'n cooler KL in Berlin?

Dabei seit
5. März 2012
Beiträge
8.065
Reaktionen
9.879
Hallo,

mein Sohn (9) zieht jetzt doch in Erwägung, mal ein Instrument auszuprobieren. Es ist nicht gerade sein tiefster innerer Wunsch, aber eine gewisse Offenheit liegt nun vor. Ich muss nun sehr geschickt vorgehen, um ihn hier abzuholen.

Ich glaube, dass die Motivation zum Üben sehr stark vom Lehrer abhängt. Drum suche ich einen Klavierlehrer in Berlin (am besten 10318 ), der pädagogisch was drauf hat und als Person irgendwie "cool" rüberkommt, wenn Ihr wisst, was ich meine.

Sofern man zu Beginn schon eine Richtung vorgeben kann, würde ich am ehesten Rock/Pop und Improvisation anpeilen. Mein Sohn soll eher kein Konzertpianist werden.

Ich weiß, so einen Klavierlehrer müsste ich mir am besten selber backen. Aber vielleicht kann auch jemand einen empfehlen.

Danke für Eure Empfehlungen, gerne auch als PN.

Ciao
- Karsten
 
Hm, wie bereits befürchtet hat keiner eine Idee. Nun gut, ich schiebe meine Anfrage noch mal nach oben, seht es mir bitte nach. Vielleicht meldet sich ja doch noch einer.

Klavierlehrer gibt's ja in Berlin wie Sand am Meer, aber anscheinend will für die keiner seine Hand ins Feuer legen. Womit man glauben könnte, hasenbein hätte recht mit seiner Klavierlehrer-Schelte. Oder aber es handelt sich um eine selbsterfüllende Prophezeihung, weil nun jeder glaubt, er hätte einen schlechten Klavierlehrer und ihn deswegen nichtweiterempfiehlt ...
 
...aber anscheinend will für die keiner seine Hand ins Feuer legen. Womit man glauben könnte, hasenbein hätte recht mit seiner Klavierlehrer-Schelte.
Das nicht, aber wenn expilzit nach ner coolen Sau gefragt wird, der bei nem 9-jährigen ankommt....

Den Einen, den ich kenne, kann ich wirklich nicht empfehlen. Er unterrichtet auch Rock/Jazz... aber sein deutsch ist unter aller Sau (Argentinier) und spezialisiert auf argentinische Folklore...also Alles andere als cool. :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
... nach ner coolen Sau gefragt wird ...

... ist unter aller Sau ...
Peter, Peter, wass'n das für 'ne Ausdrucksweise!?

Also meine Idee war halt jemand, der eher ein Musikertyp ist, und nicht so ein - hm - typischer Klavierlehrer. Ich sag mal so: ich hab ja selbst eine - lettische - Klavierlehrerin mit der ich durchaus zufrieden bin. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie meinen Bengel motivieren kann. Der möchte den Imperial March spielen und er müsste schon das Gefühl haben, dass es grob in diese Richtung geht.

Überhaupt glaube ich, dass bei Kindern die Motivation für das Instrument weniger intrinsich ist, sondern stark vom Lehrer abhängt. Jedenfalls zu Anfang. Da würde ich hinsichtlich der Unterrichtsqualität tatsächlich Zugeständnisse machen.

Das nur zum Hintergrund meiner Frage. Vielleicht sollte ich noch 'n Fred aufmachen "Wie motiviere ich mein Kind zur Beschäftigung mit einem Instrument" ...

Ciao
- Karsten
 
Ach, immer diese Motivationskacke.

Natüüüürlich soll der KL wirklich kompetent sein.
Und natüüüürlich soll der KL auch nett sein und mit Kindern "können".

Aber wenn ich das schon höre: "Er muß voll cool sein und voll motivieren, damit mein Bengel sich dann auch tatsächlich bemüßigt fühlt zu üben", krieg ich echt die Krätze!

