Salonmusik

Aleko

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15. Jan. 2010
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Liebste Klavierfreunde,

gerne würde ich eine Diskussion bzgl. Salonmusik anregen. Wie steht ihr zur Salonmusik? Ist Salonmusik per se auf einer niedrigeren Kunststufe anzusiedeln als ---das Gegenteil von Salonmusik (gibts dafür ein Wort?)---

Sowohl Chopin, als auch Rachmaninoff, Liszt und sicherlich noch ein paar Komponisten, von deren Werken (nicht von allen) ich nun mal sehr viel halte, haben unter anderem Salonmusik komponiert. Auch die ungarischen Tänze von Brahms sind sicherlich Salonmusik, wenn ich die Definition von Salonmusik richtig auffasse. Ist es eine Sünde Salonmusik zu mögen? Wo gibt es den Übergang zwischen Salonmusik und Nichtsalonmusik? Welche Werke im Salontonfall liebt ihr?

Das sind ein paar Fragen, die mir eingefallen sind, wenn jemand irgendwas zur Salonmusik berichten möchte, so würde es mich sehr freuen.

Gruß
 
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Vielleicht besteht zwischen Nichtsalonmusik und Salonmusik dasselbe Gefälle, oder ein ähnliches, wie zwischen Oper und Operette?
CW
 
Wie steht ihr zur Salonmusik? Ist Salonmusik per se auf einer niedrigeren Kunststufe anzusiedeln als ---das Gegenteil von Salonmusik (gibts dafür ein Wort?)---

Wenn man Salonmusik, als Musik auffasst, die im Salon aufgeführt wurde, da gibt es sehr viel gute Musik darunter, die über jeden Zweifel erhaben ist - Beethovens Bagatellen, Chopins Tänze und Nocturnen, Schuberts Moments Musiceaux, seine Lieder, Schumanns Kinderszenen, Liszts Rhapsodien, Transkriptionen und Opernparaphrasen, Mendelssohn-Bartholdys Lieder ohne Worte etc.

Sicherlich gibt es auch unter der Salonmusik der großen Komponisten einiges, das vordergründig der Unterhaltung diente und auch mit Effekten wurde nicht immer gespart, nichtsdestotrotz findet man auch hier großartige Musik.

Die Salonmusik von der u.a. Schumann so abschätzig sprach, war aber die Musik, die in den Salons des Kleinbürgertums aufgeführt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde massenhaft triviale Stücke auf den Markt geworfen, die die Töchter des Hauses in Klavierabenden präsentierten. Ich habe einige Bände dieser Musik im Haus (meine Eltern sind leidenschaftliche Antiquariatsbesucher und beehren mich immer wieder mit solchen "Kostbarkeiten") - man findet darin viele Operettenmelodien, einfachste Bearbeitungen von Arien und Liedern, Potpourries und eine Unzahl von kitschigen Originalstücken von Komponisten, die heute wohl den wenigsten Leuten noch ein Begriff sind.

LG, PP
 

Das meinst Du nicht wirklich ernst, oder ?!

Natürlich kann man sich theoretischen Überlegungen zum Thema
hingeben, aber mal von der ganz praktischen Seite her:

Wenn Dein Repertoire alles umfasst inklusive der hochkarätigen
Sonaten und Klavierkonzerte und eben die so genannte Salonmusik
(und viele der technisch anspruchsvollsten Klavierwerke wurden
ursprünglich für den Salon geschrieben), also wenn Du die ganze
Palette beherrschst und die Wahl hast, dann bist Du vielleicht in
der Position Salonmusik als banal zu betiteln.

Wenn Du aber Freizeitpianist bist und Dich aus reinem Purismus
nur mit den Stücken befasst (und/oder quälst), die Schumann für
politisch korrekt befunden hätte, dann wäre das schade. Wer Spaß am
locker-leichten hat und damit gut zurecht kommt... So what !

Selbst schlimme Yesterday-Transkriptionen oder "Ballade pour Adéline"
(na gut es gibt Grenzen ;-) aber Du weißt, was ich meine) soll spielen,
wer es kann und mag. Das ist doch besser, als als ein Leben lang an
Chopin-Etuden zu scheitern und keinen Spaß dabei zu haben.
 
Unter Salonmusik stell ich mir so Stücke vor wie: Gebet einer Jungfrau, die Lerche von Dinicu oder Czardas von Monti.

Also etwas leichtere Unterhaltung, die nicht unbedingt zum Zuhören zwingt und bei welcher man sich noch nebenbei unterhalten kann.

Rudl
 
Das meinst Du nicht wirklich ernst, oder ?!

Ich meine es halbernst :) Aber durchaus eben halbernst und nicht "nicht ernst". Aber um mich geht es hier keinesfalls, denn ich wäre schon froh, wenn ich auch nur einen Bruchteil dessen, was Chopin an Salonmusik komponiert hat, halbwegs brauchbar vortragen könnte.

Es geht mir eigentlich auch gar nicht ums Spielen, sondern ums Hören der Salonmusik. Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass je mehr Musik man generell gehört, analysiert und ...wichtig... verstanden hat, desto weniger mag man Salonmusik. Interessant wäre es über den Übergang zwischen Salon und Nichtsalonmusik zu sprechen. Sogar innerhalb der Werke eines Komponisten, z.B. Chopin.
 
Unter Salonmusik stell ich mir so Stücke vor wie: Gebet einer Jungfrau, die Lerche von Dinicu oder Czardas von Monti.

