Loslassen - ein Geheimnis der Virtuosität?

liebe partita,

nein, ich vergrabe mich nicht, ich glaube, da würde mich sabri wieder ausgraben :D
Wäre bestimmt kein schöner Anblick, den erspare ich ihr lieber, haha.

Nun also ists ein bisschen her, dass ich diesen Gedankenwust formuliert habe, und seit dem ich das aufgeschrieben habe hab ichs nicht einmal mehr durchgelesen, ich schäme mich ja... Aber ich weiß noch, was drinsteht.
Und im Nachhinein betrachtet kommt mir das alles so logisch und selbstverständlich vor, dass ich mich wundere, dass ich die Idee irgendwann mal besonders fand.
Aber vermutlich ist das so, eben wie auch du es beschreibst - eigentlich ist eine Sache offensichtlich, aber man muss erst fünfmal mit der Nase daraufgestoßen werden, um sie zu bemerken (siehe dein Fingersatz-Beispiel usw.)
Das schöne am Klavierspielen sind doch gerade die neuen Erkenntnisse, die man ständig gewinnt und das über sich hinauswachsen.
Ich habe öfter so "aha"-Effekte und bin begeistert und meine, jetzt wird alles besser, aber letztendlich wird lang nicht alles besser, sondern ich habe eben ein neues Backsteinchen auf mein Klavier-Hochhaus gesetzt oder bin eine Stufe weiter oben auf dem Eiffel-Turm.
Ich nehme mir allerdings vor, sobald ich einen Schritt weiter oben bin, bloß nicht mehr zurückzugehen.
Ich freu mich über etwas, das ich gut gemacht und geschafft habe, aber ich mache es danach zur Grundlage und zum "Selbstverständlichen", das jetzt eben so ist und so sein muss.
Statt also den Fuß auf der nächsten Stufe stehen zu lassen, stelle ich mich lieber gescheit auf die Stufe und strecke den Fuß schonmal nach der übernächsten Stufe aus.

Es gibt so ein paar Dinge, die mir da einfallen als solche "Stufen", wurde hier auch schon alles oft besprochen, aber man muss es selbst nicht nur glauben, sondern verstehen:

- Die Ursache von Spielfehlern finden (selten bis nie ist der falsche Ton selbst die Ursache - er ist eher das Produkt eines vorhergegangenen "Fehlverhaltens", und das kann ganz viele Ursachen bzw. Auswüchse haben)
- Damit: Fehler ausmerzen und überhaupt richtig üben
- Die Kunst des Fingersatzmachens
- Phrasierung (und gedankliche "Entlastung" einer Hand)
- Loslassen

und so weiter. Eine "Stufe" kann aber auch ein gut gelungenes Vorpspiel usw. sein.
Oder eine andere Vorstellung - Jedes Stück ist ein großes Mosaik, und pro hinzugefügtem Steinchen erkennt man besser, was es werden soll.
Jedes hinzugefügte Steinchen bleibt im Idealfall da, wo es ist, wenn es erstmal an der richtigen Stelle sitzt.
Man darf sich bloß nicht einbilden, irgendwann mal alle Steinchen gesetzt zu haben.
 
So, leider habe ich dieses Thema eine Weile nicht verfolgt und war sogar erstaunt, eigene Beiträge zu finden. Vielleicht ist es hilfreich, wenn ich ein bischen aus eigener Erfahrung mit E-Gitarre erzähle.

E-Gitarre habe ich rein autodidaktisch gelernt und ich kann wirklich nicht behaupten, jemals virtuos gespielt zu haben. Spieltechnisch gesehen kann ich vielleicht mit Keith Richards mithalten(1), schon "Slow Hand" Eric Clapton ist mir weit voraus. Allerdings habe ich mich irgendwann - nach großem Frust - entschieden, einfach mit dem, was meine Finger ohne viel Üben hergeben, zufrieden zu sein und musikalisch das Beste daraus zu machen. Wenn man die eigenen Grenzen respektiert, kann man eigentlich ohne Einschränkung musizieren - was natürlich bei selbst geschriebenen bzw. improvisierten Gitarrenparts etwas einfacher ist als bei klassischer Klaviermusik. In der Tat sind diese Einschränkungen immer kleiner geworden, nämlich mit der wachsenden Erkenntnis, daß meine Möglichkeiten für das was ich wollte ausreichten. Wenn es dann hieß "spiel hier mal ein wildes Solo", dann habe ich das einfach gemacht, ohne nachzudenken, was zu tun wäre. Für manche Soli habe ich auch bestimmte "Riffs" (Melodien) eingeübt, weil ich die für notwendig hielt aber nicht spontan spielen konnte - technische Schwierigkeiten waren also nicht ausgeschlossen. Aber zum Auftritt spätestens war alles parat und wenn ich die Gitarre in die Hand genommen hatte, kam das raus, was ich wollte. Beim Auftritt kommt noch Lampenfieber dazu, aber im Übungsraum war ich definitiv im Zustand des Losgelassen-Habens, beim Auftritt kam das immer ein paar Töne später.

