Riß im Gußrahmen - Drama oder "Schönheitsfehler"?

:017:
Marmor, Stahl und Eisen bricht, aber unser Interesse nicht.

Krawehl, Gauf, oder so
 
Grundsätzlich stimme ich Dir zu, was die Rücknahme betrifft.

Mich würde aber schon interessieren, wie die Spannungsverteilung in solch einem Rahmen ist. Ich kann es zwar erahnen, aber durch jetzt mögliche FEM-Berechnungen werden Dinge sichtbar, die man vorher gar nicht vermutete. Betrachtet man das Design eines Flügelrahmens, muss man feststellen, dass diese heute anders aussehen, leichter sind und trotzdem halten. Sicher auch darin begründet, dass die Qualität des Eisens sich verbessert hat, aber das wird nicht der einzige Grund sein. Da ich beruflich mit Stahl und Eisen zu tun habe, wäre die Entwicklung auf diesem Gebiet für mich von Interesse.
Es gibt heute eine hochgradig interessante Art des "reversen" Designs.

Du legst dabei nicht eine Konstruktions-Geometrie vorweg fest, und lässt dann rechnen, in der Hoffnung, dass sie hält.

Sondern du gibst dem System vorweg die Kräfte, Schwingungen und Belastungen mit. Und zudem die Orte, Platzbereiche bzw. Wirklinen, entlang derer ein System per Berechnung statischer und dynamischer Kräfte in gewissen Freiheitsgrenzen selbsttätig die Stützstrukturstärke definiert, also wie stark in Höhe, Breite oder Durchmessern die Stützstruktur bemessen sein muss, dass es - unter minimalem Werkstoffeinsatz - dann exakt halten wird.

NB Ich habe gerade von solchen modernen Systemen die Namen nicht parat, ist weit hinter "meiner Zeit", aber im Zusammenhang mit 3D-Druck auf profesioneller Seite kürzlich sowas mal gesehen. Streben, die an Schien- und Wadenbein erinnern. Die wohl das leichteste darstellen, was den vorgegebenen Lastfall halten wird.
 
Es gibt heute eine hochgradig interessante Art des "reversen" Designs.

Du legst dabei nicht eine Konstruktions-Geometrie vorweg fest, und lässt dann rechnen, in der Hoffnung, dass sie hält.

Sondern du gibst dem System vorweg die Kräfte, Schwingungen und Belastungen mit. Und zudem die Orte, Platzbereiche bzw. Wirklinen, entlang derer ein System per Berechnung statischer und dynamischer Kräfte in gewissen Freiheitsgrenzen selbsttätig die Stützstrukturstärke definiert, also wie stark in Höhe, Breite oder Durchmessern die Stützstruktur bemessen sein muss, dass es - unter minimalem Werkstoffeinsatz - dann exakt halten wird.

NB Ich habe gerade von solchen modernen Systemen die Namen nicht parat, ist weit hinter "meiner Zeit", aber im Zusammenhang mit 3D-Druck auf profesioneller Seite kürzlich sowas mal gesehen. Streben, die an Schien- und Wadenbein erinnern. Die wohl das leichteste darstellen, was den vorgegebenen Lastfall halten wird.
Das ist ein interessanter Ansatz. Wenn ich so überlege ... ich habe die Statik noch mit Rechenschieber und Zahlentafel gerechnet. Der Taschenrechner wurde erst im letzten Studienjahr zugelassen und auch nur unter der Voraussetzung, dass alle einen Taschenrechner hatten. Und so ein Rechenschieber war damals teurer, als heute ein Taschenrechner.
 
Ich hatte kürzlich so einen Fall - Oberdämpfer Klavier, längstriß unterhalb des Stimmstockes im Bereich der Mittellage. Ich hab es auf 424 Hz gestimmt, will mein Werkzeug einpacken - auf einmal knallt es. Links vom Riß ist die Gußplatte dann auch noch einmal längst gebrochen und ich konnte den ganzen Mittelteil noch einmal stimmen.

Ich habe keine Ahnung wie lange die Stimmung überhaupt halten wird, auch kann ich nicht ausschließen daß weitere Länstbrüche unterhalb des Stimmstockes erfolgen werden.

Nun sind solche Längstrisse weniger problematisch als Querbrüche in der Plattenspreize, jedoch wirkt sich die Gußplatte bezüglich des Saitendruckes als instabil aus - auch wenn es sich noch irgendwie stimmen läßt.
 
