Musik studieren oder doch lieber nicht?

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Hallo Leute,

ich hatte ja vor einiger Zeit vor, Musik für das Lehramt an Gymnasien zu studieren und zwar NUR Musik. Ging ja soweit ganz gut, bis ich krank geworden bin und das Studium abbrechen musste.

Jetzt wo ich es wieder aufnehmen möchte, besteht das Problem, dass auf das Bachelor-/Mastersystem umgestellt wurde und man braucht zwei Fächer, um den Master of Education zu kriegen. Ich will aber kein zweites Fach studieren :/, das wäre mir zu viel.

In Frage käme da noch die Instrumentalpädagogik. Aber ist dieser Beruf auch zukunftssicher? Bekommt man nach erfolgreichem Studium auch eine Stelle? Lohnt es sich, diese harte Perfektion durchzumachen, die einem im Studium abverlangt wird, um danach arbeitslos zu sein?

Meine Interessen liegen nicht nur in der Musik, sondern auch etwas in der Informatik. Das wäre jetzt die dritte Option. Allerdings müsste ich vieles auffrischen und dazulernen, wenn ich mich an so ein Studium wagen würde, vor allem in Mathematik. Informatiker sind gesucht und verdienen auch ordentlich viel Geld, wenn sie gut sind. Aber das war nicht mein ursprünglicher Plan.

Wenn ich Informatik studieren würde, wären die 4 Jahre Vorbereitungszeit auf die Aufnahmeprüfung umsonst gewesen. Allerdings hätte ich dann immer noch ein Hobby übrig, nämlich das Klavier spielen...

Kann mir jemand Ratschläge geben und eine Meinung dazu sagen? Ich weiß einfach nicht weiter.
 
Hi ubik,

so richtig raten kann Dir wohl niemand. Ausser mach nichts was Dich nicht interessiert. Ich glaube, dass die Menschen die einen Beruf aus echtem Interesse wähle mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in diesem Beruf arbeiten werden, ganz einfach weil sie bei der Stellensuche nicht so leicht aufgeben werden. Vielleicht wäre für Dich auch eine Ausbildung das richtige, nur so als Denkanstoss.

Viel Erfolg

Babette
 
Moin,
ich habe Musikerziehung studiert und das auch 5 Jahre ausgeübt. Ich war an zwei Musikschulen (BAT-Verträge) und hatte ein paar Privatschüler. Mit der Zeit hat es mich aber immer mehr genervt, dass ich zerrissen auf 3 Standorte war und an den Musikschulen zu große Gruppen unterrichten musste (8 Blockflöten und so). Dann habe ich eine Umschulung zur Fachinformatikerin gemacht und programmiere jetzt. Ich bereue das Musikstudium keine Minute und habe auch nicht das Gefühl, dadurch Zeit verloren zu haben. Eher sehe ich es als Bereicherung an. Aber beruflich (und finanziell) ist für mich Informatik die weitaus bessere Wahl.

Ich weiß ja nicht, was für eine Krankheit Du hast und ob Du wieder ganz gesund bist, aber ich bin chronisch krank und finde, dass da das Programmieren doch einfacher ist. Wenn es mir recht schlecht geht, kann ich auch mal die Kollegen anknurren, dass sie mich doch möglichst in Ruhe lassen, das könnte ich an einer Musikschule nicht.

Die Situation an Musikschulen halte ich für sehr schwierig, außer Du hast Lust Früherziehung oder Grundausbildung zu unterrichten. Mit "nur" Klavier würde ich es nicht empfehlen. Und wenn Du Schulmusik mit Informatik oder Mathe kombinierst? Dann bist Du zumindest sehr gefragt.

Gruß Basilikum
 
Ich will aber kein zweites Fach studieren :/, das wäre mir zu viel.

Ganz ehrlich: Wenn Dir das zu viel ist, dann laß es sein mit dem Lehramt.

Denn im Referendariat wird Dir das Doppelstudium wie ein Osterspaziergang vorkommen, und auch der Lehrerberuf ist kein Ponyhof!

Ich kenne einige, die haben das Doppelstudium gut geschafft, sogar mit so Kombis wie Musik-Mathe!

Mach Informatik. Instrumentallehrer hat keine Zukunft, da mußt Du dann nur als Honorarkraft Gruppenunterricht machen und so'n Scheiß.

LG,
Hasenbein
 
Guck mal nach, ob man in Bayern auch ein Zweitfach braucht. Es kann sein, dass das da anders ist.
 
