Privat- vs. Musikschullehrer

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snowdrop83

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Hallo alle miteinander!

Ich bin ja eigentlich noch "Frischling" im Lehrerberuf, doch auch schon nach dieser kurzen Zeit, stellt sich bei mir die Frage:

Macht es zur heutigen Zeit noch Sinn, an einer Musikschule zu unterrichten?

1.) Festanstellungen sind total rar. Als Honorarlehrer ist man sozial nicht abgesichert. Zudem ist es notwendig an mehreren Musikschulen zu unterrichten, um überhaupt finanziell überleben zu können.

2.) Alles was mir die Musikschule bietet, ist mehr oder weniger "nur" einen Raum, in dem ich die Schüler unterrichten kann.

3.) Durch immer mehr (finanz.) Kürzungen , wird man regelrecht gezwungen, "Partnerunterricht" zu erteilen und wenn Einzel, dann meist nur 30 min. - finde ich persönlich zu wenig!

4.) Ich fühl mich oft wie ein Fließbandarbeiter. Tür auf, Tür zu - Schüler rein, Schüler raus. Habe an einem Tag etwa 14 Schüler - ist das nicht eigentlich zu viel. Kann man wirklich jede Stunde, von der ersten bis zur letzten, qualitativ gleich gut geben bei dieser Anzahl?

5.) Masse ist nicht gleich Qualität. An der Musikschule hat man doch zum größten Teil eher "unwillige" Schüler.

6.) Man kann sich kaum auf einen Schüler richtig einstellen, wirklich ZEIT mit dem Schüler, geschweige denn mit den Eltern, was ja eigentlich superwichtig wäre, hat man kaum. Und ZEIT zum Entspannen für sich selbst bleibt meist auch nicht.

Sehe ich das jetzt alles völlig verkehrt, oder was?? Ich mein, ich kenne beide Seiten, bin sowohl Privat- wie Musikschullehrer. Kann man sich an die Umstände an der Musikschule gewöhnen? Gibt es hier auch Musikschullehrer, die richtig glücklich sind?

Bin so richtig gespannt ... :-D
 
Ich glaube, Du hast die Dinge so ziemlich auf den Punkt gebracht, und die Konditionen sind wahrlich nicht verlockend!

Letztlich ist es vielleicht "nur" eine Frage des Geldes: kannst Du Dir leisten, auf die Schüler, die Du über die Musikschule bekommst, zu verzichten? Bzw. würdest Du als Privatlehrer unterrichten, gibt der Markt ausreichend Stundensätze her, dass Du nicht darauf angewiesen wärst, Schüler "am Fließband" zu unterrichten. Wenn Du erst vor kurzem angefangen hast, müsstest Du Dir ja sicher auch erst einen entsprechenden Ruf aufbauen.

Je nachdem wie Deine räumliche Situation ist, ist ein Raum, den die Musikschule anbietet, übrigens nicht zu verachten (Nachbarn oder eventuell Kosten für eigenen Unterrichtsraum).

Ich hatte den Eindruck, dass sich ein Musikschullehrer die Schüler überhaupt nicht aussuchen kann - umgekehrt geht es den Schülern aber meist wohl ebenso. Gerade die sogenannten städtischen Musikschulen geben ja selten Auskunft darüber, wer bei ihnen unterrichtet. Was natürlich dazu führt, dass viele Anfänger dort hin gehen und Kinder von Eltern, die relativ wenig Kenntnis haben in dem Bereich der Musik und bei denen das Musizieren ihrer Kinder einen sehr bescheidenen Hobby- oder gar nur Beschäftigungsstand einnimmt.

Schüler bzw. deren Eltern, denen guter Klavierunterricht wichtig ist, werden sich sehr genau nach der Qualität eines Lehrers erkundigen - wo zumindest private Musikschulen ja kooperieren - wo ein Privatlehrer dann keineswegs schlechter dasteht.

