Ober- oder Unterdämpfer? (Blüthner 1893/1894)

[Mawima]

Der Teppich muss übrigens nicht unter dem Klavier sein, sondern es reicht auch, wenn er davor liegt. Es hängt aber auch von Deiner sonstigen Einrichtung ab, ob überhaupt ein Flokati nötig ist. Wenn Du kein Hall-Problem hast, z.B. durch Bücherregale an den Wänden oder viele Möbel usw. und Dir Dein Blüthner in den Höhen nicht zu spitz vorkommt, dann kannst Du den Teppich auch weglassen.

Wir haben ein wunderbares altes Sauter Klavier auf Fliesen stehen. Der Raum ist sonst schalltechnisch gut und es hört sich toll an. Unser alter Flügel im Wohnzimmer klingt erst so richtig schön ausgewogen und glockig, seit wird den Teppich weggelassen haben.

 

[3tonus]

Sooo, vor sechs Wochen ist der Blüthner nun in die richtige Etage gezogen, eine Profi-Klaviertransportfirma hat den Hochkanttransport des 350-400kg-Klaviers zu zweit geschafft, so dass kein Geländer abmontiert werden musste! Nach einer Eingewöhnungszeit von 6 Wochen kam nun der Stimmer und auch der war begeistert vom Zustand des 120-jährigens Instruments! Sehr leicht zu stimmen und obwohl seit 30 Jahren nicht mehr gestimmt (der Vorbesitzer hatte mir stolz erklärt, dass er schon seit 1984 nicht mehr habe stimmen müssen!!!), war das A noch perfekt auf 440 Hz (erstaunlicherweise war er auf 440Hz gestimmt und nicht 435 etc), der Bass und Diskant aber doch hörbar verstimmt (Diskant war zT auf 442Hz). Weil die Stimmung nicht so viel zu tun gab, hat der Herr dann gleich noch die Mechanik überholt und ein paar Schrauben in der Patentmechanik nachgezogen (ersetzt werden mussten sie nicht, was ihn erstaunt hat).
Die Hammerköpfe könne man wohl nicht mehr sinnvoll abziehen sondern müsse sie auswechseln (bzw. erstmal gucken, ob es so kurze irgendwo noch zu bestellen gibt). Aber das ist erstmal nicht dringend...

Nun klingt er wunderbar, glockenklar im Diskant und warm und voll im Bass, wunderschön, fast ein Flügelklang und dabei sooo ein Schnäppchen! :D Der chromatische Lauf aus höchsten Höhen wieder runter in "für Elise" und im a-moll-Chopin-Walzer sind ein Traum :rolleyes:



Vielen Dank Euch allen hier für die diversen Beratungen! :klavier:

 

[Styx]

Die Hammerköpfe könne man wohl nicht mehr sinnvoll abziehen sondern müsse sie auswechseln (bzw. erstmal gucken, ob es so kurze irgendwo noch zu bestellen gibt).

Baumgärtel hat die: B. & K. BAUMGAERTEL GmbH :: Seite 2.

Viele Grüße

Styx

 

[klavierrestaurator]

got bewahre! ja nicht tauschen! unbedingt neu befilzen lassen. sonst kannst dem schönen klang jetzt schon "au revoir" sagen.

lg
emm

 

[Styx]

got bewahre! ja nicht tauschen! unbedingt neu befilzen lassen. sonst kannst dem schönen klang jetzt schon "au revoir" sagen.

Nö, wenn die fachgerecht getauscht, ausgerichtet abgezogen und intoniert werden, ist das Ergebnis auch nicht schlechter als beim Neubefilzen. Abgesehen da von daß auch die neu befilzten Hammerköpfe dem Instrument angepaßt werden müssen. Der Abelfilz ist allerdings schlußendlich der selbe. Aber es ist sicherlich eine Option die alten Köpfe neu befilzen zu lassen, so sehr viel teurer kommt des auch ned, dauert halt nur länger.

Viele Grüße

Styx

 

[klavierrestaurator]

naja... die arbeit die man hat wenn man die köpfe tauscht kostet auch nicht wenig... die hammernüsse ausbohren, stiele tauschen usw. ... man sitzt schon eine weile... und wenn die hammerkopfkerne aus einem anderen holz sind, leider der klang auch noch ein bisschen mehr... und neue hammerstiele sind auch nicht zu unterschätzen...
ich mein... jedem tierchen sein plaisirchen. ich fände eine neubefielzung besser...

lg
emm

 

[Styx]

naja... die arbeit die man hat wenn man die köpfe tauscht kostet auch nicht wenig... die hammernüsse ausbohren, stiele tauschen usw. ... man sitzt schon eine weile... und wenn die hammerkopfkerne aus einem anderen holz sind, leider der klang auch noch ein bisschen mehr... und neue hammerstiele sind auch nicht zu unterschätzen...
ich mein... jedem tierchen sein plaisirchen. ich fände eine neubefielzung besser...

Wir machen ja in der Werkstatt beides, je nach Kundenwunsch. Ich konnte da selbst jetzt keinen großen Unterschied feststellen - bis auf die Tatsache daß wir mit der Neubefilzung weniger Arbeit haben, da dies die Firma Abel erledigt. Gut, wenn Du vorher Mahagonihammerkern hattest, und nimmst plötzlich Weißbuche daher, ist das eine nicht so gelungene Änderung. Bei einem Austausch sollten schon die Hölzer verwendet werden welche auch zu vor drinnen waren.


