Praktisches Klavierspiel mit Theoriegrundlagen verknüpfen

Wil

Wil

Dabei seit
14. Feb. 2015
Beiträge
205
Reaktionen
198
Hallo miteinander,


heute suche ich Hilfe bei denjenigen, die ein "verständnisvolles Verhältnis zu ihrem Klavier haben" - es geht nämlich um folgende Problemstellung:

Mein Klavierspiel ist ein reines "Spiel nach Noten" und baut auf nur zwei Dingen auf:
Rhythmus lesen und Noten den Tasten zuordnen.

Damit lässt sich zwar schon viel machen, aber ich würde gerne mehr als das können:
  • Sämtliche Standardtonleitern spielen
  • Den Quintenzirkel verstehen und praktisch anwenden
  • Kadenzen spielen und verstehen
  • Lieder begleiten nach dem Gehör
  • (Entsprechend einfache) Stücke transponieren
  • Einmal die Erfahrung machen, wie es ist, ein Stück mit allem Drum und Dran richtig zu verstehen, falls möglich mit so einem Aha-Erlebnis, dass ich mit denjenigen mitfühlen kann, die ihr "Strukturwissen" nicht missen mögen
  • (Entsprechend Leichtes) Improvisieren, Komponieren?
  • Und nicht zuletzt die Beiträge hier im Forum besser verstehen ;-)
Es geht mir nicht darum, von heute auf morgen möglichst viele Punkte der Liste abzuhaken, sondern ich möchte mich ergänzend zu meinem Klavierspiel nach Noten in eine Richtung bewegen, die mich allmählich verständnismäßig dem Klavier näher bringt. Sodass mit der Zeit das Gefühl schwindet, dass mir mein Instrument trotz aller Freude, die es mir bringt, doch irgendwie fremd ist.

Gibt es Literatur, die ihr mir empfehlen könnt? - Wichtig wäre mir, dass das Buch ganz bei null anfängt und dass ein möglichst großer Praxisbezug vorhanden ist. Und ein roter Faden. Ein Buch, das ich von vorne bis hinten durcharbeiten (und damit meine ich durcharbeiten, nicht nur lesen) kann, und dann hat das, was ich gelernt habe, Hand und Fuß, dann verfüge ich über das Rüstzeug, um mich freier am Klavier zu vergnügen.

Ach ja, für die Tonleitern hätte ich das Tonleiterheft von Breitkopf & Härtel ins Auge gefasst, sind die Fingersätze da drin in Ordnung?


Würde mich wirklich sehr über gute Tipps freuen!
LG Wil
 
  • Sämtliche Standardtonleitern spielen
  • Den Quintenzirkel verstehen und praktisch anwenden
  • Kadenzen spielen und verstehen
  • Lieder begleiten nach dem Gehör
  • (Entsprechend einfache) Stücke transponieren
  • Einmal die Erfahrung machen, wie es ist, ein Stück mit allem Drum und Dran richtig zu verstehen, falls möglich mit so einem Aha-Erlebnis, dass ich mit denjenigen mitfühlen kann, die ihr "Strukturwissen" nicht missen mögen
  • (Entsprechend Leichtes) Improvisieren, Komponieren?
  • Und nicht zuletzt die Beiträge hier im Forum besser verstehen ;-)

Mein Tipp ist im random-Verfahren immer von einem (zufälligen) Stichwort aus zu lernen, dazu reicht das Internet, irgendwo überschneidet sich dann das neue Wissen mit schon bekanntem.
Das alles systematisch in einem Lehrbuch didaktisch richtig aufbereitet zu erwarten ist wahrscheinlich unrealistisch.
Ein Beispiel: Quintenzirkel, zum Verstehen gibts da nichts eklatantes, aber setzt man diesen in Bezug zu einer Komposition, dann wird erst die herausragende Eigenschaft dieses Zirkels begriffen.

Tonleitern spielen ist nun wirklich einfach, die alten Lehrbücher hatten die alle im ersten Lehrgang integriert, und auch da tun sich irgendwann Prinzipien im Fingersatz auf.