Lange Erklärung und kurzes Fazit: Meiner Meinung nach geht es beim Loslassen darum, seinen Fähigkeiten zu vertrauen und so frei zu spielen, wie man in lockerer Gesellschaft (oder wo auch immer man frei reden kann) sprechen kann. Man läßt eigentlich die Angst los, es nicht schaffen zu können, ohne alles zu kontrollieren. Es entsteht ein Gefühl, daß die Musik einfach aus einem herausfließt und man sie so formen kann, wie den Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch, der ja auch von selbst fließt, bis jemand den Hahn abdreht - wenn man dauernd prüft, daß der Hahn noch offen ist, ob der Schlauch irgendwo ein Leck hat oder ob man selbst oder andere naß werden, kommt man nicht dazu, den Strahl zu formen.

Aber "in lockerer Gesellschaft" bringt mich noch auf einen anderen Gedanken, das ist natürlich die Situation, in der sich die meisten Musiker eher selten befinden, sie sind eher "vor der Gesellschaft", bzw. zu deren Unterhaltung da. Das ist wieder ein ganz anderes Loslassen, nämlich von der Angst, nicht anzukommen.

(1) was die musikalische Seite betrifft, werde ich mich mit Keith Richards nicht vergleichen, ich könnte ihn bei den Stones nicht ersetzen, er mich aber in meinen früheren Bands auch nicht.
 
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ich hab mir dieses blödsinnige Geschwafel jetzt geschlagene 27 Minuten lang reingezogen
Ich hab mir das Video auch angesehen. Der Autor könnte seine Gedanken wahrlich etwas kompakter fassen.

Mit seinem Grundgedanken hab ich dann auch mal experimentiert. Hab mich ans Geflügel gesetzt und das Schubert Impromptu As-Dur 142.2 gespielt; und mir immer schön eingeredet: "Es ist leicht." Erstaunlicherweise habe ich dadurch das Stück mit der (gefühlten) doppelten Geschwindigkeit gespielt. Ich wußte gar nicht, daß ich es so schnell spielen kann! Die Finger liefen von allein, und ich war sehr erstaunt. Allerdings blieben Ausdruck und Schönheit so ziemlich auf der Strecke.

Das ist für mich inzwischen so ein fader Beigeschmack, den der Begriff Virtuosität mitbringt. Nicht selten führt sie zur Tastenakrobatik, die man als Zuschauer mit Respekt zur Kenntnis nimmt, aber als Zuhörer fragt man sich: "Wo war die Message?"
 
Mit seinem Grundgedanken hab ich dann auch mal experimentiert. Hab mich ans Geflügel gesetzt und das Schubert Impromptu As-Dur 142.2 gespielt; und mir immer schön eingeredet: "Es ist leicht." Erstaunlicherweise habe ich dadurch das Stück mit der (gefühlten) doppelten Geschwindigkeit gespielt. Ich wußte gar nicht, daß ich es so schnell spielen kann! Die Finger liefen von allein, und ich war sehr erstaunt. Allerdings blieben Ausdruck und Schönheit so ziemlich auf der Strecke.


Die Kombination von "Leichtigkeit" und Sorgfalt ist dem Deutschen irgendwie wesensfremd. 8)


deutsch: leicht - schwer (wenig bzw. viel Gewicht)

englisch: easy - hard (ohne bzw. mit Anstrengung/Anspannung)


Die Sorgfalt darf nicht dem Leichtsinn zum Opfer fallen.
 
... und mir immer schön eingeredet: "Es ist leicht." Erstaunlicherweise habe ich dadurch das Stück mit der (gefühlten) doppelten Geschwindigkeit gespielt. Ich wußte gar nicht, daß ich es so schnell spielen kann! Die Finger liefen von allein, und ich war sehr erstaunt. Allerdings blieben Ausdruck und Schönheit so ziemlich auf der Strecke.

