Opern-Paraphrasen

In den Außenakten des Tristan hat Wagner hat etwas getan, was der Oper als einem handlungsbewegten Schaustück zuwiderläuft: nicht nur den völligen Stillstand der Handlung gewagt, sondern die Langeweile förmlich auskomponiert (wobei auskomponierte Langeweile nicht dasselbe ist wie langweilige Musik)

Ich würde statt "Langeweile" gerne sagen: das gespannte Warten, Warten auf die Katastrophe und / oder die Erlösung. Und weil die am Schluß ganz anders eintritt als im trivialen Liebesroman, nämlich als Erlösung durch Selbstauflösung, finde ich es grell verkehrt, wenn @Stilblüte da mit Wörtern wie Liebesschmalz etc. operiert. Ich könnte mir auch vorstellen, daß man den Unterschied sich als Künstler wirklich erarbeitet haben muß, um den sog. "Liebestod" adäquat darzubieten und nicht seiner vermeintlichen Süffigkeit zu Opfer zu fallen.
 
Und weil die am Schluß ganz anders eintritt als im trivialen Liebesroman, nämlich als Erlösung durch Selbstauflösung, finde ich es grell verkehrt, wenn @Stilblüte da mit Wörtern wie Liebesschmalz etc. operiert.
@sla019 da hast du zwar recht, lieber Friedrich, aber heutige junge Fräuleins haben sogar dann, wenn sie Klavier spielen, andere Präferenzen (Ben und Anna in Arztromanheftchendramaturgie) :-D:-D:drink:
 
Ihr versteht mich da falsch. Ich tue ja das Unerhörte, ich mag etwas nicht, ohne es wirklich zu kennen. Mein Liebesschmalz war bloß die Assoziation, die aus den Begriffen resultiert (Liebestod...). Sicher sollte ich mich damit beschäftigen und, wie gesagt, werde das auch früher oder später. Die Überwindung ist einfach so groß :blöd:
 
Vielleicht hilft es dir, dass der Begriff "Liebestod" gar nicht von Wagner stammt. Er nannte den Schluss der Oper "Isoldes Verklärung". Schwuppdiwupp, jetzt ist's kein Schmalz mehr, sondern ergreifende Transzendenz. :-)
 
Hallo Stilblüte,

es ist schon viel Gutes geschrieben worden,
trotzdem muss ich meinen Senf dazu geben.
Die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen (Moszkowski) finde ich für ein Konzert Deines Kalibers zu einfach gestrickt - allerhöchstens als Zugabe.
Die Horowitz-Übertragung von Carmen hat bestimmt die Moszkowski-Bearbeitung der Carmen zum Vorbild. Die finde ich einen Tick anspruchsvoller als das Caprice Espagnole von Moszkowski, das Du ja schon so gut gespielt hast - halte ich als Konzertnummer für Dich passend.
Rolf hatte schon genannt: Verdi/Liszt: Don Carlos Paraphrase - eher eine Transkription, sie spielt das Vorspiel zum 3. Akt (?) der Oper sehr schön nach, man hört beim Spiel fast den Vorhang aufgehen und den Chor einsetzen. Ein sehr theatralisches Stück mit viel Abwechslung! Ein Vergleich mit dem Vorbild lohnt sich.
Tschaikowski/Liszt: Polonaise aus Eugen Onegin, ebenfalls Rolfs Vorschlag, hat eigentlich keinen inhaltlichen Bezug zur Oper, es ist quasi eine Konzert-Polonaise. Im Programm vor der Pause oder am Schluss als Rausschmeißer - wenn Du die Kondition dann noch hast, das Stück läuft in einem einheitlichen Tempo durch, das sollte es besonders gegen Schluss!
Gounod/Liszt: Faustwalzer, klingt gut, sehr publikumswirksam, variiert langsam und schnell. Über das klein Gedruckte habe ich allerdings schon gehört, es sei langweilig.
Casta Diva, Bellini, Norma, Thalberg? - Ziemlich "einfach". Bei Thalberg aus der Schule des Gesangs (auf dem Klavier natürlich) gibt es noch einiges, außer seinen Opern-Paraphrasen.

Ich wünsche eine gute Auswahl - frage doch regelmäßig Deine Zuhörer, welche Art von Spiel von Dir ihnen am meisten gefällt, welches von den Stücken im Programm ihnen am meisten gefallen hat.

Walter (bald Ruheständler!):-)
 
Hallo Stilblüte,

was ist aus "Deiner Oper" geworden?
Überm großen Teich denkt man bestimmt anders über Bearbeitungen als im "Old Germany"!
Interessiert mich sehr (genauer: saumäßig!)!

Neugierige Grüße

Walter
 
Mick :love:
Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich irgendwann vier Stunden in die Oper setze und Liebesgeschmalz angucke (und -höre). Aber im Moment fehlt mmir dazu die Zeit. Da würde ich mir lieber vier Stunden russische Sinfonien anhören.
Nur den Liebestod ohne den Rest. Ein Hörerlebnis und auch optisches Erlebnis der Mimik von Waltraut Meier. Ich hab mir die Arie nur allein wegen der Mimik schon einige Male angeschaut.


View: https://www.youtube.com/watch?v=_PInBgNmd-M
 

Ich werde mir den Liebestod anhören und angucken. Aber entschieden ist noch nichts. Mein Lehrer hat mir die Noten mitgegeben und mir das Versprechen abgerungen, dass ich es mir ansehe, und mir seines gegeben, dass es mir gefallen wird. Sind ja nur acht Seiten.... Sehen wir mal.
 
Eine Wagner-Oper ... ist eine Oper, die um 6 Uhr beginnt. Schaut man dann nach drei Stunden auf die Uhr, ist es halb sieben ....
Nix für ungut!

Walter
 

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