Medtner Op.38 No.1 - warum wird Medtner so selten öffentlich gespielt?

Carnina

Carnina

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Ich liebe Medtner sehr und frage mich warum er so selten öffentlich gespielt wird. Kaum ein Konzertprogramm enthält Medtner. Warum? War das mal anders? Aktueller Zeitgeschmack? Andere Gründe?

Ich finde es jedenfalls sehr schade. Ich würd dieses Stück gern mal live im Konzert hören.

Ich hab mal meine Lieblingsaufnahme mit Gilels angehängt 🤗

 
Vorweg! Ich liebe viele Werke von Medtner sehr !
Aber man muss auch ehrlicherweise sagen, dass viele seiner Werke etwas Unfassbares, Ausschweifendes haben, was nicht leicht zugänglich ist. Diese Sonate ist ein phantastisches Stück und absolut zugänglich, wie m. E. auch die Märchen op. 20, op. 34,2 und viele andere. Einiges Weiteres aus den Opera 38, 39 ist unmittelbar zugänglich.
Aber beispielsweise eines meiner Lieblingswerke von Medtner die großartige Sonate in a-Moll op. 30 ruft bei den meisten Leuten eher Unverständnis und Apathie hervor (nicht wegen meiner miesen Darbietung, ich habe das Stück noch immer nicht gelernt).
 
Vorweg! Ich liebe viele Werke von Medtner sehr !
Aber man muss auch ehrlicherweise sagen, dass viele seiner Werke etwas Unfassbares, Ausschweifendes haben, was nicht leicht zugänglich ist. Diese Sonate ist ein phantastisches Stück und absolut zugänglich, wie m. E. auch die Märchen op. 20, op. 34,2 und viele andere. Einiges Weiteres aus den Opera 38, 39 ist unmittelbar zugänglich.
Aber beispielsweise eines meiner Lieblingswerke von Medtner die großartige Sonate in a-Moll op. 30 ruft bei den meisten Leuten eher Unverständnis und Apathie hervor (nicht wegen meiner miesen Darbietung, ich habe das Stück noch immer nicht gelernt).
Op. 30 hab ich einige Anläufe gebraucht bis ich es mochte. Dann bin ich mal eine Aufnahme gehört und da hat’s Click gemacht. Leider weis ich nicht mehr von wem die war. Aber das war so fein und logisch gesponnen dass es mich gefesselt hat. Ich mag sehr wie ein musikalischer Gedanke fast übergangslos im nächsten Aufgeht. Das zwingt einen zum genauen hinhören, sonst würde man meinen der Gedankengang wäre sprunghaft. Was ich so garnicht empfinde. Ich finde es unglaublich interessant sich da reinzuhören.
 
Medtner ist hierzulande selten zu hören, in Russland ist das anders.
Horowitz wollte in den 60ern eine Medtner-LP machen, aber das musste er mangels Zuspruch abbrechen.
"so ist die Welt / und war auch so" (Mörike) es gibt manches, was nicht überall gleichermaßen präsent ist (wie oft hört man hier die großen Klavierwerke von Ginastera, MacDowell, Villa-Lobos, de Falla?) und nachvollziehbare, womöglich gar logisch-folgerichtige Gründe in den Wirren des Rezeptionsverhaltens werden sich nicht finden lassen...
 
Medtner ist sauschwer. Die Einstudierung lohnt sich mangels Publikumsinteresse kaum.
 
Medtner ist sauschwer. Die Einstudierung lohnt sich mangels Publikumsinteresse kaum.
Aber wenn’s keiner spielt, lernt es auch keiner kennen und schätzen. Ich hab in Konzerten so viel schon gehört was ich nicht kannte und dort „klickt“ man nicht einfach weiter. Ich bin so oft rausgegangen und dachte mir „na Bumm, das muss ich mir nochmal anhören“ und dann kommt eins zum anderen und man steckt irgendwann ganz tief drin in der Sache.

Es gab auch eine Zeit da war Bach fast vergessen. Wenn der nicht wiederentdeckt und aufgeführt worden wäre, wo wäre er heute und was wäre aus der Musik geworden die gefolgt ist?
 
Medtner ist sauschwer. Die Einstudierung lohnt sich mangels Publikumsinteresse kaum.

Die Hammerklaviersonate ist meines Wissens auch sauschwer, aber das Publikumsinteresse halte ich für sehr hoch.

Ich habe Medtner meiner Erinnerung nach erstmals beim Tschaikowskij-Wettbewerb 2015 gehört, Lucas Debargue hat die 5. Sonate gespielt. Ich habe sofort aufgehorcht, Medtners Werke gefallen mir sehr gut, besonders diese Sonate. Und @Joh hat zu dieser Zeit op. 38 und op. 39 in Konzerten gespielt, seine Einspielungen habe ich mir auch gerne angehört.

