Problemschüler, 9 Jahre

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Auch ich habe Schüler, da komme ich nicht weiter...

Also, der Sohn eines Kollegens (Flötist) und seiner Lebensgefährtin (Psychologin) macht mir echt zu schaffen. Ich hatte schon seinen Bruder seinerzeit im Unterricht, der sich völlig verweigert hat und dann autodidaktisch jetzt "Musiker" geworden ist, er spielt E-Gitarre in diversen Bands mit seinen 24 Jahren und ist gerade durch die Aufnahmeprüfung für Studiotechnik gerasselt weil er: KEINE Noten kann (trotz 6 Jahre Unterricht bei mir, die selbstverständlich AUCH mit Notenlesen zugebracht wurde...)-

Und jetzt der kleine Bruder (die ältere Schwester, jetzt 14 Jahre alt, liest gut Noten und spielt leidlich alles rauf und runter, von Bach bis Pop).

Seit 4 Wochen heute das gleiche Spiel:
Ben soll mit der Linken Hand zwei tiefe Töne finden und spielen: Quinte E/H mit den Fingern 5=E und 1=H. Ich habe ihm dazu sogar eine Grifftabelle gemalt, er muss noch nicht einmal Noten lesen! Hausaufgabe: richtige Hand, richtige Töne und richtige Finger! Letzte Woche hat er es hoch und heilig versprochen, dass er es heute kann! Wir haben es sogar schriftlich wie einen "Vertrag" festgehalten. Die Mutter wurde von Ben von sich aus gebeten, ihm dadurch zu helfen, dass sie ihn doch bitte erinnern möge und mit ihn kontrollieren.

Und: man glaubt es kaum: etwas unsicher zückt er heute die rechte Hand und spielt in der Mitte der Tastatur ein Fis und ein Cis und strahlt mich an: "Richtig?"

Ich meine, was mache ich da? Seit 3 Jahren geht das nun schon so. Einige Weihnachtslieder gingen mal ganz ok, einstimmig mit 2 Händen im Schlüssel-C Tonbereich.

Aber wenn es ans "Vorspielen" geht, meldet er sich immer zu allererst...

So langsam gehen mir die Ideen aus...
ich habe schon folgendes unternommen:
mit den Eltern geredet
nach Gehör gespielt (er finder es super anstrengend, mir 3 Töne nach zu spielen...)
komponiert, improvisiert, Texte zu Liedern creiert, viel Früherziehungsmaterial eingebunden usw.
Ich habe ihn ermuntert, ermutigt (er verzagt immer sehr schnell), ich war streng, ich war mild (natürlich alles zu seiner Zeit).

Also irgend wie klemmt es auf ganzer Linie.

In der Schule gehört er zu den fittesten, letztens zeigte er mir ganz stolz sein Zeugnis. Alles bestens. Musikalisch ist er auch, ausgesprochen musikalisch sogar...

Früher kam ich mit ihm 30 Minuten lang klar, heute habe ich auf 15 Minuten reduziert, weil er die 30 Minuten zunehmend weniger aushält. Und bevor das für uns beide eine Qual wird... man kann auch in 15 Minuten EINE Sache lernen. Nur Ben reatardiert im Moment sogar. Heute fand er noch nicht mal den D-Moll Dreiklang, mit dem er schon mal in der Schule ein Lied begleitet hatte (What shall we do...). Alles futschikato.



Ich suche jetzt nicht die "Schuld" bei mir oder den Eltern oder bei ihm. Ich frage mich:
WAS muss da eigentlich gelernt werden?!?


Das Familienklima, klar, das ist sehr angespannt, aber auch liebevoll und fordernd, nicht überfordernd. Ganz normal.
 
Liebe Viola,

Ben soll mit der Linken Hand zwei tiefe Töne finden und spielen: Quinte E/H mit den Fingern 5=E und 1=H. Ich habe ihm dazu sogar eine Grifftabelle gemalt, er muss noch nicht einmal Noten lesen! Hausaufgabe: richtige Hand, richtige Töne und richtige Finger! Letzte Woche hat er es hoch und heilig versprochen, dass er es heute kann! Wir haben es sogar schriftlich wie einen "Vertrag" festgehalten. Die Mutter wurde von Ben von sich aus gebeten, ihm dadurch zu helfen, dass sie ihn doch bitte erinnern möge und mit ihn kontrollieren.

