Saiten blankreiben

K

kbmeister

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16. Sep. 2011
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An die Fachleute des Forums:

Ich habe kürzlich im Kostenvoranschlag (für ein etwa 30 Jahre altes Klavier) eines Klavierbauers in der Auflistung der Arbeitsgänge u.a. "Saiten mit Stahlwolle blank reiben" gelesen. Kann mir jemand erklären, was das für einen Sinn haben soll? Klingt es danach vielleicht besser?

Danke für Eure MÜhen
 
Die Stahlwolle klingt hinterher besser, kbmeister.
Herzlich willkommen hier im Forum....
Was hast du denn sonst noch so zu erzählen? ;)

Gruß
Martin
 
Mein Klavierhändler erzählte mir neulich, das die das auch machen beim Aufarbeiten alter Klaviere. Ich selber habe es bei meinem Klavier auch gemacht. Ob es klanglich was ändert, keine Ahnung, aber optisch in jedem Fall...

@Martin: Die Stahlwolle zerlegt sich dabei in Staub, die klingt danach garnicht mehr. ;-)
 
blanke Saiten

hallo Martin,

habs probiert - die Stahlwolle klang danach tatsächlich sehr viel besser - die Saiten hingegen eher nicht - wie schade. Das Argument mit der tollen Optik würde ich vielleicht für enen Flügel gelten lassen, Volker - aber beim Klavier???
 
Das Argument mit der tollen Optik würde ich vielleicht für enen Flügel gelten lassen, Volker - aber beim Klavier???

Stimmt schon, aber in meinem Fall war eine Menge Rost im Klavier, den ich beseitigt habe und noch am beseitigen bin. Klar, deswegen klingt es nicht besser, aber beim Stimmen sieht es besser aus. :D


Gruss Volker
 
In diesem Zusammenhang habe ich eine Frage an die Klavierbauer.
Werkstoffkundlich gesehen spricht man von Alterung, wenn der Stahl bei dynamischer Beanspruchung versprödet. Mit "Alter" im Sinne von "Zeit" hat das nichts zu tun. Bei den Klaviersaiten kann ich mir das ganz gut vorstellen, denn bei jedem Anschlag wird die Saite gedehnt. Irgendwann würde die Saite reißen, denn sie verliert ihre Elastizität und wird spröde. Solch ein Sprödbruch tritt plötzlich, ohne vorherige Verformung ein.
Meine Frage hierzu:
Nach welcher Betriebszeit kann man mit dem Versagen der Saite rechnen, im Klartext würde das heißen; wieviel Lastwechsel hält sie aus?
Wie verhält sich der Ton, wird er heller oder dunkler bzw. höher oder tiefer?

Gruß,
Tastensucher
 
Hallo Tastensucher,

meiner Erfahrung nach reißen die Saiten in der Regel beim Stimmen. Entweder durch die plastische Verformung an den Umlenkungen oder weil die Saite durch Korrosion nicht mehr um die Umlenkungen gleitet und deshalb am Wirbel beim Hochziehen abreißt. Ansonsten muss man die Saitenbemessung schon fast als dauerfest bezeichnen. Der häufigste Grund der zum Austausch führt ist nicht das Reißen sondern der veränderte Klang. Durch die Alterung (Versprödung?) nimmt der Anteil der Grundtonschwingung ab, die unharmonischen Obertöne nehmen zu (metallisches Klirren) und die harmonischen Obertöne werden unreiner (z.B. Grundton=440 Hz; bei neuer Saite 1. Oberton= 881 Hz; bei alter Saite 1. Oberton=883 Hz; nur Beispiel, kein Anspruch auf Genauigkeit!).
Bei Bassaiten verschlechtert sich das Schwingverhalten zusätzlich durch Korrosion zwischen Kerndraht und Umwicklung. Die Saiten klingen nur noch kurz ("taube" Saiten).

Gruß
Thilo
 
Warum klingt dann mein 100jähriger A-Flügel mit Originalbezug schöner als mancher neue?
Grüße
Toni
Hallo Toni,

Weil es neben der Mensur auch auf die Auslastung der Saite ankommt (also das Verhältnis der gespannten Saite zur seiner Bruchgrenze) , und Steinway Flügel sind relativ schwach ausgelastet. Je höher die Auslastung, desto schneller (!) werden die Saiten unrein. Unrein werden sie, weil sich das Material nicht gleichmäßig dehnt, sondern an seiner schwächsten Stelle mehr und mehr - dann ist die Saite nicht mehr überall gleich dick und es eiert nur noch herum.

LG
Michael
 
Die Antworten würde ich mal so interpretieren.

