Pleyel Flügel von 1975

xentis

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Ich bin auf der Suche nach einem Instrument für meine Zweitwohnung und suche schon eine Weile. ;)

So wahnsinnig viele gute Instrumente zum angemessenen Preis tummeln sich nicht auf dem Gebrauchtmarkt (meine Meinung).

Heute Abend werde ich mir einen Pleyel-Flügel (ca. 170 cm, schwarz, Bj 1975) ansehen. Man findet nicht so viel darüber. Nach meinen bisherigen Recherchen schätze ich, daß es sich um einen Schimmel mit Pleyel Label handelt.

Was ist so ein Flügel im Originalzustand wert, falls keine größeren Mängel an Mechanik, Stimmstock, Resonanzboden, Steg etc. vorhanden sind?
 
So, ich hab mir den Flügel angesehen.

Substanziell ist er wohl in Ordnung, keine Risse im Stimmstock, Steg. Es scheint tatsächlich ein umgelabelter Schimmel zu sein. Sieht genauso aus wie ein Schimmel aus dieser Zeit (Gussplatte, Lyra, Rennermechanik). War ziemlich verstimmt.
Die Tasten waren ziemlich wacklig, also wohl neue Garnierungen fällig. Hämmer ziemlich am Ende. Dämpfung in Ordnung, Nachklang der Basssaiten gut, zum Diskant hin immer schlechter.
Beim Spielen allerdings null Dynamik, sehr mauer Bass, höhere Lautstärken kaum zu erzeugen.

Irgendwie hatte ich das Gefühl aus dem Instrument ist jedes Feuer entwichen.

Für mich kommt er nicht in Frage. Allerdings waren wohl schon mehrere Händlerangebote seit heute vormittag, die ihn unbesehen für 4000,- Eur kaufen.

Das wäre mir zu viel, zudem er auch äußerlich einige Blessuren hatte.
 
Pleyel.. welch ein Name von Donner.. => Pleyeldoyer für den leichtgängigen Flügel

Tjaaa, Pleyel...

..der guute aalte Ignaz, oder doch eher sein Sohn Camille.. Lieferanten Seiner Klavierspieler-Majestät des polnisch-halbfranzösischen Landedelmannes Fryderik Chopin..

Der Name solle wohl auch heute noch die Herzen der Klavierspieler (und deren Portemonnaie..) öffnen helfen. Erst verschmolzen all die französischen Konkurrenten; unter einem Dache erst Pleyel mit Erard, dann kam irgendwann noch auch Gaveau hinzu; die Brüder Mangeot gibt's ja schon lange nicht mehr, seit 1890 erloschen. Und ebenso würde man in Marseille die Fa. Boisselot niemals gekannt haben, sollte nicht angeblich in Weimar (??) der Herr Liszt am allerliebsten seine romantische Klaviermusik auf einem Boisselot notiert..

Heute hält Schimmel seine Hand darauf. Baut gelegentlich einige Klaviere unter der Marke "Pleyel", dann mal wieder einige unter dem Namen "Erard".. Wohl um die Markenrechte nicht verfallen zu lassen?

Wenn man aber einen der beiden zum persönlichen Besitz Chopins gehörenden Pleyel, den in England in voller Funktion stehenden, mal hat spielen hören, dann bekommt man eine Idee davon, was damals die Menschen empfunden haben müssen, dem Spiel Chopins (eher privatim) lauschen gedurft zu haben - dieser intensive, runde, perlige, fein ziselierte Klang - daran die Finger eines begnadeten Tastenartisten wirken..

DAS waren noch Klaviere ... Flügel.. Hammerflügel. Jaa, hammer Flügel.

Die echten Pleyel. Vor 160 Jahren.

Heute alles nur noch steif. Hart. Mega laut. Nicht mehr zum Salon einladend, nicht mehr 35 oder 40 Gramm, nein, 55 muss man auf die Taste werfen, damit sich (bei schon weggenommener Dämpfung) die Taste nur mal bewegen möchte.

Chopin hätte solche Klaviere nur einmal berührt, dann niemals mehr wieder. Wozu sich die Finger ruinieren an einem schwergängigen KLavier, wo es doch so viele Alternativen gibt..

Heute hat man uns die Alternativen entzogen. Alles ist "konzertant"... (gewichtet).

Kein Vergleich mehr mit den Klavieren der 30er und 40er Jahre. (...des vorvorigen Jahrhunderts.)

Ich träume von einem Klavier, das sich so leicht wie zu Beethovens oder Chopins Zeiten spielen lässt.

