Namen für bestimmte Jazztonleitern

aths

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Ich bin dabei, mein Tonarten-Tool von modalen Tonarten auf Jazztonarten zu erweitern, die auf melodisch Moll aufwärts beruhen. Die Namen diese Tonleitern, die offenbar im anderen Kontext unter Heptatonia Secunda zusammengefasst werden, scheinen nicht so schön standardisiert zu sein wie die Kirchentonleitern.

Ich möchte möglichst sinnvolle Namen nutzen. Im Moment habe ich:

Melodisch Moll
Dorisch ♭2
Lydisch übermäßig
Akustische Tonleiter
Hindu-Tonleiter
Aeolisch ♭5
Alterierte Tonleiter

Unzufrieden bin ich mit Dorisch ♭2, Lydisch übermäßig und Aeolisch ♭5.

Gibt es dafür auch griffere Namen?
 
Dorisch b2 wird meist als Phrygisch #6 bezeichnet. Das ist, weil die b2 das charakteristischere Intervall ist.

Lydisch übermäßig (Lydian augmented) ist die absolut übliche Bezeichnung.

Was soll denn "Akustische Tonleiter" sein??????

Die Bezeichnung "Aeolisch b5" ist Unsinn. Es handelt sich natürlich um eine lokrische Skala mit großer Sekunde am Anfang - die deutschen Musiker sagen dazu nicht selten "Lokrisch 9", international "Lokrisch #2".
 
Danke für die Antwort.

Die akustische Tonleiter wäre Lydisch b7 oder Mixolydisch #4. (http://de.wikipedia.org/wiki/Akustische_Skala die Töne entsprechen mehr oder weniger genau dem 8. bis 14. Naturton.)

Wie spricht man "Phrygisch #6"? Kann man "Phrygisch große Sexte" sagen?

Warum "Lokrisch 9" (meinst du #9?) Weil die None in einem Akkord genutzt wird für den man speziell diese Tonleiter nimmt?
 
Den Wikipedia-Artikel zur Heptatonia Secunda kennst du? Die "akustische" Tonleiter kann man wohl eher als lydische mit verringerter Sept (lydisch b7) bezeichnen. Der Ausdruck "akustische" Tonleiter ist glaube ich ziemlich obskur, ich musste gerade jedenfalls erstmal schauen, was zum Donner das sein soll. :-D Die Hindu-Leiter wäre dann nach derselben Logik eine eher mixolydische mit kleiner Sexte (mixolydisch b6). Aeolisch b5 heißt bei der Wikipedia lokrisch mit großer Sekunde; die verminderte Quinte kommt ja in der lokrischen direkt vor.
 
Den Ausdruck "akustische Tonleiter" habe ich definitiv noch NIE irgendwo gehört oder gelesen.

Auf jeden Fall mindestens sehr, sehr unüblich.

Die Tonleiter wird unter Musikern allgemein als "Mixo #11" oder "Lydian Dominant" bezeichnet. Beispiele, wo sie benutzt wird: 2. Akkord bei "Take The A-Train" oder "Desafinado". Nicht aber auf V. Stufen, dafür ist sie untypisch (typisch sind Mixolydisch, HM5, Alteriert, HTGT, "Hindu" etc.).

Zur Phrygischen: Man spricht es aus "Phrygisch kreuz 6".

Zur Lokrischen: #9 bezeichnet die übermäßige 9. D.h. von C aus: 9 = D, b9 = Des, #9 = Dis.

Genau, "Hindu" wird meist genannt mixo b6.
 
Den Wikipedia-Artikel zur Heptatonia Secunda kennst du? Die "akustische" Tonleiter kann man wohl eher als lydische mit verringerter Sept (lydisch b7) bezeichnen. Der Ausdruck "akustische" Tonleiter ist glaube ich ziemlich obskur, ich musste gerade jedenfalls erstmal schauen, was zum Donner das sein soll. :-D Die Hindu-Leiter wäre dann nach derselben Logik eine eher mixolydische mit kleiner Sexte (mixolydisch b6). Aeolisch b5 heißt bei der Wikipedia lokrisch mit großer Sekunde; die verminderte Quinte kommt ja in der lokrischen direkt vor.
Laut Wikipedia ist die Simpsons-Titelmelodie in der akustischen Skale: http://en.wikipedia.org/wiki/The_Simpsons_Theme ("The theme is in the acoustic scale.")