Zwar habe ich in Sachen Klavier und Klavierunterricht von Tuten und Blasen :confused: (ich sags ja) keine Ahnung, aber die Folge E – H zu spielen scheint mir nicht allzu schwierig zu sein.

Seit 4 Wochen heute das gleiche Spiel
(…)
Und: man glaubt es kaum: etwas unsicher zückt er heute die rechte Hand und spielt in der Mitte der Tastatur ein Fis und ein Cis und strahlt mich an: "Richtig?"

Bist du dir denn sicher, dass er es lernen will?

Liebe Grüße,
Nuri
 
Das ist eine schwierige Situation...
Hast du Ben selbst schon mal gefragt wie er sich vorstellt, wie Klavierunterricht funktioniert? Ich hatte auch schon solche Fälle und wenn man als Schüler mal selbst überlegen soll, wie das sinnvollerweise abläuft, kommen manche (auch Kinder) langsam auf die richtige Bahn.

Du schreibst, dass er musikalisch ist - wie äußert sich das? Vl kann man da irgendwo ansetzen.

Mit den Eltern hast du schon gesprochen - was haben die denn gesagt?

Nuris Frage, ob er lernen will, ist auch ganz entscheidend. Falls nicht, ist es evtl. das Beste für alle Beteiligten, es einfach (zumindest eine Weile erst mal) sein zu lassen. Wenn er sich nicht wohlfühlt oder keine Lust hat, kommt er auch nicht vorwärts. Vl fällt ihm dann nach einem Jahr auf, dass er es eigentlich doch möchte und wenn er das begriffen hat, funktioniert es vl besser als vorher oder als wenn ihr einfach so weitergemacht hättet.

Für dich als Lehrer ist es scheinbar nur anstrengend und deprimierend. Könntest du noch länger so weitermachen oder bist du es evtl. schon leid, jede Stunde die gleichen Sachen zu predigen und denkst "Ach Mist, morgen ist schon wieder Freitag, da hab ich wieder den anstrengenden Schüler, der nichts zu Hause macht und wir kommen wieder nicht vorwärts. Wär die Stunde doch nur schon vorbei..."

Ich finde es wichtig, dass man solche Sachen auch mal beendet, weil das sehr frustrierend ist und das wirkt sich irgendwann auch auf den Unterricht mit anderen Schülern aus, wenn man so genervt ist. Und da du es schon seit 3 Jahren versuchst, kann man ja nicht sagen, dass du dich nicht bemüht und schnell aufgegeben hättest.

Wenn das alles bei dir aber nicht der Fall ist und du das gerne weitermachen möchtest, würde ich dir vorschlagen, mit Ben selbst zu sprechen, um herauszufinden, wie er die Sache sieht und meine Fragen zu beantworten, wodurch sich dann vl noch andere Ansatzpunkte ergeben.
 
Mir ist folgendes klar:
Es geht wahrscheinlich nicht nur um das Klavierspielen/Musik machen.
Ja, Ben will da etwas lernen und ihm ist es wichtig, mit seinem "Können" öffentlich glänzen zu dürfen. Das steht (vielleicht? _ Vermutung meinerseits) mehr im Vordergrund als sich in die Musik hinein zu versetzen.
Die Frage des Aufhörens stellt sich nicht. Ihm nicht, mir nicht und den Eltern nicht. Und das ist gut so.
Ob er lernen "will" habe ich ihn auch schon gefragt. Natürlich findet er lernen "doooooof", ist doch klar. Doch das ist nur irgendwelchen älteren Geschwistern nachgeplappert. Die ältere Schwester war ähnlich "zickig", wenn auch nicht so eine Nagelprobe wie Ben jetzt.

Ich finde es schwierig, mit den Kindern selbst darüber zu sprechen. Was Ben von sich selbst bewusst meint hat nichts mit ihm selbst zu tun, das sind nur Gedenkan von anderen über ihn oder das was er meint, was andere über ihn denken. Daher spielen Psychologen ja mit den Kindern eher Rollenspiele im Sandkasten, da erfahren sie mehr über die Kinder als wenn sie mit ihnen über ihr "Problem" sprechen. Nun ja, das mache ich dann eben mit den Tönen.

Ja, für mich als Lehrerin ist es deshalb "schwierig" weil es nicht nur um die Sache selbst geht. Es ist ein Ersatzplatz für irgend eine andere Geschichte. Da muss sich irgend etwas im Denken über sich und die Welt "lösen", damit dieser Mensch mit diesen Widerständen aufhört.