Da aber alle renommierten Klavierschmieden immer sich am Urteil von Konzertpianisten ausrichten, werden Flügel stets so gebaut, dass die größten von ihnen die Carnegie Hall mit 3.000 Menschen beschallen können - ultralange und enorm dicke Saiten. Noch dickere Hämmer. Die mit Schwerstmechanik bewegt werden wollen. Samt höchst trainierter Finger derer Tastenartisten, die an 3 oder 13 Stunden des Tages nichts anderes tun als Tasten an solchen schwergängigen Flügeln zu drücken.

Die setzen die Messlatte.

Leider.


Auch für die kleinein und kleinsten Flügel, denn die sollen sich auch "genauso" spielen lassen wie die großen - also baut man auch sie schwer in der Gewichtung. Damit nicht die konzertanten Tastentäter sich evnetuell bescwherten .. - nicht nur über den mangelnden Klang kurzer Saiten und kleiner Resonanzböden, nein, auhc nch über dieses "spielzeugartigen" Mechaniken.. ?..

Also baut man auch Stutzflügelchen eine Mechanik ein, die 50 oder 55 Gramm "benötigt" - welch ein unnützer Tort. Müssen denn erst Hobbyklavierspieler die Hersteller ihrer Flügel in Brüssel verklagen gehen, bevor die sich mal bequemen, Klaviermechaniken zu machen, an denen man sich nicht in 10 Jahren die chronische Sehnenscheidenentzündung holt !?!?!

50 oder 55 Gramm sind der Wahnsinn.

Nur erklärlich damit, dass die ganz großen Flügel das brauchen - um tausenen von Konzertbesuchern Klang bs ganz nach hinten zu bieten. 50 Gramm - Das kommt von viel zu schweren Hämmern. Dann fängt man an, gegenzubleien, und lahm wird die Fuhre.. In der Spieldynamik.

Ganz oft beschleicht mich der Verdacht, dass die Klaviertechniker, die die Flügel präparieren, selber wohl niemals damit spielen. Die stellen ihr statisches Bronze-Gewichtlein drauf - prima, 50 Gramm, alles in Ordnung..

Und ihre Amateur-Kundschaft holt sich daran in Jahren den Tennisarm..

Wo aber bleiben die Flügel für den Amateur, der sein eigenes Wohnzimmer (wenn's geht, auch leise..) beschallen möchte..?.. Was beinahe nicht mehr geht, mit all den fetten Klaviaturen der Höchst-Anschlagsgewichte. Ausgerichtet nur und ausschließlich auf die Erfordernisse der Bühnen-Konzertierenden.

Pianissimo spielen? (Im Wohnzimmer..) Vergiss es. Einen Saitenchor nur mal anhauchen? Undenkbar.

Ein Klavier, einen Flügel jedoch, der so leicht spielt wie Mozarts, Beethovens und Chopins Werkzeuge, sucht man heute weitenteils vergebens.

...nein, es gibt sie. Es geht, wenn man das will. Denn einmal hatte ich welche unter den Fingern. Restaurierte Steinways, völlig überraschend leichtgängig, von einem Meister seines Fachs vorbereitet. Flügel der A- und O-Größen, in einem großen Klaviergeschäft in den Niederlanden. Alte Flügel, 100 Jahre alt, aber zu spielen mit einer Leichtigkeit, mit einer Selbstverständlichkeit, mit einer Response unter den Fingern: ein einziger Traum.

Die neuen China-Instrumente daneben, "George Steck" made in Tsing Dao? Forget it. Schwergängig... (Sie waren wieder im Rahmen der "Normalspezifikationen"...)

Diese alten, bearbeiteten Steinways - Das wären Flügel auch nach dem Geschmack Chopins gewesen. Mindestens mit ihrem Angebot an Anschlagskultur. Über den Klang lässt sich streiten. Aber das Tastengefühl war einzigartig. Das hätte auch dem Monsieur Chopin gefallen, bin mir sicher.

Verzicht auf die Carnegie Hall. Verzicht auf das Gewohnte der Konzertpianisten.

Angebote für Amateure bitte. Flügelmechaniken, die leichtgängig sind. Dennoch halbwegs schnell beim Repetieren. (Der Amateur schafft keine 12 Anschläge per Sekunde.) Verzicht auf Vierteltonnen-Hämmer. Verzicht auf bald unterarmdicke Bassaiten.

OK, ich übertreibe. Manchmal sollte man das, um sich vernehmlich zu machen.
 
Ich habe auch schon mal gepostet, dass es im 19 Jht. Musiker gabe, die den Klang und Spielart damaliger Instrumente ideal fanden. Wer ein solches Instrument als Alternative zu einem modernen Flügel haben möchte, findet hier einen Klavierbauer:

Home

Die Preise beginnen dort, wo auch die Preise für moderne Stutzflügel (aus europ. Herstellung) beginnen.