In Frage käme da noch die Instrumentalpädagogik. Aber ist dieser Beruf auch zukunftssicher? Bekommt man nach erfolgreichem Studium auch eine Stelle? Lohnt es sich, diese harte Perfektion durchzumachen, die einem im Studium abverlangt wird, um danach arbeitslos zu sein?

Meine Interessen liegen nicht nur in der Musik, sondern auch etwas in der Informatik. Das wäre jetzt die dritte Option. Allerdings müsste ich vieles auffrischen und dazulernen, wenn ich mich an so ein Studium wagen würde, vor allem in Mathematik. Informatiker sind gesucht und verdienen auch ordentlich viel Geld, wenn sie gut sind. Aber das war nicht mein ursprünglicher Plan.


Lieber ubik,

Instrumentalpädagogik würde ich nach dem, wie du hier darüber geschrieben hast, vermutlich ausschließen. Ich habe nicht das Gefühl, dass dein Herz wirklich daran hängt und so wirst du mit den Zukunftsaussichten (Selbstständigkeit....) wohl nicht glücklich werden. Das ist aber nur mein Eindruck - letztlich kannst nur du beurteilen, ob das so ist.

Informatik zu studieren ist aber auch nicht einfach. Zumindest an der Uni liegt der Schwerpunkt dermaßen im Bereich Mathematik, dass sehr viele Studienanfänger wieder aufhören. Alternative ist die praxisbezogenere Fachhochschule.

Liebe Basilikum, hast du dort deine Ausbildung gemacht?

Wäre für dich, lieber ubik, vielleicht auch eine Ausbildung als Tontechniker (MHS Detmold) oder im Bereich Medienmanagement (z.B. an der MHS Hannover) interessant?

Es gibt ja auch Coachs, die einen bei solchen Entscheidungen unterstützen und evtl. eine Eignungsprüfung machen.

Auch wenn du im Moment ganz unsicher bist, wird dir dein Gefühl allmählich klarer werden. Auf dein Bauchgefühl zu hören, dir zu überlegen, mit welcher Arbeit, mit welchem Alltag du denn dein zukünftiges Leben verbringen möchtest, ist sehr wichtig.

Vielleicht hilft dir bei der Entscheidungsfindung folgende Methode:

man geht davon aus, dass in solchen Situationen viele verschiedene Gedanken auf einen selbst einstürmen. Du könntest nun diese Gedanken personifizieren und ihnen Rollen geben (z.B. der Ängstliche, der Ratlose, der Neugierige, der Zukunftsorientierte.......).

Diese Figuren sind quasi in dir drin und du stellst sie nun auf eine imaginäre Bühne und schreibst auf, was sie reden und welche Gefühle, Gedanken und Ansichten sie vertreten.

Dann markierst du diejenigen, die am deutlichsten sprechen, denn unter den vielen Rollen gibt es sehr große Unterschiede in der Wichtigkeit des Auftretens.

Überlege, wie sie eine Diskussion führen würden - was z.B. der Neugierige dem Ängstlichen sagen würde (wenn es denn so wäre).

So werden Positionen allmählich klarer und du bringst Ordnung in deine Gedanken.

Diese Methode mag sich vielleicht esoterisch anhören, ist sie aber nicht. Ich habe sie auf einer Fortbildung für Klaviermethodik kennengelernt und finde sie super.

Es gibt auch einen Namen dafür, den ich leider vergessen habe (sonst müsste ich noch mal in meinen Unterlagen schauen).

Viel Glück und liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina: Fachinformatiker ist ein Ausbildungsberuf, den es seit ca. 12 Jahren gibt. Man kann sich für zwei unterschiedliche Fachrichtungen entscheiden: Systemintegration und Anwendungsentwicklung. Ich habe das als 2 jährige Maßnahme übers Arbeitsamt gemacht: 1 Jahr Theorie (Schule) und 1 Jahr Praxis (Praktikum). Was "uns" von den Studenten unterscheidet ist, dass wir bei weitem nicht das Hintergrundwissen und die Mathematikkenntnisse haben, die Informatiker beim Studium erwerben, die Ausbildung ist eben weitaus praktischer angelegt. Und wie gut oder schlecht die Ausbildung ist, hängt wie meist, von der Qualität der Umschulung oder Firma ab, an der man ausgebildet wird. Ich hatte da großes Glück.

