Orgelweihe Ulm-Wiblingen

  • Ersteller des Themas MartinH
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Tatsächlich, so klein ist die Chororgel nicht. Man kann da schon üben.
Allerdings, hatte ich so jetzt nicht erwartet. Ich würde behaupten, da kann ein Profi so gut wie alles üben incl. notwendiger "Übersetzung" durch Vorstellung.
Man muss allerdings auch sagen, dass sehr viele Kollegen vor allem was Orgelspiel angeht nach einigen Jahrzehnten im Dienst verschlissen sind. Da wird tagein tagaus das gespielt, woran man sich aus dem Studium noch erinnert und mit jeder Runde wird es schlampiger. Dann wird immer noch schnell etwas aus der Kategorie Blattspielliteratur gehudelt, davon gibt es inzwischen auch viel zu viel auf dem Markt. Mehr braucht es für die Messe ja nicht. Ich habe oft erlebt, dass auch ehemals hauptamtliche Kollegen beim Erreichen der Pensionsgrenze bestenfalls noch auf C-Niveau spielen. Man muss sich halt selbst fordern und immer wieder neue Sachen einstudieren, und das eben nicht nur so, dass man in der Messe "durchkommt".
Das braucht einen ja auch nicht zu wundern. Ich habe so die Ahnung, dass das in sehr naher Zukunft nochmal sehr deutlich zunehmen wird. Es interessiert (und vielleicht versteht) de facto eben so gut wie niemanden. Untermalung (bis zum Nervenden) muss halt sein, aber sonst... Da muss man schon sehr hartgesotten und leidensfähig sein, um da dranzubleiben. Heutzutage hat sowas wie "Orgel rockt" Erfolg, mir völlig unverständlich. Ist wahrscheinlich wieder die Missgunst....
Nebenbei: der Hausorganist spielt sehr wohl Konzerte, hier das Einweihungskonzert (Trompete+Orgel, Programm würde mich interessieren).
 
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Allerdings, hatte ich so jetzt nicht erwartet. Ich würde behaupten, da kann ein Profi so gut wie alles üben incl. notwendiger "Übersetzung" durch Vorstellung
Das habe ich auch gedacht. Aber das heißt ja noch lange nicht dass der Organist das auch macht. So besonders ist die Orgel ja auch nicht, als das man da einen hochqualifizierten erwarten könnte.
 
Erstaunlich übrigens, dass man für dieses Luxusgut schon 400000 EUR (ca. 1/3) aus irgendeinem staatlichen Topf in Aussicht hatte - m.E. gut, dass das nicht zustande kam, ich befürworte da eine strikte Trennung - zumindest bei Nicht-Baunotwendigem. Genug andere, auch staatliche Töpfe blieben ja. Insgesamt eine kurze Sammel- und Planungszeit, in der wie üblich die erwarteten Kosten deutlich stiegen. Da kann man ja jetzt gespannt sein auf eine Ausschreibung mit angemessenem Schwerpunkt. Hätte durchaus auch früher kommen können, zur Planung des Instruments. Bisher hatte man ja einen Sonderpreis - mehr als eine geringfügige Beschäftigung kann das ja Jahrzehnte schon nicht mehr gewesen sein.
 
Das habe ich auch gedacht. Aber das heißt ja noch lange nicht dass der Organist das auch macht. So besonders ist die Orgel ja auch nicht, als das man da einen hochqualifizierten erwarten könnte.
Ich kenne viele Orgeln, die "mehr können" als OrganistIn, zumindest das, was man öffentlich hört. "Das Übliche" jetzt auf der Hauptorgel gespielt, mag eindrucksvoller klingen, löst aber nicht das allgemeine Akzeptanz- und Wertschätzungsproblem. Da sollte man sich nichts vormachen, die üblichen Grußworte hin oder her. Hier will ich den Bau aber nicht an für sich kritisieren, da ich mir gut vorstellen kann, dass die Chororgel trotz ihrer Größe Probleme hat, in den Raum zu sprechen.
Sehe ich bei den anderen Kirchen drumherum genauso, sei es das Münster mit der sündhaft teuren (hässlichen) neuen Chororgel oder die Pauluskirche, von der ich eine schöne CD vor der Mega-Erweiterung habe, bei der ich nichts vermisse.
 
