Nach fast 20 Jahren Abstinenz Steinway kaufen?

  • Ersteller des Themas schachspieler
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... finde ich doch den Verlust sehr niedrig und würde ihn nicht als solchen betrachten.

Mit dem Verkaufspreis konnte mit 1,3 % p.a. immerhin ein Teil der Teuerung abgefangen werden. Geht man von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,5 % p.a. in den letzten 25 Jahren aus, so bleiben 3150 Euro über, die nicht durch den Verkauf abgedeckt werden konnten.

Ich komme auf einen anderen Betrag, nämlich auf 5466,41 Euro, die nicht abgedeckt sind. Aber egal wer von uns beiden nun falsch rechnet: Es bleiben in jedem Fall ein paar Tausend Euro Verlust. Die kann man auf Monate umrechnen, dann werden die Nutzungskosten in der Tat gering; oder man kann sie auf Tage umrechnen, dann werden sie verschwindend klein. Noch besser man lügt sie sich umgerechnet auf Minuten zurecht, dann werden sie lächerlich. Das ändert jedoch nichts daran, daß man nicht von "Werterhalt" sprechen kann, wo faktisch ein Wertverlust zu verzeichnen ist.
Wie hoch dieser ist im Verhältnis zur Nutzung, ist eine andere Frage. Und ob 5466 Euro für 25 Jahre viel oder wenig sind, muß man unter anderen Gesichtspunkten bewerten. Mancher kauft sich für diesen Betrag ein Klavier und spielt darauf 25 Jahre. Und wenn er es dann wieder verkauft, dann wird er noch ein paar Euro dafür kriegen; und dann hat er weniger Verlust gemacht als mit einem Steinway.

Um nicht mißverstanden zu werden:
Ich sage nicht, daß man sich keinen Steinway kaufen sollte. Im Gegenteil: Je besser das Instrument, umso eher lernt man, was Klanggestaltung und anderes bedeuten. Und das Instrument DARF nicht nur, es sollte sogar besser sein als die Gestaltungsmöglichkeiten des Lernenden. Zwar lernt es der Hochbegabte auch, wenn er auf einer elenden Krücke übt und beim Hausmeister Unterricht hat. Aber wir Normalbegabten tun uns schon um einiges leichter, wenn das Werkzeug uns hilft.
Ich sage aber, daß die Mär, ein Steinway sei eine Geldanlage, eine Werbelüge ist. Und für eine Entscheidung zugunsten eines Instruments sind ganz andere Dinge maßgeblich. Und da gibt es zwei Typen von Käufern, nämlich diejenigen, die das Geld mal eben übrig haben, um mit einem Steinway ihr Wohnzimmer zu schmücken; und diejenigen, die den Kauf teuer finanzieren müssen und neben dem Wertverlust auch noch die Zinsen an die Kreditbank zahlen. Letztere sind es denn meist, die ihre Instrumente wirklich nutzen und damit verschleißen und einen noch höheren Wertverlust hinnehmen als der Snob, der nur sein Wohnzimmer damit schmückt.
 
Und da gibt es zwei Typen von Käufern, nämlich diejenigen, die das Geld mal eben übrig haben, um mit einem Steinway ihr Wohnzimmer zu schmücken; und diejenigen, die den Kauf teuer finanzieren müssen und neben dem Wertverlust auch noch die Zinsen an die Kreditbank zahlen. Letztere sind es denn meist, die ihre Instrumente wirklich nutzen und damit verschleißen und einen noch höheren Wertverlust hinnehmen als der Snob, der nur sein Wohnzimmer damit schmückt.
bist du wirklich davon überzeugt, dass fast jeder (!), der einen Flügel nicht jahrelang finanziert, ein Snob ist, welcher den Flügel gar nicht nutzt?
 
Ich komme auf einen anderen Betrag, nämlich auf 5466,41 Euro, die nicht abgedeckt sind.

Mein Fehler - die tatsächliche Inflation betrug die letzten 25 Jahre 2 %, 0,5 % habe ich dazugegeben um dem Zinseszinseffekt Rechnung zu tragen. Eine echte Zinseszinsrechnung macht ohnehin nur Sinn, wenn man die jeweilige jährliche Inflationsrate berücksichtigt, da es erhebliche Schwankungen in den einzelnen Jahren gibt.