Musikalisch ist er in sofern, weil er manchmal, wenn er seine Widerstände aufgibt, ganz erstaunliche Dinge leistet in fast null Übezeit. Und danach retardiert er wieder. Aber es ist nicht jeden Monat Weihnachten und ich kann nicht jeden Monat ein Konzert für meine Schüler organisieren.

Ich frage mich: will er mich provozieren indem er mich voll "verarscht"? Weiß er wirklich nicht, welches seine "tiefe" Hand und welches sein "Hohe" Hand ist? Tiefe und hohe Töne benennt er problemlos nach Gehör. Selbst bei Halbtonschritten rauf oder runter sind seine Angaben 100%.
Was will er damit erreichen, dass er sich bei mir wie ein Volltrottel benimmt?

Die Eltern. Die Mutter hatte selbst mal ein Jahr bei mir Unterricht. Das ging ganz gut. Es gab viele Gespräche darüber und ich konnte einige Dinge klären. Ben will auch NUR Klavier lernen und nichts anderes! Kein Schlagzeug oder Gitarre oder... Eine zeitlang haben wir "schlimme" Lieder gelernt mit vielen "bösen" Wörtern drin. Das hat ihm Spass gemacht. Doch das will er jetzt nicht mehr, denn: niemand regt sich mehr darüber auf.

Ja, ich glaube schon, dass er Aufmerksamkeit braucht und haben will, ganz klar. Doch sein Verhalten erzeugt eher ein Ignorieren seiner Person. Das muss ich vielleicht erklären: bei dem pädagogischen Konzept Triple P (PPP) wird negatives Verhalten ignoriert und positives Verhalten gestärkt.
Beispiel: das Kind "vergisst" dauernd, sein Frühstücksgeschirr in die Maschine zu stellen. Man fragt, ob man das Geschirr für das Kind in die Spülmaschine stellen darf und zeigt dabei Freude. Wenn das Kind eines Tages mal diese "Selbstverständlichkeit" übernimmt, dann sollte man das bemerken und man bedankt sich.

So jetzt sitze ich also da und versuche irgend etwas Positives an Ben zu finden, was ich loben und stärken kann. Doch immer wenn ich DAS tue, was er wahrscheinlich genau haben will: Lob, Lob, Lob! dann verhält er sich so, dass ich ihn eigentlich schimpfen müsste. Wenn ich dann lache und frage: soll ich diesen netten Jungen denn jetzt ausschimpfen?!? dann fühlt er sich "erwischt" was bedeutet, er wurde durchschaut in seinen unbewussten Versuchen seine Umwelt dahingehend zu manipulieren, dass er das erfährt, was er erfahren will: Schimpfe, Ärger, Stress.

Er legt es wirklich voll drauf an... und das ist - natürlich - für mich anstrengend.

Sein älterer Halbbruder war ähnlich. Er ist später ohne Schulabschluss geblieben, drei mal von der Schule geflogen usw. Die Schwester hatte da auch so ein Gen, mit ihr habe ich mich auch sehr abgequält, aber: geschafft. Die läuft jetzt gut und schön rund. Mal sehen, wenn die Pubertät kommt.

Warum machen sich einige Leute immer so das Leben schwer...
Oder ist das einfach: Faulheit?!?

Hmmm.... habt ihr keine solchen Schüler oder fliegen die nach drei Monaten sofort wieder raus?!?!
 
Das Familienklima, klar, das ist sehr angespannt, aber auch liebevoll und fordernd, nicht überfordernd. Ganz normal.
Na, ob das als normal zu bezeichnen ist? Miss Emerson & andere: Lasst Euch nicht immer als Therapeuten missbrauchen. Es sei denn, ihr braucht das Geld unbedingt. Man sollte einfach den Ist-Zustand betrachten und nicht ständig interpretieren oder in die Zukunft interpolieren. Und der Istzustand sagt ganz klar: Da geht einfach nix. Schluss und weg.
 
Lasst Euch nicht immer als Therapeuten missbrauchen ... Und der Istzustand sagt ganz klar: Da geht einfach nix. Schluss und weg.

