mal wirklich schön. Auch das Furnier sieht vielversprechend aus! Gratulation & have fun!
 
Ich häte gern eines, wodran ich stimmen üben kann - muss also dementsprechend besser in Schuss sein.
Ich kann ja bald mein E-Piano gegen ein Klavier eintauschen :)..
 
Die Winterbeschäftigung ist Dir damit sicher!
Viel Spaß und Erfolg beim Basteln und Renovieren.
 
Immer wenn ich solche Bilder sehe, denke ich an meine erste Klavierstunde (als Erwachsene), in der mir meine Lehrerin etwas zur Tonerzeugung erklärt hat. Ich bin damals nicht so richtig angesprungen auf das Thema.
Seit ich hier im Forum mitlese, interessiert mich das Innenleben der Tasteninstrumente mehr und mehr. Ich glaube, diese erste Klavierstunde muss nochmals wiederholt werden.

Ich bin ebenfalls neugierig, ab und an zu erfahren, was aus diesem guten alten Stück wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wie wärs, wenn Du eine Hausbar draus machst? Einfach die Abdeckplatte über der Klaviatur mit einem Glasausschnitt versehen, die Mechanik dahinter teilweise stehen lassen, im jetzigen Originalzustand, und dazwischen einen Platz für Flaschen, Gläser und stimmungsvolle Beleuchtung schaffen. Wenn Du Klavierklang willst, kannst Du ja noch einen Cd-Player mit integrieren ...
 
Super Peter und viel Spaß dabei! So ein Projekt wünsche ich mir auch, leider fehlt zur Zeit der Platz. Ein Bastelklavier wäre in Sichtweite. Irgendwann klappts, ganz sicher.
Schade, dass Berlin soooooooooo weit wech is, dann würde ich glatt mal vorbeikommen. Aber mein Neffe wohnt neuerdings in Berlin, vielleicht schneie ich dann mal zu einem Treffen oder so ein, wenn's passt.
Gruß Ivory
 
Hallo @Peter, das sieht wirklich nach Arbeit aus. Meine Unterstützung ist Dir schon mal sicher. Ich mag es, wenn Klaviere vor der Verschrottung gerettet werden. Meist ist es ja nicht so, dass man die Instrumente nicht mehr zum Spielen oder Klingen bringen kann, sondern es geht und die (Arbeits-)Kosten.

Wenn Du Zeit und Geduld hast, dann wird da sicher was draus.

Ich wünsch Dir viel Spaß und Erfolg.
Martin
 
Ja klar geht es um die Kosten. Ein Klavierbauer kann das, was er da an Arbeitsstunden reinsteckt, schlecht wieder rausholen. Dafür gibt es einfach zu viele gute und neuere Instrumente auf dem Markt.
 
Peter, ich kann Dich mehr als verstehen... es ist ein tolles Gefühl, wenn man einen "Haufen Schrott" mit den eigenen Händen wieder dazu bringen kann, Gänsehaut zu produzieren... :)
Falls ich Dir helfen kann, kannst Du mich gern jederzeit anrufen.
LG Georg
 
Danke, das mache ich gerne!
Andererseits will ich natürlich viele Fragen auch gerne hier öffentlich stellen in dem Glauben, dass das für manch anderen ähnlich interessant ist wie für mich.

Kleines Update:
Mit der Reinigung geht es langsam voran. Im Moment mache ich de Tasten.
Beim Ausbau des Pedal-Gestänges habe ich bereits was kaputt gemacht. :angst:Aber das bekomme ich wieder hin. Die Verbindung Pedal-Gestänge (so ein gebogener Draht mit Gewinde am Ende, auf dem ein Holzstück aufgeschraubt ist) ist am Gewinde abgeschert. War entweder total verkeimt oder verklebt. Das andere Gestänge habe ich dann lieber drin gelassen (den Teil der direkt mit dem Pedal verbunden ist).