Die kann man auf Monate umrechnen, dann werden die Nutzungskosten in der Tat gering; oder man kann sie auf Tage umrechnen, dann werden sie verschwindend klein. Noch besser man lügt sie sich umgerechnet auf Minuten zurecht, dann werden sie lächerlich.

Ich habe die Kosten auf Monate heruntergebrochen, um eine Relation herzustellen. Die meisten Leute denken, wenn es um Einnahmen und Ausgaben geht in Monaten - sie bekommen monatlich ihr Gehalt und der Großteil der periodischen Zahlungen wird monatlich getätigt. Das hat also nichts mit zurechtlügen zu tun. Eine Umrechnung in Minuten halte ich für sinnlos - wer hat schon ein Gespür für minütliche Kosten? Gar wenige werden auf Anhieb sagen können, was sie minütlich verdienen, minütlich an Miete zahlen oder minütlich für den sonstigen Lebensunterhalt löhnen.

Das ändert jedoch nichts daran, daß man nicht von "Werterhalt" sprechen kann, wo faktisch ein Wertverlust zu verzeichnen ist.

Ich habe in Chiarinas ersten Beitrag, den "Werterhalt" nicht als Werterhalt im Sinn von 100 % des ursprünglichen Wertes bleiben erhalten, gelesen. Ich habe sie so verstanden, daß sie Steinwayflügel für "wertbeständiger" hält als Flügeln anderer Marken.

Wie hoch dieser ist im Verhältnis zur Nutzung, ist eine andere Frage. Und ob 5466 Euro für 25 Jahre viel oder wenig sind, muß man unter anderen Gesichtspunkten bewerten. Mancher kauft sich für diesen Betrag ein Klavier und spielt darauf 25 Jahre. Und wenn er es dann wieder verkauft, dann wird er noch ein paar Euro dafür kriegen; und dann hat er weniger Verlust gemacht als mit einem Steinway.

Naja, bei mir sind's immer noch ca. 3000 Euro ;), da wird es mit den Angeboten schon dünner und man landet halt nicht bei einem Flügel der Spitzenklasse, sondern eher bei einem Pianino der untersten Preisklasse. Aber auch dieses kann man noch unterbieten, indem man sich ein noch billigeres Digi kauft, die gibt es schon um 500 Euro.

Ich sage aber, daß die Mär, ein Steinway sei eine Geldanlage, eine Werbelüge ist.

Da gebe ich dir Recht, es ist keine Geldanlage - der Threadersteller hat aber auch nicht um Tips zur Veranlagung seines Vermögens gebeten. ;)

Und für eine Entscheidung zugunsten eines Instruments sind ganz andere Dinge maßgeblich. Und da gibt es zwei Typen von Käufern, nämlich diejenigen, die das Geld mal eben übrig haben, um mit einem Steinway ihr Wohnzimmer zu schmücken; und diejenigen, die den Kauf teuer finanzieren müssen und neben dem Wertverlust auch noch die Zinsen an die Kreditbank zahlen. Letztere sind es denn meist, die ihre Instrumente wirklich nutzen und damit verschleißen und einen noch höheren Wertverlust hinnehmen als der Snob, der nur sein Wohnzimmer damit schmückt.

Ich denke doch, daß die meisten, die sich einen Steinway kaufen, diesen auch spielen - die Zahl jener, die sich so einen Flügel nur zu Dekorationszwecken anschaffen, ist wohl verschwindend gering. Für den zweiten Käufertyp, den du anführst, fehlt mir ehrlich gesagt jegliches Verständnis - wenn der Flügel nicht dazu dient, künftiges Einkommen zu generieren, ist ein Kauf auf Kredit natürlich absoluter Nonsens.

Niemand würde hier wohl raten, sich für den Kauf eines Instrumentes in Schulden zu stürzen. Der Threadersteller hat ja auch klar gemacht, daß er das nötige "Kleingeld" hat.