Also etwas leichtere Unterhaltung, die nicht unbedingt zum Zuhören zwingt und bei welcher man sich noch nebenbei unterhalten kann.

Rudl

So einfach ist es eben doch leider nicht. Vllt. sollte man zwischen Salon und elitären Salon unterscheiden :):)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also ich denke, daß man nur versuchen kann, die Qualität an einzelnen Stücken festzumachen. Selbst wenn man nur das betrachtet, was du nun als elitären Salon bezeichnest, gibt es schon einmal das Problem, was man denn zu dieser Musik zählen soll. Irgendwo habe ich mal gelesen, daß die Salonmusik zusammen mit der Autonomisierung der Musik entstand und daß alles zur Salonmusik gezählt wird, was man sonst nirgendwo einordnen konnte - der Autor des Buches zählte auch die Etüden zur Salonmusik. Warum also den Umweg über die Kategorisierung gehen und nicht jedes Werk für sich betrachten?

LG, PP
 
Über die Daseinsberechtigung von Musiken zu diskutieren, führt in´s Endlose und in´s Sinnlose. Für mich ausschlaggebend und allein entscheidend ist nur die Frage: "Gefällt´s mir?"

Man muss sich ja nicht andauernd den abgründigen Tiefen großer und gigantischer Stücke aussetzen. Alles zu seiner Zeit.

Hier ein Beispiel für eine Salonmusik, die mir sehr gut gefällt:
I.Albeniz Pavana Capricho By Sherif Moustafa - YouTube
Könnte noch etwas langsamer gespielt werden, finde ich.
CW
 
Gibt es Möglichkeiten, sich in der Darbietung von Salonmusik zu üben und gleichzeitig Übungen aus dem Mikrokosmos zu erledigen? Auf was soll ich achten, wenn ich einen Klavierlehrer aussuche, der diese Fähigkeiten beherrscht? Darf er ein abgebrochenes Studium haben?
 

Gibt es Möglichkeiten, sich in der Darbietung von Salonmusik zu üben und gleichzeitig Übungen aus dem Mikrokosmos zu erledigen? Auf was soll ich achten, wenn ich einen Klavierlehrer aussuche, der diese Fähigkeiten beherrscht? Darf er ein abgebrochenes Studium haben?
Neronick, bitte hör doch auf mit deinem Feldzug. Du demontierst dich nur selbst.
 
Gibt es Möglichkeiten, sich in der Darbietung von Salonmusik zu üben und gleichzeitig Übungen aus dem Mikrokosmos zu erledigen? Auf was soll ich achten, wenn ich einen Klavierlehrer aussuche, der diese Fähigkeiten beherrscht? Darf er ein abgebrochenes Studium haben?

Nick, jetzt haben die Erwachsenen herzlich gelacht.
War alles ein bisschen viel die letzten Tage für dich...

Es ist gleich 8 Uhr abends.
Jetzt nimm deinen Schnulli und ab ins Bett! :p
MARSCH!

Lieber Gruß, NewOldie
 
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Vielleicht reicht es manchmal nicht, einfach einen schwammigen Begriff in den Raum zu werfen, so und nun diskutiert mal drüber, und dann kommen noch welche, die offenbar nicht wissen, dass es so etwas wie Musikgeschichte gibt... :evil:

Zum Ausgangspunkt: Salonmusik ist

a) Musik, die im Salon gespielt wird. Das kann der Salon von Gottfried van Swieten in Wien sein oder der von Frau Puttfarken aus Hamburg, und die hatten wohl einen recht unterschiedlichen Geschmack... Also im Prinzip Kammermusik, meist für Klavier, wobei der Begriff Kammer aus dem höfischen Bereich, der Begriff Salon aus dem städtischen Bereich des Adels und geh. Bürgertums stammt, die Kammer privat und der Salon eine gewisse Halböffentlichkeit (auf Einladung) hat. C'est tout.

b) eine abwertende Bezeichnung für Unterhaltungsmusik aus der 3. Reihe (s. Frau Puttfarken unter a) ). Hier kommt das berüchtigte "Gebet einer Jungfrau" zum Zuge.

Über Qualität sagt Punkt a) demnach nichts aus.

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
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Gibt es Möglichkeiten, sich in der Darbietung von Salonmusik zu üben und gleichzeitig Übungen aus dem Mikrokosmos zu erledigen?

Das ist sicherlich nicht uninteressant und hängt damit zusammen, ob Mikrokosmos in irgendeiner Hinsicht zur Salonmusik gehört. Die Frage kann ich leider nicht beantworten, aber ich tendiere zu "nein". Deswegen, gibt es diese Möglichkeit, von der du sprichst, wahrscheinlich nicht :D
 
man kann recherchieren, was wann (und warum) unter dem Begriff Salonmusik verstanden wurde, dann wird man eventuell eine Veränderung in der Bewertung feststellen -- man kann das auch lassen und stattdessen unreflektiert labern (dann kommt so Zeugs bei raus wie "Chopin hat auch Salonmusik gemacht") - - - - wie so oft ist alles erlaubt, und Rom ist von allen Seiten her offen, d.h. es führen zahllose Wege usw. ...
...hähä... :D:D:D:D

@Neronick
ja klar kann man Salonmusik und Mikrokosmos und Hausschlachtung und Pilzberatung nebenher machen, wenn man Bock dazu hat und wenn man die Zeit dazu hat - irgendwas wird´s schon bringen
 
Danke, rolf! Jetzt habe ich das endlich verstanden :D
 

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