Lehrer und ihre Methodik - ein Beispiel

  • Ersteller des Themas Lucia
  • Erstellungsdatum

... damit Du wieder Unfug anstellst? Ob ich das unstützen soll?

...da bringst Du mich auf eine Idee...

weshalb ich ohne Editoren-Totschlag-sonstwie-Teile einen visionären Blick in die Zukunft der Klavierstunden und Unterrichtsstile werfe...

...der glückliche Schüler schellt an der Villa des/r Klavierlehrers/in... rührige Domestiken öffnen die Türe ins Entree...wie von Geisterhand schwingt die Tür zum Salon auf, wo der Maestro / die Mastra auf einem verschlossenen und zugeklappten Flügel Youtube-Videos längst verstorbener Stümper (u.a. auch einer aus Kiew) betrachtet und per headset Notizen weitergibt...der glückliche Schüler hat den wöchentlichen Blick auf den Maestro / die Maestra erhascht, sein Herz klopft rasend, Wonnetränen netzen seine Wangen...weiss gedresste Domestiken mit Mundschutz krempeln die Ärmel beider Unterarme des glücklichen Schülers hoch, der Maestro / die Maestra schnippt mit den Fingern, die weiss bemundschutzten Domestiken setzen je eine Injektion in die Schülerunterarme...der Verwaltungschef prüft online, ob die entsprechende Honorarsumme eingegangen ist - sie ist - und die Domestiken drücken die Kunst des Klavierspiels in die Schülerarme...die Tür zum Salon schwingt zu...die Domestiken führen den glücklichen Schüler vom Entree ins Freie...die Türe der Villa schließt sich leise...benommen vor Glück nimmt der Schüler den interkontinentalen Heimweg per gesterntem 600SEL-Ufo gar nicht wahr, stürmt zu seiner Mutti und ruft: "Mutti Mutti schau mal ich hab heute Petrouckhka gelernt und es hat gar nicht weh getan", und während der glückliche Schüler Strawinski highspeedigst trommelt, stülpt die Mutti wieder die Überbehütungsglocke über ihren Liebling und säuselt: "das hast du prima gemacht! morgen kriegst du dann einen Einser in Atomphysik"...und alles das aus erneuerbaren Technologien in sauberster Umwelt ohne Packungsbeilage

Gruß, Rolf, mit Wonne an Roberto Blancos unsterbliche Interpretation von "ein bißchen Spaß muss sein" gemahnend

:) -- jetzt hätte ich gerne den smiley-Krempel-Editor konsultiert, schnalle aber nicht wie das geht
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielleicht muss man für Höchstleistungen auch Methoden anwenden, die im normalen Unterrichtsbereich nicht notwendig sind.
Immerhin ist der Musikerberuf ein hartes Brot. Und die Persönlichkeit eines Solisten muss schon sehr stabil sein und auch Stress aushalten, sonst kann sie nicht bestehen.

Muss man sich als Musiker wirklich zu einer Art Mensch-Maschine trimmen lassen, um "bestehen" zu können? Welchen Wert soll die so hervorgebrachte Musik dann noch haben?

Die Höchstleistungen im heutigen Konzertbetrieb sind gewiss beeindruckend. Aber wieso muss man trotzdem immer so sehr wie nach der Nadel im Heuhaufen suchen, wenn man einen Musiker finden will, der einen hinter seiner ganzen glänzenden Virtuosenpracht wirklich berühren kann?

Das hat auch etwas mit der Methodik des Klavierunterrichts zu tun bzw. mit der Kollaboration vieler Klavierlehrer mit den Eltern der kleinen Delinquenten. Mir graust jedesmal, wenn ich auf YouTube über Videos von Stöpseln stolpere, die noch nicht mal das Pedal erreichen, aber in einem schauderhaft "professionellen" Gestus schon wunder was spielen... :mad:

Zerseufzte Grüße von
Fips


PS: Lucia, hast du meine letzte PN bekommen?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ja, mich graust es auch, aber, fips, ich glaube, das die Hochleistungsmusiker auch in jungen Jahren schon einen argen Drill durchlaufen müssen, um an die Spitze anzuschließen. Sonst- keine Chance. Und wer nicht stabil ist, der kann nicht in der Arena auftreten, sonst wird er den Wölfen zum Fraß vorgeworfen und in der Luft zerrissen. (Kritiker)
Ich rede hier von Solisten, nicht von "Normalverbrauchern"

Das Schwierige bei Musikern ist, einerseits muss man ja sehr sensibel sein, andererseits auch unempfindlich gegen Störfaktoren.
Das unter einen Hut zu bringen finde ich per se schon kunstvoll.
 