Ich kann mir vorstellen, dass der Kontakt zu anderen Lehrern sich auch an einer Musikschule in Grenzen hält, als Privatlehrer wärst Du noch mehr Einzelkämpfer, und Du müsstest vermutlich mehr Zeit in Marketing und Geld nachlaufen etc. investieren.

Wenn Du in englischer Sprache fit bist, geht doch mal auf das Forum von http://www.pianoworld.com, dort gibt es recht viele private Klavierlehrer.
 
Vielen Dank für eure Meinungen! :)

Privat unterrichte ich seit August 2003. Ich zähl das nicht so rein, zu dieser Zeit habe ich noch studiert und brauchte ohnehin einen Praktikumsschüler.
Die ersten Schüler sind mir quasi "zugelaufen". Ich habe nämlich seit 2002 einen Kinderchor - und durch den konnte ich schon einige Schüler gewinnen. Habe ohnehin während der Studienzeit nicht großartig Werbung betrieben, weil zeitlich eh mein Focus auf dem Studium lag. Es stimmt schon, es braucht eine gewisse Zeit, um sich einen Ruf aufzubauen. Ich glaube aber, dass ich auf einen ganz guten Weg bin. Aber sicher kann man sich da eh nie sein.

Ich habe das Glück in einem Haus mit Anbau leben zu können, so dass ich mein eigenes Musikzimmer haben kann - und ich gleichzeitig niemanden störe. Das Problem ist meist nur, einen geeigneten Vorspielraum zu finden - der einerseits mit einem vernünftigen Instrument bestückt ist, aber andererseits auch nicht zu groß sein sollte. Letzte Woche bin ich fündig geworden :) !

Sicherlich, die Musikschule nimmt einen schon einen großen Teil an Büroarbeit ab, aber ich kann eben doch nicht tun und lassen, was ich will. Ich mag alle meine Schüler an der Musikschule und es sind auch einige dabei, wo ich richtig Lust hätte, sie intensiv zu fördern, nur leider "darf" ich es nicht. Z.B. ist bei uns festgelegt, dass im 1. Schuljahr grundsätzlich jeder Schüler im Partnerunterricht unterrichtet werden "muss". Auch habe ich nur einen bestimmten Stundensatz (vertraglich geregelt), darf also über eine bestimmte Stundenanzahl nicht hinaus unterrichten.

Mir gefällt das Klima im Privatunterricht besser. Ich habe viel intensiveren Kontakt zu den Eltern. Sicherlich, der nächste Schritt wäre, sich mit einem anderen Privatlehrer zusammenzutun...

Welche Erfahrungen habt ihr so gemacht? Welche Vor- und Nachteile hat man als Privat- oder/und Musikschullehrer noch?
 
Ich mag alle meine Schüler an der Musikschule und es sind auch einige dabei, wo ich richtig Lust hätte, sie intensiv zu fördern, nur leider "darf" ich es nicht. Z.B. ist bei uns festgelegt, dass im 1. Schuljahr grundsätzlich jeder Schüler im Partnerunterricht unterrichtet werden "muss". Auch habe ich nur einen bestimmten Stundensatz (vertraglich geregelt), darf also über eine bestimmte Stundenanzahl nicht hinaus unterrichten.

Meine Frage weicht vom Thema ab, aber vielleicht magst Du sie mir trotzdem gerne beantworten:

Was bedeutet es, Du "darfst" die Schüler nicht intensiv fördern? Ist das nur eine zeitliche Frage, oder dürften die Eltern für die Kinder eine zweite Stunde bei Dir buchen? Wie Du es oben schreibst, hört es sich nämlich fast so an, als ob die Kinder auf einem bestimmten - unteren - Niveau gehalten werden, was ich als ziemlich erschreckend empfände. Wie frei bist Du überhaupt in Deinem Unterricht - bei Kindern oder auch bei erwachsenen Schülern?
 
