Pianomania

Hi,

tata, ich bin Physiker, sogar promoviert (ohne Gutenbergeffekt ;-) )

Der Film hat auch mM Pseudo-Schmonzes, aber ich fand das jetzt nicht so schlimm und er gleitet glücklicherweise nicht in Esoterik ab (wie zB die Bücher von Wagenhäuser, fällt mir jetzt zufällig ein).
Der Satz vom Produzenten ist mir auch hängengeblieben, den fand ich auch echt gut. Da ist vielleicht etwas dran und es sagte das ja jemand, der eine sehr grosse Ahnung vom Klavierklang und der Musik hat. Aber der Knüpfer erklärt die Dinge mM schon recht ordentlich.

Aber jetzt kommt's:

Es existieren in einem Flügel keine Gesetze oder Kräfte, die nicht durch die Physik erklärbar wären (zB im Gegensatz dazu wieder Wagenhäuser mit seinem Energietransfer auf den Ton, brrrr).

Aber die Physik erklärt nicht alles, sie funktioniert nur in ihrem durch ihre Gesetze und Ableitungen aufgespannten Raum.

Physik tut sich sehr schwer wenn psychoakustische Dinge beim Klang/Musik dazu kommen und das passiert beim Klavierspielen.

Du kannst schönes Klavierspiel oder einen schönen Klavierton nicht durch physikalische Gesetze erklären/definieren. Das braucht die Physik mM auch nicht, dazu haben wir die Kunst.

Gruß
 
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Auch ich habe mir den Film letztes Jahr angesehen. Mir hat er sehr gut gefallen. Von der Technik hätte ich gerne etwas mehr gesehen. Auf Grund der schlechten Tonqualität (jedenfalls in unserem Kino) wären sehr feine akustische vorher-nachher Vergleiche aber vermutlich sowieso nicht klar zu hören gewesen. Pierre Laurent Aimard ist ein großartiger Musiker mit viel Gedult wie er immer wieder beweist. Er arbeitet offensichtlich gerne mit S&S zusammen (;-)). Schon in der Dokumentation "Note by Note: The Making of Steinway L1037" schnüffelt ein etwas jüngerer Aimard im S&S-Werk in New York herum. Ich hörte ihn vor einigen Jahren mal bei uns in Salzburg im Puplikumsgespräch zusammen mit Stefan Knüpfer, also quasi Pianomania Live. Aimard, völlig gelassen, beantwortete gerne alle Fragen bevor er schließlich abrundend einen Ravel auf einem D 'hingeperlt' hat, dass es allen die Sprache verschlagen hat. Ganz anders Stefan Knüpfer. Ich frage mich, ob er während der zusammenarbeit mit Pianisten immer so unruhig ist, wie man auch im Film sieht.

Ich finde Pianomania hat sein Ziel, die Techniker-Musiker Bindung und den enormen Aufwand so ein Instrument zu präparieren und das dem Puplikum zu vermitteln, mehr als erreicht. Er zeigt auch, dass manche Musiker äußerst sensibel sind. Wenn ich diese extrem feinen Anpassungen des Instrumentenklanges an einen persönlichen Charakter auch für übertrieben halte, bitteschön... die Musiker sollen sich wohlfühlen. Brendel und Lang Lang hatten in Pianomania leider einen zu kurzen Auftritt. Das ist etwas schade. Ein moderner Film der noch als Film und nicht digital gedreht wurde. Die Kameraführung und der Schnitt ist voll und ganz gelungen.
 
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Physik tut sich sehr schwer wenn psychoakustische Dinge beim Klang/Musik dazu kommen und das passiert beim Klavierspielen.

Das (!) ist nämlich genau der springende Punkt. Die Physik kann schon alles erklären, wenn die Ausgangsvoraussetzungen und Randbedingungen bekannt sind. Da die Grundwerkstoffe eines Klaviers, Holz und Filz, nun aber weder homogen noch isotrop sind, läßt sich ohne vorhergehende zerstörungsfrei-tomographische Werkstoffanalyse mit anschließender FEM-Berechnung der Klang nicht genau vorherbestimmen. Den Aufwand spart man sich und setzt dafür auf - Erfahrung. Und bestes (im Sinne von "übergut") Material. Das ist genau der Grund, warum Steinway & Co. "besser" sind als manche andere.

Der Rest hat mit Physik nichts mehr zu tun, sondern man bewegt sich dort im Bereich (Wahrnehmungs)psychologie, wo es keine objektiven Wahrheiten mehr gibt (ich weiß, die gibts sonstwo auch nicht, aber diesen philosophischen Diskurs erspare ich mir). Und genau dort darf auch sich auch jeder beliebig wundern, glauben, nicht-glauben, es für "Schmonzes" halten, etc.

Gruß
Rubato
 

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