Ja, mich graust es auch, aber, fips, ich glaube, das die Hochleistungsmusiker auch in jungen Jahren schon einen argen Drill durchlaufen müssen, um an die Spitze anzuschließen. Sonst- keine Chance. Und wer nicht stabil ist, der kann nicht in der Arena auftreten, sonst wird er den Wölfen zum Fraß vorgeworfen und in der Luft zerrissen. (Kritiker)
Ich rede hier von Solisten, nicht von "Normalverbrauchern"

Das Schwierige bei Musikern ist, einerseits muss man ja sehr sensibel sein, andererseits auch unempfindlich gegen Störfaktoren.
Das unter einen Hut zu bringen finde ich per se schon kunstvoll.

Ja, es ist leider so, wie du sagst. Allerdings frage ich mich, was das für eine "Spitze" sein soll, wenn sie nur durch solchen Drill zu erreichen ist. Für mein Gefühl fehlt dieser Elite oft etwas ganz wesentliches und deshalb ist sie für mich nicht "spitze" und der Drill in dieser Form auch nicht sinnvoll.
Den gesamten Tag mit üben auszufüllen, ist für einen Profi-Musiker wohl notwendig, um ein bestimmtes technisches Niveau erreichen und halten zu können. Aber die Fähigkeit, wirklich Musik zu machen und andere Menschen damit zu berühren, braucht mehr als das, nämlich menschliche Reife und Selbst-Bewusst-Sein.

Und hier sind wir wieder bei der Unterrichtsmethodik. Harter Drill allein führt musikalisch nur in eine perfekte Oberflächlichkeit. Was nötig ist, hat z.B. Koelnklavier in seinen Beiträgen gut auf den Punkt gebracht: die Ausgewogenheit von Strenge in der Sache und Wohlwollen in der Beziehung. Letzteres ist mindestens genauso wichtig.

Grüße von
Fips
 
Ja, es ist leider so, wie du sagst. Allerdings frage ich mich, was das für eine "Spitze" sein soll, wenn sie nur durch solchen Drill zu erreichen ist.

lieber Fips,

kannst Du Dir vorstellen, dass es auch Spaß machen kann, tage- und wochenlang jeweils 6-8 Stunden oder sogar mehr zu "üben" und zu proben? Das gilt gewiss nicht für jeden. Aber ist Dir die Vorstellung, dass jemand, dem wirklich an einer Sache liegt, so fremd, dass Du ein zeitliches und quasi "engagement-mäßiges" Ausmaß des übens/sich-gewöhnens gleich als "Drill" bezeichnen musst?

ich bin niemals, zu keiner Zeit irgendwie von außen gedrillt worden! Allein diese unglückliche Formulierung präsupponiert ja schon irgendwie was Unteroffiziers-Kasernenhofmäßiges und schmeckt nach Dressur. Mir war dank gutem Unterricht (sic!) klar, dass ich selber viel einbringen muss, wenn ich viel herauszubekommen erwarte! Und da mir an der Sache lag, ich es gern gemacht habe (lieber Klavier üben, als Vokabeln lernen), hatte ich auch nie das Empfinden, einem Zwang zu unterliegen und ich hatte seinerzeit auch kaum das Gefühl, meine "Freizeit" zu vergeuden - ich war halt nicht jeden Abend mit Freunden unterwegs, sondern nur zweimal die Woche. ja und?

akribisch technisches trainieren, und das musste ich ja, solange ich noch nicht darüber verfügte, hatte mir immer gefallen! Ich gebe zu, dass ich in Sachen Oktaven, Akkorde und Klangbalance quasi "von Natur aus", von selber schon viel mitgebracht hatte (Glückssache), aber es gab wahrlich genug anderes zu tun - und ich hatte gerne wochenlang Beethovens c-Moll Variationen, etliche Doppelgriffetüden (Chopin, Skrjabin) usw geübt - wenn irgendwer mich "gedrillt" haben sollte, dann war ich das selbst!!!!

