Nielsen Klavier

  • Ersteller des Themas Klavier Volker
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Guten morgen,

ich sehe schon, der Eigentransport scheint ein riskantes Unterfangen zu werden. Mal sehen wie ich da vorgehen werde...

Das Gerät steht in der ersten Etage und ist über eine breite Treppe (3 Personen können bequem nebenher gehen) zu transportieren. Bei mir muss das Gerät nur ins EG und ist ohne Stufe erreichbar. Allerdings ist mein Anhänger nicht ebenerdig, also müsste man das Teil etwa 60cm hochheben um es auf den Anhänger zu bekommen. Eine Spedition ist sicher eine gute Idee, aber das macht das Projekt ja gleich wieder teurer.

Ich werde mit meinen Fotos mal zu dem Klavierbauer gehen, von dem ich derzeit mein Mietgerät habe. Mal sehen was der dazu sagt. Wenn sich die ganze Sache lohnt, werde ich wohl den Transport investieren.

Grüße Volker
 
Guten morgen,

so nun war ich gestern mit meinen Fotos von dem Klavier bei 2 Klavierbauern und habe nun zwei Meinungen... :-(

Der erste war ein mir unbekannter Klavierbauer aus einem örtlichen Klaviergeschäft, mit eigener Werkstatt.
Er hat sich die Fotos angeschaut und gesagt, das kann durchaus sein das es ein brauchbares Gerät ist und das man eventuell nur die Mechanik wieder einstellen muss, Hammer abziehen etc. Und das es durchaus möglich wäre, mit 1000,- bis 1500,- Euro wieder ein schönes Klavier zu haben. Er kann natürlich nicht nur anhand von Fotos sagen, was genau auf mich zukommt und empfiehlt eine Begutachtung vor Ort. Diese würde er mit 50,- Euro berechnen und dann kann man genaues sagen. Es könne natürlich auch sein, das wesentlich mehr gemacht werden muss und das ganze am Ende auch 3500,- Euro oder mehr kostet.
Er hat mir auch gleich in seinem Laden zwei bauähnliche Geräte gezeigt, die von ihm restauriert wurden und nun für 5400,- und 7900,- Euro zum Verkauf stehen. Die sahen tadellos aus, waren innen sogut wie neu und hatten einen beeindruckenden Klang, soweit ich das beurteilen konnte.

der zweite Klavierbauer, Meister, und Sachverständiger für Klaviere und seit 50 Jahren im Beruf. Auch vor Ort mit einem renomierten Geschäft vertreten. Von ihm habe ich auch mein Mietklavier.
Er hat gleich abgewunken und gesagt "Speermüll, das besten was man damit machen kann". Er hat mir auch auf den Fotos gezeigt, das Anzeichen da sind, das diese Klavier mal feucht gestanden hat. Das die Mechanik vermutlich komplett ersetzt werden muss, die Saiten erneutert werden müssen und und und... und das Geräte in dem Alter meist Probleme mit rissen im Boden oder auch im Gussrahmen haben. Er sagte gleich, ich muss wenigstens mit 3000,- bis 4000,- Euro rechnen und hätte dann aber auch "nur" ein generalüberholtes Gerät.
Er hat mir empfohlen lieber für das Geld ein neues Gerät von z. B. Samick zu kaufen. Dann hätte ich in jedem Fall die nächsten 20-30 Jahre was gutes.

So, wem kann ich nun glauben?
Wenn ich wirklich 4000,- oder mehr Euro inverstieren muss, dann denke ich ist ein neues Gerät sicher die bessere Lösung. Wenn sich das Gerät aber mit 1500,- Euro in ein schön klingendes Klavier verwandeln lässt, dann wäre diese Arbeit doch sicher sinnvoll, oder?

Der erste Kollege meinte auch, das Gerät wäre aus "Eisenberg" und da wären zu dieser Zeit viele Klavierbauer vertreten gewesen, die Rang und Namen hatten. Das könnte durchaus für ein solides Gerät sprechen...

Und nun?

Grüße Volker
 
Manche Klavierbauer machen Reparaturen, bei denen Sie nur einige Dinge in Ordnung bringen und einige Teile auswechseln und den Rest so belassen wie er ist, beispielsweise Saiten und Stimmstock. So eine Reparatur ist dann billiger. Andere machen nur Komplettreparaturen, die alles beinhalten, Saiten, Stimmstock, Hammerköpfe etc. und da kostet es natürlich mehr.