Verstehen eines Werkes soll wohl der Nachvollzug der Komposition sein, ich würde das nicht Verstehen, sondern Analysieren nennen. Die letzte Komponente, was eine Komposition beim Hören/Spielen auslöst, ist letztendlich auch eine Interpretationsfrage.

Ich glaube, du suchst die perfekte Beschäftigung mit Klavierliteratur, die gibt es aber leider nicht. Einzig wäre Wahl eines KL, der genau deine Erwartungen erfüllt.
 
Hallo Wil,

heute suche ich Hilfe bei denjenigen, die ein "verständnisvolles Verhältnis zu ihrem Klavier haben"
Wie definiert sich das für dich? Beziehungsweise was verstehst Du darunter ;-)? Meinst Du Theorieverständnis? Wie viel Verständnis brauche ich denn, damit ich dir antworten darf?

Kurz zu mir: Ich arbeite schon immer mit der Theorie neben dem Üben an den Tasten. Mir hat das seit Beginn schon immer Freude gemacht, ich habe ein paar Bücher dazu gelesen und endlich eine richtige Lehrkraft (Komposition) ab September dafür gefunden.

Darum poste ich dir meine Erfahrungen:
Hier solltest Du nicht nur die Fingersätze und das Tastengelände einstudieren, sondern viel eher den Grundaufbau der einzelnen Skalen (ja, Skalen, nicht nur die Dur-Tonleiter), denn dann kannst diese du zur Not (falls die Tonleitern nicht aus dem FF gehen) rekonstruieren und dir auch den
zu großen Teilen sparen, der bei mir damals im Musikunterricht gekonnt verhindert hat, Tonarten zu verstehen.

Kadenzen und Tonleiter sind untrennbar miteinander verbunden. Ein Einstieg darin gibts z.B. in Haunschilds "Neue Harmonielehre", das bis zum Kapitel "Kirchentonleiter" einen ganz soliden Einstieg gibt. Besser aber Du guckst auf Lehrklänge, das eine schöne, wenn auch sehr absolutistisch gehaltene Zusammenfassung enthält.

ist schwerer als man denkt. Vieles geht hier über die Praxis (Ein Bassist in meiner Band war super im Nachspielen nach Gehör - auf meine Frage hin, wie er das macht, hat er gemeint: "Mit der Zeit hört man das einfach" - wo er auch recht hat), natürlich kann man das mit gezielter Gehörbildung und Übung beschleunigen.

(Entsprechend einfache) Stücke transponieren

Kannst Du automatisch, wenn Du dich mit Tonleitern und Kadenzen befasst hast und das Stück in der Originaltonart einigermaßen drauf hast.
Ich habe schon immer leichte und kurze Stücke aus dem Kopf transponiert - Heumann sei Dank (sic!).

Einmal die Erfahrung machen, wie es ist, ein Stück mit allem Drum und Dran richtig zu verstehen, falls möglich mit so einem Aha-Erlebnis, dass ich mit denjenigen mitfühlen kann, die ihr "Strukturwissen" nicht missen mögen

Das geht wohl mehr in die Richtung Analyse eines Stücks - ganz und gar verstehen wird dir übrigens wohl eher nur bei harmonisch leichten Stücken gelingen.
Ein gutes Harmonielehrebuch, das stark zum differenzierten betrachten von Musikstücken auffordert, ist de la Mottes Harmonielehre, das auch die Grundlagen zur Funktionsanalyse mitbringt, aber Vorwissen, viel Zeit und eigentlich auch einen Korrektor zum Durcharbeiten erfordert.

(Entsprechend Leichtes) [...] Komponieren?
Kannst Du sofort - es geht hier mehr darum, was du erreichen willst. Willst Du Handwerklich sauber Choräle aussetzen können? Sonaten komponieren? Für andere Instrumente komponieren?
Je nach dem steckt mehr oder weniger viel Aufwand darin. Ich denke, dass es eine gute Idee ist, mit dem simplen Aussetzen anzufangen (sprich, eine Melodie mit einem Harmoniefundament zu unterlegen) und immer mehr Stimmen dazuzunehmen.
Auch hier schadet es nicht - wenn Du wirklich handwerklich sauber komponieren willst - einen Korrektor zu haben. Ich setze schon länger Stimmen aus, aber es kommt durchaus vor, dass ich noch kleinere Schönheitsfehler darin habe (manchmal fängt es schon bei der Balkensetzung an!)