Das werde ich auch mal probieren.

Selbst wenn es nicht der Weisheit letzter Schluß sein mag (siehe Ausdruck...), so könnte es hilfreich sein. Ein guter mentaler Ansatz. Self-fullfilling-prophecy.
Außerdem kann man doch trotzdem/weiterhin an der Schönheit feilen.
 
Da ich mal wieder ein seltsames Statement abzugeben habe, mußte ich diesen Thread wieder ausgraben.

Ein Vergleich auf sprachlicher Basis: Man kann sich ein Gespräch mit irgendjemandem vorstellen, sogar das, was der andere sagt. Wesentlich schwerer fällt es (jedenfalls mir, ich habe es ausprobiert), z.B. mit einer Spinne an der Wand sinnvoll zu reden. Natürlich kann man einer Spinne etwas sagen, aber es kann nicht zu einer Kommunikation werden, da man logischerweise davon ausgeht, daß die Spinne nicht einmal bemerkt, daß sie angesprochen ist und irgendwelche Reaktionen, die mit dem Inhalt des Gesagten zusammenhängen kann man auch auschließen, eigentlich jede Reaktion. Und das Interessante daran ist, daß es sich völlig anders anfühlt, zu einer Spinne zu reden als mit jemandem, der reagieren kann (aber nicht mal muß). Übertragen auf Musik ist das Reden mit einer Spinne ein Zustand, in dem man nicht loslassen kann, jedenfalls nicht in dem Sinne, der hier diskutiert wurde. Die Musik ist wird dann nämlich sinnlos und es bleibt die "handwerkliche" Ausführung. Nichts gegen Handwerk, aber ein Computer, der einem aus einem Buch vorliest und vielleicht in ein paar Jahren sogar in der Lage ist, eine Zusammenfassung zu geben, versteht trotzdem den Inhalt des Buches nicht. Er liest nicht tatsächlich vor sondern führt komplexe Operationen aus, die den Anschein erwecken, er würde vorlesen, er produziert keinen Sinn! Und genauso spielt man Musik, wenn man ihren Inhalt ignoriert. Das wiederum bringt mich auf den Gedanken, daß Virtuosität meistens in Zusammenhang mit einem Instrument benutzt wird - "er beherrscht die Geige virtuos" - aber von virtuosen Musikern ist selten, wenn überhaupt, die Rede. Und daraus folgt im Prinzip die Antwort, daß Virtuosität und Loslassen nicht viel miteinander zu tun haben. "im Prinzip" deswegen, weil Virtuosität es sicherlich leichter macht und man im Moment des Loslassens eher seine Grenzen überwinden kann als wenn man verkrampft ist.

Ich weiß selbst nicht, warum ich das hier schreibe aber vielleicht fühlt sich ja jemand dadurch inspiriert. Eigentlich ist es Humbug, denn ob man nun darüber nachdenkt oder nicht, führt einen auch nicht zur Virtuosität. Aber vielleicht lernt man, loszulassen, wenn man sich gelegentlich erlaubt, abstruse Gedanken zuende zu denken ;)
 
Das wiederum bringt mich auf den Gedanken, daß Virtuosität meistens in Zusammenhang mit einem Instrument benutzt wird - "er beherrscht die Geige virtuos" - aber von virtuosen Musikern ist selten, wenn überhaupt, die Rede. Und daraus folgt im Prinzip die Antwort, daß Virtuosität und Loslassen nicht viel miteinander zu tun haben. "im Prinzip" deswegen, weil Virtuosität es sicherlich leichter macht und man im Moment des Loslassens eher seine Grenzen überwinden kann als wenn man verkrampft ist.

Da sehe ich einiges anders:
1) Meiner Meinung nach hat Virtuosität und Loslassen eine ganze Menge miteinander zu tun. Wenn ich große Virtuosen bei der Arbeit zusehe, habe ich immer zuerst das Gefühl von unendlicher Leichtigkeit. Ich denke, dass das sehr wohltuende Gefühl des Loslassens Virtuosität erst ermöglicht, also eine Voraussetzung (wenn nicht sogar die Hauptvoraussetzung)darstellt für Virtuosität. Das wäre dann ja wohl eine Menge, was beides miteinander zu tun hätte...

