Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


  • Umfrageteilnehmer
    368
teilt das Stück mit vielen späteren romantischen Adaptierungen historischer oder literarischer Stoffe eine Grundschwäche: es reduziert deren Pluridimensionalität im Prinzip auf eine konventionelle Liebesgeschichte
Was ein bissl drüber hinausgeht, das sind die Engelschöre: ein kleiner Transzendenzeinbruch (Gounods Domäne war eigentlich die Kirchenmusik).
 
Ich mag sehr Oper. Obwohl ich nicht so viel Zeit dafür habe, und gehe nicht oft dahin. Zurzeit ist Oper auch modern geworden und sehr interessant.
 
Frage: "Mögt ihr Oper?"
Antwort: "Im Prinzip ja, wenn bereits nach der Ouvertüre der Vorhang fällt."

Ouvertüren sind meine allergrößte Leidenschaft:
"Donna Diana", "Ruslan und Ludmilla", "Wilhelm Tell", "Die seidene Leiter", "Il signor bruscino", "Der Barbier von Sevilla", "Egmont", etc. pp.
 
Als Kind fand ich sie furchtbar - immer diese schreienden Sängerinnen, die man noch nicht einmal versteht...
Heute mag ich sie sehr, selber singend habe ich aber auch ein anderes Verhältnis zu dieser Gattung entwickelt. Wobei ich gestehen muss, dass ich kaum Repertoirekenntnis habe. Im Oratorien- / Kantaten- / Liedfach bin ich deutlich besser aufgestellt.
 
Ich mag alle Wagner-Opern, teilweise auch Verdi.
Großartig auch die Monteverdi-Opern. Ebenso gefällt mir von Bartok „Herzog Blaubarts Burg“ sehr gut.

Es sind diejenigen Opern, bei denen ein musikalischer Fluss herrscht.

Dagegen mag ich jene Opern, die durch Rezitative zerstückelt sind (z.B. bei Mozart) nicht.
 
Es sind diejenigen Opern, bei denen ein musikalischer Fluss herrscht.

Dagegen mag ich jene Opern, die durch Rezitative zerstückelt sind (z.B. bei Mozart) nicht.

Dass bei Mozart kein musikalischer Fluss herrscht, ist aber ein grober Irrtum und gilt höchstens für seine ganz frühen Werke. Natürlich haben die Opern (mit Ausnahme der Finale) keine durchkomponierte Form, aber sein Gespür für Dramaturgie ist bis heute unerreicht - in unscheinbarsten Rezitativen konnte er Charaktere präziser zeichnen als andere Komponisten in großen, durchkomponierten Szenen. Die Rezitative sind vielleicht in manchen Barockopern fade (und werden deshalb heute oft stark gekürzt), aber nicht bei Mozart. Da ist keine einzige Note zuviel.

Auch die von dir geschätzten Monteverdi-Opern sind im übrigen nicht durchkomponiert. Der Continuo ist nur größer besetzt als bei Mozart - wird dadurch aber auch unflexibler.
 
Danke für die Erklärung meiner Wahrnehmung, Mick.
Es war ja nach subjektiver Meinung gefragt.
Bei Wagner kann ich eintauchen, bei Monteverdi auch. Das meine ich mit musikalischem Fluss. Bei Nummer-Opern geht das bei mir nicht.
Ich möchte auch keineswegs Mozarts geniale Vielfältigkeit der musikalischen Charakterzeichnung in Frage stellen.
 
Nummern-Oper ist aber nicht dasselbe wie Spieloper!
 

….fehlt in Bizets Carmen, in Strauß´ Zigeunerbaron, in Offenbachs Hoffmann der musikalische Fluß????