Wichtig wäre mir, dass das Buch ganz bei null anfängt und dass ein möglichst großer Praxisbezug vorhanden ist.
So etwas kenne ich nicht. De la Motte hat zwar z.B. unzählige Beispiele aus der Geschichte und Übungen dazu, aber es nimmt einem das aktive und selbstständige Verstehen nicht ab.
Die Praxis musst Du Dir also selbst schaffen, indem Du Stücke nach den Büchern analysierst und spielst oder Melodien erfindest, die Du in immer neue harmonische Situationen stellst.

Bedenke: Was Du da schreibst sind zum Teil komplette Studiengänge - und ähnlich wie die klassische Klaviermusik reicht kaum ein Leben zur Perfektion :-)

LG
Ludwig
 
Also mein Tipp, erprobt an mir selber, ist der folgende:

1.) Lese ein Buch zu allgemeiner Musiklehre (empfehlenswert ist m.E. der Wolf 1 oder das Einführungskapitel von "Harmonielehre im Selbststudium".
2.) Arbeite zumindest teilweise, aber gewissenhaft, mindestens 1-2 Kapitel vom de la Motte durch: Hier lernt man sehr gut, was es bedeutet "Musik zu abstrahieren" und hat danach auch einige musiktheoretische Grundlagen.
3.) Spiele aufmerksam und wach: Versuche (mithilfe deines neugewonnenen Wissens) beim spielen die Stücke zu analysieren. "Schreibe" hierbei Stücke auch um ("Warum hat der Komponist es so gemacht und nicht anders?") oder abstrahiere die Stücke (Umspielungen, Ornamentik etc. weglassen) oder improvisiere auf einem von einem Stück vorgegebenen harmonischen Fundament.
4.) Versuche Stilkopien zu schreiben. Das ist nun wirklich eine gute Methode um Musik zu verstehen. Mir ging es häufiger in letzter Zeit so, bei einem bestimmten Stück das Gefühl gehabt zu haben "zu verstehen, was da passiert". Anschließend habe ich versucht die "von mir begriffenen Aspekte" selbst zu reproduzieren.

Klingt anstrengender als es ist! Das wichtigste ist wirklich: Waches und aufmerksames Spiel!

Liebe Grüße,

Daniel
 
Vorweg vielen Dank für eure Inputs! :-)

Mein Tipp ist im random-Verfahren immer von einem (zufälligen) Stichwort aus zu lernen, dazu reicht das Internet, irgendwo überschneidet sich dann das neue Wissen mit schon bekanntem.
So gehe ich bereits vor, und das gefällt mir nicht. - Mir fehlen einfach so viele Grundlagen, dass sich ein systematisches Auffrischen dieser rentieren würde.

Tonleitern spielen ist nun wirklich einfach, die alten Lehrbücher hatten die alle im ersten Lehrgang integriert, und auch da tun sich irgendwann Prinzipien im Fingersatz auf.
Naja, ich hab im Forum diesbezüglich vor Monaten mal gestöbert, und bin dabei auf so viel Schwammiges gestoßen ("die Fingersätze da und dort sind nicht die richtigen..."), dass ich das Thema letztendlich aufgeschoben habe... Das Paradoxe daran ist, dass ich wahrscheinlich eh so einige Tonleitern spielen kann, nur weiß ich nichts davon.