Allerdings hätte ich meine Zweifel bei einem Klavierbauer, der mich mit meinem Klavier zum Sperrmüll schickt und mir statt dessen ein Samick andrehen will. Eisenberg hat in der Tat reichlich gute Instrumente hervorgebracht. Das alte kann also in der Substanz etwas wesentlich besseres sein als ein neues Samick. Und von "nur" generalüberholt zu sprechen ist auch eigenartig, wenn man das richtig macht, ist es ja fast wie neu!

Ich persönlich würde 4000 € eher in die Reparatur eines alten Klavieres investieren als in ein neues, weil ich die alten um Längen besser finde. Hängt aber immer von Instrument selbst ab. Ist auch ne Geschmacksfrage.

Ist aber sicher ne schwierige Entscheidung. Ich würde auf jeden Fall von Samick abstand nehmen ;-)
 
Den tatsächlichen Zustand kann keiner der Beiden aus den Bildern entnehmen.
Klavierbauer 1 gibt das offen zu und empfiehlt zu einer Besichtigung vor Ort.
Das erscheint mir der einzig weiterführende, seriöse Weg zu sein.

Klavierbauer 2 ist relativ schnell mit seinem Urteil "Schrott", was so aus den Bildern nicht ersichtlich ist.
Er hat andererseits auch nicht unrecht, wenn er andeutet, dass man für das Geld einer Reparatur auch ein neueres Instrument bekommen könnte.
Rahmenrisse zu unterstellen halte ich für nicht angebracht.

Investiert werden muss in das Instrument definitiv, wieviel, kann nur ein Klavierbauer nach Besichtigung sagen.
Und erst dann kann man eine Aussage treffen, ob nicht ein neues Samick die bessere Wahl wäre.

Ergebnissoffener und bemühter scheint mit Kollege 1 zu sein.
 
Ich mir eben erst die Bilder angesehen. Wer dich damit zum Sperrmüll schickt, der will wohl doch nur was eigenes verkaufen. Das Klavier sieht richtig toll aus! Wie es klingt kann man zwar nicht beurteilen, aber vom Alter her scheint es aus der Zeitperiode zu stammen, die die besten Klaviere hervorbrachte, und auch die Konstruktion sieht nach was aus. Schon mit der Gussplatte hat man sich richtig Mühe gegeben.

Ohne es gehört zu haben, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das nach einer Generalüberholung ein hervorragendes Klavier wird, das ein Samick leicht in den Schatten stellt.

Ich würde einfach mal mit einem Fachmann hingehn, der auch dafür offen ist, und sichergehn, dass es keinen Plattenriss hat und dass die Resonanzbodenwölbung bzw. der Stegdruck noch vorhanden und in Ordnung ist. Und wenn das der Fall ist und dir das Klavier klanglich gut gefällt, würde ich eher das Geld in die Reparatur stecken.
 
Dem Meister und Sachverständigen würde i c h kein Wort (mehr) glauben nach dieser Art "Beratung"...:rolleyes:
 
Hallo,

vielen Dank für eure Eingaben. Das Klavier kommt am Donnerstag nächster Woche per Spediteur zu mir ins Haus. Die Dame die das Gerät loswerden will, übernimmt die Kosten. Anschliessend lasse ich das Klavier hier bei mir begutachten. Ist es Schrott, werde ich die Entsorgung am Hals haben. Lässt es sich aufarbeiten, dann wird das wohl gemacht, wenn der Preis dafür im Rahmen bleibt.

Grüße Volker

P.S. Habe heute dem 1. Klavierbauer, das Statement des 2. Klavierbauers erzählt. Seine Antwort "Wenn es der ist, von dem ich denke das er es ist, dann ist er dafür bekannt das er lieber Neu verkauft und für alte Geräte nicht viel über hat..." Naja, irgendwie passt das, zumindest habe ich genau diesen Eindruck von Nr. 2 bekommen...!
 
Hallo,

falls noch jemand interesse daran hat, hier mal ein neuer Status...

Habe das Klavier jetzt schon am Freitag hier angeliefert bekommen und bin hin und weg von dem Gerät. Jetzt wo ich mich ausgiebig damit beschäftigen konnte, machte das Klavier einen recht ordentlichen Eindruck. Selbst die Stimmung ist nicht so daneben, das man nicht mit dem Klavier spielen kann. Ich habe seit Freitag nur mit dem Nielsen gespielt und es macht richtig viel Freude. Die Mechanik arbeitet einwandfrei, das einzige was mir auffällt ist ein leichtes Knarren des rechten Pedals und eben das etwas lange Nachklingen, das aber eigentlich nur auffällt wenn man gezielt einzelne Töne spielt.
Morgen Nachmittag kommt ein Klavierbauer vor Ort und sagt mir, was Sache ist. Ich hoffe er bestätigt mein gutes Gefühl...