Dass ich den obskuren Namen einer namentlichen Ableitung von Lydisch bevorzuge, liegt allerdings vor allem daran, dass ich mit "Lydisch übermäßig" bereits eine von Lydisch abgeleitete Tonleiter in der Liste habe.
 
Den Ausdruck "akustische Tonleiter" habe ich definitiv noch NIE irgendwo gehört oder gelesen.

Auf jeden Fall mindestens sehr, sehr unüblich.

Die Tonleiter wird unter Musikern allgemein als "Mixo #11" oder "Lydian Dominant" bezeichnet. Beispiele, wo sie benutzt wird: 2. Akkord bei "Take The A-Train" oder "Desafinado". Nicht aber auf V. Stufen, dafür ist sie untypisch (typisch sind Mixolydisch, HM5, Alteriert, HTGT, "Hindu" etc.).

Zur Phrygischen: Man spricht es aus "Phrygisch kreuz 6".

Zur Lokrischen: #9 bezeichnet die übermäßige 9. D.h. von C aus: 9 = D, b9 = Des, #9 = Dis.

Genau, "Hindu" wird meist genannt mixo b6.
Die Hörbeispiele werde ich mir heute Abend oder morgen mal reinziehen.

Was Lokrisch #9 / #2 angeht, bin ich gerade verwirrt: Ich verstehe die Tonleiter so, dass Sekunde und None groß sind, aber nicht übermäßig. Das müsste eher ♮2 oder ♮9 heißen. Oder sagt man #2/#9, weil man von Lokrisch ausgehend damit eben die große 2 bzw. 9 erreicht?

Kann man "Lokrisch große Zwei" (oder große Sekunde) sagen?

edit: Und noch eine Frage: Wie wird das notiert? Gibt es Generalvorzeichen für solche Tonleitern, oder nimmt man dann die bei diesem Beispiel die den Schlüssel für Lokrisch und erhöht die 2 immer innerhalb des Taktes?

Oder gibt es gar kein Standard-Vorzeichen für Lokrisch, so das man das (aeolische) Moll-Vorzeichen nimmt und innerhalb des Taktes dann die Bes für Lokrisch realsiert?
 
Nein, es gibt keine Generalvorzeichen für solche Tonleitern.

Es gibt nur Generalvorzeichen für Durtonleitern und ihre parallelen Molltonleitern. (Von speziellen Experimenten abgesehen, wie sie z.B. Bartok im "Mikrokosmos" durchgeführt hat, die sich aber in keinster Weise durchgesetzt haben.)
 
(Von speziellen Experimenten abgesehen, wie sie z.B. Bartok im "Mikrokosmos" durchgeführt hat, die sich aber in keinster Weise durchgesetzt haben.)

Diese Experimente habe ich mir eben kurz mal NUR hinsichtlich der Vorzeichenvergabe angesehen. Heraus kam folgende Kurzbetrachtung des "Mikrokosmos":

Beim Mikrokosmos findet man also folgendes, vielleicht etwas "Ungewohnte" vor:

Buch I :

Stück 8 : Generalvorzeichen "fis" im Violinschlüssel 1 Okt. nach unten versetzt,
Stück 10: Einzelnes "as" als Generalvorzeichen, im Basschlüssel auf oberster Linie.
Stück 15: Siehe Stück 8
Stück 25: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen
_________

Buch II:

Stück 39: Fis, cis als Generalvorzeichen, aber das "fis" im Violinschlüssel wieder eine Oktave runterversetzt, in den Zwischenraum. Ich nehme an, weil der Tonvorrat des Stückes sich nicht bis auf "fis" der OBERSTEN LINIE ausdehnt, sondern es nur unten, im Zwischenraum, für den Spieler anliegt.

Stück 40: Ebenso. Nur sind hier fis, cis, gis die Generalvorzeichen, das "fis" im Violinschlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum, das gis auch 1 Okt runter auf die Linie.

Stück 41: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen: Nur: Hier ist es im Basschlüssel an seiner RICHTIGEN ( normal bekannten ) Stelle: Im 2. Zwischenraum von unten. Wäre Bartok konsequent gewesen, hätte er es bei DIESEM Stück auf die ERSTE HILFSLINIE ÜBER DEM SYSTEM notieren müssen - denn dort kommt es im Stück vor. - Dort wo es STEHT, kommt es NICHT vor.
Ist also nix, Herr Bartok.