Ich hatte kürzlich so einen Fall - Oberdämpfer Klavier, längstriß unterhalb des Stimmstockes im Bereich der Mittellage. Ich hab es auf 424 Hz gestimmt, will mein Werkzeug einpacken - auf einmal knallt es. Links vom Riß ist die Gußplatte dann auch noch einmal längst gebrochen und ich konnte den ganzen Mittelteil noch einmal stimmen.

Oberdämpfer Klavier heißt automatisch; älteres Modell. Kannst Du eine Jahresangabe machen?
 
Ich hatte kürzlich so einen Fall - Oberdämpfer Klavier, längstriß unterhalb des Stimmstockes im Bereich der Mittellage. Ich hab es auf 424 Hz gestimmt, will mein Werkzeug einpacken - auf einmal knallt es. Links vom Riß ist die Gußplatte dann auch noch einmal längst gebrochen und ich konnte den ganzen Mittelteil noch einmal stimmen.

Ich glaube, du solltest mal deine Stimmtechnik überdenken. Oder aber überlegen, welche Klaviere du überhaupt stimmen solltest bzw. von welchen man besser die Finger lässt. Ich habe mittlerweile so an die 10.000 Stimmungen in meinem Leben gemacht und noch nie hab ich einen Plattenriss dabei gehabt. Ich hatte die Frage auch mal im BDK Forum gestellt, ob beim Hochstimmen jemandem die Platte gerissen ist. Ich glaube es waren insgesamt 4 oder 5 Fälle. In der Produktion beim Hochzwicken übertrieben, einmal ein nachgewiesener Materialfehler und 2 oder 3 mal tatsächlich beim Hochstimmen auf 440 Hz. Wenn man bedenkt, dass die Erfahrung der BDK Mitglieder vermutlich mehrere Millionen Stimmungen im Laufe der Jahre abdecken, dann ist das doch äußerst selten. Da bist du mit deinen Plattenbrüchen doch schon ganz weit vorne.
 
@Tastenscherge Ich würde @Henry auch nicht an mein Klavier lassen. ;-)
 
Wenn man bedenkt, dass die Erfahrung der BDK Mitglieder vermutlich mehrere Millionen Stimmungen im Laufe der Jahre abdecken
Du wirst mit Deiner Frage aber ganz sicher nur einen sehr kleinen Teil der BDK-Mitglieder erreicht haben (die, die sich gerne in Foren tummeln und dort auch noch schreiben). Insofern ist die mächtige Zahl der Stimmungen wenig aussagekräftig.
 
Da bist du mit deinen Plattenbrüchen doch schon ganz weit vorne.

Ach mei, ist in meinen über 40 Jahren Berufsjahren bereits das zweite mal passiert daß mir ne angebrochene Gußplatte entzwei ging. Das erste mal war ein nagelneues Berdux, Made in China - des wollt ich hochziehen auf 442 Hz...ging aber nicht, es war nach jedem Hochziehen wieder auf 430 runter und absolut unstimmig. Nebenher vernahm ich nur ein häßliches Knirschen - so wie von einer langsam brechenden Eisscholle. War ein Querbruch in der Mitte der Längstspreize.

Der letzte Fall kürzlich war ein Längstriß unterhalb des Stimmstockes, ähnlich wie bei dem vom TE beschriebenem Flügel. nach dem Hochziehen auf 424 Hz gab es plötzlich einem Pistolenschuß ähnlichen Knall, und die Gußplatte hatte einen weiteren Bruch zu verzeichnen - das ganze Ding konnt ich gerad nochmal stimmen.

Wie viele Klaviere ich bereits in meinem Leben gestimmt habe, kann ich garnicht genau sagen - ich hab sie nicht gezählt. Bei Piano Fischer in München waren es etwa 7 pro Tag.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kann ein reissender Rahmen nicht auch gefährlich sein? Mir hat ein Techniker einmal von einem Rahmen erzählt, von dem nach einem lauten Knall Teile in der Decke gesteckt haben.
 
Du wirst mit Deiner Frage aber ganz sicher nur einen sehr kleinen Teil der BDK-Mitglieder erreicht haben (die, die sich gerne in Foren tummeln und dort auch noch schreiben). Insofern ist die mächtige Zahl der Stimmungen wenig aussagekräftig.

