Pädagogische Fehltritte

  • Ersteller des Themas Clara Clementi
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Clara Clementi

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18. Juli 2009
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Fehltritte, seitens des Lehrers versteht sich sollten hier diskutiert werden.

Wie fördert man Schüler/ Studenten die noch nicht quasi fertig sind auf eine solch angemessene Weise, dass sie nicht völlig eingeschüchtert zum Unterricht kommen oder aber völlig unterfordert sind.

Die goldene Mitte in den Sachen der Pädagogik. Wieviel Freiheit darf man wem erlauben.


Die Kategorien sind.

Hobbyspieler vom Anfänger bis zum Erfahrene, Student bis zum vollprofieStudent

ich greife dieses Thema auf, weil ich einen neuen Lehrer bekommen habe und gewisse Schwierigkeiten habe. das möchte ich jedoch nicht zum Ausgangspunkt des Themas machen, sonder eventuell zwischenzeitlich besprechen.

lg Clara
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

ein heißes Eisen, was du da anpackst....;)

Damit ich mir nicht die Finger verbrenne, fang ich mal ganz diplomatisch an:

Die große Kunst des Lehrers ist,

-den Schüler an der Stelle abzuholen, wo er grad steht.
-zu entdecken, was der Schüler im Moment vorrangig lernen muss.
-abzuschätzen, wieviel Anforderung und Frustration der Schüler aushält.


Allerdings muss man sich ja kennen lernen, bevor das einwandfrei klappen kann. Du hast doch grad erst angefangen mit deinem Lehrer, gib ihm ne Chance. Gib euch eine Chance, ein gutes Team zu werden.

LG
violapiano
 
Der Lehrer hat eine Bringschuld. Er ist in der Lage, ein bestimmtes Wissen zu vermitteln.

Aber auch der Lernende hat etwas zu tun: er hat eine "Holschuld". Er muss sich das Wisen holen bzw nachfragen, wenn er etwas nicht verstanden hat und nicht immer nicken, wenn der Lehrer fragt: Hast Du das jetzt verstanden?!?!

Schüler und Lehrer sind im Einzelunterricht auf Augenhöhe, auch mit Kindern. Kein Lehrer kann alles richtig machen und kein Lehrer ist für alle Lernenden der richtige. Somit gibt es keine "pädagogischen Fehltritte" - außer der Lehrer grabscht, trinkt oder schlägt. Das sind aber keine pädagogischen Fehltritte sondern menschliche.

In der Pädagogik hat man im Grunde nur die Möglichkeit, Angebote zu machen. Ob diese Angebote die "richtigen" oder "falschen" sind - das kann man nicht wissen. Was für den einen gut ist ist für den nächsten schrecklich.

So isses nun mal.

Das einzige, was man einem Pädagogen vorwerfen könnte wäre liebloses Verhalten. Aber das ist eher wieder in der Sparte "menschliches Fehlverhalten" angesiedelt.

AL

V.
 
Ein Thema, über das mein Lehrer und ich gelegentlich sprechen, wenn er gerade wieder bei einem Schüler deutlich werden mußte. Ich glaube, ein verantwortungsbewußter Lehrer sitzt immer zwischen zwei Stühlen, wenn es darum geht einen Schüler zu motivieren und auch ein bischen Druck aufzubauen, damit der Schüler bei der Stange bleibt. Übt er keinen Druck aus, besteht die Gefahr, daß der Schüler faul wird und bei zuviel Druck wird der Schüler eingeschüchtert oder wird störrisch. Nur der ideale Schüler braucht überhaupt keinen Druck, und solche Schüler gibt es vermutlich nicht.

Wichtig ist also, daß der Lehrer beurteilen kann, wie er mit jedem einzelnen Schüler umgehen muß. Je reifer ein Schüler ist, desto mehr Verantwortung liegt auch bei ihm, das mit dem Lehrer zu besprechen.