Stück 44: Ein 4-händiges Stück bzw. 2 Klaviere. Piano I hat als Generalvorzeichen fis, gis ( ! ) , wobei fis im Vil.-Schlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum, gis auch 1 Okt. runter auf Linie. Sieht etwas merkwürdig aus!
Piano II hat 4 Kreuze als Vorzeichen, das fis im Viol.-Schlüssel ist auch 1 Okt. runter, im schon bekannten Zwischenraum.

Stück 47: Fis = Genaralvorz., im Viol-Schl. 1 Okt. runter.

Stück 50: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen.

Stück 63: HEE ! "Fis" als Generalvorzeichen - alles OK, an bekannten Positionen! ;)

_____________

Buch III :

Stück 68: Fis und cis = Generalvorzeichen, das fis im Viol.-Schlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum.

Stück 70: Bitonal. Oben Basschlüssel, unten Basschlüssel. Oben: 5 Kreuze, unten KEIN Vorzeichen!

Stück 76: "Fis" als Generalvorzeichen. Im Violinschlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum.

Stück 79: Ebenso.
Stück 82: Ebenso.
Stück 89: Cis, gis ( ! ) als Generalvorzeichen. Das "gis" im Viol.-Schlüssel 1 Okt. runter.
Stück 93: Wie Stück 76.

__________

Buch IV :

Stück 99: Bitonal. Nahezu das ganze Stück ist oben und unten Violinschlüssel. Und zwar:
Oben: Einzelnes "es" als Vorzeichen. Unten: fis und gis (!) als Vorzeichen, wobei beide 1 Okt. runterversetzt sind wieder, anders als man es gewöhnlich kennt ( bei A-Dur, z.B., wo sie ja auch enthalten sind ) .
Im Neuntletzten Takt wechselt unten zu Basschlüssel. Da es der 2. Takt in einer Reihe ist, und der erste noch im Violinschlüssel steht, hätten eigtl. die Vorzeichen ANGEPASST werden müssen, HERR BARTOK-GROßER PÄDAGOGENKÜNSTLER, nicht wahr ? Doch diese ANPASSUNG geschieht erst in der NÄCHSTEN Zeile, da ist es ihm wohl aufgefallen, dass man das deutlich machen sollte...
...doch dafür stehen DANN die beiden Kreuze an den ( uns bisher geläufigen ) Stellen, so, wie wir sie auch von A-DUr kennen würden, in "normalen" Noten.

Stück 105: Oben Violinschl., unten Violinschl. . Bitonal: Oben nix, unten 4 Kreuze.

__________
Buch V:

__________
Buch VI:

__________

Was mir sonst auffiel: Viele Taktwechsel und auch ungewohnte Takt-Grundstrukturen, v. allem in Buch VI ( dies ist auch bei den Volkstänzen ( rumän., bulgarisch, usw. ) der Fall ) , und da könnte ich mir vorstellen, dass das recht gut und zünftig-rustikal klingt.

ALLERDINGS sind mir bei Durchsicht gerade der weiter hinten liegenden Mikrokosmos-Stücke zu viele Dissonanzen aufgefallen, und Bitonalität klingt m.E. und meiner Vermutung nach müllhaft.
Ich denke, dass , falls ich, als Wohlklangs-Freak, mich damit beschäftigen würde, ich mir NUR die tonalen, angenehm klingenden zünftig derben slawischen Tänze rausflöhen würde.

Den Rest muss ich leider "kicken" - gefällt mir nicht.

Kurzanalyse mit LG, by: Olli!

PS.: Ich schrieb "bitonal" allgemein dann, wenn sich die Vorzeichen oben und unten UNTERSCHEIDEN. "___tonal" setzt aber irgendwie auch angenehmen Klang voraus...nach meinem Geschmack wären solche Stücke jedoch eher "bi-ATONAL" zu nennen ;););)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Olli

HHmm..schade, dass BB deine Verbesserungsvorschläge nicht mehr entgegennehmen kann. Er hätte sich bedankt.
Im Ernst: das ist keine Kurzanalyse. Das ist Wiederkäuen von Vorurteilen ( vor allem im letzten Teil deines Postings).
Es ist durchaus ratsam, bevor man sich auf derartiges Terrain begibt, sich musikalisches Grundwissen anzueignen, ebenso eine intellektuelle Grundausstattung ,was die Entwicklung musikalischer Sprachen ( Tonalität, Bitonalität, Polytonalität, Atonalität, Modalität) anlangt.
Tut mir leid, freundlicher kann ich das nicht formulieren.
LG walsroderpianist
 
LMG ist eh' gerade in so einer richtig schönen Selbstdemontage-Phase.