Im Unterrichten selbst bin ich frei - mir wird nichts vorgeschrieben. Ab und an liegen zwar ein paar "Freiexemplare" von neuen Klavierschulen in meinem Fach- bin aber nicht verpflichtet, mit denen zu unterrichten. Möchte zwar viele Klavierschulen kennenlernen, aber manche erscheinen mir schon auf den ersten Blick recht fragwürdig. Einmal im Schuljahr sollte ein Elternvorspiel stattfinden und an Musizerstunden können auch einzelne Schüler von mir teilnehmen.
Vertraglich steht den Schülern nur eine Stunde in der Woche zu. Sicherlich könnte man auch ausnahmsweise mal zwei Mal die Woche unterrichten, doch das würde dann unter "vorunterrichten" fallen. Mein Vertrag sieht derzeit so aus, dass ich nur 8 Stunden á 45min (= 1 Arbeitstag) in der Woche unterrichten darf und mehr auch nicht bezahlt kriegen würde.
Es gibt zwar für die Schüler eine Leistungsstunde á 45min, dafür müssen sie sich jedoch anmelden und vorspielen - doch nach einem halben Jahr Partnerunterricht , auch wenn ich das Potential sehe, würde es dazu definitiv nicht reichen. Eine Mutter ging auch mal zur Schulleitung um Einzelunterricht zu beantragen, doch es wurde ihr nicht bewilligt - eben aus dem Grund, dass im 1. Schuljahr nur Partnerunterricht erteilt werden darf- hat vor allem finanzielle Gründe von Seiten der Musikschule aus. Partnerunterricht rentiert sich eben mehr. Quantität geht hier meist vor Qualität. Demzufolge können die Eltern auch keine zweite Stunde buchen, auch wenn sie das Geld dazu hätten. Ab 2. Schuljahr können die Schüler 30min Einzelunterricht buchen. Aber mal ehrlich - 30 min ist nicht sonderlich viel, aber immerhin besser als gar nichts.
 
Oh,je...

... das klingt ja alles gruselig... Bisher habe ich nur mal an privaten Musikschulen unterrichtet - ich kenne die "Zustände" an einigen öffentlichen Schulen. Unsere örtlichen Musikschulen zählen sicher noch zu den gut organisierten und sie haben ganz gute Lehrer/innen.

Ich persönlich bin sehr zufrieden, dass ich privat unterrichte.
So kann ich selbst über die Dinge entscheiden und vor allem begabten Schüler/innen eine intensive Förderung zukommen lassen. Eine halbe Stunde Unterricht ist vielleicht für das erste halbe Jahr noch ausreichend, aber dann brauchen die Kinder mindestens 45 Minuten. Bei den Begabten, die auch Wettbewerbe spielen, sind es mindesten 1,5-2 Stunden Unterricht pro Woche. Einige (Über-)Stunden gebe ich auch unentgeltlich. Ich habe auch das Glück, über einen schönen Unterrichtsraum zu verfügen. Für Konzerte (ca 3-4 jährlich) finde ich immer ganz gute Räume, aber es stimmt, es kostet Mühe und Nerven.

Dennoch - ich bin wirklich sehr froh, dass ich selbstständig arbeite und mich um jeden eingehend kümmern kann.

Kann es mir eigentlich auch nicht anders vorstellen.

LG
klavier-stunde
 
Tja, für alle Beteiligten eine Geldfrage: Für die Musikschulen, die mit begrenzten Haushaltsmitteln auskommen müssen (Unternehmensgewinne erwirtschaften sie nicht, meist werden sie bezuschußt), für die Eltern, die nicht zwei Stunden Unterricht in der Woche bezahlen können/wollen, für die Lehrer, die auf Schüler angewiesen sind und nicht nur von den paar reichen interessierten Familien leben können. Dabei gibt es auch noch einen Unterschied in der Finanzierung: Der Privatlehrer hat die Möglichkeit, sich die Hälfte seiner Sozialabgaben von der Künstlersozialkasse zu holen, die Musikschule muß diese "Arbeitgeberbeiträge" aus den Entgelten finanzieren, was mittlerweile dazu geführt hat, daß viele Musikschulen Lehrer nur noch als freie Mitarbeiter beschäftigen, die auf eigene Rechnung arbeiten -- der Ausverkauf des Musikschulgedankens wie der Ausverkauf sozialen Denkens.

