Logos von Klaviermarken (ausgelagert)

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Bei Grotrian, aber auch Blüthner oder Thürmer (*) wurde der Schriftzug mehrfach komplett verändert. Es gab bei Blüthner wie Thürmer einen schwungvollen kursiven Schriftzug, bei Thürmer meine ich auch einen Jugendstil-Schriftzug gesehen zu haben, ähnlich Grotrian. Die Schriftzüge sind jeweils völlig verschieden und nicht etwa dezente Weiterführungen der ursprünglichen Idee (wie etwa in fishermans Beispielen von Steinway & Sons)

Mir scheint, man hat den Schriftzug eher als Wiedergabe des Firmennamens interpretiert denn als Logo. Dementsprechend hat man offenbar jeweils einen dem Zeitgeist - und dem Korspusdesign - angepassten Schriftschnitt verwendet.

Wo man das nicht getan hat, entstanden für meinen Geschmack schnell Anachronismen. Etwa die Bechsteins mit den scheußlichen gedrechselten Beinen (ich glaube, im englischen heißen sie treffend "Hydrant Posts", weiß nicht, ist das Gründerzeit?) und dem klaren serifenlosen Schriftzug.

(*) Diese Marke liegt mir am Herzen, weil ich als Kind ein Thürmer hatte. Und wenngleich ich nicht immer mit Freude geübt habe, das Instrument habe ich geliebt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Stells mal auf den Kopf! Viel zu eng - "Leipzig" ist ok.
Ich widerspreche Dir ungern. Aber ich finde es nicht zu eng. Wie ich schon schrieb - der Schriftschnitt wie auch die Spationierung/Laufweite hängen ja von der Schrifthöhe ab. Und da der Schriftzug in der Tat ziemlich groß (d.h. hoch) ist, kann er auch enger gesetzt werden.

Wenn wir im Detail meckern wollen, dann ist für meinen Geschmack
  1. das "Leipzig" einen Hauch zu fett (wahrscheinlich sind die Strichstärken exakt wie beim "Blüthner", aber durch den extremen Größenunterschied wirkt es eben fetter.
  2. der Abstand (Durchschuss) zwischen "Blüthner" und "Leipzig" zu gering.
Wobei zu 2. zu sagen ist, dass der Durchschuss ja wieder von der Laufweite abhängt, d.h. die Zeilen müssen natürlich stärker (durch mehr Weißraum) voneinander getrennt sein, als die Wörter und die einzelnen Buchstaben. Bei enger Schrift ("Blüthner") gehen auch engere Zeilen. Insofern ist es irgendwie doch wieder konsequent.

... und auch ich finde es spannend, dass wir mal nicht nur über Saitenlängen und Gussrahmenformen und Tastentiefgang, sondern auch mal über so was schönes wie Logodesign reden!
 
@fisherman, da das Problem nur bei auf dem Kopf stehenden Instrumenten ersichtlich ist, bin ich total froh, dass ich mein Seiler mit dem Schriftzug aus den 70ern oder 80ern (hat der sich mal geändert?) nicht allein umdrehen kann! Da hat mich auch immer gestört, dass die Krone nicht mittig ist, sondern eben als i-Tüpfelchen fungiert. Bei einem Großbuchstaben wohlgemerkt, wenn ich von den umliegenden mal auf das i schließe. Wenn die jetzt wie ein Eiszapfen daran hinge, wäre ich sicher auch nicht mehr zufrieden mit meinem Instrument :-D

Liebe Grüße
~~
 
:love:

Eine Beleidigung fürs Auge. Was ist von einer Zeit zu halten, in der SO EIN schlechter Geschmack obwaltete???

Die retrospektive Sicht ist da wohl der falsche Ansatz. Dieses gedrechselte Zeugs war nun mal Mode, siehe auch Treppengeländer, Möbel etc.

Wenn ich die heutige Industrie- und Wohnarchitektur mit der der Gründerzeit vergleiche, frage ich mich eher, was wohl von der heutigen Zeit zu halten ist. :-)
 
Die retrospektive Sicht ist da wohl der falsche Ansatz. Dieses gedrechselte Zeugs war nun mal Mode, siehe auch Treppengeländer, Möbel etc.
Da hast Du irgendwie Recht. An Treppengeländern stört mich das weniger.

Ich glaube, das Problem beim Flügel ist, dass die Form des Korpus technisch/funktional vorgegeben ist. Auf Grund der Größe gibt dieser Korpus den Gesamteindruck vor. Ein Flügel ist ein Flügel ist ein Flügel. (Fast) alle Versuche, das Design an einen bestimmten Zeitgeschmack anzupassen, sind doch in die Hose gegangen. Außer der Form der Wangen (evtl. mit einer Kanellierung), der Form der Beine, der Lyra und des Notenpults hat der Designer keine Möglichkeiten. So bald der Zeitgeschmack hier barocke Üppigkeit verlangt, ergibt sich schon fast zwingend ein Widerspruch zur schlicht-eleganten Form des Korpus, den man mit einem Blumengirlandendesign rund um die Zarge auch nicht aufgelöst bekommt. Genausowenig kriegt man den eleganten Schwung des Korpus überzeugend auf Werkbund-Design getrimmt. Am ehesten harmoniert der Korpus noch mit Jugendstil oder - keine Ahnung wo die klassische Beinform im Spatendesign epochemäßig anzusiedeln ist.
 
