Orgelausbildung ohne Spieltechnik-Übungen?

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sonnenwind

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Ich spiele nun Orgel seit ca. 6 Monaten... der Grund war, dass mich dieses Instrument schon lange faszinierte.

Mein Lehrer, der zu den besten Orgelspielern /Kantoren in unserem Kreis zählt, eröffnete mir schon etwa zwei Monate nach Beginn meines Orgelunterrichts, dass ich Orgel (wenn ich das wauch möchte) studieren könnte.

Das war für mich eine überraschende und schöne Nachricht. Ich wollte "schon immer" gerne Musik studieren - seit meinem 5.Lebensjahr spielte ich Violine und seit meinem 13.LJ auch Klavier.
Die Aufnahmeprüfungen absolvierte ich aber v.a. deswegen nicht, weil es mir an technischen Grundlagen fehlte. Ich hatte immer Lehrer, die praktisch keine Technik unterrichteten.

Nun ist das Problem, dass mein Orgellehrer wirklich gute Hinweise gibt zur Interpretation der Stücke usw. aber: auch er lehrt wieder absolut keine Technik. Ganz am Anfang hatte ich 3 kleine Übungen für das Pedal - seitdem nichts mehr zur Technik üben müssen.
Seitdem arbeiten wir ausschließlich an Vortragsliteratur (z.B. kleine Präludien, und jetzt "großes" Präludium und Fuge a-moll) und tlw. Chorälen.

Meine Frage ist: meint ihr, dass man so das Orgelspiel wirklich gut lernen kann? Wie lernt ihr Orgelspielen? Braucht man nicht Tonleitern, Pedal-Übungen, Hinweise zur Anschlagstechnik, zur Gewichtsverlagerung usw.?
Und meint ihr, dass man nach zwei Monaten schon erkennen kann, ob jemand das Instrument studieren kann?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vieles an der Orgel baut auf grundlegenden Klavierfähigkeiten auf, insbesondere die Sicherheit in allen Tonarten, Geläufigkeit, Sicherheit in Intervallen, Sprüngen, Appreggien etc. und das generelle Verständnis für Musik (für letzteres braucht man natürlich kein Klavier zu spielen). du bringst also bestimmt eine ganze Menge mit, was du für die Orgel nicht zusätzlich pflegen mußt. Die Füße müssen natürlich auch ein Gefühl für die Pedale entwickeln. Nur drei Pedalübungen finde ich da erstaunlich wenig aber vielleicht ist ja genügend Übungsmaterial in den Stücken, die du spielst.

Du solltest deinen Orgellehrer aber mal direkt fragen, ob er mit deiner Technik vollkommen zufrieden ist und ihm auch sagen, daß du erstaunt bist, daß die Technik als solche überhaupt nicht zur Sprache kommt.

Aber sei froh, daß so viel Wert auf Interpretation gelegt wird. Wenn man nicht weiß, wie man etwas spielen soll (musikalisch gesehen), nützt einem die beste Technik überhaupt nichts ;)
 
Die Aufnahmeprüfungen absolvierte ich aber v.a. deswegen nicht, weil es mir an technischen Grundlagen fehlte. Ich hatte immer Lehrer, die praktisch keine Technik unterrichteten.

Wenn du da Defizite befürchtest, solltest du mit deinem Orgellehrer darüber sprechen. Auf der anderen Seite - nach 25 Stunden an der Orgel das BWV543 P&F-Paar anzugehen, ist der totale Oberhammer!

Und meint ihr, dass man nach zwei Monaten schon erkennen kann, ob jemand das Instrument studieren kann?

Ja, da du solche Stücke wie von dir genannt, für die manche -zig Jahre Orgelunterricht brauchen, bereits meistern kannst, dann denke ich das schon.

Was mich eher wundert ist, dass du bereits 27 bist, und wenn du jetzt erst Musik studieren willst, bist du mit 31 oder 32 Jahren fertig. Ist ja nix schlimmes, aber eher ungewöhnlich (meine ich). Bei Kirchenmusik mit Konzertamibitionen würde sich dann nach diesem B-Studium noch ein A-Studium mit evtl. Konzertdiplom anschliessen, weitere paar Jahre. Aber bei solch phänomenal schneller Entwicklung an der Orgel - warum nicht?
 
Hmmm, ja der Hinweis ist wohl richtig, dass eine gewisse Technik vom Klavier her vorausgesetzt wird.

Die Frage ist, was Pedalübungen wirklich bringen. Ich unterrichte auch nur mit wenig Übungen. Wenn der grundlegende Bewegungsablauf stimmt, geht es eigentlich um Koordination.

Fakt ist auch, dass Orgelliteratur wesentlich leichter als Klavierliteratur ist. Der sportliche Anspruch ist nicht so hoch, auch wenn das erst mal mit Pedalspiel für viele Anfänger anders aussieht. Die enormen technischen Anforderungen der Klavierliteratur findet man selbst in den Orgelwerken von Liszt nicht.

Ein weiteres Problem ist die Etüdenliteratur. Es gibt Übungen von Flor Peeters oder Marcel Dupré in den jeweiligen Orgelschulen. Das ist extrem öde und langweilig und heute so im Unterricht kaum zu machen. Außerdem gehen diese Übungen von einem bestimmten Stil aus. Heute spielen wir Bach und barocke Musik grundlegend anders als Dupré es getan hat. Seine Hinweise bringen da wenig, da man sich doch eher an den Forschungsergebnissen der hist. Aufführungpraxis orientiert. Im "historischen" Bereich sind dann Etüden wieder sehr verpönt.

Also eine systhematische, allgemein gültige "Orgeltechnik" kann man schlecht lehren. In so weit kein Minuspunkt für deinen Lehrer.

Schöne Grüße
Axel
 

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