Gruß Basilikum
 
@chiarina: Fachinformatiker ist ein Ausbildungsberuf, den es seit ca. 12 Jahren gibt. Man kann sich für zwei unterschiedliche Fachrichtungen entscheiden: Systemintegration und Anwendungsentwicklung. Ich habe das als 2 jährige Maßnahme übers Arbeitsamt gemacht: 1 Jahr Theorie (Schule) und 1 Jahr Praxis (Praktikum). Was "uns" von den Studenten unterscheidet ist, dass wir bei weitem nicht das Hintergrundwissen und die Mathematikkenntnisse haben, die Informatiker beim Studium erwerben, die Ausbildung ist eben weitaus praktischer angelegt. Und wie gut oder schlecht die Ausbildung ist, hängt wie meist, von der Qualität der Umschulung oder Firma ab, an der man ausgebildet wird. Ich hatte da großes Glück.

Gruß Basilikum

Danke!!! :):):)
 
Bist Du sicher, dass Du das abgebrochene Studium nicht wieder zu den alten Bedingungen aufnehmen kannst?
Ob es schlau ist, GymnasialmusiklehrerIn werden zu wollen, wenn im Vordergrund das Interesse an der Musik und nicht an der Pädagogik steht, weiß ich nicht, aber das ist ein generelles Problem der Lehrerausbildung in Deutschland und Österreich.
 
Jetzt wo ich es wieder aufnehmen möchte, besteht das Problem, dass auf das Bachelor-/Mastersystem umgestellt wurde und man braucht zwei Fächer, um den Master of Education zu kriegen. Ich will aber kein zweites Fach studieren :/, das wäre mir zu viel.

Bewirb Dich an einer Uni in Bayern, da kannst du Musik noch als Doppelfach studieren; hier die Fächerliste der LPO (Gymnasialfächer, Nr. 13):

Bayerisches Verwaltungsportal: §*59 Ordnung der Ersten Prüfung für ein Lehramt an öffentlichen Schulen (Lehramtsprüfungsordnung I - LPO I)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Alles, was mit Lehramt/Referendariat zu tun hat, ist geistig und körperlich außerordentlich anstrengend.
Wenn du ein Mindestmaß an Talent für die Informatik hast, kann ich dir nur wärmstens raten, das zu studieren und zu deinem Hauptberuf zu machen.
Pflege die Musik als ausgedehnte private Leidenschaft. Und vielleicht ergibt sich später die Möglichkeit eines zweiten beruflichen Standbeins.
 

Hallo Leute,

ich hatte ja vor einiger Zeit vor, […]
Jetzt wo ich es wieder aufnehmen möchte, besteht das Problem, […]
Lohnt es sich, diese harte Perfektion durchzumachen, die einem im Studium abverlangt wird, um danach arbeitslos zu sein?[…]

Allerdings müsste ich […]
Aber das war nicht mein ursprünglicher Plan.[…]

wären die 4 Jahre Vorbereitungszeit auf die Aufnahmeprüfung umsonst gewesen.[…]

Hallo ubik,
Deinen Beitrag habe ich absichtlich so zerpflückt um meinen Eindruck besser beschreiben zu können. Man liest hier sehr viel von Vorbereitung, Plan, Zukunft, Probleme, umsonst, … - aber nichts von der Gegenwart.

Egal wofür Du Dich entscheidest, lebe dabei in der Gegenwart und nicht nur in der Vorbereitung auf die Zukunft. Erlebe das was Du machst, bewusst. Wenn Du in der Zukunft etwas davon nutzen kannst, ist es gut. Egal was Du machst, Du wirst es nutzen können, wenn Du es ordentlich machst.

Aber verbringe nicht Jahre Deines Lebens, nur, um spätere Jahre vorzubereiten. Du würdest vermutlich in den späteren Jahren, der guten alten Zeit nachtrauern und somit diese auch nicht gegenwärtig genießen.

Grüße
Thomas
 
Ubik, mein ernst gemeinter Tipp:

Keine zurückliegende Zeit bereuen. Informatik auf Bachelor an einer Uni studieren, dann je nach Neigung Master dranhängen oder in eine Anstellung wechseln. Wenn Du später als Informatiker arbeitest und wirtschaftlich unabhängig bist, kannst Du musikalisch absolut alles machen, wonach Dir der Sinn steht. Kein Zwang, kein Druck von außen.

Viele Grüße
Michael

Edith sagt: FH geht natürlich auch, muß nicht unbedingt eine Uni sein.
 
Ich schließe mich Michael an, außer du möchtest wirklich Musik und das Klavierspiel zu deinem Beruf machen.