Letztens schrieb er frischfröhlich, er kenne keine der 3stimmigen Inventionen, und zwar in einem Posting, in dem er sich als genauer Kenner der Mittelstufenliteratur und deren Didaktik ausgab.

Und jetzt diese 2 geradezu sensationell inkompetenten Absätze über Bitonalität. Falls er sie wieder löscht, zitiere ich sie hier mal lieber, denn diese Beknacktheit sollte man sich nicht entgehen lassen:
ALLERDINGS sind mir bei Durchsicht gerade der weiter hinten liegenden Mikrokosmos-Stücke zu viele Dissonanzen aufgefallen, und Bitonalität klingt m.E. und meiner Vermutung nach müllhaft.
Ich denke, dass , falls ich, als Wohlklangs-Freak, mich damit beschäftigen würde, ich mir NUR die tonalen, angenehm klingenden zünftig derben slawischen Tänze rausflöhen würde.
Dann als Stretto-crescendo-Coda :lol: :
PS.: Ich schrieb "bitonal" allgemein dann, wenn sich die Vorzeichen oben und unten UNTERSCHEIDEN. "___tonal" setzt aber irgendwie auch angenehmen Klang voraus...nach meinem Geschmack wären solche Stücke jedoch eher "bi-ATONAL" zu nennen ;););)
 

Nein, es gibt keine Generalvorzeichen für solche Tonleitern.

Es gibt nur Generalvorzeichen für Durtonleitern und ihre parallelen Molltonleitern.

Vorzeichen geht für alle normalen diatonischen Leitern, aber ich denke das war gemeint. Ist ja eh dasselbe Tonmaterial, ob ich nun z.B. B-dur (bzw. B ionisch) oder C dorisch oder A lokrisch nehme. :-)

Dazu fällt mir aber noch eine Frage ein, und zwar habe ich im Kopf zwei Definitionen für Diatonik, die anscheinend genau auf diese zwei Familien von Tonleitern hinauslaufen. Die erste, "strenge" Definition ist ja (aus dem Gedächtnis): Heptatonik, nur Ganz- und Halbtöne, Halbtonschritte maximal weit von einander entfernt. Die zweite ist etwas entspannter und fordert (wenn ich mich richtig erinnere) nur, dass die Halbton-Intervalle nicht direkt aufeinander folgen. Bei dieser Definition lande ich dann sofort neben der Dur-Leiter als Ausgangsbasis bei Melodisch Moll (aufwärts), wenn ich das richtig sehe. Bildet dann diese zweite Gruppe von Skalen sozusagen einfach eine "erweiterte" Diatonik?
 
Diese Experimente habe ich mir eben kurz mal NUR hinsichtlich der Vorzeichenvergabe angesehen. Heraus kam folgende Kurzbetrachtung des "Mikrokosmos":

Beim Mikrokosmos findet man also folgendes, vielleicht etwas "Ungewohnte" vor:

Buch I :

Stück 8 : Generalvorzeichen "fis" im Violinschlüssel 1 Okt. nach unten versetzt,
Stück 10: Einzelnes "as" als Generalvorzeichen, im Basschlüssel auf oberster Linie.
Stück 15: Siehe Stück 8
Stück 25: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen
Es scheinen immer entweder Kreuze oder Bes zu sein. Befindet sich Bartok weiter im modalen Tonraum? Leitern der Heptatonia Secunda können je nach Grundton sowohl ein Kreuz, als auch ein Be benötigen.
 
Vorzeichen geht für alle normalen diatonischen Leitern, aber ich denke das war gemeint. Ist ja eh dasselbe Tonmaterial, ob ich nun z.B. B-dur (bzw. B ionisch) oder C dorisch oder A lokrisch nehme. :-)

Dazu fällt mir aber noch eine Frage ein, und zwar habe ich im Kopf zwei Definitionen für Diatonik, die anscheinend genau auf diese zwei Familien von Tonleitern hinauslaufen. Die erste, "strenge" Definition ist ja (aus dem Gedächtnis): Heptatonik, nur Ganz- und Halbtöne, Halbtonschritte maximal weit von einander entfernt. Die zweite ist etwas entspannter und fordert (wenn ich mich richtig erinnere) nur, dass die Halbton-Intervalle nicht direkt aufeinander folgen. Bei dieser Definition lande ich dann sofort neben der Dur-Leiter als Ausgangsbasis bei Melodisch Moll (aufwärts), wenn ich das richtig sehe. Bildet dann diese zweite Gruppe von Skalen sozusagen einfach eine "erweiterte" Diatonik?
Was genau diatonisch ist, wüsste ich auch gerne. Bislang habe ich keine Definition gefunden, die sowohl exakt ist, als auch breit akzeptiert zu sein scheint.