Ich glaube, du suchst die perfekte Beschäftigung mit Klavierliteratur, die gibt es aber leider nicht.
Nein, das tue ich nicht. Ich möchte einfach freier am Klavier agieren können und nicht so an den Noten kleben. Ich hab z. B. mal einen Pianisten im TV gehört, der ein kleines singendes Kind begleitet hat. Es ist abgerutscht, und er hat einfach die Tonart angepasst und es tiefer weiter begleitet. - Das fand ich supercool, obwohl ich mir andererseits denke, dass das nicht die große Zauberei sein wird, wenn einem das "Begleitsystem" klar ist. - So etwas würde ich gerne können.

Wie definiert sich das für dich?... Meinst Du Theorieverständnis?
Ja, ich meine damit ein solches Maß an Theorieverständnis, dass man zu solchen Dingen befähigt ist, wie ich sie oben genannt habe.

Kadenzen und Tonleiter sind untrennbar miteinander verbunden. Ein Einstieg darin gibts z.B. in Haunschilds "Neue Harmonielehre", das bis zum Kapitel "Kirchentonleiter" einen ganz soliden Einstieg gibt. Besser aber Du guckst auf Lehrklänge, das eine schöne, wenn auch sehr absolutistisch gehaltene Zusammenfassung enthält.
Danke für diese Tipps! Grundsätzlich bevorzuge ich ja Bücher, die wirken überschaubarer, also zumindest, solange es nicht um die Brüder Karamasow oder so geht... Der Haunschild könnte nach der Beschreibung evtl. echt was für mich sein!

Bedenke: Was Du da schreibst sind zum Teil komplette Studiengänge - und ähnlich wie die klassische Klaviermusik reicht kaum ein Leben zur Perfektion :-)
*lach* Um Perfektion geht es mir doch nicht! Komposition hab ich auch nur mit Fragezeichen aufgeführt, es geht mir mehr um das eine Richtung Einschlagen als um das ein Ziel Erreichen. - Ich möchte einfach mehr machen können als "nur Noten umsetzen". Bzw. glaube ich, dass auch das leichter fällt, wenn man die Noten in einem Gerüst ausmachen kann und ein größeres Ganzes dabei im Blick hat.

Also mein Tipp, erprobt an mir selber, ist der folgende:
1.) Lese ein Buch zu allgemeiner Musiklehre (empfehlenswert ist m.E. der Wolf 1 oder das Einführungskapitel von "Harmonielehre im Selbststudium".
2.) Arbeite zumindest teilweise, aber gewissenhaft, mindestens 1-2 Kapitel vom de la Motte durch: Hier lernt man sehr gut, was es bedeutet "Musik zu abstrahieren" und hat danach auch einige musiktheoretische Grundlagen.
3.) Spiele aufmerksam und wach: Versuche (mithilfe deines neugewonnenen Wissens) beim spielen die Stücke zu analysieren. "Schreibe" hierbei Stücke auch um ("Warum hat der Komponist es so gemacht und nicht anders?") oder abstrahiere die Stücke (Umspielungen, Ornamentik etc. weglassen) oder improvisiere auf einem von einem Stück vorgegebenen harmonischen Fundament.
4.) Versuche Stilkopien zu schreiben. Das ist nun wirklich eine gute Methode um Musik zu verstehen. Mir ging es häufiger in letzter Zeit so, bei einem bestimmten Stück das Gefühl gehabt zu haben "zu verstehen, was da passiert". Anschließend habe ich versucht die "von mir begriffenen Aspekte" selbst zu reproduzieren.
Wow, das klingt echt beeindruckend! Und du schreibst das so, als ginge das alles so locker vom Hocker... - Das Wichtigste ist für mich ja einfach nur mal Schritt 1, ein Buch zur Allgemeinen Musiklehre. - Der Wolf wirkt etwas veraltet, aber ich werde mal schauen, dass ich da einen Blick reinwerfen kann.

Morgen geht es in die Bibliothek!
:bye:
LG Wil
 
Wow, das klingt echt beeindruckend! Und du schreibst das so, als ginge das alles so locker vom Hocker... - Das Wichtigste ist für mich ja einfach nur mal Schritt 1, ein Buch zur Allgemeinen Musiklehre. - Der Wolf wirkt etwas veraltet, aber ich werde mal schauen, dass ich da einen Blick reinwerfen kann.