das gibt es auch, und ich glaube, dass das gar nicht sooo furchtbar selten ist (schon relativ selten, aber nicht übertrieben selten - so meine ich das)

gibt es das nicht in verschiedenen "Disziplinen"? ich weigere mich, mir einreden zu lassen, dass irgendwelche irgendwie "quantifizierbaren Höchstleistungen" allein durch mechanistischen "Drill" erzeugt werden - provokativ gebe ich mal das Gegenteil zu bedenken: wer es nur mittels "Drill" (wenn überhaupt) schafft, der ist vielleicht nicht 100%ig geeignet...

heikel, wie so oft...

:) es gibt tausende Arten, die Zeit totzuschlagen - Klavier üben ist nicht die allerschlechteste :) --- vorausgesetzt, man tut es gern

nachdenkliche Grüße, Rolf
 
Eine heikle Diskussion das Ganze! Ich habe fast den Eindruck, wir reden allesamt aneinander vorbei - vielleicht, weil wir mit den Begriffen nicht sorgfältig genug umgehen.

@ Fips:
Ähnlich wie "Strenge" ist auch "Drill" erst einmal nichts Negatives. Beim Drill geht es darum, Bewegungs- und Reaktionsmuster so zu internalisieren, daß man nicht mehr über den Ablauf nachzudenken braucht. Kinder können stundenlang mit ihrem Skateboard Loopings trainieren oder am Gameboy auf den Highscore hinarbeiten. Offensichtlich wird das gesellschaftlich als "glückliche Kindheit" akzeptiert. Wenn das Kind mit der gleichen Begeisterung Terzenetüden übt, wird direkt nach dem Kinderschutzbund gerufen. Merkwürdige Welt! :confused:

Die kindliche Freude zum Instrument wird sehr stark von der motorischen Komponente beherrscht. Es ist nicht das elegant abschattierte Pianissimo, das gesangliche Legato, was das Kind am meisten fasziniert, sondern: Schnelligkeit und Lautstärke. Und leider Gottes - für all die Spätberufenen: Die motorischen Fertigkeiten, die in jungen Jahren gelegt werden, lassen sich päter nur noch unter allergrößten Anstrengungen nachholen. :mad: Also laßt den Kindern ie Freude an ihren flinken Fingern, auch wenn sie den tieferen Gehalt einer Mozart-Sonate noch nicht erfassen.
"Und dann kommen die lieben Kleinen wie Aufziehpuppen mit ernstem Gesicht in Anzug oder Rüschenkleid auf die Bühne - wie dressierte Äffchen ..."
Nein, dieses Zitat ist noch nirgends gefallen. Aber ich möchte es entkräften, bevor es kommt: Kinder lieben die Mimikry, das Verkleidungsspiel. Und es gibt nichts Schöneres als Großmutters Kleiderkammer und die viel zu großen Stöckelschuhe. Einmal "Erwachsen sein" spielen!

Nochmals (zum Mitschreiben): Es sollte darum gehen, das Potential, das Kinder besitzen (und zwar das ganze!), nach besten Kräften zu fördern. Es geht darum, Kindern Mut zu machen und ihre Leistungsbereitschaft zu wecken. Nicht das "was" sollte in Frage stehen, sondern ausschließlich das "wie": Wie behandle ich den jungen Menschen, wie gehe ich mit ihm um, damit er bereit und in der Lage ist, seine Chancen wahrzunehmen.

PS: Hier eine (leider) wahre Begebenheit zum Schluß (zum Thema "die armen Kleinen"):

Eine Schülerin von mir hatte, als sie des Lesens halbwegs mächtig war, Gefallen an Gedichten gefunden, und wie das bei Kindern so geht, konnte sie bald den ganzen Struwwelpeter und den halben Wilhelm Busch auswendig. Gedichte lernen wurde zum Familiensport (anstelle von Memory), wobei die Eltern schlechte Karten hatten. Und als "Struwwelpeter", "Max und Moritz" und "Hans Huckebein" durch waren, kamen halt die deutschen Balladen dran: "Erlkönig", "Zauberlehrling" die Birnen des "Herrn Ribbeck". Wohlgemerkt - das Kind war damals gerade sieben Jahre alt und brachte Gedichtzitate zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ... - bis dann die Eltern zum Schulleiter zitiert wurden, weil sie ihre Tochter einem unbarmherzigen Drill und Leistungsdruck aussetzen. (Geschehen an einer Kölner Grundschule, die über die Grenzen der Stadt als "Vorzeigeschule" gilt!)
 