Nun, wahrscheinlich nicht. aber trotzdem wird man die Unterscheidung von @Tastimo nicht verwerfen. Das Phänomen ist halt eher skalar als binär. Der eine Endpunkt ist jene Art von später Operette, die nur noch ein "Stück mit Musik" ist, was sich dann in die Schmonziusfilme der 50er Jahre vererbt, wo die Handlung an irgendeinem Punkt unterbrochen und die gegebene Situation besungen wird (man könnte natürlich boshaft sagen, dass es in Bachs Oratorien eigentlich nicht anders ist), den anderen die Integration von Text und Musik im wagnerschen Musiktheater mit seiner "unendlichen Melodie". Dazwischen gibt es allerlei Abstufungen.
 
man kann sich guten Gewissens für "sicher nicht" entscheiden, denn die durchkomponierte Oper sowie speziell das Wagnersche Musikdrama (das man problemlos seines Sondernamens entkleiden und als durchkomponiert bezeichnen kann) sind nicht der einzige Weg - klar gibt es "wagnerianische Durchkomponierer" (Delibes, Massenet u.a.), aber auch andere (Verdi, Mussorgski u.a.) und wie schaut´s mit Dvorak (Rusalka) aus? Leoncavallo Paggliacci? Puccini? (ist jedes Erinnerungsmotiv ein partout wagnerlndes Leitmotiv in Madame Butterfly?) --- es gibt allerlei taugliches neben dem Kini-Abzocker :-):drink:
 
da wär´ ich jetzt nicht drauf gekommen...
Eben. Der Komponist von Madame Butterfly fehlte in meiner Aufzählung. Deshalb habe ich ihn nochmal genannt. Aber - und das ist selbst dir nicht aufgefallen (stimmt etwas nicht??) falsch geschrieben. „Puccini“ muss es heißen.

Ich überlege, vor jedem Beitrag einen Rechtsanwalt heranzuziehen, damit du die nicht auseinandernimmst...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein wunderbares Projekt: Das älteste öffentliche Opernhaus der Welt wird historisch informiert wieder zum Leben erweckt.
Andrea Marcon wird künstlerischer Direktor werden.

https://www.teatrosancassiano.it/en

Die Ziele:

To reconstruct the Teatro San Cassiano of 1637 as faithfully as modern scholarship and traditional craftsmanship will allow to deliver a fully functioning, dedicated Baroque opera house, complete with its own fully operational Baroque stage machinery, moving scene-sets and special effects.

To restore historically-informed Baroque opera to Venice.

To establish the Teatro San Cassiano as a world-renowned centre for the research, the exploration and staging of Historically Informed Performance.


https://www.repubblica.it/londra/20...l_primo_teatro_lirico_della_storia-230701302/

https://www.veneziaradiotv.it/blog/teatro-san-cassiano-venezia/
 
... @pianovirus ...bei den Zielen fehlt noch das historisch informierte, aber modern gendergerechte kastrieren, damit man Originalklangkastraten hat.
 
... @pianovirus ...bei den Zielen fehlt noch das historisch informierte, aber modern gendergerechte kastrieren, damit man Originalklangkastraten hat.

Wohl wahr. Ich möchte vermuten, dass die Rede von "traditional craftsmanship" sich nicht auf den von Dir angesprochenen Themenkomplex erstreckt... ;-)

Eine modern gendergerechte Interpretation des Kastratengesangs würde ohnehin zunächst einmal festhalten, dass die Zuordnung zu dieser Gruppe Teil einer diskriminierenden Struktur sei und man natürlich auch hier zwischen Sex und Gender unterscheiden müsse. Will heißen, ein Kastrat, welcher sich in einer bestimmten Lebensphase als Strohbass identifiziert, soll diese Neigung natürlich ebenso ausleben können, wie ein Bariton, der gerne ein Männersopran sein möchte. Unter Beachtung dieser Gegebenheiten müssen die Zuhörer*in nun ebenso lernen, vom empirisch erfahrbaren Klang abzusehen und stattdessen seiner seinsbegründeten, urbildhaften Form (im Sinne des Genderplatonismus) nachzulauschen, sich also sozusagen einer Art psychosozial konstruiertem Kastratenklang hinzugeben. So oder so ähnlich. Wie genau nun diese Problematik im neuen, alten Teatro San Cassiano aufgegriffen werden wird....... :022:
 

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