Ich kenne viele Orgeln, die "mehr können" als OrganistIn, zumindest das, was man öffentlich hört.
Wobei das sicherlich fast immer zutrifft. Ein wirklicher Profi kann auch aus einem eher "schlechteren" Instrument noch mehr rausholen. Eigentlich sollte das schon fast als Ansporn und nicht als Ausrede gelten (man kann damit aber sicher auch nicht alle Fehler ausgleichen).
 
Nebenbei: der Hausorganist spielt sehr wohl Konzerte, hier das Einweihungskonzert (Trompete+Orgel, Programm würde mich interessieren).
Das ist etwas, was ich noch nie verstanden habe, Trompete + Orgel bei einem Einweihungskonzert für die Orgel. Warum wird kein Konzert für Orgel solo geboten? Eine Orgel hat doch genügend Klangfarben, die sollte man bei so einem Neubau m.E. vorstellen. Ist leider kein Einzelfall, ich habe miterlebt, wie ein Bezirkskantor eine restaurierte Orgel mit einem Programm für Orgel und Violoncello wiedereingeweiht hat. Wer dabei war, hat nur den Kopf geschüttelt, denn die Orgel präsentieren in ihrem verbesserten Zustand konnte er als Begleiter eines Cellos natürlich nicht.
 
Naja, vielleicht schon verständlich. Trompete und Orgel kommt meistens gut an. Und was mache ich, wenn ich bei so einer Gelegenheit unbedingt spielen möchte oder auch muss und entsprechend repräsentatives Repertoire nicht auf die Kette bekomme?
 
Naja, vielleicht schon verständlich. Trompete und Orgel kommt meistens gut an. Und was mache ich, wenn ich bei so einer Gelegenheit unbedingt spielen möchte oder auch muss und entsprechend repräsentatives Repertoire nicht auf die Kette bekomme?
Die weiße Fahne mit Begleitmusik für Trompete schwenken oder einen „Gaststar“ konzertieren lassen, was auch ein Zeichen von Geöße wäre ;-).
 
Und was mache ich, wenn ich bei so einer Gelegenheit unbedingt spielen möchte oder auch muss und entsprechend repräsentatives Repertoire nicht auf die Kette bekomme?
Erstmal gibt es natürlich oft auch einiges an Literatur, die gut zur Orgel passt, sie gut repräsentiert, fürs Publikum ansprechend ist und dabei nicht zu schwer ist. Ansonsten bleibt eben nur schlecht/unpassend oder gar nicht spielen.
 
Das mit dem "Gaststar" ist halt auch so eine Sache. Nicht jede*r hat ein entsprechendes Netzwerk oder das passende Budget.
Klar, man kann jede Menge Verbesserungsvorschläge machen, aber hier kennt doch niemand die Umstände vor Ort und die Geschichte, die das Ganze hat, und so bleibt im Grunde nur, sich selbst Gedanken zu machen, wie man es gestalten würde, käme man mal in so eine Situation, und dann alles, was einen an der beobachteten Herangehensweise stört, anders zu machen.

Von einem Hauptamtler würde man wohl erwarten, ein ordentliches Konzertprogramm abzuliefern. Fürs Nebenamt kann das eine große Herausforderung sein. So eine Stunde Programm, das wirklich sitzt, will erstmal erarbeitet sein, und das neben allen sonstigen Verpflichtungen.
 
Also, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die meisten der konzertierenden Kollegen haben Telefon oder E-Mail. Und das Buget dürfte bei so einem Projekt in dieser Größenordnung auch kein großes Problem sein. Wenn man Geld für Konzerte bekommt, dann in dieser Situation. Bei der letzten Orgelweihe, wo ich verantwortlich war, habe ich Ludger Lohmann angerufen. War völlig unproblematisch. Da wundert es schon, dass man auch aus der Liste der Gastorganisten vielleicht noch Ruben Sturm und Joseph Kelemen kennt, der Rest ist mehr so Ulmer Lokalkolorit. Muss am Ende nichts heißen, aber im Einweihungszyklus hätte ich schon eine Nummer größer gedacht.
 