Ich glaube, es ist immer schwierig, die Begriffe zu sehr miteinander zu vermischen.
Zwang mit Drill gleichzusetzen, Motivation aus sich heraus mit Motivation und Drill durch die Eltern zu vergleichen- nur einige Beispiele, die hier, meine ich, auch zu Missverständnissen führen.

Jemand wie rolf, der sich aus freien Stücken drillt und drillen ließ, leidet darunter wohl nicht.
Andererseits ist das wohl auch ein seltener Fall, das Kinder bereit sind, von sich aus so viel zu investieren, d.h., die Eltern müssen schon von außen dem Kind, vorsichtig ausgedrückt, vermitteln, mit Nachdruck an einer Zielsetzung zu arbeiten. Die Fähigkeitkeit dazu haben Kinder meistens von sich aus nicht.

Gottseidank! Ist Musik nie nur Technik. Und ich glaube, eben diese Freude am wirklichen Musikmachen ist das, was den Eifer hervorbringt, mit Fleiß Klangliches zu verbessern.Und die Bereitschaft, sich die Mittel, Technik dazu zu erwerben.

Ja, und wer alles hat- Freude an Musik, Talent, gute Begleitung durch den Lehrer und die Eltern, eine unvorbelastete Einstellung zu Leistung und Erfolg, ohne je Versagensängste "erlernt" zu haben-Glückwunsch.
 
Aus zurückliegenden Trainerzeiten die Erfahrung, dass es vor allem darauf ankommt, mit wem man es zu tun hat und welche Motivation er oder sie mitbringt. Ist jemand bereit, seine Grenzen zu verschieben oder nicht? Wer das nicht will, den sollte man IMHO nicht sehr nachdrücklich an oder über seine Grenzen hinaus fordern.
Das mag bei einem Talent vielleicht schade sein, aber es könnte am Ende doch nur das Talent verderben und den Sport verleiden, während ein "erträgliches" Fordern jemand immerhin bei der Stange hält - bis sich das Talent vielleicht auch selber schinden will. Spätestens dann ist man eher wieder Bremser, um leistungs- und entwicklungshemmende (Selbst-)Überforderung zu bremsen.
Außerdem muss man dann sehen, wie sehr das Erfolgsstreben nur eigene Selbstwertdefizite ausgleichen soll. Das sind IMHO die gefährdetsten Kandidaten überhaupt, weil dann vom Erfolg - zumindest im selbst gefühlten Empfinden - die "Existenz" abhängt. Sie sind zwar lange sehr belastbar, weil selbstausbeutend, aber sehr oft blockiert, wenn es um die letzten Prozente geht, die man nicht mehr mit Gewalt zwingen kann. In diese Gruppe würde ich auch die von Trainern und/oder Eltern zu sehr Motivierten/Gezwungenen stecken.
Nur nach Beobachtung und nicht eigener Erfahrung scheint Drill - leider - noch am ehesten bei Sportarten mit immer gleichen Bewegungsabläufen zu funktionieren, die möglichst automatisch abgerufen werden müssen (nach diversen Berichten scheinen ja etwa arg brachiale Methoden Erfolg beim Turnen nicht zu verhindern :sad:). Dort, wo ein über längere Zeit selbstständiger, souveräner und improvisationsfähiger "Athlet" gefordert ist, scheitern die "Drill"- und "Zwangs"-Typen früher oder später ("Fußballgötter" galten z.B. nie als disziplinierte und extrem trainingsfleißige Spezies ihrer Art...).

Der reinste Horror ist eigentlich nur die Konstellation, wenn Eltern gegen den Willen des Kindes und trotz nicht vorhandenen Talents/Motivation vom Trainer die Produktion eines Spitzensportlers fordern.

Hab ich´s geschafft, ohne Parallelen zum Klavierlernen auszukommen? Hoffentlich, schließlich wäre das ja ohoh pfui. ;) Mir selber kann ich ja sagen, dass ich Koelnklavier wahrscheinlich auch gerne als Trainer gehabt hätte.