LG, PP
 
Mir gefällt die "Milchmädchenrechnung" besser.
Ist doch schöner wenn man sagen kann "ich hab 3500€ gewinnt gemacht". Als: "ich hab nach Berechnung der Inflation 3000€ Verlust gemacht."
Unterm strich ist die Milchmädchenrechnung auch gar nicht so falsch, den immerhin hat Chiarina Sieben 500€ scheine mehr als vor dem Kauf.
 
... ist ein Kauf auf Kredit natürlich absoluter Nonsens.
Niemand würde hier wohl raten, sich für den Kauf eines Instrumentes in Schulden zu stürzen...
Hätte ich doch nur in jungen Jahren alle Verwandten und Bekannten angebettelt, alle Banken nach Krediten abgeklappert und ein tolles Instrument auf Pump gekauft. Wegen der praktischen Lagerung eine Geige, natürlich gebraucht, schon lange gebraucht, am liebsten aus Cremona...:D. Dann könnte ich mir vermutlich heute einen Steinway Flügel beliebiger Größe und den Raum dazu leisten.:D

Gruß
Manfred
 
wer kauft B, wenn man D kaufen kann. Wer kauft neue D, wenn es alte D gibt..

Wegen der praktischen Lagerung eine Geige, natürlich gebraucht, schon lange gebraucht, am liebsten aus Cremona...:D. Dann könnte ich mir vermutlich heute einen Steinway Flügel beliebiger Größe und den Raum dazu leisten.:D

Mein Violinen- und Klavierlehrer kaufte sich anfangs der 1970er Jahre in Italien eine Guarneri-Violine: einmal habe ich sie hören dürfen - das Erlebnis werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Die Violine kostete 32.000 DM. Zu einer Zeit, als ein neuer VW ca. 5.500 DM kostete, ein Haus aber schon das fünf- oder sechsfache der Violine. Wenn sein Sohn diese Guarneri heute verkaufte, gäbe es ganz gewiss ein großes Haus und einen nagelneuen D-Konzertflügel für den Erlös.

Häuser gibt es beliebig viele. Guarneris sind sehr limitiert.. Übrigens, neue B- und D-Flügel sind auch allenthalben verfügbar. Man kann sich also - im Gegensatz zu den Kaufgelegenheiten bei einer Amati, Stradivari oder Guarneri - auch gut Zeit mit einer Anschaffung eines neuen B-Flügels lassen. Vielleicht lieber auf einen der wenigen Centennial D lauern..?.. Davon wurden nur 424 Stück jemals gebaut, Steinways schwerste Serieninstrumente. Der Urahn aller modernen Flügel. Alles drin und dran, was man braucht. Erstmals. Cupola-Platte mit abgedecktem Stimmstock, Full duplex, Sostenuto, Piloten-Mechanik. Man war am Ziel des Firmenmottos: to build the best piano possible. Auf Verdacht handwerklich exzellent gebaut. Sie lassen sich modern und völlig unproblematisch spielen, wenn sie in Ordnung sind. Danach begannen teils das Sparen, die Kompromisse. Centennial D - wie Guarneri: limited supply. Wenn kaufen, dann darauf achten, dass der Resonanzboden noch nicht ausgewechselt wurde. Dass er noch der originale ist. Das Material dafür ist seit 90 Jahren nicht mehr lieferbar. Centennial-Konzertflügel entstammen den Baujahren 1875 bis 1883. Der Klang eines Centennial D - ein Traum.

Aber Vorsicht: in einem Teil jener Zeit baute Steinway - einzig in der Firmengeschichte - auch ein zweites Konzertflügelmodell parallel, zu erkennen am offenen Stimmstock und an winzig kürzerer Länge. Das lohnt nicht - dessen Bauzeit: 1875-1878. Der eine kostete 1800 USD; der andere 1500. Und der erfahrene Arbeiter verdiente 6 USD - in der Woche.
 
Der Thread hat sich ja dynamisch entwickelt ! Vielen Dank fuer die zahlreichen Meinungen und Sichtweisen zum Thema.