Hast du bereits Praktika an verschiedenen Gymnasien absolviert? Ist dir die Situation an Schulen und vor allem in deinem Fach bekannt? Ich studiere auch Lehramt (Gym). Ich mag meine Fächer sehr gerne, aber im Vordergrund steht für mich, dass ich den jungen Menschen beibringe mir zu widersprechen (begründet, versteht sich :D)! Ach, ich freue mich jetzt schon auf die Abiturfeiern, auf die Leistungskurse, auf die Diskussionen mit Schülern über mich, übers Fach, über alles. (Und ich bin gespannt auf Elterngespräche :-/ )
Wenn es dir Freude bereitet junge Menschen auf ihren Weg zu begleiten, wie sie von den kleinen Fünfern zu den Bestien der achten und neunten Klasse und schließlich zu der Zukunft der Menschheit reifen, dann bleib beim Lehramt.

Übrigens ist Mathematik nicht schwer! Das ist ein blödes hartnäckiges Gerücht! Niemals negativ eingestellt rangehen, dann klappt alles ;-)
 
Hallo zusammen,

dann schreibe ich mal meinen ersten Beitrag hier, wo ich aus eigener Erfahrung noch am ehesten Ahnung vom Thema habe.

Ich selbst habe sowohl einen Abschluss in Informatik, und bin auch Lehrer für Info/Mathe. Zunächst: Wie einige schon gesagt haben ist das Referendariat nicht leicht. Und auch danach kann man nicht alles so umsetzen, was man sich das vielleicht erträumt. Ich fürchte, der obige Beitrag von backe ist da auch etwas illusorisch. Als Lehrer ist man leider genau so Opfer des Systems, wie als Schüler. (Aber lass Dir von meinen negativen Erfahrungen nicht alle Illusionen rauben, ich war kein besonders guter Lehrer. Ich habe auch einige (wenige) LehrerInnen kennengelernt, die trotz dieses Systems guten Unterricht machen konnten.)

Nun arbeite ich wieder als Informatiker, allerdings in einem sehr Mathematik-lastigen Job, was mir durchaus viel Freude bereitet, auch wenn sich mein Arbeitsplatz hauptsächlcih zwischen Computer, Papier, und Wandtafel bewegt, und ich außer den Kollegen in meiem Team kaum andere Menschen sehe.

Insgesamt muss ich sagen, dass das Geldverdienen als Informatiker vergleichsweise einfach ist (sehr viel einfacher als bei Lehrern). Und im vergleich zu Musikpädagogen schon gar. Wenn ich sehe, welche harte Ausbildung MusikerInnen haben, und welch schwierige Arbeitsbedingungen danach in der Selbstständigkeit... Ich bin gerade auf der Suche nach einem neuen Klavierlehrer, und da lerne ich Menschen kennen, die in ihrem Fach viel begabter sind, als ich in der Mathematik, und die trotzdem deutlich weniger Geld verdienen als ich.

Trotzdem gilt vorallem was Thomas und Michael oben gesagt haben: Ich habe keine Zeit in den ganzen Irrungen und Wirrungen meines Lebens bisher bereut, und immer viel für mich mitgenommen. Das ist das Wichtigste.
 
Hallo ubik,
ich war - bis vor einigen Jahren - selbst Schulmusiker. Ich kann dir nur sagen: Schulmusiker zu sein ist einer schönsten Berufe, die es gibt. An einer Schule ist alles möglich: ein Kammerchor, eine Bigband, ein Orchester oder eine Folkgruppe. Ich hatte kein zweites Fach, weil ich nach dem Studium 5 Jahre Rockmusik gemacht habe. Ich bin 1970 nicht beim Staat untergekommen, weil ich Mitglied des SDS war und unter das Berufsverbot fiel. Ich bin dann an einer Privatschule untergekommen - ohne 2. Fach.
 
Musiklehrer am Gym ist wirklich ein schöner Job. Hol das Liederbuch raus und du bist der Lieblingslehrer aller Klassen. So ist das bei mir. Die Kinder singen mit einer Begeisterung, dass es der Wahnsinn ist. Aber nicht nur Pop und so. Heute hab ich mit meinen 7ten Klassen "Seht doch, wie der Rheinwein tanzt" von Adam Krieger (1634-1666) gesungen. Thema habe wir grade Barock. Kleiner instrumentaler Zwischenteil mit Percussion und schon gefällts.

An der Uni dacht ich immer, heute will doch kein Mensch mehr singen. Hab mich voll geirrt. Und grade als Pianist kann man die Kinder sehr leicht beeindrucken. Die sind immer hin und weg.

Natürlich ist nicht alles Honigschlecken, aber in der Summe gefällts mir ganz gut. Das System Schule ist schon doof und irgendwie veraltet, aber so ist das halt. Ich kanns nur empfehlen.
 

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