Und jetzt abduck
cw4ever
 
Jemand wie rolf, der sich aus freien Stücken drillt und drillen ließ, leidet darunter wohl nicht.

habe ich mich wirklich so unklar ausgedrückt? mich hat niemand gedrillt, ich unterlag keinem Zwang. später, im Studium, musste ich Bachfugen lernen - das war mir unangenehm, dito waren mir Selektionsprüfungen unangenehm, aber Augen zu und durch.

also nochmals: ich habe ohne Drill von außen Strawinski, Ravel und sonstwas zu spielen gelernt - der "Drill" in meinem Fall bezog sich auf Barockmusik, aber dieser Art von Dressur vermochte ich halbwegs zu widerstehen (ok, die Spätfolge ist, dass ich lieber Beethovenfugen spiele); was ich mittlerweile mache, ist nicht die Konsequenz einer Zirkusdressur.

hoffentlich grämt sich niemend, dass es gelegentlich Zeitgenossen gibt, die gerne üben und erne geübt haben... :)

Gruß, Rolf
 
Ein wichtiges Wort ist hier in diesem Thread noch nicht gefallen: Ehrgeiz!

Ich würde sagen, ohne ein gehöriges Maß an Ehrgeiz sind keine überdurchschnittlichen Leisungen zu erwarten. Wahrscheinlich nicht mal durchschnittliche.

Fatal finde ich aber ehrgeizige Eltern und ehrgeizige Lehrer.

Der Schüler selbst muß ehrgeizig sein, damit es etwas nützt 8)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
habe ich mich wirklich so unklar ausgedrückt? mich hat niemand gedrillt, ich unterlag keinem Zwang. später, im Studium, musste ich Bachfugen lernen - das war mir unangenehm, dito waren mir Selektionsprüfungen unangenehm, aber Augen zu und durch.

also nochmals: ich habe ohne Drill von außen Strawinski, Ravel und sonstwas zu spielen gelernt - der "Drill" in meinem Fall bezog sich auf Barockmusik, aber dieser Art von Dressur vermochte ich halbwegs zu widerstehen (ok, die Spätfolge ist, dass ich lieber Beethovenfugen spiele); was ich mittlerweile mache, ist nicht die Konsequenz einer Zirkusdressur.

hoffentlich grämt sich niemend, dass es gelegentlich Zeitgenossen gibt, die gerne üben und erne geübt haben... :)

Gruß, Rolf

Ha! Erwischt!:):)

"Der Ausdruck Drill bezeichnet:

* eine Übungseinheit bei Soldaten zur sicheren Handhabung von Geräten, insbesondere Waffen, siehe Waffendrill" (wikipedia)

Somit hast Du dich selbst gedrillt, wenngleich es Dir Spaß gemacht hat. Oder?;)

P.s.: Ich übe auch sehr gern.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Fatal finde ich aber ehrgeizige Eltern und ehrgeizige Lehrer.

da hast Du recht!!!

die sind wahrlich fatal!!!

der Lernende - er/sie muss es wollen, muss Musik und Klavierspiel lieben, muss brennend an Klaviermusik interessiert sein (ob dann notwendig "Ehrgeiz" dazu gehört, weiss ich nicht) - - - mir geht es mit der Vokabel "Ehrgeiz" ähnlich wie mit dem "an-schlagen": ich mag beide nicht. -- -- -- klar, wer von außen bei großen Fortschritten beobachtet wird, dem läßt sich leicht "Ehrgeiz" unterstellen... ach was soll, vielleicht habe ich da ja nur eine Art Allergie gegen dieses Wort...

Gruß, Rolf
 

liebe violapiano,

nachdem du dich zu Formulierungen wie "jemand wie rolf" (besten dank auch) hinreissen liessest und dann auf eine Antwort mit "wikipedia-Wissen" nebst vermeintlicher Ironie reagierst, kann ich leider nicht umhin, dir mitzuteilen, dass das, was ich oben zitiere, das einzige ist, was ich da für erwähnenswert erachte.
nochmal - Himmel zum dritten mal nun (wo bin ich hier?) - NIEMAND hat mich gedrillt oder dressiert, und Petrouchka kann ich trotzdem spielen. ist das sooo schwer zu begreifen???

du übst gern? schön!! weiter so, so muss es sein - denn wenn du nicht gern übst, dann ... ... wirds mit dem spielen können heikel. ganz einfach.

schwierige Sachen einzuüben ist kein Drill - wer etwas anderes behauptet, erzählt Quatsch! denn: wer überhaupt dahin kommt, auf "virtuosem" Niveau sich nicht lächerlich zu machen, der hat schon so viel Musik UND Technik augfgesogen, dass Begriffe wie "drillen" völlig sinnlos geworden sind und an der Sache total vorbeigehen! - könnte man mal überdenken...