Völlig daneben sind natürlich allgemeine Aussprüche wie "das lernst du nie" oder direkte Beleidigungen. Das sollte zwar selbstverständlich sein, aber manche Lehrer haben sowas trotzdem in ihrer pädagogischen Werkzeugkiste. Es ist allerdings schwer, sich von solchen Lehrern zu verabschieden, wenn die einen trotzdem weiter bringen. Gerade Lehrern, die mit Leidenschaft unterrichten, passieren solche Fehltritte und die Schüler, die darunter leiden, machen unter Umständen trotzdem große Fortschritte. Natürlich muß irgendwo eine Grenze sein.

Was ich persönlich am schlimmsten finde sind Situationen, in denen man sich völlig alleine gelassen fühlt. Zum Beispiel, wenn man ein Stück vorspielt und danach das Gefühl hat, daß es richtig schlecht war - oder auch richtig gut. Dann braucht man einfach ein paar klare Worte der Auseinandersetzung, ganz egal ob positiv oder negativ - am besten so, wie es tatsächlich war. Der Lehrer muß einem helfen, zur Realität zurückzukehren.

Ich selbst habe im Unterricht keine schlechten Erfahrungen gemacht. Früher mußte ich oft mit Schelte leben, weil ich leider ziemlich faul war und mein Übungsprogramm sehr unabhängig vom Unterricht gestaltete, aber das habe ich mir selbst eingebrockt und wußte es auch.

Und noch was zu Lob und Kritik: In meiner Jugend hatte ich eine ziemlich kritische Lehrerin und ich kann mich nicht an ein einziges Lob erinnern. Allerdings war die Kritik immer so gestaltet, daß sie als Anleitung zur Verbesserung bei mir ankam und nicht etwa als Erklärung, warum ich so schlecht sei. Im Gegensatz dazu hatte ich in der Schule einen Lehrer, von dem ich noch heute glaube, daß er meine schlechten Leistungen als persönliche Beleidigung verstanden hatte und mir deswegen nie geholfen hat. Solche Lehrer sind mit Vorsicht zu genießen, auch wenn sie manchmal lächeln!
 
Also den Thread-Titel finde ich etwas irreführend. Unter Fehltritte versteht man ja normalerweise etwas anderes. Aber mir ist klar, wie es gemeint ist.

Die Sache mit dem Unterfordern und Überfordern ist beim Unterrichten immer eine sehr heikle Sache. Im Unterfordern sehe ich jedoch weniger Gefahren als im Überfordern. (Zu) leichte Stücke gibt es ja eigentlich nicht. Auch der größte Pianist hat immer wieder Stücke oder Abschnitte von Stücken, die läppisch einfach sind und die man trotzdem nicht überspringen kann. Man muß auch solche Stellen überzeugend spielen - und das muß man auch können bzw. lernen!

Überforderung ist da gefährlicher: wenn der Schüler immer oberhalb eines Levels spielt, den er entspannt und im angemessenen Ausdruck kontrolliert und sauber spielen kann, dann wird er das zwanghafte Spielgefühl irgendwann für normal halten - mit der Folge, daß er sich beim Spielen in einer konstanten Krampfhaltung befindet. Das ist weder gut für die Musik noch gut für den Körper.

Ab und zu ein bißchen Überforderung schadet aber nichts. Schließlich will man ja Fortschritte machen. Und die Fortschritte merkt man am deutlichsten an Stücken, die man zuerst noch nicht kann - nach einer Zeit des Übens aber doch. Meist kommt die Überforderung aber bereits aus dem Ehrgeiz des Schülers, so daß man hier als Lehrer nicht noch zusätzlich "Druck machen" muß.
 
Überforderung ist da gefährlicher: wenn der Schüler immer oberhalb eines Levels spielt, den er entspannt und im angemessenen Ausdruck kontrolliert und sauber spielen kann, dann wird er das zwanghafte Spielgefühl irgendwann für normal halten - mit der Folge, daß er sich beim Spielen in einer konstanten Krampfhaltung befindet. Das ist weder gut für die Musik noch gut für den Körper.