Grüße Volker
 
Das tolle an diesen alten Klavieren ist, dass sie einen auf diese ganz eigene Art begeistern können, so dass man einfach immer weiter spielt, egal ob es technisch nicht mehr so toll ist. Die haben einfach noch Charme und die Seele der Handarbeit.
 
Die Mechanik arbeitet einwandfrei, das einzige was mir auffällt ist ein leichtes Knarren des rechten Pedals und eben das etwas lange Nachklingen, das aber eigentlich nur auffällt wenn man gezielt einzelne Töne spielt.

Wenn das alles ist, kann man Dir zu Deiner Erwerbung nur gratulieren. Die Seche mit dem Pedalknarren ist hier schon mal als eher harmloses Phänomen besprochen worden. Und das mit dem Nachklingen war ja schon aufgrund Deiner Photos von den Dämpfern zu vermuten; das zu richten wird auch nicht die Welt kosten. Viel Spaß mit dem Klavier; immerhin kannst Du Dich ja als eine Art Lebensretter fühlen ;) !
 
Hallo Volker,
du hast gut gewählt! Bei sehr fairem Einsatz hast du ein sehr günstiges Verhältnis zwischen Chancen und Risiken erhalten, um viele Größenordnungen günstiger als das wovon Lottospieler mit ähnlich hohen Einsätzen träumen.

Ohne Risiken gibts gar nichts. Und schon gar keine Chancen.

Übrigens: Nielsen wird irgendwo herkommen, aus Eisenberg allerdings eher nicht. Mein spezielles Eisenberg-Verzeichnis weist dieses Fabrikat nicht aus.

Gruß
Martin
PianoCandle
 

Übrigens: Nielsen wird irgendwo herkommen, aus Eisenberg allerdings eher nicht. Mein spezielles Eisenberg-Verzeichnis weist dieses Fabrikat nicht aus.

Nach den mir zur Verfügung stehenden Infos hat Rudolf Nielsen 1916 die Firma Ernst Pippig übernommen, 1925 gingen die Fabrikanlagen nach Konkurs an Felbiger&Tischendorf.
Insofern sollte Eisenberg schon stimmen.
 
Hallo Zusammen,

vielen Dank für die Infos... Ob Eisenberg oder nicht, ist für mich aber nicht wirklich wichtig. Der Name Nielsen ist leider unbekannt, insofern hat das Klavier zunächst mal keinen Wiederverkaufswert und von daher ist es dann auch egal ob Eisenberg oder Buxtehude. ;-)

Nun zum Ergebnis.
Heute war der Klavierbautechniker (ist das über oder unter dem Meister?) da und hat sich eine gute Stunde mit dem Klavier auseinandergesetzt. Er hat dabei festgestellt, das dieses Klavier durchaus in einem brauchbaren Zustand ist. Allerdings wurde es wohl schon einmal überholt, weil die Stimmwirbel wohl schon einmal erneuert wurden und auch die Saiten scheinen ausgetauscht worden zu sein. Auch an der Mechanik wurden arbeiten vorgenommen. Meine Vermutung, das war vor ca. 40 Jahren als der Vorbesitzer das Gerät bekommen hat.

Nach eingehender Besichtigung hat er kleinere Mängel gleich behoben (das Nachhalen ist weg, bzw. jetzt im normalen Rahmen) er hat die gesamte Mechanik rausgenommen und sie anschliessend wieder richtig eingesetzt. Das war vorher wohl nicht ganz der Fall, daher lagen einige Dämpfer nicht richtig an.
Seine Empfehlung war: Das Gerät sollte zunächst gestimmt werden, wobei die Stimmung wohl zweimal erfolgen muss (oder sollte?). Gleichzeitig sollte man das Gerät vom Staub befreien, der in Mengen im Gerät zu finden war. Das ist ersteinmal alles was seiner Meinung nach sein muss, um einen Anfänger wie mich mit diesem Klavier zufrieden werden zu lassen.
Dann soll ich das Gerät ersteinmal eine Zeitlang so benutzen und wenn ich dann möchte, könnte ich die Mechanik justieren lassen und die Klaviatur und/oder das Gehäuse optisch aufarbeiten lassen. Das wäre aber optional und kein Muss, solange meine Anspüche nicht steigen. Insbesondere die Feineinstellung der Mechanik dürfte mir "vermutlich" als Anfänger am Klavier vorläufig noch nicht allzuviel ausmachen.