2) Den Begriff des Loslassens damit in Verbindung zu bringen, dass man in diesem Zustand nur "handwerklich" musizieren würde und nicht musikalisch, so wie es in deinem Statement an anderer Stelle zumindest anklang, sehe ich auch anders. Und zwar diametral entgegengesetzt: Ich wage die These, dass gerade durch "Loslassen" erst wahres musikalisches Spiel - in unserem Fall Klavierspiel - entsteht. Wo eine Tendenz zum Verkrampfen beim Spiel vorhanden ist (und sei sie noch so subtil), hört sich das Ergebnis auch entsprechend an, man kann versuchen es als Spieler zu kaschieren, aber letztlich erfolglos. Ich würde sogar weitergehen, dass bei der Tendenz des Verkrampfens nicht nur die entsprechenden Muskelpartien involviert sind, sondern dass auch die Ohren die Tendenz zum Dichtmachen haben. Anders ausgedrückt, erst durch Loslassen entsteht die Freiheit, sich möglichst ausschließlich auf seinen auralen Input konzentrieren zu können.

3) Dass man Virtuosität oft nicht auf den Menschen, sondern im Zusammenhang mit dem entsprechenden Musikinstrument in Verbindung sieht, sehe ich zwar genauso, habe nur eine andere Schlussfolgerung. Nämlich nicht die Schlussfolgerung, dass Virtuosität "außermusikalisches" oder "mechanisches" Spiel implizieren muß, sondern dass eben der entsprechende Mensch genau dieses Musikinstrument durch Fleiß und Talent "beherrscht". Und damit den Kopf, davon vor allem die Ohren, frei hat für möglichst schrankenlose musikalische Gestaltung.
 
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Ich denke, es gibt zwei Arten des Loslassens: das mentale Loslassen bzgl. der künstlerischen Gestaltung und das Loslassen bzg. der Technik, quasi so wie ein Sportler, der sich nur auf den EINEN Sprung (oder sonst was) konzentriert und auf die Ausführung der dazu notwändigen Bewegungen. Es gibt wirklich sehr virtuose KlavierspielerInnen, die aber in Punkto künstlerischer Gestaltung schwächeln - und mit künstlerischer Gestaltung meine ich eine emotionale Kontaktaufnahme mit dem Inhalt der Musik was wiederum nicht zu trennen ist von der Vermittlung dieser Inhalte an ein Publikum was wiederum nicht zu trennen ist von einer seelischen Kontaktaufnahme mit dem Publikum was wiederum mit Kommunikation zu tun hat. Es gibt PianistInnen, die schludern regelrecht und trotzdem können sie ein Publikum erreichen bzw das Publikum fühlt sich ergriffen. Als Beispiel möchte ich mal einen Schauspeieler anführen, welcher fast nuschelt und trotzdem klebt man an seinen Lippen, weil man spürt, dass dieser Mensch bzw diese Figur einem etwas zu sagen hat. Andere Schauspieler ziehen alle Register ihrer Sprechtechnik und trotzdem fällt es schwer, ihnen zu zu hören, weil sie eben sich in der Technik verlieren. Ihre Perfektheit beziehen sie ebenfalls aus einer Art des "Loslassens". Doch der nuschelnde Schauspieler ist eben anders "da", anders präsent. Vielleicht benutzt er das Nuscheln auch um das Publikum zu cashen.

Keine Ahnung ob mich jemand versteht...


Alles Liebe

Viola
 

Hi Mindenblues und Viola,

klasse Beiträge. Musste ich jetzt einfach mal sagen.

Ich hoffe es versteht mich jemand. ;-)

Gruß
 
Ich nenne jetzt mal zwei sehr unterschiedliche Musiker, die beide als Meister ihrer Instrumente gelten, allerdings unter völlig anderen Gesichtspunkten: Vladimir Horowitz und Keith Richards. Technisch gesehen liegen Welten zwischen diesen beiden, Keith Richards ist gemessen an anderen Rockgitarristen eher ein Stümper an der Gitarre, von Horowitz dagen habe ich nicht gehört, daß er ein Stück technisch nicht gemeistert hätte. Als Meister ihrer Instrumente gelten beide aber vor allem deswegen, weil ihre Musik einfach stimmig ist (es gibt zwar gegenteilige Meinungen aber keine Erkenntnisse, die diese Behauptung widerlegen).

Und jetzt zwei Fragen:

Glaubt irgendjemand ernsthaft, daß Keith Richards nicht loslassen kann, in welcher Form auch immer - auf die Musik bezogen?