Klaviersaiten bestehen aus Stahl mit höherem C-Gehalt, ich schätze C45 oder C60. Höher dürfte fertigungstechnisch nicht machbar sein. Diese Stähle haben nur ein geringes Verformungsvermögen (elastisch wie plastisch), d.h., wenn sie zu stark gespannt werden, reißen sie und verformen sich nicht. Michaels Erklärung würde ich nicht teilen, denn Draht, der gezogen wird muß schon (metallurgisch) einen höheren Reinheitsgrad haben, sonst würde er sich nicht ziehen lassen. Dass sich die Saite ungleichmäßig dehnt, würde ich demzufolge ausschließen. Dass bei nicht so starker Spannung der Klang länger hält würde bedeuten, dass keine Versprödung eintritt (oder erst später). Die Erläuterung von rhodes scheint mir plausibel. Wenn die Frequenz im Obertonbereich höher wird, wird automatisch die Amplitude kleiner. Das könnte man darauf zurückführen, dass der Stahl versprödet.
Das sind nur rein theoretische und hypothetische Betrachtungen. Ob das überhaupt jemanden interessiert, ist eine andere Frage. Wenn die Saite reißt, wird eine neue eingezogen. Damit verdient der Hersteller und der Kalvierbauer hat auch wieder einen Auftrag.

Gruß,
Tastensucher
 

Hm, Metallurgische Studien habe ich nicht angestellt, aber mit der Micrometerschraube gemessen. Vielleicht gaukelt mir das Micrometer was vor... :p


Hm ..., ist nicht von der Hand zu weisen. War der Draht noch Vorkriegsware oder schon neueren Datums?

Gruß, Tastensucher
 
Was du bei deiner tollen Analyse nicht berücksichtigt hast, ist das es unterschiedliche Spannungsfelder und Reibungspunkte bei einer Saite gibt und schon alleine deshalb verformt sich die Saite und wird unrein....zudem wird sie mit der Zeit auch spröde und war in seiner Beschaffenheit weicher als der heutige Draht, darum gibt ja Pursoundsaiten, die entsprechen den alten Draht mehr und wenn man diesen nicht benutztmuß das bei der Neubesaitung in Punkte Saitenstärke berücksichtigt werden...somit sind beide Erklärungen von Klaviermacher und rhodes im Zusammenhang richtig...seit wann ist die Henne klüger als das Ei ?

Klüger will ich gar nicht sein, ich habe eben nur einiges mit Stahl zu tun, und versuche mir zu erklären, warum die Saite reißt. Die Spannungsfelder und Reibungspunkte habe ich nicht berücksichtigt (woher auch, ich weiß es nicht) - darum habe ich ja auch die Frage gestellt.

Gruß, Tastensucher
 
OT

Hallo Tastensucher,

es wäre sehr nett wenn Du die Zitatfunktion benützt, Deine Beiträge erscheinen ansonsten sehr verwirrend.

Danke.

Viele Grüße

Styx
 
Hm, Metallurgische Studien habe ich nicht angestellt, aber mit der Micrometerschraube gemessen. Vielleicht gaukelt mir das Micrometer was vor... :p


Hm ..., ist nicht von der Hand zu weisen. War der Draht noch Vorkriegsware oder schon neueren Datums?

Gruß, Tastensucher

Hallo Tastensucher,

Die eigenartigen Mess-Erfahrungen macht jeder Klavierstimmer. Eine Saite reißt ab und man muss eine Neue einziehen. Die Saitennummern am Steg sind nicht zu erkennen und schon ist das Micrometer zur Hand. Die Saitenmaße haben sich Gottseidank ewig nicht geändert und gehen in 25 tausendstel Millimeter Stufen z.b. gibt es 0,875 mm Durchmesser und das nächst kleinere Maß ist 0,850 usw. . Nun misst man aber 0,860 - tja was soll man da nehmen? Der nächste Schritt ist für jeden, die Saite an verschiedenen Stellen zu messen und siehe da, sie ist manchmal bei 0,870 und dann wieder weniger - ganz unregelmäßig. Also nimmt man am Besten als Ersatz die mit dem 0,875er Durchmesser - und wenn man es sehr genau haben will gleich das ganze Chor.:cool:

Liebe Grüße
Michael
 
Messingsaiten?

... wo wir schon dabei sind: Wie verhält es sich mit Messing(-farbenen) Saiten? Ich hab da eine Lage in einem Tafelklavier, die sehen noch recht gut aus - die Stahlsaiten sind dagegen Schrott... Ich überlege deshalb, die Messingsaiten erst mal drin zu lassen. Austauschen kann man ja später auch noch, falls sie gar nicht klingen wollen...

Was denkt die Fachwelt?

Dannke und Grüße von der
Drahtkommode
 

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