Erstmal gibt es natürlich oft auch einiges an Literatur, die gut zur Orgel passt, sie gut repräsentiert, fürs Publikum ansprechend ist und dabei nicht zu schwer ist. Ansonsten bleibt eben nur schlecht/unpassend oder gar nicht spielen.
Da geht eigentlich alles. Ich würde bei der Größenordnung allerdings schon sagen, dass ein entsprechend repräsentatives Werk angemessen wäre, also ein großer Liszt, ein Franck Choral, eine Widor-/Vierne Sinfonie oder ein großer Reger. Das ist man einem solchen Instrument bei der Weihe dann doch irgendwie schuldig.
 
Da geht eigentlich alles. Ich würde bei der Größenordnung allerdings schon sagen, dass ein entsprechend repräsentatives Werk angemessen wäre, also ein großer Liszt, ein Franck Choral, eine Widor-/Vierne Sinfonie oder ein großer Reger. Das ist man einem solchen Instrument bei der Weihe dann doch irgendwie schuldig.
Das Problem war wohl wirklich, dass man den quasi schon immer dagewesenen Hausorganisten nicht ausladen wollte. Konzerte mit passendem Programm gab es ja.
 
Man kann natürlich weiterhin versuchen, Haare in dieser Orgelweihsuppe zu finden. Mein Ding ist das nicht.

Man kann in jeder Konstellation damit rechnen, dass sich jemand auf die Füße getreten oder nicht genug wertgeschätzt fühlt, oder beleidigt ist, weil irgendjemand anderes etwas macht oder nicht macht oder organisiert oder nicht, so zumindest meine Erfahrung aus einigen Jahren in diesem Arbeitsbereich. Wer also dort in dieser Situation welche Entscheidung getroffen hat und warum, und auf wessen Füße nicht getreten werden sollte oder wie oder was, das scheint hier ja niemand zu wissen. Ich will es jedenfalls nicht beurteilen.

Die Orgel wird ja hoffentlich ein paar Jahre existieren und es wird sicher Menschen geben, die ihre Möglichkeiten nutzen können und entsprechend spielen.
 
Dafür kann ich nichts.. Als "Musikpolizei" sehe ich mich wahrlich auch nicht. Kritisieren darf man trotzdem (natürlich auch gerne die Kritiker), sogar im Biotop Kirche mit manch merkwürdigen Pflanzen und "Fütterungen". Meinen Missmut hat ja vor allem die technische Umsetzung auf diözesaner Ebene hervorgerufen (dazu gehört auch, den Spieler zu motivieren, gut zu agieren, bzw. dem technisch nachzuhelfen).
Und ein Solistenhonorar kann angesichts des quasi geschenkten Arbeitsgerätes ja nun wirklich nie zu teuer sein oder wollat 'd Schwoba da scho a bissle spara?
Apropos: Wo bleibt eine ordentliche Ausschreibung der Stelle? Es winkt u.a. ein Arbeitsgerät im Wert von. 1.300.000 EUR.
Ich finde übrigens, die zahlreichen, nicht selten auch kirchenfernen Sponsoren sollten ihre Gaben an konkrete Forderungen stellen. Da sollte ja zB die Kirchengemeinde höchstselbst (gerne auch die Herren Pfarrer anteilig bei ihrem wahrlich nicht schlechten Gehalt) selbstverständlich und gerne ordentliche Solistengagen ohne Diskussionen zahlen wollen.
 
Wenn mich die Suchente nicht aufs Glatteis geführt hat, gibt es derzeit jeden Sonntag ein Konzert auf dieser Orgel.
Und das, was bisher als Programm veröffentlicht ist, ist durchaus hörenswert. Ich wüsste nicht, worüber sich ein*e Spender*in da beschweren sollte.
Haken dran, dass man die Weihe hätte anders gestalten können. Nun steht die Orgel ja, sie wird genutzt, im September ist wohl auch ein ganzes Wochenende mit Chor, Orchester und Orgel geplant. Es tut sich musikalisch also etwas, und ich bin sicher, das rüttelt sich alles irgendwie zurecht.

Aufgrund eines schlecht gemachten Videos mit der Frage nach der Stellenausschreibung quasi die Ablösung des derzeitigen Stelleninhabers zu fordern, finde ich bei aller Offenheit für Kritik doch ein wenig harsch.
 