Wenn ich allerding lese, dass Liszt an einem Konzertabend mehrere Instrumente "ruinierte", sehe ich bei heutigen Instrumenten einen großen Vorteil in ihrer Rubustheit.
 
Ich habe auch schon mal gepostet, dass es im 19 Jht. Musiker gabe, die den Klang und Spielart damaliger Instrumente ideal fanden. Wer ein solches Instrument als Alternative zu einem modernen Flügel haben möchte, findet hier einen Klavierbauer:

Nun, da gäbe es aber durchaus prominentere Namen, die einem zu diesem Thema einfallen könnten, z.B. der hier schon mehrfach genannte Gert Hecher in Wien. Vielleicht kriegen wir eine kleine Namensliste für Interessenten zusammen?
 
So, ich hab mir den Flügel angesehen.

Substanziell ist er wohl in Ordnung, keine Risse im Stimmstock, Steg. Es scheint tatsächlich ein umgelabelter Schimmel zu sein. Sieht genauso aus wie ein Schimmel aus dieser Zeit (Gussplatte, Lyra, Rennermechanik). War ziemlich verstimmt.
Die Tasten waren ziemlich wacklig, also wohl neue Garnierungen fällig. Hämmer ziemlich am Ende. Dämpfung in Ordnung, Nachklang der Basssaiten gut, zum Diskant hin immer schlechter.
Beim Spielen allerdings null Dynamik, sehr mauer Bass, höhere Lautstärken kaum zu erzeugen.

Irgendwie hatte ich das Gefühl aus dem Instrument ist jedes Feuer entwichen.

Für mich kommt er nicht in Frage. Allerdings waren wohl schon mehrere Händlerangebote seit heute vormittag, die ihn unbesehen für 4000,- Eur kaufen.

Das wäre mir zu viel, zudem er auch äußerlich einige Blessuren hatte.

mehrere Haendlerangebote ???????? dies toent ja gail. Ich habe mit Klavierhandel nichts zu tun , sammle nur, daher bekomme ich jede Woche etliche Angebote von Pleyel Fluegel und anderen interessanten Marken, schon ab 500 euro gibt es einige nicht schlechte Pleyels. Versuchen mal herauszubekommen wer die Haendler sind, dann drehen wir diesen, diese Fluegel fuer 4000 euro incl. Transport nach Deutschland an. :D: Den Gewinn teilen wir uns und daraus kaufst Du dir , einen top Pleyel
Spass beiseite, solltest Du Interesse an einem solchen Fluegel haben, dann schaue mal nach Frankreich. Obwohl schon etwas rar geworden, da viele diese Instrumente ins Ausland gehen, es sind immer mehr Pianisten die sich neben den modernen Fluegel, Pleyel und Erard Fluegel sowie andere interessante Fluegel anschaffen. Es ist immer wieder ein Schnaeppchen zu machen, allerdings die Konzertfluegel sind rar und sehr teuer geworden. Es lohnt sich wirklich, zumal auch der Transport nach Deutschland nicht sehr teuer ist.
Der fraenkische Transporteur Papst und Kraus hat sich spezialisiert auf Frankreich , er kennt jede Ecke, auch gibt es noch andere deutsche Firmen, der Preis belaueft sich um 600 euro-bis ca.800 euro. Es gibt Verkaeufer, die keine Ahnung haben was sie besitzen, manchen ist es auch vollkommen egal, dass Ding muss weg. Es kann sich daher sehr lohnen so was zu kaufen und sich von einem Fachmann herstellen zu lassen, ein ganz hervorragender wurde schon aufgezeichnet, auf Clavio existieren auch welche.
Solltest Du Interesse haben, so kann ich dir Informationen zu kommen lassen, wo Du so was bekommst. Bei Unkenntniss der franzoesischen Sprache stehe ich dir gerne beiseite

Cordialement
Destenay
 
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@sla019: Danke für den Hinweis. Gert Hecher kannte ich noch nicht und den auf seiner homepage präsentierten von ihm entwickelten "hecher-flügel" finde ich äußerst elegant. Leider fehlt die Preis-Angabe...

Auf Paul McNulty bin ich über den Themenabend zu Liszt bei Arte gestoßen. In einer Doku wurde gezeigt, wie er den Boisselot von Liszt originalgetreu nachgebaut hat. Interessant finde ich, dass er die historischen Instrumente nicht nur restauriert sondern neu baut und der Kunde verschiedene Varianten zur Auswahl hat.
 

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