Daß an einer Musikschule, wie Snowdrop schreibt, Eltern Einzelunterricht ihres Kindes "beantragen" müssen, auch wenn sie das Geld dafür hätten, ist seltsam und kaum die Regel. Überwiegend können Eltern sich die Unterrichtsform wohl aussuchen, müssen dann aber bereit sein, das höhere Entgelt zu zahlen.

Die Musikschule hat für den Lehrer durchaus ein paar Vorteile, weil er sich weder um Unterrichtsräume sorgen muß, noch mit Abrechnungen herumplagen (der freie Mitarbeiter allerdings doch). Außerdem, kooperative Kollegen vorausgesetzt, hat er andere Gestaltungsmöglichkeiten, da er nicht nur im eigenen Saft schmort, sondern Kammermusik, gemischte Ensembles und Veranstaltungen viel eher auf die Beine stellen kann. Der Privatlehrer hat dagegen den Vorteil, sein eigener Herr zu sein, ist aber nicht weniger als die Musikschulen davon abhängig, die "Kundschaft" für sich zu gewinnen, denn kaum ein Privatlehrer kann es sich leisten, in den Ruf zu geraten, nur noch begabteste Schüler aufzunehmen.

Wie engagiert jemand unterrichtet, hat damit, glaube ich, nicht allzu viel zu tun, ich kenne gute und weniger gute Privat- und gute und weniger gute Musikschullehrer. Letztlich sind beide darauf angewiesen, sich einen gewissen Ruf zu erarbeiten, und das ist immer eine gewisse Balance zwischen "Kundenfreundlichkeit" und Qualität, und diese Balance ist nicht immer einfach.

Der Ruf von Musikschulen scheint lokal sehr unterschiedlich zu sein. In mancher Region gelten sie als maßstabgebende Institution, in der man sich auf qualifizierte Lehrer verlassen kann, in anderen als nicht ernstzunehmend kommerziell. Beides ist wahrscheinlich zu undifferenziert und von Fall zu Fall verschieden. Die Frage, ob es besser sei, privat oder an einer Musikschule zu unterrichten, läßt sich wohl auch kaum undifferenziert mit klarem Ja oder Nein beantworten und ist wahrscheinlich sehr von den eigenen Möglichkeiten abhängig.
 
Hi Snowdrop,

dieses restriktive Verhalten macht doch nur Sinn wenn es mehr Schüler gibt als sie Unterricht anbieten können, denn für Einzelunterricht müssen die Eltern doch garantiert mehr zahlen, und eine zweite Stunde die Woche für besonders begabte Kinder wäre so gut wie ein weiterer Schüler.

Aber manchmal sind die Musikschulen ja auch als e.V.'s organisiert mit Satzungen, von denen einige erforderlich sind, um Zuschüsse zu erhalten, Steuerfreiheit zu garantieren ... Ich wünsche Dir, dass Du eine gute Entscheidung triffst! Ich hoffe, Du darfst den Eltern, die ihrem Kind mehr Unterricht ermöglichen wollen als die Musikschule zulässt, wenigstens anbieten, das privat - gegen entsprechende Bezahlung natürlich - zu machen.
 