Historisch gesehen dürfte es sich um alte griechische siebenstufige Leitern handeln. Aus heutiger Sicht wären das modale Tonleitern, wobei die in der Antike anders systematisiert wurden.

Dem Wortsinne nach verstehe ich diatonisch, durch-die-Töne-gehend, so, dass es keinen Tonabstand größer als einen Ganzton geben darf. Pentatonische Leitern wären dann nicht diatonisch. Eine Ganztonleiter hingegen wäre diatonisch. So scheint der Begriff in der Praxis aber nicht gebraucht zu werden.

Modale Tonleitern (beziehungsweise die Leitern der Heptatonia Prima) haben die Eigenschaft, dass man deren Stufen als Quintenkette sortieren kann (bei den Stammtönen zum Beispiel von F nach H.) Das ist bei den Leitern der Heptatonia Secunda nicht mehr geboten. Sie opfern praktisch die schöne Quintenketten-Eigenschaft zugunsten der Akustik. Lydisch-b7 ("akustische Tonleiter") ließe sich auf einer Naturtrompete näherungsweise spielen. Auch Melodisch-Moll-aufwärts wird nicht umsonst eingesetzt.

Beide Systeme, Prima und Secunda, ließen sich als Erweiterung der klassischen Pentatonik auffassen, welche um zwei Stufen ergänzt wird. Die Heptatonia Tertia hingegen, (Ganztonleiter aber mit zwei aufeinanderfolgenden Halbschritten) lässt sich nicht mehr als Ergänzung einer klassischen fünfstufigen Leiter konstruieren.

Insofern würde ich sagen, dass selbst wenn nach meinem unmaßgeblichen Verständnis die Tertia-Tonleitern im Wortsinne diatonisch wären, wären sie für die uns gewohnte Musik als Tonmaterial unbrauchbar.
 
Was genau diatonisch ist, wüsste ich auch gerne. Bislang habe ich keine Definition gefunden, die sowohl exakt ist, als auch breit akzeptiert zu sein scheint.

Historisch gesehen dürfte es sich um alte griechische siebenstufige Leitern handeln. Aus heutiger Sicht wären das modale Tonleitern, wobei die in der Antike anders systematisiert wurden.

Dem Wortsinne nach verstehe ich diatonisch, durch-die-Töne-gehend, so, dass es keinen Tonabstand größer als einen Ganzton geben darf. Pentatonische Leitern wären dann nicht diatonisch. Eine Ganztonleiter hingegen wäre diatonisch. So scheint der Begriff in der Praxis aber nicht gebraucht zu werden.

Ich denke auch, dass der historische Bezug wichtig ist. Wenn man z.B. die Pythagoreische Stimmung nimmt, erhält man diese ja sehr schnell und "logisch" per Quintschichtung und mit den Tonverhältnissen 9:8, 9:8, 256:243, 9:8, 9:8, 9:8, 256:243. Das heißt, man erhält eine schlichte und elegante Unterteilung der Oktave in 7 Intervalle, in der letztlich nur zwei ganzzahlige Verhältnisse vorkommen. Dass dies den Ästhetik-Sinn im Altertum ansprach, halte ich zumindest für recht plausibel.

Das Wort "diatonisch" im Sinne von "durch die Töne gehend" würde ich dann lesen als "durch diese Töne gehend", also alle Leitern meinend, die die obige Abfolge von Halb- und Ganztönen beinhalten. Und das sind dann die sieben Modi, die wir heute ionisch, dorisch etc. bis lokrisch nennen (wobei lokrisch klassisch aufgrund der verminderten Quinte wohl eher keine Verwendung gefunden hat).

Ich denke jedenfalls, dass der Begriff "Diatonik" ursprünglich so gemeint war und sich im Nachhinein gewandelt hat und erweitert wurde. (Wenn jemand da aber zur Geschichte etwas mehr als meine wilden Spekulationen beisteuern kann, fände ich das sehr interessant.)