Ist zwar hart, aber das sehe ich auch so. Ich hatte schon solche Schüler (spätere Diagnose ADHS etc., jahrelang unmedikamentiert) und das hat mich irgendwann wahnsinnig gemacht. Heut seh ich das einfach so, dass ich es meinen anderen Schülern und auch mir selbst nicht "antun" sollte, mich so lange unnütz damit rumzuschlagen, weil es mich wiegesagt auf Dauer frustriert und ich dann meinen anderen Schülern, v.a. am gleichen Tag, nicht so guten Unterricht bieten kann wie es sein sollte; ich bin dann nicht so konzentriert, zu gereizt etc.

"Normale" Schüler haben auch schon regelmäßig ihre schlechten Phasen, die man irgendwie ausgleichen muss und hinzu kommen von Zeit zu Zeit ja auch eigene Probleme. Solche Querschläger bringen einen dann völlig aus dem Konzept. Der Begriff "Therapeut" ist da schon treffend und das bin ich bzw. sind wir als Musiklehrer nunmal nicht. Wenn es über das Normalmaß hinausgeht, kann man das wohl nicht bewältigen.
 
Vielleicht ist PPP (für einen Neunjährigen) auch ein pädagogischer Irrweg....;)

Er wird im späteren Leben eher selten auf Menschen treffen, die nach dieser Methode mit ihm umgehen....
 
Vielleicht muss ich meine Assage differenzieren. Wenn ein KL aus seiner (schlecht bezahlten) Therapeutentätigkeit für sich ein hohes Maß an Freude und Zufriedenheit schöpft, sollte er das auch tun. Leiden sie/er oder andere Schüler darunter >>> Schlußstrich.
 
Liebe Viola, darf ich Dir Deine eigenen Sätze nochmals zur Lektüre empfehlen?
Musikalisch ist er auch, ausgesprochen musikalisch sogar...
er finder es super anstrengend, mir 3 Töne nach zu spielen...
Seit 3 Jahren geht das nun schon so. Einige Weihnachtslieder gingen mal ganz ok, einstimmig mit 2 Händen im Schlüssel-C Tonbereich.
heute habe ich auf 15 Minuten reduziert, weil er die 30 Minuten zunehmend weniger aushält. Und bevor das für uns beide eine Qual wird... man kann auch in 15 Minuten EINE Sache lernen. Nur Ben reatardiert im Moment sogar. Heute fand er noch nicht mal den D-Moll Dreiklang, mit dem er schon mal in der Schule ein Lied begleitet hatte (What shall we do...). Alles futschikato
 
Also.

Erstens vermute ich, daß die Ursache nicht irgendein "Gen" ist, sondern daß diese Verhaltensweisen, die auch bei den Geschwistern ja vorkommen, sehr wohl auf falsche Erziehung zurückgehen.

Mutter Psychologin? Man muß nicht allzu tief in die Vorurteilskiste greifen, um zu sagen: "Na, kein Wunder, daß die Kinder da...". Und auch wenn die Situation die sein sollte, daß die Mutter jemand anders ist, aber die Psychologin die "Neue" des Flötisten, dann kann da der Hund begraben sein: Die mischt sich sehr in die Kindererziehung ein, und was passiert? Die Kinder gehen, völlig verständlich, auf Widerstand!

Man darf sich da nicht auf den "netten Eindruck" verlassen, den die Eltern machen, wenn sie mit dem Kind vorbeikommen, und auch nicht auf deren Schilderungen, wie das Familienleben sei...

Zweitens: Kann er zuverlässig und blitzschnell die Töne auf dem Klavier benennen, wenn man auf sie zeigt, und auch auf Nennung des Notennamens hin blitzschnell die Taste spielen?

Wenn nein, dann wäre das ja erstmal sicherzustellen, bevor man Akkorde, Spielfiguren etc. durchnimmt! Wenn ja, dann nächste Frage: Könnte er es ohne Probleme richtig machen, wenn Du folgendermaßen vorgingst:

"Spiel doch mal bitte mit der linken Hand (und beliebigem Finger) ein E!"
(Macht er.)
"So, jetzt halte das E und spiel DAZU mit der anderen Hand (mit beliebigem Finger) das H, das rechts davon als nächstes kommt!"
(Macht er.)
"Jetzt hast Du die Töne - jetzt greife sie mit linker Hand 5 - 1!"

Würde er das hinkriegen?