Viele Grüße

Styx

 

[Tastenscherge]

Wir machen ja in der Werkstatt beides, je nach Kundenwunsch. Ich konnte da selbst jetzt keinen großen Unterschied feststellen - bis auf die Tatsache daß wir mit der Neubefilzung weniger Arbeit haben, da dies die Firma Abel erledigt.

Ich habe den Eindruck, dass neubefilzte Hämmer die Intonation nicht so gut annehmen wie neue Hämmer. Irgendeinen Unterschied scheint es da im Produktionsprozess wohl zu geben. Ich hatte bei Abel mit Naturfilz befilzen lassen und musste pro Wange ca. 130 Stiche versenken, ehe sich was hörbar tat. Ich hätte natürlich auch die Neubefilzung in "weich" bestellen können, aber das trau ich mich nicht. Zu hart kann man ja schön runterstechen, aber von zu weich Richtung härter ist immer blöd, finde ich.

 

[Styx]

Ich habe den Eindruck, dass neubefilzte Hämmer die Intonation nicht so gut annehmen wie neue Hämmer. Irgendeinen Unterschied scheint es da im Produktionsprozess wohl zu geben. Ich hatte bei Abel mit Naturfilz befilzen lassen und musste pro Wange ca. 130 Stiche versenken, ehe sich was hörbar tat. Ich hätte natürlich auch die Neubefilzung in "weich" bestellen können, aber das trau ich mich nicht. Zu hart kann man ja schön runterstechen, aber von zu weich Richtung härter ist immer blöd, finde ich.

Ja, die neuen Köpfe müssen in der Tat mehr bearbeitet werden. Wir feilen sie erst mal in die Form und intonieren die vor dem Einbau erst einmal vor - wenn´st die erst mal eingebaut hast ist des ne Quälerei das "nageln" aus dem Diskant rauszustechen. Wenn die allerdings gut vorintoniert sind, ist nicht mehr so viel daran zu tun. Weiche HK hab ich mal in Berlin gehabt - nie wieder! Die konnt ich allesamt "tränken" (gut, das war in den 90iger Jahren, vielleicht hat sich die Qualität ja diesbezüglich gebessert?)


Viele Grüße

Styx

 

[Tastenscherge]

Ja, die neuen Köpfe müssen in der Tat mehr bearbeitet werden. Wir feilen sie erst mal in die Form und intonieren die vor dem Einbau erst einmal vor - wenn´st die erst mal eingebaut hast ist des ne Quälerei das "nageln" aus dem Diskant rauszustechen. Wenn die allerdings gut vorintoniert sind, ist nicht mehr so viel daran zu tun.

Ich meinte eher umgekehrt: neu befilzte Köpfe brauchen anscheinend mehr Stiche als komplette neue Köpfe.

Grotrian macht das übrigens so, dass neue Köpfe erst in eingebautem Zustand vorintoniert werden. Geht auch sehr gut, kein Problem.

 

[Styx]

Ich meinte eher umgekehrt: neu befilzte Köpfe brauchen anscheinend mehr Stiche als komplette neue Köpfe.

Ach so - naja, oft kommt des bei uns nicht vor das der Kunde neubefilzen läßt, vorwiegend entscheidet man sich gleich für neue, da diese auch nicht teurer sind. Aber was ich bisher von den Neubefilzten erlebt hab - ja , so sonderlich scharf waren die ned (vielleicht hat ja Cheffe da auch den weichen Filz bestellt?) Bei den neuen HK...die finde ich bis zum mittleren Diskant schon von vornherein recht ausgewogen, die oberen allerdings fangen dann doch arg an zu nageln - die im Instrument dann zu stechen, da erwischts dann auch hin und wieder mal den Daumen :D :D :D


Viele Grüße

Styx

 

[3tonus]

Au weia, ich seh schon, da gibt es verschiedene Ansätze und Glaubenssätze... vorerst lass ich da wohl erstmal die Finger davon - mein Julius hat nun etwas Ruhe verdient :D

 

[Styx]

Au weia, ich seh schon, da gibt es verschiedene Ansätze und Glaubenssätze...

Nein, es ist grundsätzlich beides machbar - das entscheidet allerdings der Klavierbauer besser vor Ort, welche Variante für das jeweilige Instrument sinnvoller ist.

Viele Grüße

Styx

 

[Tastenscherge]

Au weia, ich seh schon, da gibt es verschiedene Ansätze und Glaubenssätze...

Das ist wie bei allen anderen Gewerken auch: 3 Klavierbauer, 5 Meinungen.....

 

[Styx]

Das ist wie bei allen anderen Gewerken auch: 3 Klavierbauer, 5 Meinungen.....

Latürnich, jeder hat so seine eigenen Vorlieben, aber es ist doch letztendlich wurscht ob man es so oder so oder andersrum macht, solange das Ergebnis für den Kunden zufriedenstellend ist. Cheffe macht auch Arbeitsgänge die ich so nicht machen würde - Beispiel beziehen: er legt ein Klavier in die waagerechte, und schneidet jede Saite einzeln ab bevor er sie aufzieht - ich hingegen laß ein Klavier lieber im Stand, und beziehe es von der Rolle aus; ersten Wirbel 2,5 Drehungen rauf, beim anderen Saitenende 4 Finger über den Wirbelloch abschneiden, drei Ringe machen und den ersten Wirbel zum 3. Ring nachziehen......ich schreib da nächstes mal etwas ausführlicher über Beziehen im meinen Forum ;)

Viele Grüße

Styx