Geht's auch ;-)

Einfach eine Allgemeine Musiklehre durchzuarbeiten ist auch mein Tip. Welche ist eigentlich egal.
 
  • Like
Reaktionen: Wil
  • Like
Reaktionen: Wil
Typischer Fall von erwachsenem Klavierschüler der sofort kapiert, wie unendlich umfangreich das Thema Musik und das Thema Klavierspielen ist.

Was er nicht kapiert ist, dass das kein Mensch alles perfekt beherrscht. Es fehlt am vernunftgestützten Mut zur Lücke.

Auch der größte der ganz großen Schachgroßmeister wird irgendwann einmal ein entscheidendes Spiel verlieren.

CW
 
Ich möchte einfach freier am Klavier agieren können und nicht so an den Noten kleben. Ich hab z. B. mal einen Pianisten im TV gehört, der ein kleines singendes Kind begleitet hat. Es ist abgerutscht, und er hat einfach die Tonart angepasst und es tiefer weiter begleitet. - Das fand ich supercool, obwohl ich mir andererseits denke, dass das nicht die große Zauberei sein wird, wenn einem das "Begleitsystem" klar ist. - So etwas würde ich gerne können.
Da würde ich Funktions- und/oder Stufentheorie empfehlen.
Das Poblem: Selbst wenn man die begriffen hat, ist man kaum weiter. Wie @rolf mal schrieb: Du musst Dich "in jeder Tonart zu Hause fühlen" und das erfordert viele viele Übestunden. Ein Anfang wäre z.B., bereits erlernte Literatur zu analysieren und in anderen Tonarten zu spielen. Am Ende muss man in Echtzeit sofort die Funktionen/Stufen erkennen und ohne Nachzudenken in jeder Tonart spielen können.

Schönes lustiges Beispiel dafür:

View: https://www.facebook.com/zach.lapidus/videos/10107105523800209/
 
  • Like
Reaktionen: Wil
Ich finde es am "niedrigschwelligsten", wenn man jeweils die aktuell zu spielende Literatur analysiert - anfangs mit Live-Unterstützung der/des KL, anschließend als Hausaufgabe, die dann kontrolliert wird. Dabei ergeben sich genügend Fragestellungen, die man sich ad hoc erschließen muss (mit irgendeinem Kompendium). Je mehr man bereits weiß, desto leichter lernt sich etwas dazu - man übt erst geradlinigere Stücke und wird somit konfrontiert mit unkomplizierten Harmonien, und je komplexer die Stücke werden, desto komplexere Zusammenhänge lernt man gleich mit. - Es sei denn, Du bist der Typ, der gut Theoretisches theoretisch erlernt. ;-) Ich persönlich habe gern einen praktischen Bezug und eine authentische Motivation, Töne anhören, anschlagen, es in den Fingern und im Ohr wahrnehmen, sich mit dem aktuellen Stück intensiv auseinandersetzen... Bringt mir mehr als in Lehrbüchern "Notenbeispiele" aus mir unbekannten Stücken dargeboten zu bekommen.

Ein "leichtes" Stück kann man dann auch einfach mal transponieren. Man muss nicht damit beginnen, H-Dur nach Ges-Dur zu transponieren. Für den Anfang finde ich es am erfolgversprechendsten, G- oder F-Dur nach C-Dur zu transponieren (EIN Vorzeichen zu KEIN Vorzeichen - oder umgekehrt). Anfangs hab ich das auch sogar ausnotiert. Dabei stellt sich rasch eine gewisse Routine ein, und dann kann man sich ja an komplexere Aufgaben wagen und das Ausnotieren weglassen.

Kadenzen: Würde ich frei nach Gehör ausprobieren, bringt finde ich mehr als das irgendwo zu lesen. Als erstes denkst Du Dir eine Tonart aus und schreibst Dir die Tonart der Subdominante und der Dominante auf. Die bastelst Du Dir dann zusammen. Jeden Tag eine. Hat man sehr schnell raus.