Weitere Analysen und Fragen dann nach Deiner Antwort hierauf ;)

LG,
Hasenbein
 
Hallo Viola,

offensichtlich geht es in diesem Fall um einen sehr demonstrativen Menschen, welcher in erster Linie Zuschauer braucht.
Man könnte versuchen darauf zu bauen: z.B. eine Aufgabe erteilen und vorschlagen diese wie bei einem Konzert vorzutragen ( und dann vielleicht bei gutem Ergenbis richtig applaudieren!).
Es könnte sein, das dies die richtige Taktik für den Schüler wäre ..

Liebe Grüsse
FortePia
 

Vielleicht ist PPP (für einen Neunjährigen) auch ein pädagogischer Irrweg....;)
Das war auch mein Gedanke. Ich denke, Kinder brauchen auch "negatives Feedback". Sie brauchen Grenzen. Man muss sich bei schlechten Verhaltensweisen des Kindes auch mal so verhalten, dass das Kind klar und deutlich merkt "so geht es nicht". Auch wenn's schwerfällt, im Kind unangenehmes Empfinden zu erzeugen -gerade, wenn man jeglichen autoritären Erziehungsstil verabscheut-. Aber ich glaube nicht, dass es ganz ohne immer gut geht. Vielleicht fehlt ihm das. Man kann immer von zwei Seiten vom Pferd fallen.

Viola, Du schreibst:
er wurde durchschaut in seinen unbewussten Versuchen seine Umwelt dahingehend zu manipulieren, dass er das erfährt, was er erfahren will: Schimpfe, Ärger, Stres
Vielleicht versucht er sich unbewusst, etwas zu holen, was ihm ansonsten in der Erziehung konsequent verweigert wird, was er aber für seine Entwicklung so dringend braucht?

Nur mal so ein paar Gedanken; ist natürlich hochgradig spekulativ, da ich die konkrete Situation nicht kenne.
 
Ich bin kein Klavierlehrer. Aber von Erziehung habe ich genügend Ahnung, insbesondere in dem Alter.
Und ich sage mal jetzt etwas, dass GANZ VIELE hier laut aufschreien lässt.
Gebt dem Jungen mal einen männlichen Klavierlehrer und zwar einen, der die 100m noch unter 14 Sekunden rennt, also keine hohen Ansprüch an seine Männlichkeit. Und dann schauen wir mal, was dem kleinen Pianisten wird. Und später, so in einigen Jahren, dann darf es auch wieder eine motivierende Lehrerin im Fach Musik sein.
 
Ich bin kein Klavierlehrer. Aber von Erziehung habe ich genügend Ahnung, insbesondere in dem Alter.
Und ich sage mal jetzt etwas, dass GANZ VIELE hier laut aufschreien lässt.
Gebt dem Jungen mal einen männlichen Klavierlehrer und zwar einen, der die 100m noch unter 14 Sekunden rennt, also keine hohen Ansprüch an seine Männlichkeit. Und dann schauen wir mal, was dem kleinen Pianisten wird. Und später, so in einigen Jahren, dann darf es auch wieder eine motivierende Lehrerin im Fach Musik sein.

Stimmt! SEHR gute Idee! Danke!

LG,
Hasenbein
 
;) ;) poco scherzando

Und ich sage mal jetzt etwas, dass GANZ VIELE hier laut aufschreien lässt.
au ja, ich auch:
vielleicht ist der Kleine auch von Anfang an total unterfordert und langweilt sich, weil er eine Höchstbegabung ist, und eigentlich gleich La Campanella oder so spielen sollte ;)

oder noch was zum laut aufschreien:
ihm sagen: du schnallst es nicht, du spielst gefälligst Matchbox-Autochen oder Ninja-Turtle, aber nicht mehr Klavier ;)
 