Gruß, Rolf
 
"jemand wie rolf" meinte Deine wohl außerordentlichen Fähigkeiten... So kann man sich missverstehen. Ohoh.....:confused: Es war eher anerkennend gemeint.
Das hast du nun in einen ganz anderen Hals bekommen, als wo ich es platzieren wollte, sorry.

Ich finde Drill nicht negativ, Drill bedeutet letztendlich konsequentes und insistierendes Üben. Was ist so schlimm an dem Wort?

Ich schwenke die weiße Flagge-Peace!:):)

LG
violapiano
 
mir geht es mit der Vokabel "Ehrgeiz" ähnlich wie mit dem "an-schlagen": ich mag beide nicht.

Hab ich doch gleich mal nachgeschaut, was wikipedia zu "Ehrgeiz" sagt :D

"Unter Ehrgeiz versteht man die Gier einer Person nach Ehre, oft verbunden mit dem Streben nach Macht und Ruhm. Wer ehrgeizig ist, ist eifrig bestrebt, andere zu übertreffen. "


Ok, ich ziehe hiermit das Wort zurück, das habe ich nicht gemeint.
Ich meinte, daß der Schüler den Drang hat, etwas gut spielen können zu wollen. So eine Art von Ehrgeiz. Besser sein zu wollen als andere ist doch Quatsch. Auch wenns sicher kein unangenehmes Gefühl ist, könnte ich mir vorstellen...
 
kannst Du Dir vorstellen, dass es auch Spaß machen kann, tage- und wochenlang jeweils 6-8 Stunden oder sogar mehr zu "üben" und zu proben? Das gilt gewiss nicht für jeden. Aber ist Dir die Vorstellung, dass jemand, dem wirklich an einer Sache liegt, so fremd, dass Du ein zeitliches und quasi "engagement-mäßiges" Ausmaß des übens/sich-gewöhnens gleich als "Drill" bezeichnen musst?

Hallo Rolf,

ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu philosophisch. Zunächst einmal: mir ging es in meinen Beiträgen nicht darum, langes Üben zu verteufeln, sondern um die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler.

Das Wort "Drill" hat etwas mit Zwang zu tun und hat für mich auch einen stark militärischen Beigeschmack. Mir fallen dabei immer Szenen aus dem Stanley-Kubrick-Film "Full Metal Jacket" ein, bei der die Soldaten durch Erniedrigung zum "Funktionieren" und zum Gehorsam gebracht werden. Im Klavierunterricht hat das natürlich andere Dimensionen, aber manche Lehrer arbeiten mit derselben Methode, ihre Schüler durch Angst zu motivieren und sie auch zu beschimpfen, wenn sie nicht "spuren". In diesem Sinne ist das so etwas ähnliches wie Drill.
(Aber ich wollte nicht sagen, dass das bei dir der Fall gewesen ist. Wie könnte ich darüber auch etwas aussagen?!)

Mit "Drill" meine ich, dass ein Klavierlehrer seinen Schüler zu technischen und intellektuellen Höchstleistungen antreibt und dabei die oben beschriebenen Methoden in irgendeiner Form anwendet. Durch so einen Psychoterror geht das Wesentliche der Musik verloren. Die intellektuelle Leistung (das Verstehen eines Stücks) und die technische Leistung (das motorische Umsetzen der Noten) werden nämlich nicht mehr als Mittel zum Zweck des Musikmachens gesehen, sondern mit dem Musikmachen gleichgesetzt.

Das Wesentliche der Musik ist mehr emotionaler Natur und hat deshalb etwas mit Beziehungen zu tun: mit der Beziehung des Schülers zum Lehrer, später mit der Beziehung des Pianisten zu seinem Publikum und insgesamt mit der Beziehung des Musikers zu sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, im Unterricht nicht nur die - selbstverständlich notwendigen - intellektuellen und technischen Leistungsziele zu verfolgen, sondern auch dem emotionalen Aspekt einen wichtigen Platz zu geben. Und das geht nur ohne Drill in dem oben beschriebenen Sinne.