Sein Fazit war: Das Klavier hat durchaus Substanz und ist keinesfall reif für den Speermüll und er geht davon aus das ich nach der Stimmgung und eventuellen Überholung durchaus noch Jahre damit zufrieden sein kann und werde.

Das klingt doch zunächst mal garnicht so schlecht... Und das Beste... Der Besuch des Technikers hat nichts gekostet, man würde sich freuen die Stimmung und eventuellen Arbeiten übernehmen zu dürfen... Das nenn ich mal Service. Den Termin für die Stimmung werde ich gleich morgen vereinbaren.

Grüße Volker
 
Danke, Klavierbaumeister, für die schnelle Richtigstellung.
Und dir, Volker, nochmal Gratulation zu dem nun bestätigten echt guten Fang.
Und dass Nielsen unbekannt ist, stimmt nun auch nicht mehr...

Ich habs soeben zufällig auch beim Blick auf Pippig im Eisenberg-Buch entdeckt, als ich nach was ganz anderem suchte. Wollte mich sofort korrigieren, aber du (Kbm) warst halt schneller;)
Dort steht, Ernst Pippig habe die Firma 1909 gegründet, 1920 sei der Firmenname auf Rudolf Nielsen geändert worden, der sei 1924 in Konkurs gegangen, und 1927 sei die Firma erloschen. Passt alles zu deinen Angaben. vermutlich war der Nielsen längst schon vor 1920 in dem Betrieb.

Gruß
Martin
PianoCandle
 
Super... :-)

Ich hatte nicht den Eindruck das der Mann nicht wusste wovon er spricht und der Betrieb selber hat mehrere Klavierbauer angestellt. Der Inhaber ist in jedem Fall Klavierbaumeister und der wird mir ja sicher keinen Laien vorbeigeschickt haben, denke ich?

Grüße Volker
 
So nennen sich oft Leute, die keinen Gesellenbrief haben, wahlweise auch Klaviertechniker. Muss aber gar nichts heißen, auch ohne Brief kann das ein super Techniker sein.

In anderen Ländern gibt es auch andere Bezeichnungen als Geselle und Meister.
Der Titel alleine sagt gar nichts, die Leistung muss stimmen.
Hast Du nicht sogar eine "Beratung" von einem Meister bekomen? :rolleyes:
 
Stimmt... :-)

Ich bin guter Dinge, das hatte schon Hand und Fuss was der gestern erzählt hat und der Termin für die Stimmung ist nun auch schon gemacht.

Interessanterweise habe ich am Ende auch diesem Kollegen erzählt, das ich beim Wettbewerb war und der anhand der Bilder gleich Speermüll gesagt hat. Er meinte darauf, "Ach das war bestimmt der Kollege X..." :-)

Ich habe keinen Namen genannt, aber er lag ganz richtig mit seiner Vermutung. Offenbar ist da was dran, das dieser Mensch lieber neu verkauft.

Grüße Volker
 
Ich werde mit meinen Fotos mal zu dem Klavierbauer gehen, von dem ich derzeit mein Mietgerät habe. Mal sehen was der dazu sagt.

Also dessen Antwort war ja von vornherein klar, oder? Hallo Meister, was meinen Sie: soll ich lieber das alte Klavier nehmen an dem Sie nichts verdienen oder soll ich lieber Ihr Mietklavier behalten und es später kaufen, damit Sie daran etwas verdienen können? :D:D:D
 
Naja, so ganz war es ja nicht...
Ich war ja schon mehrfach bei ihm und habe ihm gesagt wo meine finanzielle Grenze liegt, die ich derzeit als Anfänger bereit bin auszugeben. (derzeit sicher nicht bei 5000,- Euro für ein neues Samick) Meine Frage an ihn war ziemlich klar und ich habe auch klar gesagt das ich einen Betrag X bereit bin zu investieren, wenn die Substanz das hergibt und er mir das alte Klavier wieder aufbaut. Da wusste ich ja noch nicht, das es erstmal nur so wenig Investition sein muss. Er hätte ja durchaus sagen können, da muss das und dies gemacht werden... Womit hat er denn jetzt mehr verdient?
Am Ende hat er sich mit seiner Politik einen Kunden vergrault. Sein Mietklavier bekommt er nächsten Monat zurück und an den künftigen Reparaturen oder einem eventuellen Neukauf wird wohl ein anderer verdienen.

Grüße Volker

P.S. Das Mietklavier hat keine Kaufoption. Das ist ein reines Mietobjekt, von der Miete würden beim Kauf auch nur 200,- Euro angerechnet werden.
 

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