Metaphern sind für mich ein wichtiges Werkzeug im Klavierunterricht. Ich kann ja nicht „in den Schüler hineinschlüpfen“, um ihm zu zeigen, wie sich etwas anfühlen sollte. Metaphern schaffen deshalb eine Verbindung zwischen uns – etwas, das wir beide aus dem Alltag gut kennen.
Manchmal entstehen dabei ganz ungewöhnliche Bilder.
Eine erwachsene Schülerin, die schon seit Jahren zu mir kommt, kämpfte lange mit dem Bogen – also mehrere Töne in einem Schwung zu spielen. Ich habe vieles ausprobiert: Skateboardfahrer, ein Meeresvogel, der sich ins Meer stürzt und dann viele Meter weiter mit einem Fisch im Schnabel wieder auftaucht und hochfliegt, und andere Bilder. Nichts passte so richtig.
Eines Tages kam sie in den Unterricht, spielt – und plötzlich höre und sehe ich: Das ist es! Der perfekte Bogen!
Ich fragte: „Was hast du gemacht? Das klingt großartig!“
Sie lachte und sagte: „Ich habe eine Metapher gefunden, die für mich perfekt passt: Gabelstaplerfahrer.“
Wir haben so gelacht – aber für sie als Handwerkerin/Baustellenprofi war das genau das richtige Bild.
Ein anderes Beispiel:
Ein junger Mann, der selbst zu komponieren versucht, zeigte mir eines seiner Stücke und fragte, wie er in eine bestimmte Tonart modulieren könne. Ich erklärte ihm, dass er den verminderten Septakkord benutzen könne – damit kommt man fast überall hin.
Er jubelte: „Das ist ja wie Bacardi – egal, wo man es reingibt, es schmeckt immer!“
Seitdem heißt der verminderte Septakkord bei uns der „Bacardi-Akkord“.