"Schlecht augeglichen" bezog sich auf den von mir gegoogelten "offiziellen" KAWAI-Schriftzug.
Vergiß bei den Überlegungen aber nicht, daß die japanische Schrift quadratisch ausgelegt ist (ebenso die chinesische). Von daher ergibt sich ein andrer Umgang mit dieser eigenartigen Latein-Schrift, bei der jeder Buchstabe ein anderes Format haben darf.
 
ist mir klar @Bernhard Hiller und ich dachte, das auch erwähnt zu haben. Wir wären ganz schön gearscht, wenn wir uns mit asiatischer Typografie auseinandersetzen müssten.
 
[...]
Ich möchte aber dazu auch gerne noch mal das Hohe Lied auf die früheren Bleisetzer singen: Das ist gerade 50, 60 Jahre her. Jeder Buchstabe wurde einzeln in die Hand genommen und zu Worten, Sätzen, Absätzen zusammengefügt.
[...]
Kein Wunder, dass viele im Suff endeten ...
Ein früherer Freund hat vor ca. 35 Jahren Buchdrucker gelernt. Seine Arbeit sah ungefähr so aus, wie du das beschrieben hast. Was mir damals als schwierig erschien, war, alle Buchstaben die er verwendete, waren spiegelverkehrt. Aber inzwischen weiß ich, man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Das mit dem Suff wurde erst bei seinem dritten Job besser. (Nach dem Schließen der Buchdruckerei arbeitete er als Briefträger.)
 

Ist es wirklich so, dass unter Schriftsetzern der Suff besonders verbreitet war (ehrliche Frage!)?

Mein Großvater hat eine Buchdruckerei gegründet, die dann von meinem Onkel weitergeführt wurde, insgesamt bestand sie über 75 Jahre. Weder die beiden noch ihre Angestellten hatten bzw. haben meines Wissens nach ein Alkoholproblem. Warum sollte das ausgerechnet in dem Beruf des Schriftsetzers so sein? Das Setzen der Bleilettern und die Mechanik der Heidelberger Druckmaschinen fand ich auch immer faszinierend.
 
Ist es wirklich so, dass unter Schriftsetzern der Suff besonders verbreitet war (ehrliche Frage!)?
Die, die ich noch kennenlernen durfte, hingen alle an der Flasche - was aber auch damit zusammhängen konnte, dass zu dieser Zeit der Beruf am Sterben war und zu den sonstigen Faktoren Zukunftsangst (Fotosatz) und Unwillen/Unfähigkeit zum Umlernen dazukam. Dennoch wurde mir die Alk-Affinität der setzer von versch. Fachleuten bestätigt. Es sind ja auch weiß Gott genug Voraussetzungen dafür gegeben gewesen:

1. Höchste Anforderung an Intelligenz bei gleichzeitiger monotoner Tätigkeit.
2. Dauerstress, weil auf Geschwindigkeit und Fehlerfreiheit bedacht (man arbeitete damals auch keine 37,5 h sondern eher 45-55h, also kein Ausgleich am Feierabend oder WE)
3. Kleinste Fehler machten die Arbeit von vielen Stunden zunichte - besonders übel, wenn das dann die Kollegen ausbaden mussten.
4. ...und das Blei hat tatsächlich auch seinen Teil dazu beigetragen ...

Keine Ahnung, ob man das Zeilenguß nennt
Nein. Das war noch der typische echte Bleisatz, bei dem Buchstabe für Buchstabe von Hand zusamengefügt wurde. Der direkte Guß von Lettern vor Ort war eine Fortentwicklung, die sich aufgrund des Invests nur große Druckereien leisten konnten. Zunächst wurden - gesteuert über einen tastaturähnlichen Apparat - Einzellettern direkt gegossen (Monotype), später dann eben komplette Zeilen (Linotype), bei denen dann eben eine Zeile ein kompletter Bleistreifen war.
 
Zuletzt bearbeitet:

Interessant, insbesondere aus historischer Sicht. 2 Zitate:

"Man sieht, was für ein körperlich ungünstiges Menschenmaterial dem Setzerberufe zuströmt""

"..., daß sich dem Setzerberufe vielfach Personen zuwenden, die auch psychisch nicht ganz intakt sind."

Ich werde meinen Onkel, der bald seinen 80. Geburtstag feiert, damit mal konfrontieren;-).
 
Boah, was Du ausgräbst! Diese Zitate sind natürlich aus heutiger Sicht höchst fragwürdig. Klickt man auf Deinen Link sieht man allerdings, dass der Autor zunächst die Arbeitsbedingungen, Krankheitshäufigkeiten und Mortalitätsraten anhand von Studien und Krankenkassen-Statistiken untersucht und dann zu obigem Schluss kommt. Also @fisherman scheint mit seinem Klischee nicht so ganz danebenzuliegen.

So ist das halt mit den Klischees. Da ist meist ein Körnchen Wahrheit dahinter.

Ich habe selbst nie einen Setzer getroffen. Schade eigentlich ...
 
So ist das halt mit den Klischees. Da ist meist ein Körnchen Wahrheit dahinter.

So sehe ich das auch, u.a. auch deshalb meine "Gefällt mir" bei den Beiträgen von frosch und fisherman;-). Aber eigentlich geht es hier ja um Logos von Klaviermarken, jetzt sind wir beim verbreiteten Alkoholismus unter Schriftsetzern. Immer wieder erstaunlich, wohin sich ein Thema hier bei Clavio entwickelt:idee::-).
 

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