Lerntempo

Ich verstehe auch immer noch nicht den Sinn: warum reicht es nicht aus, vorher alles durchzuspielen oder nachher wenigstens in einem Tempo, in dem alles funktioniert?
Es reicht doch aus, darin wollte ich dir nicht widersprechen. Leider bin ich perfektionistisch veranlagt, spiele nach der Detailarbeit gerne entgegen deinem Rat alles noch mal durch, mache wahrscheinlich Fehler, und muss mich dann wie beschrieben um Schadenbegrenzung bemühen. Besser ist es, denk ich mir, als wenn ich trotzdem den Ärger über diese Fehler mit ins Bett nehme. Mache ich mal keine Fehler, gehe ich umso zufriedener schlafen und lerne das ganze Stück und die Problemstellen im Gesamtkontext umso besser, dann war es mir das Risiko wert.

Aber wie du schon richtig sagst, ich muss Übeerfahrung sammeln. Bisher fahre ich gut damit.
 
Manchmal kann ich es trotzdem nicht lassen, nach Detailarbeit zuversichtlich das Stück in petto von Anfang bis zum Ende zu spielen und dann mit Fehlern. Dann sollte es bestimmt reichen, noch mal kurz die fehlerhaften Stellen anzuspielen, eben nur diese betreffenden Stellen, und zwar langsam und bis es richtig ist, und dann sorglos ins Bett zu gehen und tunlichst nicht mehr daran denken.
Das sollte so funktionieren!
Man muss nicht wie Busoni (auch von S. Richter wird Solches berichtet) nach einem erfolgreichen Klavierabend sich einschließen lassen, um das gerade gespielte Programm "zu säubern"!
 
Mit mentalem Training hat das eigentlich nichts zu tun (dafür ist es für mich zu früh, wie @chiarina schon bemerkt hat), mehr mit dem bewussten Umgang mit sich selbst. Eigentlich möchte ich auch nicht chiarina widersprechen, wie gesagt, sondern nur kundtun, was ich mache, wenn ich als Perfektionist mal wieder am perfektionistischen Schnapsregal entlangscharwenzelt bin, und es um mich geschehen ist, das heißt, dass ich "abschließend" doch das Stück in Arbeit auf Teufel komm raus durchgespielt und dabei Fehler gemacht habe.
Wer behauptet, es sollte unter diesen Umständen auf keinen Fall diese Fehler noch mal mit der Korrektur übertünchen – soviel handwerkliche Bescheidenheit soll sein –, damit am Ende nicht das Falsche gefestigt wird, überrasche mich mit einer überzeugenden Begründung :001:.
 
Wer behauptet, es sollte unter diesen Umständen auf keinen Fall diese Fehler noch mal mit der Korrektur übertünchen – soviel handwerkliche Bescheidenheit soll sein –, damit am Ende nicht das Falsche gefestigt wird, überrasche mich mit einer überzeugenden Begründung :001:.

Wat? Wer? Wie?:dizzy: Kann dir nicht folgen...

Aber wie du schon richtig sagst, ich muss Übeerfahrung sammeln. Bisher fahre ich gut damit.

Genau!
Hat jeder eine etwas andere Strategie. Auch du wirst deine finden - probiere vieles aus. Und wenn du nicht mehr weiter kommst frage ruhig gezielt hier nach. Es gibt viele nette Clavioten die dir helfen können.
Ich gehe @chiarina auch regelmäßig auf die Ketten und sie hat es mir noch nicht übel genommen!:super: Schaue dir auch mal ihre Webseiten an!:geheim:
 
wenn ich als Perfektionist (...) "abschließend" doch das Stück in Arbeit auf Teufel komm raus durchgespielt und dabei Fehler gemacht habe.