Ein Kind übt normalerweise nicht von selber, peng, aus. Da MÜSSEN die Eltern mit hinterher sein und drauf achten, daß geübt wird, auch wenn (was 100% normal ist) streckenweise die Motivation nicht so da ist. Und wenn dann irgendwann die Stücke laufen und das Kind merkt: "Ah, ich kann ja echt schon was", dann steigt auch seine eigene Motivation allmählich.

Ich finde es eine Frechheit, daß die Eltern, bloß weil sie keine Zeit haben oder auch keine Lust, auf das Üben aufzupassen, die Verantwortung auf den KL schieben, der gefälligst so geil drauf sein soll, daß selbst ein Kind, das normalerweise wie gesagt nicht selber regelmäßig übt, plötzlich, gegen alle Wahrscheinlichkeit, voll Bock auf Üben kriegt. (Und möglichst billig soll er zusätzlich auch noch sein...) Und klappt das nicht mit dem Üben, wird rumgemeckert: "Wäääh, der KL ist ja auch scheisse, der ist ja auch so uncool und macht so doofe Stücke".

Zum Aufwachsen und Lernen gehört nun mal auch dazu, daß man bestimmte Dinge einfach MACHT, peng, aus, und nicht immer fragt: "Macht mir das denn auch voooll Spaaaß?"

Bitte Film "Rhythm Is It" gucken.

Übrigens auch ein Teil der heutigen Problematik in den allgemeinbildenden Schulen.

LG,
Hasenbein
 
Ein Kind übt normalerweise nicht von selber, peng, aus. Da MÜSSEN die Eltern mit hinterher sein und drauf achten, daß geübt wird, auch wenn (was 100% normal ist) streckenweise die Motivation nicht so da ist. Und wenn dann irgendwann die Stücke laufen und das Kind merkt: "Ah, ich kann ja echt schon was", dann steigt auch seine eigene Motivation allmählich.

DANKE Hasi für diese Feststellung! Kann ich als Mutter nur bestätigen.

Übrigens: Meine Kids üben bevorzugt das, was NICHT im Aufgabenheft steht. Vielleicht müssen wir das Aufgabenheft abschaffen :D :D :D


Lg, Nessie
 
Ach, immer diese Motivationskacke. (...) Und klappt das nicht mit dem Üben, wird rumgemeckert: "Wäääh, der KL ist ja auch scheisse, der ist ja auch so uncool und macht so doofe Stücke".

Manometer, als KL hat man's wirklich nicht immer leicht... mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...

Aber zum klavierspielen lernen Wollen gehört auch das prinzipielle klavierüben Wollen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
 
Zum Aufwachsen und Lernen gehört nun mal auch dazu, daß man bestimmte Dinge einfach MACHT, peng, aus
Da bin ich im Grunde bei Dir. Das gilt für Schule und häusliche Pflichten, und da gibt's auch keine Kompromisse. Und da die Schule eine mit erweitertem Unterricht ist, kommt da genügend Pflichtprogramm zusammen.

Ein Instrument aber sollte schon grundsätzlich Spaß machen und vom Kind gewollt sein. Wenn wir so weit sind und dann im Einvernehmen einen Vertrag gemacht haben, wird das Üben zur Pflicht.

Hab ich. Und "El Sistema". Hier sind es ja wohl nicht die Eltern, die motivieren, sondern die Gemeinschaft. Es gibt auch keinen Zwang mitzumachen, jeder hätte - so meine Erinnerung - jederzeit aussteigen können. Knallhart verlangt wird, dass, wer dabeibleibt, sich auch 100%ig einbringt. Neudeutsch Commitment.

