(Von speziellen Experimenten abgesehen, wie sie z.B. Bartok im "Mikrokosmos" durchgeführt hat, die sich aber in keinster Weise durchgesetzt haben.)
Diese Experimente habe ich mir eben kurz mal NUR hinsichtlich der Vorzeichenvergabe angesehen. Heraus kam folgende Kurzbetrachtung des "Mikrokosmos":
Beim Mikrokosmos findet man also folgendes, vielleicht etwas "Ungewohnte" vor:
Buch I :
Stück 8 : Generalvorzeichen "fis" im Violinschlüssel 1 Okt. nach unten versetzt,
Stück 10: Einzelnes "as" als Generalvorzeichen, im Basschlüssel auf oberster Linie.
Stück 15: Siehe Stück 8
Stück 25: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen
_________
Buch II:
Stück 39: Fis, cis als Generalvorzeichen, aber das "fis" im Violinschlüssel wieder eine Oktave runterversetzt, in den Zwischenraum. Ich nehme an, weil der Tonvorrat des Stückes sich nicht bis auf "fis" der OBERSTEN LINIE ausdehnt, sondern es nur unten, im Zwischenraum, für den Spieler anliegt.
Stück 40: Ebenso. Nur sind hier fis, cis, gis die Generalvorzeichen, das "fis" im Violinschlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum, das gis auch 1 Okt runter auf die Linie.
Stück 41: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen: Nur: Hier ist es im Basschlüssel an seiner RICHTIGEN ( normal bekannten ) Stelle: Im 2. Zwischenraum von unten. Wäre Bartok konsequent gewesen, hätte er es bei DIESEM Stück auf die ERSTE HILFSLINIE ÜBER DEM SYSTEM notieren müssen - denn dort kommt es im Stück vor. - Dort wo es STEHT, kommt es NICHT vor.
Ist also nix, Herr Bartok.
Stück 44: Ein 4-händiges Stück bzw. 2 Klaviere. Piano I hat als Generalvorzeichen fis, gis ( ! ) , wobei fis im Vil.-Schlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum, gis auch 1 Okt. runter auf Linie. Sieht etwas merkwürdig aus!
Piano II hat 4 Kreuze als Vorzeichen, das fis im Viol.-Schlüssel ist auch 1 Okt. runter, im schon bekannten Zwischenraum.
Stück 47: Fis = Genaralvorz., im Viol-Schl. 1 Okt. runter.
Stück 50: Einzelnes "cis" als Generalvorzeichen.
Stück 63: HEE ! "Fis" als Generalvorzeichen - alles OK, an bekannten Positionen! ;)
_____________
Buch III :
Stück 68: Fis und cis = Generalvorzeichen, das fis im Viol.-Schlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum.
Stück 70: Bitonal. Oben Basschlüssel, unten Basschlüssel. Oben: 5 Kreuze, unten KEIN Vorzeichen!
Stück 76: "Fis" als Generalvorzeichen. Im Violinschlüssel wieder 1 Okt. runter im Zwischenraum.
Stück 79: Ebenso.
Stück 82: Ebenso.
Stück 89: Cis, gis ( ! ) als Generalvorzeichen. Das "gis" im Viol.-Schlüssel 1 Okt. runter.
Stück 93: Wie Stück 76.
__________
Buch IV :
Stück 99: Bitonal. Nahezu das ganze Stück ist oben und unten Violinschlüssel. Und zwar:
Oben: Einzelnes "es" als Vorzeichen. Unten: fis und gis (!) als Vorzeichen, wobei beide 1 Okt. runterversetzt sind wieder, anders als man es gewöhnlich kennt ( bei A-Dur, z.B., wo sie ja auch enthalten sind ) .
Im Neuntletzten Takt wechselt unten zu Basschlüssel. Da es der 2. Takt in einer Reihe ist, und der erste noch im Violinschlüssel steht, hätten eigtl. die Vorzeichen ANGEPASST werden müssen, HERR BARTOK-GROßER PÄDAGOGENKÜNSTLER, nicht wahr ? Doch diese ANPASSUNG geschieht erst in der NÄCHSTEN Zeile, da ist es ihm wohl aufgefallen, dass man das deutlich machen sollte...
...doch dafür stehen DANN die beiden Kreuze an den ( uns bisher geläufigen ) Stellen, so, wie wir sie auch von A-DUr kennen würden, in "normalen" Noten.
Stück 105: Oben Violinschl., unten Violinschl. . Bitonal: Oben nix, unten 4 Kreuze.
__________
Buch V:
__________
Buch VI:
__________
Was mir sonst auffiel: Viele Taktwechsel und auch ungewohnte Takt-Grundstrukturen, v. allem in Buch VI ( dies ist auch bei den Volkstänzen ( rumän., bulgarisch, usw. ) der Fall ) , und da könnte ich mir vorstellen, dass das recht gut und zünftig-rustikal klingt.
ALLERDINGS sind mir bei Durchsicht gerade der weiter hinten liegenden Mikrokosmos-Stücke zu viele Dissonanzen aufgefallen, und Bitonalität klingt m.E. und meiner Vermutung nach müllhaft.
Ich denke, dass , falls ich, als Wohlklangs-Freak, mich damit beschäftigen würde, ich mir NUR die tonalen, angenehm klingenden zünftig derben slawischen Tänze rausflöhen würde.
Den Rest muss ich leider "kicken" - gefällt mir nicht.
Kurzanalyse mit LG, by: Olli!
PS.: Ich schrieb "bitonal" allgemein dann, wenn sich die Vorzeichen oben und unten UNTERSCHEIDEN. "___tonal" setzt aber irgendwie auch angenehmen Klang voraus...nach meinem Geschmack wären solche Stücke jedoch eher "bi-ATONAL" zu nennen ;););)