Privatunterricht neben der Musikschule

Hi Siggi,

damals hatte ich auch an einer Musikschule Unterricht und bekam zusätzlich Privatstunden (allerdings glaube ich, dass wir die nicht bezahlen mußten - mache ich ähnlich bei den ganz begabten und fleißigen Kindern, weil die Eltern 2-3 Stunden ja nicht zahlen könnten), anders wäre es wegen der vielen Wettbewerbe auch nicht vorstellbar gewesen.
Ich habe aber in privaten Musikschulen erlebt,dass mit quasi verboten wurde,
meine Schüler im privaten Umfeld zu unterrichten (also zusätzlich oder Nachholstunde in den Ferien...)
Wohl, damit ich die Schüler nicht abwerbe, weil es bei mir zu Hause viel schöner ist als in der kühlen, wenig heimeligen Musikschule.
;-)

Wie ist das denn in öffentlichen Schulen?

Auch als Privatlehrer kann man den Schülern Kammermusikgruppen und Kurse anbieten, Konzerte mit anderen Privatlehrern zusammen veranstalten.
Ich mache das alles. Jedoch ist es sehr viel Aufwand und ganz schön anstrengend, denn nicht jeder Privatlehrer hat Lust, mit anderen Lehrern
(schon überhaupt nicht aus dem gleichen Fach) in positiver Art und Weise zusammen zu arbeiten.
Aber so nach und nach finden sich engagierte Lehrer, die ein Netz zusammen bilden können und damit den Schülern eine Menge bieten können.
 
Ich arbeite in einer öffentlichen und einer privaten Musikschule. In der öffentlichen Musikschule ist es nicht erlaubt, im Einzugsgebiet privat zu unterrichten, in der privaten sieht man das etwas lockerer. Allerdings ist dort das Einzugsgebiet wesentlich größer.
In unserem Bundesland haben alle öffentlichen Musikschulen auch das „Öffentlichkeitsrecht“, und es gibt einen entsprechenden Lehrplan, der neben dem Hauptfach auch Wahlpflichtfächer beinhaltet.
Auch müssen alle 3-4 Jahre Prüfungen absolviert werden.
Die Kostenabdeckung des Unterrichts erfolgt zu 16% von den Eltern, zu 34% von der Gemeinde und zu 50% vom Land. Allerdings hat jede Musikschule eine vorgeschriebene Kopfquote (1:1,5), d.h. ein 12-Stunden-Vertrag sieht 18 Schüler vor. In der Regel wird in den ersten 3 Jahren der Gruppenunterricht zu zweit praktiziert, und erst danach der Einzelunterricht.
Vom Gesetz her dürfen wir maximal sechs Stunden (50´) pro Tag unterrichten und sind jeweils nach einer Einheit zu einer zehn minütigen Pause verpflichtet.
Das Gehalt in der privaten Musikschule (Honorarbasis) ist natürlich wesentlich niedriger, allerdings kannst Du einiges steuerlich abschreiben, womit sich das Ganze ein bisschen ausgleicht.
Auch hast Du keine vorgeschriebene Kopfquote und kannst einem Schüler auch zwei Stunden pro Woche geben.
Leider können die wenigsten privaten Musikschulen punkto Ausrüstung und Räumlichkeiten mit den öffentlichen Musikschulen mithalten. Auch die Organisation lässt oft zu wünschen übrig (wenn du nicht alles selber machst…)
Den Privatunterricht in der Form, dass ich zu den Schülern ins Haus komme oder sie zu mir, mach ich wirklich nur in Ausnahmefällen. Der Nachteil hier ist, dass Schüler recht gerne ihre Stunden ausfallen lassen und wenn ich sie vertraglich binde, ist das ja schon wieder offiziell.
Ich bilde mir auch ein, dass Kinder, die bei sich zu Hause unterrichtet werden, leichter abgelenkt werden, bzw. die Disziplin eher zu Wünschen übrig lässt.

Im Großen und Ganzen macht mir das Unterrichten wirklich Spaß. Unwillige Schüler lassen sich oft
zu willigen Schülern umfunktionieren, wenn man im richtigen Moment die richtige Literatur parat hat.
Wenn´s wirklich überhaupt nicht hinhaut, muss man die Kooperation ja nicht unbedingt fortsetzen.
 