Der Perfektionist beherrscht sich, geht direkt ins Bett und nutzt die gewonnene Zeit um die fiesen Stellen am nächsten Morgen vor der Arbeit direkt nach dem Aufstehen nochmals anzugehen. Zu Beginn dieser morgendlichen Einheit darf er das Stück gern komplett durchspielen und sich darüber freuen, dass die schwierigen Stellen schon ein wenig besser funktionieren als am Vortag.;-)
 
Es reicht doch aus, darin wollte ich dir nicht widersprechen. Leider bin ich perfektionistisch veranlagt, spiele nach der Detailarbeit gerne entgegen deinem Rat alles noch mal durch, mache wahrscheinlich Fehler, und muss mich dann wie beschrieben um Schadenbegrenzung bemühen. Besser ist es, denk ich mir, als wenn ich trotzdem den Ärger über diese Fehler mit ins Bett nehme. Mache ich mal keine Fehler, gehe ich umso zufriedener schlafen und lerne das ganze Stück und die Problemstellen im Gesamtkontext umso besser, dann war es mir das Risiko wert.

Lieber tasteur,

Ich gebe zu, manchmal echt pingelig zu sein! :003: Ich habe gar nichts gegen deine Vorgehensweise, allerdings bezeichne ich sie wie Klimperline auf keinen Fall als perfektionistisch. :002:

Wenn ich dich richtig verstehe, nimmst du eher das Risiko in Kauf, Fehler zu machen, weil du eine große Befriedigung erfährst, wenn du keine Fehler machst. Das Risiko ist es dir wert.

Also bist du in dem Moment eher risikolustig als perfektionistisch, wogegen nichts zu sagen ist. :003: Ich gehe dieses Risiko nicht ein, weil

a) die Gefahr groß ist, dass ich mir im Eifer des Gefechts nicht mehr gut zuhören kann und Fehler überhöre, seien es bloße Verspieler oder auch musikalisch-klangliche Fehler

b) mich nicht mehr an alle Fehler erinnere, die ich gemacht habe (ich weiß nicht, wie lang deine Stücke sind)

c) ich die fehlerhaften Stellen vielleicht nur noch einmal richtig spiele anstatt sie durch Wiederholung abzuspeichern

d) ich einen starken Widerwillen dagegen habe, die gerade sorgsam gebauten Türme dem Wind der Risikolust auszusetzen und meine Energie womöglich verschwendet zu haben.

Die Schüler, die denken, sie seien sehr perfektionistisch, machen oft die meisten Fehler, weil sie sich in ihrer angeblichen Perfektion zuviel auf einmal vornehmen. Ich hingegen übe so, dass ich selten Fehler mache und wenn, dann nur einmal. :006: Finde ich weniger anstrengend und viel effektiver.

Vielleicht überzeugen dich die genannten Punkte auch hierbei:

Wer behauptet, es sollte unter diesen Umständen auf keinen Fall diese Fehler noch mal mit der Korrektur übertünchen – soviel handwerkliche Bescheidenheit soll sein –, damit am Ende nicht das Falsche gefestigt wird, überrasche mich mit einer überzeugenden Begründung :001:.

Liebe Grüße :002::blume:

chiarina
 
Liebe chiarina,

danke für deine wertvollen Tipps. Beim Lesen deiner Kommentare habe ich immer wieder Aha-Erlebnisse. Ich wusste gar, was man (ich) beim Üben alles falsch machen kann!:konfus:

Speziell deine Erfahrungen im Hinblick auf das Üben einzelner Passagen (keine endlosen Wiederholungen) oder auch der Tipp, das ganze Stück nach dem Üben der schwierigen Stellen nicht nochmals zu wiederholen, werde ich auf jeden Fall beherzigen. Ich erliege auch immer wieder der Versuchung, zum Abschluss das gesamte Stück nochmals zu spielen. Natürlich in der Hoffnung, dass die Übung bereits Erfolg zeigt, aber auch, weil es mir einfach Freude macht und ich mich damit nochmal belohnen möchte. Das ist leider meist nicht von dem erhofften Erfolg gekrönt.:cry2:

Deshalb nochmals danke für die Ratschläge. :bye:
VG, bizifee
 
@chiarina: Na gut, ja doch, klingt einleuchtend. Der kleine große Perfektionist macht halt noch Fehler, aber wenn nur mein Weltbild zusammenbricht, nicht die Welt dahinter, ja mei. Danke für deine Geduld.
 
Ich bin abends zu müde, um noch irgendwas G´scheits auf die Tasten bzw. in die Birne zu bekommen. Aus diesem Grund würde es nur Chaos produzieren, "vor dem Schlafengehen" zu üben. :020:

Eher ausgeschlafen um 4 Uhr morgens. :004:
 

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