@Haydnspaß:
Ja das stimmt - so habe ich die ersten 2 Jahre gelernt. Immer Stücke, die viel zu schwer waren und ich im Grunde nie richtig gut spielen konnte. Der Ehrgeiz kam aber von mir selbst und meine KL hat sich irgendwie darauf eingelassen.:mrgreen:
Nach einem KL-Wechsel habe ich aber völlig den Spaß verloren, da ich plötzlich die ganz einfachen Anfängerstücke "richtig" wiederholen musste. Das macht sicher Sinn, nur der Spaßfaktor war dann leider gleich NULL - und nun habe ich im Moment keinen KL mehr und weiß nicht so recht, wie ich weiter machen soll. Ganz schön schwierig manchmal :confused:

@Clara: Gut, dass Du das Thema aufgegriffen hast.

LG
Meckie
 
Ein guter Lehrer hat ein Gespür dafür was wann und wie angebracht ist. Er kann einen Schüler sehr schnell richtig einschätzen und ihn dementsprechend richtig ansprechen. Was richtig ist hängt ja sehr von der jeweiligen Schülerpersönlichkeit ab.
"Pädagogische Fehltritte" begeht ein Lehrer dann wenn er einen Schüler falsch anspricht oder ihm die falschen Aufgaben stellt. Diese "Fehltritte" können klein, aber auch so groß sein, dass der Schüler Angst hat oder nicht mehr spielen möchte.
Das Problem ist doch, dass jeder anders ist. Ich hatte als kleines Kind einen Lehrer bei dem musste man bei einem Fehler die entsprechende Zeile in seinem Beisein 50x richtig spielen. Ich fand das nicht schlimm. Für mich war es selbstverständlich, dass er mit mir übt wenn ich es alleine nicht richtig geschafft habe. Andere Schüler hatten Angst vor diesem Lehrer und haben entweder den Lehrer gewechselt oder aufgehört. Das selbe Verhalten war also bei mir vollkommen korrekt und bei anderen ein "echter päd. Fehlgriff".
Es gab aber auch objektiv sehr gute Lehrer mit denen ich so meine Mühe hatte.
Ein anderes "Problem" ist auch, dass ein guter Musiker nicht immer auch gleichzeitig ein guter Pädagoge ist.
Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass man von jedem etwas lernen kann und man mit den "Mängeln" seiner Lehrer einfach leben muss. Wenn das nicht mehr möglich ist, dann halte ich es für richtig einen anderen Lehrer zu suchen.
 
Vielleicht habe ich doch einen pädagogischen Fehltritt erlebt:
Meine frühere Klavierlehrerin war zwar immer sehr penibel und hat mich im Zweifelsfall eher länger als kürzer an einem Stück üben lassen aber sie hat viel zu spät versucht, mich mit "interessanter" Musik zu locken. Die "größten" Werke, die ich bei ihr gespielt habe, waren ein Impromptu von Schubert, eine Sonate von Mozart und eine von Haydn. Ich will mich nicht rausreden, ich habe viel zu wenig geübt, aber bei acht Jahren Unterricht wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen, wenn ich etwas mehr gefordert gewesen wäre, mir wurde es einfach zu langweilig.
 
Die "größten" Werke, die ich bei ihr gespielt habe, waren ein Impromptu von Schubert, eine Sonate von Mozart und eine von Haydn. Ich will mich nicht rausreden, ich habe viel zu wenig geübt, aber bei acht Jahren Unterricht wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen, wenn ich etwas mehr gefordert gewesen wäre, mir wurde es einfach zu langweilig.

Absolut einverstanden. Klavierunterricht ist immer auch Musikunterricht. Man sollte einen gewissen Überblick über die Geschichte des Klavierspiels in Form exemplarischer Stücke, die einem die typischen Eigenarten der verschiedenen Komponisten nahebringen. Kann schwierig sein wenn der Schüler noch nicht so weit fortgeschritten ist, aber auch da läßt sich einiges finden.
 