Kann man Keith Richards als Virtuosen bezeichnen?
 
Hi Guendola,

ganz einfach:

  • Virtuosität bedingt Loslassen (im von Mindenblues geschilderten Sinn).
  • Aber Loslassen bedingt keine Virtuosität.

;-)

Gruß
 
Hallo Stilblüte,
ja, alles was du schreibst, ist vollkommen richtig. die Genies in der Musik waren immer die, die sich nicht um Herkömmliches geschert haben. Der Chopin hat mit seinen Disharmonien die damalige Musikwelt geschockt. Da gibt es den berühmten Aufsatz von der Johanna Kinkel, einer zeitgenössischen deutschen Klavierlehrerin, Freundin von Fanny Henselt und Clara Schumann.
Sie schreibt so in etwa, dass die ganze Musikwelt in Deutschland nach der Erscheinung der Chopin-Noten total geschockt gewesen wäre. Wann immer einer versucht hätte das nachzuspielen, nach allen Regeln der Spielkunst wäre da nur unverständliches Zeug rausgekommen, das jedes Ohr beleidigt habe. einzig Clara "damals noch" Wieck sei in der Lange gewesen, daraus schöne und meldoische Musik wiederzugeben. Sie hat einfach nach ihrer Seele gespielt. Im 19. Jahrhundert haben das noch viele große Pianisten getan, jeder nach seinem Gusto. Aber heute haben die Praktiken in den Hochschulen das leider unmöglich gemacht. Da spielt jeder sein Pflichtstück in genau der gleichen Interpretation mit genau den gleichen überlieferten Stilbrüchen. Da gibt es Leute, die behaupten, die Metronome der Herren Beethoven, Mozart, Chopin seien alle falsch gegangen, die Stücke müssten viel langsamer gespielt werden, da lehrt und lernt man, dass vor jedem Forte beschleunigt und vor jedem Piano abgebremst werden muss und lauter solchen Unsinn. Spielt mal einer anders, so spielt er falsch. Genau das ist aber falsch. die Komponisten im 19. Jahrhundert haben immer nur die Grundgerüste ihrer Stücke aufgeschrieben und es jedem Pianisten überlassen, diese Gerüste ganz nach Belieben zu füllen: mit Girlanden, mit Trillern ..... Stellt euch mal vor das würde heute einer beim Vorspiel zur Aufnahmeprüfung wagen. Das Ergebnis wäre: glatt durchgefallen.
Ich empfehle immer jedem, mal in Youtube den Art Tatum anzuhören, wie er Chopin und Debussy spielt. So geht das! so macht das Spaß, so werden die Stücke interessant. Gott-sei-Dank gibt es auch heute noch Idealisten, die diesen vergessenen Stil darbieten.
Sabine
 
Hallo TiNte,
zum thema Gehörbildung: Warum glauben wir, dass wir das Gehör bilden müssen? Nur weil uns das die Professoren so einreden und dafür teuere Kurse anbieten?
Wir werden mit einem funktionierenden Gehör und einem individuellen Geschmack geboren. Gut ist was wir als schön empfinden!!! Und einzig alleine das zählt. Beobachte mal ganz kleine Kinder, die zeigen einem ganz schnell, welches musikstück gefällt und welches nicht und jedes Kind schläft bei einem anderen Stück selig ein oder schreit abwehrend. Aber wir werden dazu gebracht, einen Einheitsgeschmack zu entwickeln. es ist wie in unserem ganzen Schul- und Gesellschaftssystem: richtig soll angeblich sein, was als Mittelmaß vorgegeben wird. Aber mir gefällt vielleicht gerade das nicht, sondern eine der Extreme und dir viellciht das andere Extrem. Was soll daran falsch sein? Wer bestimmt überhautp, was dieses Mittelmaß ist? Auch von den großen Pianisten weiß längst keiner mehr, was "richtig" ist. Ich habe von pollini gelesen, dass er sich Zeit seines Leben mit der h-moll sonate von Chopin rumplagt. Er hat sie immer wieder anders interpretiert und eingespielt. Jetzt legte er sie neu auf CD vor. Ich muss sagen, dass mir persönlichs eine alten einspielungen viel besser gefallen, weil sie freier gespielt sind mit einem Hauch Rubato, was der neuen Einspielung fehlt. sie ist glanzvoller und betonter und doch auch viel langweiliger. Aber das ist nur meine Meinung. Ist die jetzt falsch? habe ich eine fehlgeleitete Gehörbildung?
Sabine
 
Hi,

...
Ich empfehle immer jedem, mal in Youtube den Art Tatum anzuhören, wie er Chopin und Debussy spielt. So geht das! so macht das Spaß, so werden die Stücke interessant. Gott-sei-Dank gibt es auch heute noch Idealisten, die diesen vergessenen Stil darbieten.

was, Art Tatum spielt Chopin?