Ich finde es eine Frechheit, daß die Eltern, bloß weil sie keine Zeit haben oder auch keine Lust, auf das Üben aufzupassen, die Verantwortung auf den KL schieben, der gefälligst so geil drauf sein soll, daß selbst ein Kind, das normalerweise wie gesagt nicht selber regelmäßig übt, plötzlich, gegen alle Wahrscheinlichkeit, voll Bock auf Üben kriegt.
Es geht nicht darum, dass ich mit meinem Sohn nicht üben will. Es geht auch nicht darum, dass der Lehrer ihn zum Üben bringt, das wird wohl mein Job bleiben und das wird nicht ohne Schmerzen abgehen (ich meine jetzt nicht Schläge). Ein "cooler" (mann, hängt Euch doch nicht an dem Begriff auf!!!) Lehrer kann ihn aber vielleicht dazu bringen zu sagen "Hey, das möchte ich auch können", und erst dann wird es relevant, ob ich Zeit und Lust habe mit ihm zu üben.

Ich renne mit der Tochter (6) jede Woche zum Geigenunterricht und bin immer beim Üben dabei, leider klappt es nicht täglich. Die Zeit nehm' ich mir schon. Und Sohni möchte am liebsten, dass ich ihm was beibringe. Aber das funktioniert nicht mal ansatzweise, deswegen soll ein Profi ran.

Wir kommen hier zur grundsätzlichen Frage: Soll man seinen Kindern Instrumente verordnen und hoffen, dass sie einem später mal dankbar sind, dass man sie gezwungen hat? Oder sollen nur Kinder Instrumente lernen, die von selber drauf kommen und das mit aller Kraft wollen? Oder soll man etwas nachhelfen, dass sie Gefallen dran finden? Indem man statt Drill auch drauf achtet, dass sie halbwegs zeitnah Erfolgserlebnisse haben? Das war zwar nicht die ursprüngliche Frage, passt aber noch halbwegs in dieses Unterforum und ich bin auf Meinungen gespannt :D

Ciao sagt (bitte gemäß Eurer Einschätzung was ankreuzen)
( ) der Rabenvater
( ) das Weichei
( ) der Yuppi
- Karsten
 
Das Beste, was man heutzutage seinem Kind tun kann, ist, ihm zu ermöglichen, endlich mal FREIE ZEIT zu haben, in der ihm nicht irgendwelche Erwachsene vorschreiben oder "gutmeinend" vorschlagen, was es als nächstes zu tun und zu lassen hat!

Und nicht Instrumentalunterricht hier, Förderunterricht da, Sportverein dort, bla...!

Die heutige Kindheit ist schon schrecklich genug.

LG,
Hasenbein
 

Das Beste, was man heutzutage seinem Kind tun kann, ist, ihm zu ermöglichen, endlich mal FREIE ZEIT zu haben, in der ihm nicht irgendwelche Erwachsene vorschreiben oder "gutmeinend" vorschlagen, was es als nächstes zu tun und zu lassen hat!

Und nicht Instrumentalunterricht hier, Förderunterricht da, Sportverein dort, bla...

Sehe ich auch so: Freiräume und Freiheiten sind wichtig. Aber können alle Kinder angemessen mit solchen umgehen?
 
Aber können alle Kinder angemessen mit solchen umgehen?
Hm, wenn sie es nicht können liegt es vielleicht daran, dass sie es nicht gelernt haben. Weil sie eben keine Chance bekommen, es auszuprobieren. Weil Mama und Papa schon alles durchplanen. Mein Sohn geht auf 'ne Ganztagsschule mit Zusatzprogramm, er geht total gerne hin, trotzdem bin ich eben auch nicht mehr sooo überzeugt, dass das nur gut ist. Weil eben zu wenig Freiraum bleibt für Dinge, die er selbst bestimmen kann (z. B. 24h am Tag Lego bauen).
 
Das Beste, was man heutzutage seinem Kind tun kann, ist, ihm zu ermöglichen, endlich mal FREIE ZEIT zu haben, in der ihm nicht irgendwelche Erwachsene vorschreiben oder "gutmeinend" vorschlagen, was es als nächstes zu tun und zu lassen hat!