Hallo Koelnklavier,

es sollte deutlich geworden sein, dass langes und ausgiebiges Üben und Spielen keineswegs Drill ist bzw. irgendwie negativ wäre. Meine obigen Ausführungen sind mehr prinzipiell gemeint, sie haben etwas mit der Einstellung des Lehrers zum Schüler und zur Musik zu tun. In der Praxis muss man das alles natürlich an die Umstände und die Schüler anpassen. Ein Kind braucht sich z.B. noch nicht mit dem emotionalen Gehalt einer Mozart-Sonate auseinanderzusetzen (wie könnte es das auch?), sondern kann seinem Alter entsprechend körperbetont und unbefangen an die Sache herangehen.

Das, was du hier beschreibst...
Es sollte darum gehen, das Potential, das Kinder besitzen (und zwar das ganze!), nach besten Kräften zu fördern. Es geht darum, Kindern Mut zu machen und ihre Leistungsbereitschaft zu wecken. Nicht das "was" sollte in Frage stehen, sondern ausschließlich das "wie": Wie behandle ich den jungen Menschen, wie gehe ich mit ihm um, damit er bereit und in der Lage ist, seine Chancen wahrzunehmen.
...kann man halt nur glaubhaft vertreten, wenn man erkennt, dass der Schüler und seine Ausdrucksform Musik zusammengehören und man deshalb mit Menschenfreundlichkeit an die Sache heran geht (wie du es ja tust). Wenn man die Musik nur als Leistungsschau sieht, die womöglich noch dazu da ist, den Selbstwert des Lehrers zu steigern, kann der Schuss nur nach hinten losgehen. Dann hat die Musik eine Funktion, die vom Schüler getrennt ist, - und ist dadurch streng genommen auch keine wirkliche Musik mehr.

Am Schluss noch ein kleiner Sicherheitshinweis (da Rolf sich angegriffen gefühlt hatte): Mit diesen Ausführungen möchte ich nur meinen Standpunkt deutlicher machen. Ich will damit niemandes Aussagen relativieren oder über irgendwen etwas aussagen. Es ist wirklich ein heikles Thema...

Grüße von
Fips
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ähnlich wie "Strenge" ist auch "Drill" erst einmal nichts Negatives. Beim Drill geht es darum, Bewegungs- und Reaktionsmuster so zu internalisieren, daß man nicht mehr über den Ablauf nachzudenken braucht. Kinder können stundenlang mit ihrem Skateboard Loopings trainieren oder am Gameboy auf den Highscore hinarbeiten. Offensichtlich wird das gesellschaftlich als "glückliche Kindheit" akzeptiert. Wenn das Kind mit der gleichen Begeisterung Terzenetüden übt, wird direkt nach dem Kinderschutzbund gerufen. Merkwürdige Welt! :confused:

1000%ige Zustimmung :) :) :)

game-boy... ... ... ja, der musste ganz dringend erfunden werden, auf den hat die liebe Welt mit Spannung gewartet... ... und unterm "Oh Tannenbaum" macht er sich ja auch gar zu putzig...

bestens amüsiert, Rolf
 
Das Wort "Drill" hat etwas mit Zwang zu tun und hat für mich auch einen stark militärischen Beigeschmack. Mir fallen dabei immer Szenen aus dem Stanley-Kubrick-Film "Full Metal Jacket" ein, bei der die Soldaten durch Erniedrigung zum "Funktionieren" und zum Gehorsam gebracht werden. Im Klavierunterricht hat das natürlich andere Dimensionen, aber manche Lehrer arbeiten mit derselben Methode, ihre Schüler durch Angst zu motivieren und sie auch zu beschimpfen, wenn sie nicht "spuren". In diesem Sinne ist das so etwas ähnliches wie Drill.
(Aber ich wollte nicht sagen, dass das bei dir der Fall gewesen ist. Wie könnte ich darüber auch etwas aussagen?!)