Wahrscheinlich. Ich meine, der BDK hat einige hundert Mitglieder. Alle haben dank ihrer Mitgliedschaft Zugang zum Forum. Aber aktiv dürften nur ca. 50 sein. Wenn überhaupt. Das wären aber immer noch ca. eine halbe Millionen Stimmungen. Und man hört ja auch Erlebnisse von Kollegen, die dort nicht schreiben, aber deren Kollegen es dort erzählen. Wie auch immer: ein Plattenbruch beim Stimmen ist höchst selten.
 
Das erste mal war ein nagelneues Berdux, Made in China - des wollt ich hochziehen auf 442 Hz...ging aber nicht, es war nach jedem Hochziehen wieder auf 430 runter und absolut unstimmig. Nebenher vernahm ich nur ein häßliches Knirschen - so wie von einer langsam brechenden Eisscholle. War ein Querbruch in der Mitte der Längstspreize.

Variation auf eine Henry-Anekdote: "Das erste Mal, dass ich ein Schiff versenkt habe, war die Titanic. Des wollt ich links am Eisberg vorbeiziehen ... Nebenher vernahm ich nur ein häßliches Knirschen - so wie von einer langsam brechenden Eisscholle."

😂
 
Ladenstimmungen (ohne Anfahrten?) Aber immer noch zu viel. Da wird man ja bekloppt.
Natürlich ohne Anfahrten, aber der alte Dieter Fischer war ja nett, er gestattete mir die Instrumente nachts zu stimmen, wenn ich meine Ruhe hatte - er wollte natürlich Ergebnisse sehen - aber gut, Tags drauf waren die Instrumente alle auf 442 Hz gestimmt.
Narrisch wirst bloß wennst die Instrumente auf Zeit stimmen und beständig unterbrechen mußt, wenn n Kunde kommt.

Aber so die Nachtstimmungen - das war recht entspannend. Besonders genossen habe ich es , wenn D.Fischer mich am frühen Abend noch zum Bier einlud, es waren immer super nette Gespräche wonach anschließend die Arbeit sehr viel leichter von der Hand ging :-)
 
Wahrscheinlich. Ich meine, der BDK hat einige hundert Mitglieder. Alle haben dank ihrer Mitgliedschaft Zugang zum Forum. Aber aktiv dürften nur ca. 50 sein. Wenn überhaupt. Das wären aber immer noch ca. eine halbe Millionen Stimmungen. Und man hört ja auch Erlebnisse von Kollegen, die dort nicht schreiben, aber deren Kollegen es dort erzählen. Wie auch immer: ein Plattenbruch beim Stimmen ist höchst selten.
Naja vielleicht kommunizieren die nicht über solche Dinge - aber selbst Micha ist wohl schon mal ne Gußplatte um die Ohren geflogen.

Wenn mir Kollegen über den fürchterlichen Knall eines Gußplattenbruches berichteten, war ich nach meiner ersten Plattenbrucherfahrung (2000, Berdux Chinaböller) der Meinung, sie übertrieben maßlos - denn bei mir war nichts weiter als ein häßliches Knacken und Knirschen zu hören.

Nun durfte ich selbst die Erfahrung machen, daß dies einen ziemlich gewaltigen Knall geben kann - sollte für dieses Silvester kein Feuerwerk verkauft werden, laß ich mir ein paar Oberdämpfer mit angestemmter Platte kommen, und zieh die auf 480 hz hoch :lol:
 
Das halte ich für unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist ein Herzinfarkt bei dem lauten und plötzlichen Knall.
Völlig ausschließen würde ich es nicht - wenn die Platte an zwei Stellen gleichzeitig bricht, könnt es schon sein daß so ein Gußplattenteil quer durch den Raum schießt - dürfte allerdings äußerst selten vorkommen.

Aber es gibt immer wieder unglaubwürdige Anekdoten welche sich tatsächlich zugetragen haben, aber äußerst selten vorkommen:

So passierte es mir doch mal, daß ich einen Flügel stimmte in dessem Haushalt sich ein Wellensittich befand welcher auch ned still sein wollte.

Ich hatte schon überlegt wie ich ihn ruhig kriege - und als hätt der Herr mich erhört, riß mir gerad in dem Moment eine Baßsaite und schoß in den Käfig...es flatterte, es stoben ein paar Federn und das Viecherl ward stille. Keine Ahnung ob er unglücklich von der Saite getroffen wurde, oder einfach nur einem Herzstillstand erlag.
 

Zurück
Top Bottom