Ich finde nicht, dass der Groove oder der/die Soul fehlen. Auch nicht bei "Superstition". Die Absicht solche Features wie das "Stampfen" des Originals (Zitat: cwtoons) 1 zu 1 aufs Klavier übertragen zu wollen geht nur zu oft nach hinten los und endet in nervigem, Fingergezappel, so virtuos es auch sein mag. Ein Klavier ist ein Klavier und keine komplette Band! Man kann zwar Band-Sound, Drum-Beats, Basslinien etc . damit andeuten, aber nicht 100%ig imitieren. Ansonsten gilt: Weniger ist mehr! Lieber die im Vgl. zur Band klaviertypischen Gestaltungsmöglichkeiten mit einbeziehen und so eine sinnvolle Cover-Version stricken.
Genau das liefert groovinkeyz mit "Reasons" und auch mit "Superstition" und Wow! es ist sehr gut gelungen! Es stimmt eigentlich alles, das Arrangement ist durchdacht, die Harmonik ist da wo es passt gekonnt schräg ("funky"), der Groove stimmt durchgängig und gespielt ist es von vorne bis hinten auf professionellem Niveau.
Klassische Pianisten wollen ja auch mal abrocken, grooven und ihre Lieblingssongs selbst interpretieren und damit nicht nur selbst Spaß haben, sondern auch ein breiteres und tendenziell begeisterungsfähigeres Publikum, als die typische Konzerthausabonentenklientel zu erreichen. Was liegt da näher als sich mit dem vorhandenen geballten pianistischen, musiktheoretischen und kompositorischen Wissen und Erfahrungsschatz einen Alltime-Hit vorzuknöpfen und ein ausgefuchstes, mit allen pianistischen Wassern gewaschenes Arrangement zu stricken?
Wenn man diese Songs kennt und mag und zusätzlich auf Klaviermusik steht, dann freut man sich sehr über solche Darbietungen und lächelt beim ersten Hören ein glückseeliges inneres Lächeln. Aber dann...?! Mir geht es bei solchen "Crossover"-Geschichten immer ein bisschen wie mit Pointen: Beim ersten mal ein Kracher, aber dann sehr bald irgendwie witzlos. "Ja doch, auch das geht auf dem Klavier..." aber viel mehr als diese Tatsache bleibt davon nicht haften.
Wer schon mal versucht hat Pop/Rock-Spongs mit voller Bandbesetzung aufs Solo-Piano zu übertragen, weiß das. Natürlich hört man hier und da Versionen, in denen wirklich alles drin ist und die einen vom Hocker hauhen, aber das ist zumindest nach meiner Erfahrung wirklich die ganz große Ausnahme.
(Wer das sehr gut kann, ist z.B. Brad Mehldau mit seinen Radiohead-, Nirvana- und Coldplay-Covers - Die klingen beim ersten Hören meist ganz anders als die Orginale und er versucht erst gar nicht, den Beat oder das dreckige Gitarrenriff zu kopieren. Dann merkt man aber, das alle Details und Nuancen da sind, aber eben nicht einfach kopiert, sondern interpretiert. Hier liegt der Reiz! Im Idealfall sind das Amalgamisierungen aus Interpretation und Charakteristik des Instruments, auf dem das Cover gespielt wird und daraus entsteht dann ein Stück, das zwar auf einem Cover basiert, aber trotzdem etwas Neues darstellt. Wen es interessiert:
http://www.amazon.de/Live-Marciac-Brad-Mehldau/dp/B002CW4KIW).
In diesem Sinne: Weiter so, groovinkeyz!