Und nicht Instrumentalunterricht hier, Förderunterricht da, Sportverein dort, bla...!
"Gut gemeint ist das Gegenteil von gut", sagte einst Bertolt Brecht. Überangebot und Reizüberflutung hat eine gewisse anerzogene Ruhelosigkeit zur Folge: Irgendwann werden nur noch Sachen angefangen und nichts mehr zu Ende gebracht. Anregungen und Denkanstöße übermitteln ist sinnvoll, den Tagesablauf restlos zuplanen hingegen nicht. Alles im Leben hat seine Zeit, auch die Freizeit, könnte man frei nach dem Prediger Salomo ergänzen.

Das ist allerdings keine pauschale Unterstellung meinerseits gegenüber dem Thread-Ersteller, in seinem Falle werde des Guten zu viel getan. Dazu müsste man den Jungen und seine sonstigen Interessen persönlich kennen, um eine Einschätzung zu wagen. Solange nicht mit der Kündigung der Mitgliedschaft im Fußballverein gedroht wird als Strafe für mangelhaftes Klavierüben...!;):klavier:8)

LG von Rheinkultur
 
Hm, wenn sie es nicht können liegt es vielleicht daran, dass sie es nicht gelernt haben. Weil sie eben keine Chance bekommen, es auszuprobieren. Weil Mama und Papa schon alles durchplanen. Mein Sohn geht auf 'ne Ganztagsschule mit Zusatzprogramm, er geht total gerne hin, trotzdem bin ich eben auch nicht mehr sooo überzeugt, dass das nur gut ist. Weil eben zu wenig Freiraum bleibt für Dinge, die er selbst bestimmen kann (z. B. 24h am Tag Lego bauen).
Ganztagsschule mit Zusatzprogramm? Da bleibt eigentlich kein großer Raum mehr dafür, im außerschulischen Bereich Unmengen an Hobbypensum draufzupacken. Und wenn man sich dann noch überlegt, dass Klavierspielen eine im feinmotorischen und kognitiven Bereich ausgesprochen anspruchsvolle Tätigkeit ist, sollten die äußeren Voraussetzungen allseits schon sehr günstig sein: Begabung und Motivation beim Schüler, Kompetenz und Einfühlungsvermögen bei der Lehrkraft, Verbindlichkeit auf der Elternseite. Da ist schon besonderes Interesse an einem besonderen Hobby vonnöten, dem nicht gerade ein hypercooler Ruf vorauseilt.

Damit diese Ausführungen nicht allzu trocken ausfallen, gibt's den Motivationsschub für Ganztagsschüler von den Mächtigen Kassierern mit Mambo Kurt an der Heimorgel von 1980: No future, das war gestern

Ist das "cool" genug?,
fragt mit LG Rheinkultur
 
Wir kommen hier zur grundsätzlichen Frage: Soll man seinen Kindern Instrumente verordnen und hoffen, dass sie einem später mal dankbar sind, dass man sie gezwungen hat? Oder sollen nur Kinder Instrumente lernen, die von selber drauf kommen und das mit aller Kraft wollen? Oder soll man etwas nachhelfen, dass sie Gefallen dran finden?

Hi Karsten,

das ist eine wirklich entscheidende Frage, und wahrscheinlich ist sie nicht so leicht zu beantworten, denn sie hängt von den Kindern selbst ab.

a ) Zunächst mal diejenigen, die FÄHIG und IN DER LAGE sind, von SELBST drauf zu kommen, wie absolut GEIL Klavier ist, und es mit aller Kraft wollen, sind am unproblematischsten. Sie sind es, die am wichtigsten sind, und Erfolge stellen sich von allein ein.