Meine besondere Vorliebe gilt den eher unbekannteren und selten(er) gespielten Werken. Leider hört man sie aber zu selten in Konzerten. Fast wäre es dazu gekommen, dass Medtner bei einem meiner Treffen erklungen wäre. Aber leider wollten Gründe höherer Gewalt es anders und das Treffen konnte nicht stattfinden.

Und erneut frage ich mich, woher meine Affinität zu russischer und ukrainischer Musik kommt (während ich die "üblichen Verdächtigen" eher vernachlässige).
:konfus:
 
Die Hammerklaviersonate ist meines Wissens auch sauschwer, aber das Publikumsinteresse halte ich für sehr hoch.

Ich habe Medtner meiner Erinnerung nach erstmals beim Tschaikowskij-Wettbewerb 2015 gehört, Lucas Debargue hat die 5. Sonate gespielt. Ich habe sofort aufgehorcht, Medtners Werke gefallen mir sehr gut, besonders diese Sonate. Und @Joh hat zu dieser Zeit op. 38 und op. 39 in Konzerten gespielt, seine Einspielungen habe ich mir auch gerne angehört.

Meine besondere Vorliebe gilt den eher unbekannteren und selten(er) gespielten Werken. Leider hört man sie aber zu selten in Konzerten. Fast wäre es dazu gekommen, dass Medtner bei einem meiner Treffen erklungen wäre. Aber leider wollten Gründe höherer Gewalt es anders und das Treffen konnte nicht stattfinden.

Und erneut frage ich mich, woher meine Affinität zu russischer und ukrainischer Musik kommt (während ich die "üblichen Verdächtigen" eher vernachlässige).
:konfus:
Lucas Debargue hat in Wien auch Schumann Op.14 gespielt und ich war begeistert. Hört man auch nur selten. Ich finde sein Spiel fabelhaft. Seine Programme sind immer sehr interessant, er bringt immer auch feine, selten gespielte Stücke und das finde ich sehr schön. Ich schätze ihn sehr :)))
 
Natürlich Geschmackssache, aber ich finde Medtner (genauso wie vieles z.B. von Skrjabin) überladen. Dem Ohr wird zu wenig Pause gegönnt, man wird permanent mit Noten und Spannungen überschüttet. Ist ein bisschen so wie ein All-inclusive-Urlaub im Robinson-Club. Eigentlich alles lecker, was es da zu essen gibt, aber es ist so over-the-top viel, dass man den Scheiß nach 2 Tagen nicht mehr sehen mag.
 

Natürlich Geschmackssache, aber ich finde Medtner (genauso wie vieles z.B. von Skrjabin) überladen. Dem Ohr wird zu wenig Pause gegönnt, man wird permanent mit Noten und Spannungen überschüttet.

Dass etliche Männer nicht multitaskingfähig sind ist ja hinlänglich bekannt.
;-)

Als Nr. 3 würdest Du vermutlich Einojuhani Rautavaara hinzufügen. Von ihm habe ich auch noch nie etwas live gehört (wobei ich es bei dieser faszinierenden Musik nachvollziehen kann - sie ist wahrlich nicht jedermenschs Sache).
 
Ich habe dieses Frühjahr bei fünf Konzerten den Zyklus Op. 38 in der 2. Konzerthälfte gespielt und die Leute haben es geliebt.
Sicherlich werde ich in Zukunft weitere Werke von ihm spielen.

LG, Joh
 
Ich habe irgendwann die Sonata reminescenza Op. 38 1 gespielt. Man spiele davon die relativ leichten ersten zwei Zeilen (danach wird es etwas schwieriger). Es ist eine jener wenigen musikalischen Erfindungen, die man nie mehr vergisst. Die Art des Medtnerschen Komponierens hat mich ansonsten aber nicht weiter beeindruckt. Ich habe nichts Weiteres dieses Komponisten gespielt und auch nicht mehr vor, obwohl ich alles aus verschiedenen Einspielungen kenne.
Übrigens: Wenn man sich akustisch einen Eindruck von einem Stück verschaffen will, höre man sich immer mehr als eine Aufnahme an. Eine misslungene oder uninteressante Interpretation und/oder schlechte Aufnahmequalität, ungünstige Aussteuerung etc. führen einen nur all zu leicht auf den Holzweg und zu einer falschen persönlichen Bewertung des Stückes. Allerdings ist die Situation meist nicht so komfortabel, dass es mehr als eine Aufnahme gibt - wenn es überhaupt eine gibt.
 

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