Liebe Viola,

entschuldige mich wenn ich etwas direkt werde aber Du suchst Hilfe , da muessen auch Kritigen akzeptiert werden. Ich bin der Auffasung das hier alles falsch gemacht wird, was man nur falsch machen kann. Du bist da nicht alleine, schon x mal wurde ich in so aehnliche Faelle um Ratschlag gebeten. Es sind vorwiegend Jungs so im gleiche Alter wie dein Schueler ueberigens mein Sohn den ich zur Klavierstunde gab auch. Ich habe bewusst vor vier Jahren eine Klavierlehrerin fuer ihn gesucht, da es hauefig zu Kontroversen kommt wenn Kinder von den Eltern unterrichtet werden. Ich hatte Muehe jemanden zu finden , so nahm ich die , die am naechsten erreichbar war und diese 50 km von uns entfernt.Beim ersten Treffen mit dieser Peson hatte ich offen gesagt ein mullmiges Gefuehl im Bauch sie war gegen vierzig, sehr freundlich aber sehr ueberzeugt von sich. Ich wollte bei der ersten Stunde dabei sein wurde aber vor die Tuere gewiessen. Bei mir duerfen die Eltern wenn sie wuenschen dabei sein, fuer mich kein Problem. So und jetzt ging es los, ich hollte meinen Sohn ab dies tat ich ca. elf Monate und dann war Schluss, die Lehrerin hatte in der zwischen Zeit erfahren wer ich bin. Was war der Grund der Beendung , nach einigen Wochen streubte sich mein Sohn dorthin zu gehen, ich hatte Verstaendniss wollte dies ihm aber nicht zugestehen, der Unterricht dieser Lehrerin ein Horror, mein Sohn und die anderen Schueler hatten bevor sie spielen durften dreissig Minuten Theorieunterricht, d.h. er musste alles aufschreiben Tonleiter usw. Die Lehrerin komponierte und gab den Schuelern ein Kopie davon und dies musste geubt werden.
Mein Sohn fragte mich , was das crescendo Zeichen bedeutet er konnte damit nichts anfangen, ich nahm ein Farbstift und malte einen Vogelkopf vor das crescendo Zeichen so das dies zu einem offenen Schnabel wurde, allso der Vogel wurde laut. Mein Sohn wusste ab diesem Moment was dies Aussagen sollte, er fing aber darauf zu weinen da er Angst hatte die Lehrerin wuerde mit ihm schimpfen da ich dies auf die Copie gemalt habe. Leider hatte er recht, ich wurde angemahnt, dies doch zu unterlassen.
In der zwischen Zeit wurde ich von Eltern die auch Kinder bei dieser Lehrerin hatte angefragt ob ich nicht auch Kinder unterrichten wuerde, der Grund war die Kinder hatten keine Freude an dieser Unterichtsmethode. Ich hatte dann meinen Sohn davon erloest und unterrichte ihn heute selbst, spaeter habe ich erfahren , dass diese Lehrerin alle Schueler verloren hatte und arbeitslos wurde.
Dies ist ein Beispiel wie ich es haeufig hoere, viele Klavierlehrer koennen nicht unterrichten sie spucken alles aus was sie gelehrnt haben ohne Fantasie und Ideen. Jeder Schueler ist anders und ein guter Lehrer findet fuer jeden einen Weg dies ist sicher, es braucht Begabung, Erfahrung, Gespuehr Kreativitaet und viel viel Humor, ich bin der Ueberzeugung dort liegt das Problem mit deinem Schueler. Ich hatte gestern Abend ein laengeres Gespraech mit einem Forumsteilnehmer wir kammen auch auf das Thema unterrichten, ich erwaehnte das ich mich nicht erinnern kann, dass ich als Kind mit Theorie konfrontiert wurde, sogar spaeter bei den div. grossen Pianiste von denen ich unterrichtet wurde und auch an Meisterkursen , es wurde nie seziert.
Ich kann mich auch an einen Schueler erinnern der war aehnlich wie deiner im gleichen Alter, die Mutter eine Opernsaengerin sie kam von weit her und war bei dem Unterricht immer dabei. Dieser Schueler war hochbegabt aber auch sehr schwierig, er spielte eine Mozartsonate dabei passierten ihm einige Fehler ich spuehrte das er sich aufregte, aufeinmal flog das Heft durch das Zimmer und er topte und schrie, ich versuchte ihn zu beruhigen auch die Zusprueche der Mutter halfen nichts mehr. Schlussendlich sass er unter dem Fluegel und hielt sich am Bein fest, ich sprach auf ihn ein beruhigte ihn, aber alles vergeblich darauf stand auf und kroch unter den Fluegel hiel mich am anderen Bein fest und strammpelte mit den Beinen. Dies schien Wunder zu wirken, er schaute mich vedutzt an und fing an zu lachen, ich sprach mit ihm, wir lachten gemeinsam mit der Mutter, das Resultat er spielte seine Sonate noch einmal, ohne Fehler ich hatte niemehr Probleme mit ihm, heute ist er ein angesehener Musiker. Er erinnert sich immer noch an diese Geschicht und wir lachen darueber. Ich hoffe Du verstehst mich was ich mit dem Gesagten hier dir sagen moechte. Es gibt ueberigens sehr gute Lehrhefte von Hans Bodenmann kleine Finger am Klavier, in diesen Heften ist alles sehr gross beschrieben, diesen Lehrgang habe ich auch bei aelteren Leuten benutzt kann ich nur empfehlen, da er Schritt fuer Schritt in leicht verstaendlicherweise alles einbringt und man sehr schnell weiterkommt.
Ich hoffe Dir hiemit einige Tips gegeben zu haben, ich bin ueberzeugt Du wirst Erfolg haben