Wie sieht es bei Lehrerwechseln im Studium aus? Oder generell ähnliche Erfahrungen?
möchte da jemand berichteten. Es gibt ja haarsträubede berichte dazu. Lehrerkrach, Professore, die ihre Studenten anschreien. Lehrer die eine nahelegen einen anderen Beruf zu wählen. Lehrer die einem keine Ratschläge geben können und nur eventuell zu Meisterkursen taugen, wenn überhaupt.

lg Clara
 
Wie sieht es bei Lehrerwechseln im Studium aus? Oder generell ähnliche Erfahrungen?
möchte da jemand berichteten. Es gibt ja haarsträubede berichte dazu. Lehrerkrach, Professore, die ihre Studenten anschreien. Lehrer die eine nahelegen einen anderen Beruf zu wählen. Lehrer die einem keine Ratschläge geben können und nur eventuell zu Meisterkursen taugen, wenn überhaupt.
Schlechtes wird generell öfter weitererzählt als Gutes.
Warum machst Du Dir so viele Gedanken über dieses Thema und willst Erfahrungsberichte? Hast Du an der MH einen Prof. mit einem besonders schlechten Ruf erwischt, oder bist Du bei Deinem jetzigen Prof. ganz unglücklich und hast Angst vor einem Wechsel?

Bezüglich "schwieriger Eigenheiten" von Lehrern kann ich mich nur selber zitieren:
"Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass man von jedem etwas lernen kann und man mit den "Mängeln" seiner Lehrer einfach leben muss. Wenn das nicht mehr möglich ist, dann halte ich es für richtig einen anderen Lehrer zu suchen."
 

Das Blöde bei schlechten Lehrern ist, daß sie oft gut darin sind, zu proklamieren, daß alles nur die Schuld der Schüler ist, und man braucht schon einige Lebenserfahrung, um damit klarzukommen, selbst wenn man es leicht durchschauen kann. Obendrein zweifelt man ja eh erstmal an sich selbst. Deswegen finde ich die Idee, Erfahrungen anderer zu sammeln nicht schlecht.

Man muß natürlich aufpassen, daß es nicht zu einer Lehrerverteufelung ausartet, denn das wäre einfach nicht fair. Wer sich dazu berufen fühlt, könnte ja ein einem separaten Thema Erfahrungen mit pädagogische Glanzleistungen von Lehrern sammeln, um einen Ausgleich zu schaffen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Da magst du wohl richtig getippt haben.
Aber nein ich möchte gar keine Lehrer niedermachen. ich will mich ja auch selbst als Lehrerin sehen...
Nur weiß ich, auch von den Erfahrungen eines Bekannten, dass es wohl öfters vorkommt, dass einigen Studenten die Motivation genommen wir, und dass ... auch wenn sie sehr groß ist...
Eigentlich wollte ich dieses Thema auf reiner pädagogischer Basis bauen mit einigen Erfahrungsberichten.

Wär mag beginnen:D?

lg Clara
 
Wie fördert man Schüler/ Studenten die noch nicht quasi fertig sind auf eine solch angemessene Weise, dass sie nicht völlig eingeschüchtert zum Unterricht kommen oder aber völlig unterfordert sind.

Ich würde einfach selbst Stücke sagen die mir gefallen bei einen Lehrer bei den ich nicht 100% klar komm und wenn er die nicht machen will, dann würde ich fragen warum und wenn er dann blöd kommt, dann würde ich evtl. zu einen anderen Lehrer.
Schonmal versucht mit den Lehrer zu reden?

Achja du wolltest Erfahrungsberichte:
Ich war `ne Zeit lang mit den Anfangsheften unterfordert und es war eigentlich langweilig, dann kamen etwas schwierigere Stücke und ich war überfordert?!
Komisch. Richtig!
Dann hab ich mit den Lehrer geredet wo wir in die Mitte kommen und seitdem fragt er mich immer ob ich mir das zu trau;).
 

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