Wenn ich als eine definierende Eigenschaft der Diatonik ansehe, dass sie eine Heptatonik sein soll, fällt die Ganztonleiter schon einmal heraus, denn die ist ja eine Hexatonik. Eine Heptatonik im chromatischen Tonraum, die maximal Ganztöne enthält, muss genau zwei Halbtonschritte enthalten, was die Menge möglicher Skalen deutlich reduziert. Die Frage ist dann "nur" noch, wie ich die beiden Halbtöne anordne. Wenn sie mindestens durch zwei Ganztonschritte getrennt sind, ist es die Heptatonia Prima. Bei einem Ganztonschritt die Secunda. Wenn sie aufeinander folgen, erhält man dann die Tertia. Die Frage ist, ob man das dann noch als "diatonisch" bezeichnen sollte... spätestens bei der Tertia würde ich rein aus dem Bauch heraus nein sagen; bei der Heptatonia Secunda, um die es hier im Faden ja auch geht, bin ich mir halt nicht sicher. :denken:
 
@hasenbein und @walsroderpianist :

Dann erzählt mir doch mal, Ihr großen Tonalitäts-Künstler, warum das einzelne "fis" in den Zwischenraum postiert wird, und b ) warum bei allen anderen Komponisten, die ANSPRECHENDE Werke geschrieben haben, ein "einzelnes "as" oder "cis und gis" als GENERALVORZEICHEN NICHT VORKOMMEN, sondern, falls erforderlich, IM STÜCK und an den entspr. Stellen gesetzt werden.

Bin gespannt auf Eure Weisheiten.
 
Und... @hasenbein und @walsroderpianist , bevor ichs vergesse:

a ) SIND die von mir als "bitonal" bezeichneten Stücke aus dem Mikrokosmos nun bitonal, oder nicht ?

b ) Vorsicht bei Euren Antworten, denn u.a. wartet mein Schulbuch Kl. 7-10 "Musik um uns" mit gefügigem Zitat sowie Wikipedia auf Euch, welches zunächst einmal WIDERLEGT werden müsste.

( Tip: Es geht um Strawinskys Petruschka, sowie um Ausführungen zum MIKROKOSMOS ( Komponist: ein Bela Bartok. )

Nun also ??
 
Zwischenraum postiert wird, und b ) warum bei allen anderen Komponisten, die ANSPRECHENDE Werke geschrieben haben

Hahaha, wie geil!
Tut hier die ganze Zeit so, als wär er voll der Kenner und Kulturtyp, und jetzt haut er hier einen Klops nach dem anderen raus! :-D

Geh, verschone uns und hör weiter Deine Lieblingsplatte:
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:-D:-D:blöd:
 
anderen Komponisten, die ANSPRECHENDE Werke geschrieben haben
:blöd::idee::lol:

Ernsthaft: ausgerechnet in einem Faden, der sich ursprünglich mit Jazz-Leitern beschäftigt, sich dermaßen engstirnig an "klassische" Harmonievorstellungen klammern zu wollen, ist schon spannend. Jazz ist in vielerlei Hinsicht "atonal" in dem Sinne, dass klassische Vorstellungen von Tonalität, Kadenzen etc. ziemlich oft gepflegt ignoriert werden. Und trotzdem oder gerade deshalb ist Jazz einfach geil. :-D

Die Vorstellung davon, was "Wohlklang" ist, ist generell dem ständigen Wandel der Zeit unterworfen. Die Tendenz geht und ging über die Jahrhunderte stets zu immer größerer Flexibilität und Aufweichung von vorher strengen Konventionen. Auch Beethoven und Mozart haben mit den Gepflogenheiten ihrer Zeit mitunter kräftig experimentiert. Schon das heutige System der gleichschwebenden Stimmung mit enharmonischer Austauschbarkeit wäre im Mittelalter undenkbar gewesen, und was wir heute als wohklingend akzeptieren, hätte vermutlich bei Bach Ohrenbluten und/oder Schlaganfall ausgelöst. Aber mal ehrlich: na und?

Béla Bartók hat ebenfalls experimentiert, Hergebrachtes und Etabliertes in Frage gestellt. Das machen Künstler halt manchmal. Im Gegenteil ist die Beschäftigung mit etablierten Grenzen gerade etwas, das große von nur guten Künstlern unterscheidet. ;-)

BTW, ich finde viele Werke im Mikrokosmos sehr ansprechend, und zwar gerade auch die, die nach deiner Bezeichnung "bi-atonal" sind (wobei diese Wortschöpfung tatsächlich vor allem Unverständnis des Begriffs "atonal" offenbart).
 

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