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielleicht muss ich meine Assage differenzieren. Wenn ein KL aus seiner (schlecht bezahlten) Therapeutentätigkeit für sich ein hohes Maß an Freude und Zufriedenheit schöpft, sollte er das auch tun. Leiden sie/er oder andere Schüler darunter >>> Schlußstrich.

Nun ja, ob und was wann für mich eine "Qual" wird... kann ich doch - wenn ich wirklich "erwachsen" bin selbst entscheiden. Wenn alle Pädagogen diese Schüler einfach aufgeben, weil sie ihnen zu anstrengend sind und sie diese Herausforderung nicht annehmen knnen (oder wollen...).

Ich sehe diesen Schüler als Aufgabe für mich an, der ICH mich stellen will.

Als ich 20 Jahre alt war habe ich einen 14 jährigen NICHT genommen, obwohl sein absoluter Lebenstraum war: Klavier spielen lernen!!! Sein Eltern wollten ihm das unbedingt ermöglichen! Aber: sein Krebs war austherapiert. Damals fühlte ich mich nicht in der Lage, diesen Menschen zu begleiten und ihm seinen Traum zu erfüllen.

Fischi, jeder kann natürlich den eifachen Weg wählen, daran ist nichts auszusetzen. Meiner Meinung nach MUSS auch nicht jedes Kind ein Instrument lernen.

Mir geht es aber hier um etwas völlig anderes: WAS sind meine Aufgaben bei diesem kleinen Ben?
 
Ich hatte auch jahrelang mit ähnlichen Problemfällen zu kämpfen. Es ist aber immer auch ein Kampf gegen Windmühlen. Irgendwann befindet sich die Lehrer-Schüler-Beziehung in einer Sackgasse, die zu eng ist, wieder umzukehren.

Meine Lösung (abgesehen von der radikalen Fishermanmethode): Ich hab einfach mit ner Kollegin unsere beiden Problemschüler getauscht! Siehe da, beiden Schülern und Lehrern geht es besser!

Euer Morn
 
Liebe Viola,

ich habe erst mal eine Weile nachgedacht. An deiner Methode liegt es ganz sicher nicht, wobei ich auch wie hasenbein die Orientierung am Klavier als die wichtigste Voraussetzung sehen würde.

Ich weiß, wie kreativ dein Unterricht ist und wie individuell und engagiert du auf deine Schüler eingehst.

Meiner Meinung nach ist es ein Kommunikationsproblem.

Ich hoffe, ich gehe nicht andauernd Leuten auf die Nerven, wenn ich mal wieder die Kommunikation/Familienkonferenz nach Gordon wiederhole, dessen Methode ich einfach klasse finde ( auch wenn man sich damit wirklich intensiv beschäftigen muss, wenn man sie verstehen und umsetzen will).

Dabei geht es darum, dass bei Problemen immer erst gefragt wird, wer das Problem eigentlich hat.

In deinem Fall hat sicher auch der Junge Probleme, aber in erster Linie du. Sonst hättest du hier nicht gepostet.

Wenn du aber ein Problem hast ( und zwar ein gewaltiges), ist es ganz verfehlt, auf den Jungen eingehen zu wollen, ihm tausend Dinge anzubieten ...... .

Die nach Gordon und auch nach meiner Meinung einzige Methode, ist, ihn mit genau dem zu konfrontieren, was du hier schreibst.

Gordon schreibt von Ich-Botschaften, mit denen du einmal deine Gefühle und das Verhalten deines Schülers, das zu diesen Gefühlen geführt hat, beschreibst, dann aber auch die Folgen, die dieses Verhalten für dich hat ( dass du die Unterrichtszeit massiv reduzierst und dir schließlich nichts anderes übrig bleibt, als den Unterricht zu beenden).