Insgesamt ist alleine schon das Zerlegen und Reinigen spannend. Teile der Konstruktion erscheinen mir kurios, als ob beim Bauen live konstruiert wurde. Mir gehen sehr viele Fragen durch den Kopf. Aber erst mal haben sich zwei in den Vordergrund geschoben:

Wirbel: Ich habe alle Wirbel mal gedreht. Sie sind unterschiedlich fest, aber so richtig lose ist kein einziger.
Es ist auch keine einzige Saite auffallend abgehauen. Die "Stimmung" selbst liegt bei 415 Hertz oder ca. einem Ganzton tiefer.
Frage: Ich tendiere dazu, generell alle Wirbel durch eine Nummer größer zu ersetzen, um hier Unsicherheiten auszuschließen (neu besaiten werde ich eh). Spricht da etwas dagegen?

Furnier/Gehäuse:
Das stellt sich für mich bestimmt als die größte Herausforderung dar. Das Furnier ist stellenweise lose, auf- oder weggeplatzt. Auch das Trägermaterial ist vor Allem an den unteren Seiten teilweise ausgefranst.
Ich habe mich jetzt dazu entschieden, defektes Furnier auszuscheiden und zu ersetzen (falls es da keinen Einspruch gibt). Das wird man später zwar sehen (je nach (nicht) vorhandenem Geschick und vorhandener Maserung) aber warum soll so ein alter Kasten auch aussehen wie neu?
Frage : Wie kann man das Trägermaterial an den Stellen vorbereiten, an denen es teilweise ausgefranst/weggefault ist (so 1-3 mm)?
@Ivory , Klaviermacher sagte mir, Du bist bei so was absoluter Spezialist?
Hier zwei Beispielbilder:


Hier werde ich wohl das Holz ersetzen müssen:


Leiste am oberen Deckel fehlt links und rechts. Nur vorne ist noch vorhanden. Hier stellt sich die Frage ob es einfacher ist, die Leiste komplett zu erneuern oder eine Leiste zu finden, die zum Original passt.
 
Danke für die Blumen Klaviermacher Michael!, mal schöne Grüße sollte er noch in Berlin weilen,

von der Basis angefangen, als erstes, bevor noch mehr wegbröckelt würde ich den Untergrund und die losen Furniere leimen. Ich kenne Deine Fähigkeiten bzw. Geduld im Klein-Klein nicht. Die ausgefranste Kante quer zur Faser ist richtig fies, die kleinteilig zu ergänzen ist sehr zeitaufwendig und wenn es irgendwo unten ist, würde ich dort auch einen geraden Schnitt machen und ein Stück ansetzen. Die anderen Ergänzungen lassen sich, wenn ich das so aus der Ferne beurteilen kann, gut ergänzen, da Langholz. Hier kannst Du die Fehlstelle quasi durchpausen, auf ein Furnier übertragen und ausarbeiten. Ich würde es in Deinem Fall davon abhängig machen wie sichtbar die Fehlstellen sind. Problematisch ist es vor allem passendes Furnier zu finden. Neues Furnier sticht in den meisten Fällen nicht nur farblich , sondern auch von der Maserung raus, die alten Hölzer sind häufig viel feiner gemasert. Seh ich richtig, dass es Nussbaum ist? Solltest Du altes Furnier haben wäre es optimal. Ich kann mal in meinem, wenn auch kleinen Fundus gucken, falls Du Interesse hast.
Die vordere Leiste würde ich auf jeden Fall dran lassen, da sichtbar im Frontbereich, und die fehlenden Seitlichen neuanfertigen, nach dem Vorbild der Vorhandenen. Kannst Du mal eine Aufnahme vom Profil der Leiste machen und fehlt auf der linken Seite unterhalb der Lisene die Akanthusblattschnitzerei?
Und wenn es nach der Frage geht was einfacher ist und schneller geht: Ich werde oft gefragt, ob sich das lohnt was ich da mache (restaurieren), aber das kennst Du sicherlich auch aus Deiner Praxis.
Cutter ran, wegschneiden und ein Stück ranklatschen geht schneller und die Leiste am Deckel gesamt ersetzen auch. Kommt drauf an wie hoch Dein Anspruch ist.
Wenn Du Fragen hast oder Ideen brauchst melde Dich einfach. Das ist mein Metier und da helfe ich gerne mit Rat und wenn es möglich ist mit Tat.
Gruß Ivory
 

Zurück
Top Bottom