Ich unterrichte sehr ungern im Haus der Kinder - allein schon wegen der Privatsphäre. Und dann kommt es eben auch an, wo das Klavier steht (Kinderzimmer, Spielzimmer, neben dem Fernseher, Hausflur) und ob wir "ungestört" (störende Geschwister, Durchgangszimmer) sind ... Es stimmt schon, in einer "fremden" Umgebung sind die Kinder zumindest am Anfang konzentrierter... Aber vielleicht wäre es sogar mal ganz interessant, in die Haushalte seiner Schüler zu schauen. Vielleicht findet man dort den Schlüssel dazu, warum das Kind nicht übt usw. - wie klingt das Instrument, wo steht es -ergo welchen Stellenwert hat die Musik in der Familie- ... Also, einmal ist besser als keinmal ;) aber mehr dann lieber doch nicht.
Merk schon, ist ein heikles Thema, was ich da angezettelt habe.
Ich darf und möchte meine Musikschüler nicht privat unterrichten - im Ernst, ich habe sogar Anfragen bekommen - aber ich möchte erstens das strikt trennen und andererseits sehe ich das als Vertrauensbruch gegenüber der Musikschule.
Pausen sind bei uns nicht vorgeschrieben - wir dürfen am Tag bis zu 8 Stunden á 45 min unterrichten und wie wir uns das einteilen, liegt an uns.
Mein 2. Lehrer an der Musikschule hat mich besonders gefördert ohne dafür mehr Geld zu bekommen. Er hielt beispielsweise nichts vom "gekauften" Einzelunterricht - sondern er unterrichtete, wie es die Schüler verdienten (ihrem Fleiß und Talent nach). Und es ist wohl wahr, es gibt schwarze Schafe, sowohl bei den Musikschullehrern wie bei den Privatlehrern - wäre ich bei meinem ersten Lehrer geblieben, so kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen, hätte ich niemals Klavier studieren können...
 
Ich darf und möchte meine Musikschüler nicht privat unterrichten - im Ernst, ich habe sogar Anfragen bekommen - aber ich möchte erstens das strikt trennen und andererseits sehe ich das als Vertrauensbruch gegenüber der Musikschule.

Gilt das auch für zusätzlich gewünschten Unterricht, d.h. die Schüler haben den Unterricht über die Musikschule wie bisher, und vereinbaren privat mit Dir den Unterricht, den die Musikschule ihnen nicht geben kann oder möchte? In dem Fall würdest Du ja auch der Musikschule nichts fortnehmen, sondern nur einen Schüler fördern, der andernfalls vermutlich die Förderung nicht bekäme.

klavier-stunde:
Was Du über die Bedingungen der öffentlichen Musikschulen in Deinem Bundesland schreibst, hört sich nicht so schlecht an, sind das schon die etwas "gehobeneren" Musikschulen, oder die ganz normalen Musikschulen, die oft Musikschule X-Stadt e.V. heißen?
 
klavier-stunde:
Was Du über die Bedingungen der öffentlichen Musikschulen in Deinem Bundesland schreibst, hört sich nicht so schlecht an, sind das schon die etwas "gehobeneren" Musikschulen, oder die ganz normalen Musikschulen, die oft Musikschule X-Stadt e.V. heißen?