Klarheit ist angesagt und die fehlt nach meinem Eindruck. Im Gegenteil sieht man sich als Lehrerin in der Verantwortung für den Schüler und glaubt, man habe noch nicht den richtigen Weg gefunden. Man sucht und probiert, man versucht, auf den Schüler einzugehen und wird immer mehr frustriert.

Ich glaube, dass Klarheit von deiner Seite für den Schüler sehr wichtig wäre. Denn er spürt auch mit Sicherheit deine Gefühle. Für dich ist doch auch schon eine Grenze überschritten. Wenn du die nicht klar äußerst, ist das für ihn sehr verwirrend.

Bei Gordon gibt es grob zwei Möglichkeiten der Reaktion: hast du ein Problem, sind Ich-Botschaften angebracht, mit denen man ohne den anderen zu verletzen seinen Standpunkt etc. deutlich machen kann. Hat der Schüler ein Problem, ist Aktives Zuhören angesagt, bei dem man mit eigenen Worten die Worte/Gefühle.... des Schülers wiederholt (=spiegeln).

Völlig in die Hose geht die Sache, wenn man selbst ein Problem hat, aber Aktives Zuhören anwendet. Dann werden die Schüler wirklich auffällig, weil Inneres mit äußerem Handeln nicht übereinstimmt. Die spüren das nämlich. Das scheint mir hier in etwa der Fall zu sein.


Wenn beide ein Problem haben, kann man dann zwischen Ich-Botschaft und Aktivem Zuhören hin- und herswitchen.

Wenn du also deine Ich-Botschaft im Unterricht angebracht hast, wird der Schüler vermutlich reagieren. Dann kann man ihm das widerspiegeln, was er gesagt hat, aber trotzdem immer wieder auf die eigene Sicht zurückkommen.

Dich mit all deinen Grenzen, Gefühlen und Ansichten wie du es auch hier formuliert hast authentisch rüberzubringen, halte ich für das einzig Richtige.

Dazu gehört, sich selbst als genauso wichtig zu nehmen wie den Schüler!

Viel, viel Glück und alles Liebe!!!

chiarina
 
Meiner Meinung nach ist es ein Kommunikationsproblem.
...
Bei Gordon gibt es grob zwei Möglichkeiten der Reaktion: hast du ein Problem, sind Ich-Botschaften angebracht,
...
Deine Analyse ist komplex. Gut, ich habe oben schon meine Position beschrieben. Es geht aber erst in zweiter Linie um ein "Kommunikationsproblem". Partner, Gleichberechtigte, Kollegen usw. haben Kommunikationsprobleme. Ein Lehrer muss aber zuallererst eine "Kommunikationssituation" zu einem Kind herstellen. Hierzu muss man nur das Herz des Kindes gewinnen, egal wie schwierig es ist (siehe Beitrag Destenay). Hierzu muss man dem Kind Sicherheit schenken. ALSO muss der Lehrer eine unverrückbare, sichere Position der Überlegenheit einnehmen. Kinder wollen nicht diskutieren, sie WOLLEN FREIWILLIG FOLGEN. Sie haben aber ein totsicheres Gespür dafür, wie EHRLICH es ein Lehrer mit IHNEN meint. Kinder sind ausgesprochen intelligent, gerade wenn sie sich dumm stellen, taub stellen und blöd stellen. Jetzt kommt die BITTERE Wahrheit für eine ganze Kaste: Was Kinder brauchen, kann der Lehrer nicht lernen. Er hat es, oder er hat es nicht.

Vergiß alles über Kommunikation! Ein Lehrer ist exakt so gut wie seine Fähigkeit als VORBILD zu dienen.

Vorbild wird man, wenn man in einem jungen Menschen das Gefühl auslösen kann: Ich will dir zeigen, wie gut ich bin, denn ich will besser sein als du! JEDER Junge von neun Jahren hat nur ein Lebensziel: Er will schneller rennen lernen als sein Vater. Dies Prinzip gilt für alle Fächer und für alle Lehrer, auf die er trifft. Das Kind WILL wachsen.

Nimmt die Kinder endlich ernst und hört auf mit ihnen zu kommunizieren. Sagt ihnen lieber und ZEIGT ihnen, wo es langgeht. Es gibt hochmotivierte Kinder, die stehen sich selbst im Weg, weil ihre "Lehrer" sich selbst wie Kinder benehmen, wie Angsthasen, wie Psychologen, wie Esoteriker, Familien-Gruppensteller oder, GANZ unkorrekt formuliert, wie "Weicheier".
 

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