Nach Gehör spielen: Auch hier vom Einfachen zum Komplexen. Nimm ein Lied (ja, was zum Singen!), das Du gut kennst, und spiel einstimmig die Melodie. Mit den Akkorden der Kadenz kannst Du alle Töne abdecken. Das ist zwar extrem niedrigschwellig, aber es ist der Einstieg in "freies Schaffen". Wenn Du darin erst mal ein bisschen Routine erlangt hast, veränderst Du an diesem ganz simplen Schema "etwas", probierst was aus etc. So kommst Du von Kommt ein Vogel geflogen noch nicht zum richtigen Improvisieren, aber Du lernst wenigstens mal das Gefühl von Eigenwirksamkeit kennen, das einem ja realiter fremd ist, wenn man immer nur nach Noten spielt. Alsdann versuchst Du, die aus den Analysen Deiner aktuellen Stücke erlernten Prinzipien anzuwenden.


Und, weißt ja: Ein Laie hat das hier verfasst, es gibt nur MEINE persönliche Erfahrung wieder. :heilig:Ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.
 
Typischer Fall von erwachsenem Klavierschüler der sofort kapiert, wie unendlich umfangreich das Thema Musik und das Thema Klavierspielen ist.

Was er nicht kapiert ist, dass das kein Mensch alles perfekt beherrscht. Es fehlt am vernunftgestützten Mut zur Lücke.

Auch der größte der ganz großen Schachgroßmeister wird irgendwann einmal ein entscheidendes Spiel verlieren.

CW

Sowas in der Art hatte ich auch gedacht. Ich kenne Leute mit abgeschlossenem Musikstudium, die das was in der 'Wunschliste' am Anfang stand, nicht aus dem Stegreif beherrschen.
 

Oh, da hat sich ja noch einiges getan... :-)

@violetta: Danke, ich hab da mal reingeschnuppert, und als Ergänzung wird mir sicher das eine oder andere Video zwischendurch helfen. - Wobei ich mich grundsätzlich auch bei der Beschäftigung mit Theorie eher "mit Buch am Klavier sitzen" sehe.

@cwtoons und @EMoll: Hm, was soll ich darauf sagen? - Vielleicht versteht ihr mich besser, wenn ihr das Augenmerk auf "Richtung einschlagen" statt auf "perfekt beherrschen" legt. Und wenn ich es nicht einfach probiere, finde ich nicht heraus, was geht.

@Peter: Unglaublich, das tat ja fast weh... an Inbrunst war der Vortrag allerdings kaum zu überbieten... und das Hochgehen so kurz vor Schluss, das war mein "Lieblingsentgleiten"! - Zu Deinem Tipp mit der Stufentheorie: Der Begriff taucht in dem Theoriebuch, für das ich mich nun entschieden habe ("ABC Musik - Allgemeine Musiklehre" von Ziegenrücker), irgendwo mitten drin auf, da werden vorher noch ein paar andere Hürden genommen werden müssen...

@Barratt: Danke für deine vielen praktischen Tipps, auch wenn ich die noch nicht so direkt anwenden kann. - Fürs Theoretische werde ich nämlich auf wirklich ganz leichte Stücke zurückgreifen müssen, auf die, die du "extrem niederschwellig" nennst, und noch nicht die aktuellen Stücke analysieren können. - Macht aber nichts. Ich hoffe, dass ich nach ein paar Kinderliedern bald mal auf das Büchlein für Anna Magdalena umsteigen kann, daraus würde ich auch gerne ein paar Stücke spielen.

Aber ein Schritt nach dem nächsten...
Danke euch! :-)
LG Wil
 

Das hatte ich in der Tat im Hinterkopf, kannst Du Gedanken zwischen den Zeilen lesen? :super: Darin stehen einige überschaubare Menuettchen, an denen man z. B. das Transponieren üben kann, ohne dass es die Hirnwindungen sprengt.
Transponieren kannst Du aber ALLES, auch das aktuelle Material. Je simpler, desto besser für den Einstieg.
 