Vorweg, der Fluegel ist - in meinem Fall - nicht als Geldanlage und auch nicht als Wertspeicher gedacht. Dafuer fehlt mir (a) das Fachwissen und (b) die Risikolust bzw. die Diversifikations-Notwendigkeit ueber klassische Portfolio-Diversifikation hinaus noch in Exoten wie Musikinstrumente zu investieren. Trotzdem faellt der Kauf natuerlich leichter, wenn man ein gutes Gefuehl zum Werterhalt hat und nicht wie bei einigen PKW in kuerzester Zeit 50% vom Kaufpreis verliert.

Ein neuer S&S B soll's vorerst nicht werden. Zunaechst moechte ich die Raumbedingungen (Kamin, bodentiefe Fensterwand und Fussbodenheizung) an einem guenstigeren Instrument "testen". Habe einen komplett restaurierten 200er Boesendorfer im Auge. Muss ihn mir aber noch persoenlich ansehen.

Dann ist mir aufgefallen, dass das Sonnenlichtproblem eigentlich nur im Fruehling und Sommer besteht und natuerlich immer nur tagsueber (;-)). Da ich mir die schoene Aussicht beim Klavierspielen nicht nehmen lassen will, besteht mein Kopf auf einen Platz vor der Fensterwand aber ich denke mittlerweile, dass es ohne grosse Nachteile fuer den Fluegel funktioniert. Schraeg an die Seite der Fensterwand, Blick nach draussen, in der sonnigen Jahreszeit nen Vorhang 2 Meter rueberziehen, fertig.

Entfernung zum Kamin ca. 4 Meter aber wenig Strahlungswaerme zumal die warme Kaminluft vermutlich schon vorher ihren Weg nach oben sucht (6-7 Meter Raumhoehe).

Bleibt nur die Fussbodenheizung aber das Risiko geh ich ein und werde nach einiger Zeit hier berichten. Die 3cm dicken Fliesen werden gefuehlt gar nicht warm und Zirkulation im Raum sollte gegeben sein. Habe das Klima an dem Wunschstandort in spe die letzten Tage beobachtet: 20-21 Grad, 60-65% Luftfeuchtigkeit, nach Stosslueften sinkt's natuerlich etwas im Winter.

VG
 
Klavier oder guenstiger Fluegel war der Plan. Jetzt strecke ich das Wort "guenstig" ggf ein wenig und gebe etwas mehr aus. Aber einen Bruchteil des S&S Neupreises.
 
Gut, der Faden ist uralt. Trotzdem mal eine kleine Frage zum Thema "neuer Steinway".
Bekommt man direkt bei Steinway in Hamburg auch ermäßigte Preise (wie beim Händler in der Regel) oder zahlt man dort den Listenpreis?
LG,
NaMu
 
Mir hatten sie als "Rabatt" den Einbau des hauseigenen (zugekauften) Silent Systems (im Wert von angeblich 5k€) angeboten... für den Transport nach Hause hätten sie mir eine Spedition empfohlen.
Ich habs gelassen und bin zur Konkurrenz. Obwohl mir der eine B211 schon gut gefallen hätte :007:
 

ich total bescheuert, wenn ich nach 20 Jahren Klavierspielabstinenz und ohne heute noch irgendetwas auswendig auf die Tastatur zaubern zu koennen, mir einen neuen Steinway Fluegel fuer 82.000 EUR kaufe, um damit wieder "neu" anzufangen? Ich habe hier oft gelesen, dass jedes Klavier / jeder Fluegel einzigartig klingt und man sorgsam DEN EINEN (aus)suchen solle, der zu einem passt.
Nein, ein solcher Schritt motiviert doch!!
Für die Auswahl kann und sollte man einen kompetenten Fachmann mitnehmen! Das galt 2011 und gilt heute!
 
Aber Vorsicht: in einem Teil jener Zeit baute Steinway - einzig in der Firmengeschichte - auch ein zweites Konzertflügelmodell parallel, zu erkennen am offenen Stimmstock und an winzig kürzerer Länge. Das lohnt nicht - dessen Bauzeit: 1875-1878. Der eine kostete 1800 USD; der andere 1500. Und der erfahrene Arbeiter verdiente 6 USD - in der Woche.
Interessant! Man multipliziere mit 100 und erhalte 180.000 Dollar Preis bei einem Wochenlohn von 600 Dollar. Passt doch!
 

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