Dacht' ich's mir doch:

Chopin ist Jazz.

Genau wie Bach.

:D
Gruß
 
Da gibt es Leute, die behaupten, die Metronome der Herren Beethoven, Mozart, Chopin seien alle falsch gegangen, die Stücke müssten viel langsamer gespielt werden, da lehrt und lernt man, dass vor jedem Forte beschleunigt und vor jedem Piano abgebremst werden muss und lauter solchen Unsinn. Spielt mal einer anders, so spielt er falsch. Genau das ist aber falsch. die Komponisten im 19. Jahrhundert haben immer nur die Grundgerüste ihrer Stücke aufgeschrieben und es jedem Pianisten überlassen, diese Gerüste ganz nach Belieben zu füllen: mit Girlanden, mit Trillern

loslassen, sich verabschieden, könnte man auch auf Unsinn anwenden - das kann in der Tat beim Erreichen von Virtuosität hilfreich sein :D

Der oben zitierte Unfug wird in keiner Klavierklasse an Musikhochschulen gelehrt, und ebensowenig haben die Komponisten mitgeteilt, man solle ihre angeblichen Gerüste ganz nach Belieben füllen --- sancta simplicitas: dagegen spricht schon die Akribie und Detailliertheit der Notation. Aber ich würde mir gerne eine Musikhochschule zeigen lassen, an welcher man lehrt, z.B. die Etüden von Chopin zu langsam zu spielen...

da man ja gerne Chopin als Musterbeispiel nennt: diesem behagte es nicht, wenn Liszt beim Spielen Chopin´scher Mazurken irgendwelche Kadenzen und Triller hineinimprovisierte - das kann man, bei Interesse an Chopin, nachlesen: die Literatur ist ja nicht im Dachboden des Vatikan versteckt :D

ebenso falsch ist, dass niemand Chopins Werke habe spielen können - es gibt lediglich ein paar bösartige Rezensionen (z.B. Rellstab) in solche Richtung (in welchen das nicht spielen können rhetorisches Argument für das "krankhafte" der Chopinschen Musik ist). Tatsächlich spielten Gutmann, Liszt, von Bülow, Tausig u.v.a. die großen Chopinsachen immer wieder, und speziell Liszt hat z.B. die Etüden sehr zur Zufriedenheit Chopins gespielt - - ja oh Wunder, Chopin selbst schreibt, dass er Liszt gerne die Art stehlen würde, wie dieser seine Etüden spielte - - - - soooo unspielbar waren die wohl schon in ihren Erscheinungsjahren nicht...

besonders erfrischend ist das Metronom von Herrn Mozart... vermutlich war sein früher Tod nur vorgetäuscht, damit er heimlich die Erfindung des Mälzelschen Metronoms noch miterleben durfte... ... ...

genug

Gruß, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aber das ist nur meine Meinung. Ist die jetzt falsch? habe ich eine fehlgeleitete Gehörbildung?
Sabine

Sabine, wenn Du echt bist (aber das willst Du uns ja nicht verraten, ne?), dann muß ich die letzten Fragen leider mit JAAAAAAAAAAA! beantworten.

Daß Du Martin Dalheimer für einen guten Pianisten, sogar für einen guten Klassik-Pianisten hältst, beweist, daß Du nicht die geringste Ahnung von Musik sowie Tomaten auf den Ohren hast und ein offenbar hoffnungsloser Fall bist.

Außerdem nervst Du. Keiner will hier Deine Kommentare. Trotzdem kommst Du immer wieder angetrollt. Du hast Spaß am Rumnerven, ne?

LG,
Hasenbein (der weiß, daß er mal wieder den Troll gefüttert hat...)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Angeschissen... tsss, Hasenbein, was ist nur aus Dir geworden!

Etwas Diplomatie täte hier gut! Oder willst Du uns den schönen Thread duch vorzeitiges Abwürgen verderben... :D

Mach nur weiter, aber demnächst etwas dezenter...

Klavirus
 

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