Populäre und dennoch selten gespielte Stücke

Eventuell passt auch Ravels „Pavane pur une infante defunte“ in die Kategorie populärer Raritäten. Das Stück hat in manchen Kreisen einen schlechten Ruf, vermutlich weil Ravel es selbst als Jugendsünde bezeichnet hat.
Ich übe das Stück gerade. Beim Spielen zeigt sich mir, dass die Pavane ziemlich raffiniert komponiert ist. Das Einzige, was mich an dem Stück wirklich stört, ist der dämliche Fortissimo-Schluss. Und dann, nach all den zauberhaften, komplexen Akkorden, auch noch als banaler G-Dur-Dreiklang. Warum???
 
Ravels Pavane finde ich ebenfalls zauberhaft, auch wenn sie recht unpianistisch geschrieben ist. Die Orchesterfassung ist übrigens auch sehr schön!
 
In diesem Faden könnte man auch die Solo-Fassung von Brahms Ungarischen Tänzen anführen.

Die Stücke sind wahnsinnig populär und die vierhändige Fassung gehört bekanntlich zum absoluten Standard-Repertoire und wird viel gespielt.

Aber die zweihändige Fassung? Fehlanzeige. Nur ganz selten. Jedenfalls nicht öffentlich. Wahrscheinlich liegt es am hohen technischen Schwierigkeitsgrad der Solo-Fassung im schnellen Tempo bei gleichzeitiger Verfügbarkeit der leichten vierhändigen Version. Auch hört man der Solo-Version die große Schwierigkeit leider nicht unbedingt an.

Ich habe kürzlich auf persönlichen Wunsch die Solo-Fassung vom ersten Ungarischen Tanz eingeübt und muss gestehen, dass ich mich selten mit etwas so herumgeplagt habe, bis es wirklich funktionierte. Die üblichen pianistischen Herausforderungen von Brahms mit kompaktem Klaviersatz und weiten Sprüngen, hier alles bloß auf die Spitze getrieben. Und ein langsameres Tempo als Kissin auf seiner Brahms-CD wollte ich auch nicht anschlagen, dafür habe ich seine Einspielung einfach schon zu lange im Ohr.
 

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