Also ich kann dir auch 2 Bücher empfehlen, die mir sehr geholfen haben, erstmal überhaupt einen Überblick über die Form und Aufbau von Stücken zu bekommen:

Das ABC der Formenlehre von L.K.Weber
Nett und sehr verständlich geschrieben.

Und Formenlehre der Musik von lemacher/schroeder
ist etwas ausführlicher und sehr klein gedruckt...

Seitdem verstehe ich wie verschiedene Formen ala Rondo, Sonate, Tänze etc aufgebaut sind und kann mich so im eigentlichen Notentext viel besser zurecht finden.
 
Oh, da hat sich ja noch einiges getan... :-)

Zu Deinem Tipp mit der Stufentheorie: Der Begriff taucht in dem Theoriebuch, für das ich mich nun entschieden habe ("ABC Musik - Allgemeine Musiklehre" von Ziegenrücker), irgendwo mitten drin auf, da werden vorher noch ein paar andere Hürden genommen werden müssen...

Aber ein Schritt nach dem nächsten...
Danke euch! :-)
LG Wil

W.Ziegenrücker bietet nebenher noch die " Praktische Musiklehre" Band 1-3.

https://www.amazon.de/Praktische-Mu...4505685&sr=8-1&keywords=praktische+musiklehre

Auf Gehörbildung wird sehr viel Wert gelegt mit Hilfe der beigefügten CD. (Diktate)

Viele Grüße
Marion
 
Das hatte ich in der Tat im Hinterkopf, kannst Du Gedanken zwischen den Zeilen lesen?
Jepp, nachdem es mit dem in den Zeilen Lesen nicht immer so ganz klappt, finde ich das nur gerecht. ;-)

Also ich kann dir auch 2 Bücher empfehlen, die mir sehr geholfen haben, erstmal überhaupt einen Überblick über die Form und Aufbau von Stücken zu bekommen:

Das ABC der Formenlehre von L.K.Weber
Nett und sehr verständlich geschrieben.

Und Formenlehre der Musik von lemacher/schroeder
ist etwas ausführlicher und sehr klein gedruckt...

Seitdem verstehe ich wie verschiedene Formen ala Rondo, Sonate, Tänze etc aufgebaut sind und kann mich so im eigentlichen Notentext viel besser zurecht finden.
Danke, deine Tipps sind vielleicht etwas für später, jetzt beschränke ich mich mal auf den Ziegenrücker und schaue, inwiefern ich das dort erworbene Wissen bei entsprechend leichten Stücken anwenden kann, oder allgemein bei den Stücken, die ich in Angriff nehme. Sonaten oder sonstige größere Werke habe ich eh noch nicht gespielt, und bei bis zu 4 Seiten geht es ja noch mit dem sich in den Noten zurecht Finden. ;-)

W.Ziegenrücker bietet nebenher noch die " Praktische Musiklehre" Band 1-3.
Hast du selber Erfahrung mit diesen Büchern? - Beim Bestellen des Musiklehrebuchs bin ich auf diese gestoßen, war aber unschlüssig, ob ich sie mitbestellen soll (und hab es dann sein lassen).
 
image.png image.png
image.png

Oben einige Beispiele aus Heft 1

Es fängt bei 0 an ( Notenschlüssel zeichnen) und baut dann im Sinne eines programmierten Lernens weiter auf ( Melodik, Rhythmik, Gehörbildung, u.s.w.) Mir machen insbesondere die Rhythmus- und Singdikate zusammen mit CD und eigenem Instrument viel Spass.
Es ist natürlich abhängig vom Niveau auf dem du dich bewegst.

Viele Grüsse
Marion
 
Naja, bei mir ist leider weniger Theoriewissen vorhanden, als man nach den Stücken, die ich spiele, vermuten würde. - Ach, was solls, nicht lang verkopfen, du hast Spaß dran, die Beispiele schauen ganz ansprechend aus, Diktate klingen für mich auch spannend, und mit 4 Theoriebüchern quillt mein Bücherschrank noch lange nicht über...

Danke Marion!
LG Wil
 

Zurück
Top Bottom