Nachdem klavier-stunde nicht geantwortet hat und es um ein Bundesland geht, vermute ich, dass Du unsere posts verwechselt hast.
Wie dem auch sei, 1998 hat unser Musikschulwerk das Öffentlichkeitrecht für alle "normalen" Musikschulen beantragt und sie in "Musik- und Kunstschulen" umbenannt: Aus Musikschule der Stadt XY wurde Musik- und Kunstschule der Stadt XY. Das Ganze wurde wie oben beschrieben neu strukturiert und läuft in der Form ganz gut. Auch vom Niveau her hat sich einiges getan.
Was mich etwas stört, sind die niedrigen Schulkostenbeiträge pro Schüler, da viele dadurch das mit dem Üben recht locker sehen. Ich denke, wenn die Eltern ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssten, wären sie auch mehr dahinter, dass ihre Kinder ein gewisses Quantum an Übungsarbeit erledigen. Andererseits haben wiederum auch Kinder aus finanziell schlechter gestellten Familien die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen. Vielleicht findet sich ja einmal ein Mittelweg...
Im Großen und Ganzen sind auch bei uns die Job-Aussichten für eine Fest-Anstellung an einer öffentlichen Musikschule mehr als bescheiden. In der Privatmusikschule, in der ich zusätzlich unterrichte, arbeiten rund 100 Lehrer, die alle auf einen Job dort warten, bzw. dort nicht vollbeschäftigt sind.


PS:
Solltest Du trotzdem klavier-stunde mit Deiner Frage gemeint haben, war es ein Mißverständnis meinerseits.
 
Hallo Ihr :-)
Habe erst jetzt Eure Posting gesehen, sonst hätte ich mich schon eher gemeldet ;-)

Die Musikschulen (2 in meiner Nähe) sind E.V.s. keine Eliteschulen, ganz normale Musikschulen mit den normalen "Problemen" (z.B. Wartelisten),
aber dafür mit einigen guten Lehrern, sogar ein paar ganz hervorragenden Lehrer/innen, deren Schüler/innen viele Preise gewinnen und Hochschulniveau erreichen. Diese Lehrer haben eine besonders lange Warteliste und können - glaube ich - schon ihre Schüler/innen aussuchen.
Soweit ich weiß, ist das Privat Unterrichten daneben in diesen Musikschulen nicht verboten. Warum auch? Vor allem, wenn man nicht Vollzeit angestellt ist, muß der Lehrer ja sein Einkommen sichern.

Das Preisniveau dieser Musikschulen ist nur geringfügig unter dem der Privatmusikschulen. Unterrichtet wird in öffentlichen Schulen.

Habe ich eigentlich Eure Fragen beantwortet?

Bundesland SH.
 
Danke für die Erläuterungen, pianomobile und klavier-stunde! Kunst- und Musikschule hört sich nach Niedersachsen an und zumindest wenn ich mir die Internetseite der Kunst- und Musikschule aus Osnabrück - meiner Geburtsstadt - ansehe, macht die Schule dort einen guten Eindruck (wobei Intenet ja geduldig ist).
 
Tja, an einigen Musikschulen scheint es wirklich anders zu sein - das Paradies auf Erden. Aber ich will mich nicht beschweren, letzten Endes kommt es auch darauf an, was man aus den Umständen macht. (Auf lange Sicht möchte ich aber dennoch versuchen, mich selbständig zu machen. )

Eines finde ich doch reichlich bedenklich: Habe beispielsweise einen Schüler (8J.) im 3. Unterrichtsjahr. Ich bin echt schon sein dritter Lehrer. Wirklich ein Nachteil von zu vielen Honorarkräften, die allesamt meist nur ein bis zwei Tage an einer Musikschule unterrichten. Irgendwie geht die Kontinuität verloren. Und vor allem, was das für den kleinen Mensch bedeutet: Sich jedes Jahr auf eine andere Lehrerpersönlichkeit einstellen!
Man sagt ja schon beim "Studium", ein halbes Jahr geht für die Lehrereingewöhnung drauf. Und tatsächlich ist es auch hier so, jetzt erst werden die Schüler richtig warm - ein Grauen, wenn ich daran denke, dass sie vielleicht nächstes Schuljahr wieder bei einem anderen Lehrer haben...

Auch die Honorarkräfte werden vorher nicht "getestet" - wahrscheinlich nach dem Motto - wenn er sich nicht bewährt, Elternbeschwerden kommen, schmeiß ich ihn spätestens nach einem halben Jahr raus - Nachfolger gibts ohnehin genug - vor allem wenn Musikhochschulen in der Nähe sind.
 

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