b ) Kinder, denen ein Instrument "verordnet" wird: Das ist das schlechteste, was ich mir vorstellen kann. Vor allem, wenn damit gesellschaftliche Akzeptanz durch Personen / Eltern erheischt werden soll, denen SELBST ein ..nun sagen wir: kenntnisreicher Umgang mit Klavier / Musik abhold geht. Und das dann auf dem Rücken von Kindern, die zu Klavier gar keinen Bock haben. Das mit dem "In Zukunft dankbar sein" ist so nicht vorausplanbar. Ebenso könnte es sein, dass sie später höchst UNDANKBAR oder gar WÜTEND sind, da sie ein gehasstes Instrument spielen mussten, weil der Sohn / die Tochter vom Klassenelternvertreterchef Geheimrat Dr. Wichtigmann und seiner Frau Liselott auch Klavier spielen mussten.

c ) "Etwas nachhelfen" bei manchen Kindern: Ja, aber nur wenn es sich lohnt. UND die Entscheidung, JEDERZEIT aufzuhören oder längere PAUSEN einlegen, z.B. für andere Hobbies, dem KIND überlassen. NICHT zwingen, weiterzumachen! Zwang ist das Schlimmste.

Meint, mit LG,

Olli
 
endlich mal FREIE ZEIT zu haben, in der ihm nicht irgendwelche Erwachsene vorschreiben oder "gutmeinend" vorschlagen, was es als nächstes zu tun und zu lassen hat!

Wo immer möglich lassen wir unsere Kinder entscheiden, was sie tun und lassen wollen. Der eine will Gitarre und Handball spielen und nächstes Schuljahr 'ne Extra-Turnstunde - OK. Der andere hat seine Klarinettenstunden und das war's schon. Der jüngere wollte heute NICHT mit mir in die Bibliothek und die Einladung eines Schulkollegen zu einem Samstagmorgen-Workshop im Kunsthaus hat er abgelehnt, damit er LEGO spielen kann... :D

Sehe ich auch so: Freiräume und Freiheiten sind wichtig. Aber können alle Kinder angemessen mit solchen umgehen?

Angemessen - was heisst das? Sinnvoll?
Ist es "angemessen", sich einen Nachmittag lang mit der Nase in Donald Duck Büchern auf dem Bett herumzufläzen? Oder schlappe Kastanienbaum-Setzlinge in Mamas Gemüsegarten einzupflanzen? Oder zum (gefühlten) neunhundertneunundneunzigsten Mal das Intro von 'Smoke on the Water' auf der Gitarre zu schrummeln? :floet:

Solange die Kinder gewisse Grenzen respektieren und sich an Abmachungen (Zeiten etc.) halten, sehe ich keine Probleme mit der Freizeit.

Solange nicht mit der Kündigung der Mitgliedschaft im Fußballverein gedroht wird als Strafe für mangelhaftes Klavierüben...! ;)
Und wenn er keine Tore schiesst, gibts keinen Klavierunterricht mehr... :roll:

Lg, Nessie
 
In meiner ursprünglichen Frage komme ich ja nicht so gut voran (Test: wer weiß noch, worum es eigentlich ging?). Aber dafür mutiert der Faden nun zum Erziehungsberater, worauf ich mich aber gerne einlasse, weil Eure Kommentare ja interessant sind.

Damit ich hier klugen Rat abgreifen kann, vertiefe ich mal die Schilderung der Situation:
Es geht mir nun weder darum, meinen Jungen zum Klavierunterricht zu zwingen, noch darum, ihn irgendwo abzukippen, damit ich meine Ruhe habe, noch irgendwelchen gutbürgerlichen Sozietäten zu beweisen, wie kulturvoll ich bin. Ich halte es aber für eine gute Idee, wenn er sich zu einem gegebenen Zeitpunkt für eine Sache entscheidet und diese dann erst einmal mit einer gewissen Intensität betreibt.