Was soll da harsch dran sein, zu erwarten, dass dieses millionenschwere (!, ist das ganz normal, weil halt Bauwerk?) Gerät adäquat bedient wird? Und dazu gehört einer *, der dafür nennenswert Zeit und Geld bekommt (und langwierige Vorleistungen erbrachte), anstatt er es mitbringt. Da muss dann ein 80-Jähriger geringfügig Beschäftigter, vermutlich eher Gemeinde- als Konzertorganist, regelmäßige Mittagsmusiken im Münster hin oder her, da klingt wahrscheinlich alles für Laien "eindrucksvoll", eben abtreten, wie es sonst überall mit Renteneintrittsalter automatisch geschieht. Erst Mensch (und Interesse), dann Material. Als Spender hätte ich da durchaus ein Auge drauf. Meines Erachtens ist das mittlerweile direkt pervers, wie die Kirchen sich am laufenden Band immer teurere und größere Instrumente bei schwindendem Interesse und mageren Stellen hinstellen lassen, fast ausschließlich extern gespendet. Die Kreativität der die dann Bedienenden hält damit irgendwie auch nicht immer so recht mit. Das ganze auch forciert durch Orgelsachverständige, bei denen man sich oft des Eindrucks nicht erwehren kann, dass es ihnen um maximale Abgrenzung zur Vorgängergeneration geht, und darum, quasi unbehelligt maximale Summen zu bewegen. Nochmal, diese belächelte Vorgängergeneration war richtig kreativ und das in vergleichsweise sehr armen Verhältnissen. Auch die Komponiszen übrigens.
Nur heute können die Herrschaften werbewirksameres Getöse machen.

* und natürlich eingeladene andere, wobei man die im Schwäbischen doch stark ausgeprägte "Vetterleswirtschaft" (auch in Bezug auf Stellenbesetzungen, das gaben auch KMDs unter der Hand zu, sind sie aber selbst dann in Amt und Würden, machen sie fleißig mit) kritisch sehen muss....
 
Meines Erachtens ist das mittlerweile direkt pervers, wie die Kirchen sich am laufenden Band immer teurere und größere Instrumente bei schwindendem Interesse und mageren Stellen hinstellen lassen, fast ausschließlich extern gespendet.

Wenn das fast ausschließlich auf externen Spenden geschieht, ist doch prima. Scheint ja zu funktionieren. Wo ist das Problem? Solange das nicht von meinen Steuergeldern finanziert wird, kann ich damit leben.

Der eine spendet eine Orgel, der andere ein Fußballstadion. Zum Glück muss die Orgel nicht "Generali Orgel" heißen, vergleichbar mit "Allianz Arena".

Grüße
Häretiker
 
Das kann man so sehen. Mich stört, dass man (=Kirche) so Verantwortung für angeblich Essentielles regelmäßig wie selbstverständlich an Aussenstehende, manchmal absolut Kirchenferne abgibt. Und zu oft bzw. fast immer ist auch Steuergeld im Spiel - auch hier las ich, dass man 400.000 EUR (!!) schon ziemlich sicher erwartete. Mit welcher Begründung eigentlich? Meist will sich da ja ein Wahlkreisabgeordneter "verkaufen". Dort hatte man ja über 200 Jahre Zeit zum Sammeln (nebst Sonderpreis für die Stelle), das sollte eigentlich gereicht haben.
Ganz extrem wirds auf Bundesebene. ZB der sparsame Herr AS und Passau, für mich ist das eine vergiftete Finanzierung.

PS Mit wachsendem Amüsement lese ich mittlerweile die Rentnerzeitschrift "Ars Organi", wo sich regelmäßig die Orgelbau-/OSV-Leute reihum beweihräuchern (im Gegensatz zur Musikwissenschaft). Ich hingegen habe den Eindruck, es sind überhaupt keine Visionen mehr da und man gefällt sich im Kritisieren der Vorgänger, wirft mit Geld nur so um sich (wie gesagt: erstaunlich, welches Kapital Mini-Orgelbaufimen bewegen) und müht sich mit Ach und Krach, irgendwelche Historien zu kopieren. Komisch, dass das selten gut klappt, obwohl man doch vergleichsweise viel mehr technische und wissenschaftliche Hilfsmittel zur Verfügung hat - nebst Geld wie Heu (von Ahnungslosen bis Unwissenden). Aber vollmundige Worte sind immer da - passt gut in unsere Zeit.
 
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