Mit "Drill" meine ich, dass ein Klavierlehrer seinen Schüler zu technischen und intellektuellen Höchstleistungen antreibt und dabei die oben beschriebenen Methoden in irgendeiner Form anwendet. Durch so einen Psychoterror geht das Wesentliche der Musik verloren. Die intellektuelle Leistung (das Verstehen eines Stücks) und die technische Leistung (das motorische Umsetzen der Noten) werden nämlich nicht mehr als Mittel zum Zweck des Musikmachens gesehen, sondern mit dem Musikmachen gleichgesetzt.

Das Wesentliche der Musik ist mehr emotionaler Natur und hat deshalb etwas mit Beziehungen zu tun: mit der Beziehung des Schülers zum Lehrer, später mit der Beziehung des Pianisten zu seinem Publikum und insgesamt mit der Beziehung des Musikers zu sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, im Unterricht nicht nur die - selbstverständlich notwendigen - intellektuellen und technischen Leistungsziele zu verfolgen, sondern auch dem emotionalen Aspekt einen wichtigen Platz zu geben. Und das geht nur ohne Drill in dem oben beschriebenen Sinne.

hallo,

zwei Anmerkungen:

erstens: kommen solche "Kasrenenhof-Lehrer" heute wirklich noch so oft vor, dass sie erwähnenswert (gar representativ) sind??? ich halte das heutzutage für übertrieben, sintemalen die "Klavierlehrer/innen" eher selten Beamte sind...

zweitens: die primär wichtigste "Beziehung" sollte die des Lernenden zur Musik sein (und hier kann guter Unterricht helfen)l, andere halte ich für eher sekundär (Erläuterung dazu: mag Schüler X Musik, weiss aber, dass Lehrer Y sehr gut und sehr fordernd bzw streng ist, dann kann er abwägen, ob er bei Y was lernen WILL - und dann ist sekundär, ob Y streng ist oder nicht: es geht primär um die Sache, nur sekundär um undeutliche Befindlichkeiten)

sorry, mir ist grad aus Jux danach, die Möglichkeiten der Sprache und Satzstellung für einen miesen Jux zu missbrauchen: mittels Beziehungen wird man eher selten schnelle Terzenetüden erlernen - mittels sinnvollen Übens steigen dagegen die Chancen :)

liebe Grüße, Rolf
 
mittels Beziehungen wird man eher selten schnelle Terzenetüden erlernen - mittels sinnvollen Übens steigen dagegen die Chancen
Wobei eine dreihändige Fassung der Terzenetüde sicherlich nicht ohne Reiz ist. Ich spiele dann die Unterstimme der Terzen D: :floet:

@fips7:
Langsam scheinen sich ja die Probleme als das darzustellen, was sie in in Wirklichkeit sind: semantische Probleme. Der eine redet über eine Arbeitstechnik, der andere über negative Konnotationen des Begriffs.

NB: Der Begriff "drill" ist z.B. im Englischen bei weitem nicht so negativ besetzt wie hierzulande, sondern wird in der dortigen Pädagogik wertfrei als das verstanden, wofür er ursprünglich steht: das Eintrainieren von Bewegungs-/Verhaltungsmustern durch Wiederholung.

Solange wir beide Ebenen munter miteinander vermengen, werden wir uns ohne Erkenntnisgewinn weiter im Kreise drehen.
 
Shame on you, auch du greifst zu Wikipedia-Wissen....;)

Das Wort ist schon merkwürig. Eigentlich müsste es Ehrgier heißen, findest Du nicht?:)

Im Zusammenhang mit Ehrgeiz fällt mir auch noch "Wettkampf" ein.:D

LG
violapiano


Hab ich doch gleich mal nachgeschaut, was wikipedia zu "Ehrgeiz" sagt :D

"Unter Ehrgeiz versteht man die Gier einer Person nach Ehre, oft verbunden mit dem Streben nach Macht und Ruhm. Wer ehrgeizig ist, ist eifrig bestrebt, andere zu übertreffen. "


Ok, ich ziehe hiermit das Wort zurück, das habe ich nicht gemeint.
Ich meinte, daß der Schüler den Drang hat, etwas gut spielen können zu wollen. So eine Art von Ehrgeiz. Besser sein zu wollen als andere ist doch Quatsch. Auch wenns sicher kein unangenehmes Gefühl ist, könnte ich mir vorstellen...
 

Zurück
Top Bottom