Bisher war er 1 x wöchentlich beim Judo. Selber ausgesucht. Das zugehörige Outfit (ca. 50 Euro) gabs unter der Bedingung, dann auch eine Weile dabeizubleiben. Mittlerweile ist das nicht mehr so angesagt; das ist nach 2 Jahren auch in Ordnung und er wird im nächsten Schuljahr nicht weitermachen.

Nun möchte ich ihn mit der Nase drauf stoßen, das man ja auch Musik machen könnte. Dazu möchte ich mit ihm eine Probestunde Klavier und evtl. eine Probestunde Gitarre anbieten und dann soll er sich für das eine oder das andere oder eben für gar nix entscheiden. Und ich bin nach wie vor überzeugt, dass so eine Entscheidung in dem Alter nicht über das Instrument und das Unterrichtskonzept, sondern über die Person des Lehrers getroffen wird. Darum halte ich die Vorauswahl für sehr wichtig.
 
a ) Zunächst mal diejenigen, die FÄHIG und IN DER LAGE sind, von SELBST drauf zu kommen, wie absolut GEIL Klavier ist (...)
b ) Kinder, denen ein Instrument "verordnet" wird(...)
c ) "Etwas nachhelfen" bei manchen Kindern(...)
Bei der erstgenannten Gruppe sind die Voraussetzungen am günstigen, wenn es um das Meistern von Rückschlägen und Krisen geht, vor denen man selbst bei höchster Begabung und Motivation nicht sicher ist. Oft erkennt man an anderen Betätigungsfeldern des Kindes, ob Ausdauer, Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz vorhanden sind. Allerdings sind die Tugenden erzieherisch zu kultivieren und nicht einfach als gegeben vorauszusetzen.

Ein Instrument "verordnen" ist eine äußerst fragwürdige Angelegenheit, sage ich aus eigener Erfahrung. Nach ersten Erfahrungen an den Tasten waren Begabung und Interesse meinerseits offenkundig und es ging darum, eine geeignete Lehrkraft ausfindig zu machen. Eine vollausgelastete Privatlehrerin lehnte unbesehen weitere Privatschüler ab und empfahl meinen Eltern im Sinne einer berühmt gewordenen Künstlerbiographie: Lassen Sie ihn doch Geige lernen. Nachdem ich unzählige Geigerinnen und Geiger aller Leistungsstufen begleitet habe, ist mir klar, dass diese Entscheidung in meinem Fall die falscheste denkbare überhaupt gewesen wäre. Wenn überhaupt nicht klar ist, mit welchem Instrument die Reise wohin auch immer gehen soll, ermöglichen einem viele Anbieter inzwischen die Teilnahme am "Instrumentenkarussell", das allerdings seinerzeit noch niemand kannte: Instrumentenkarussell am Hamburger Konservatorium

Beim letztgenannten Aspekt "Unterrichtsauszeit" oder "Unterrichtsaufgabe" ist allerdings Vorsicht geboten. Krisensituationen können in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich sein und gehören zur Ausbildungszeit dazu. Deshalb sollten Ausstiegsklauseln nicht möglichst niederschwellig angelegt sein. Die Entscheidung, endgültig aufzuhören, wird zwar akzeptiert, dann aber unerbittlich und mit allen Konsequenzen umgesetzt: Das Unterrichtsverhältnis wird gekündigt, das Instrument wird verkauft, die nicht mehr benötigten Noten werden entsorgt und alle sind glücklich. Allerdings bei neu erwachendem Interesse wieder anfangen und zwischendurch die Brocken wieder hinschmeißen ist dann ausgeschlossen. Die Aussicht auf die Verbindlichkeit entsprechender Entscheidungen motiviert fallweise die Bereitschaft, vorübergehende Krisen zu meistern, schließt aber nicht das Aufgeben kategorisch aus, wenn es in Ermangelung von Substanz nun wirklich keinen Zweck mehr hat. Deshalb haben schriftliche Unterrichtsverträge auch "erzieherische" Hintergründe...!

LG von Rheinkultur
 

Zurück
Top Bottom