Kummer mit Elfenbeinbelag

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Eigentlich waren die makellosen Elfenbeintastenbeläge meines alten Flügels bisher mein ganzer Stolz; bis auf die Kuhlen, die sich im Vorderbereich der Tasten nach ein paar Jahrzehntchen Gebrauch gebildet haben, oder die Abnutzungen an den schwarzen Tasten, sehen die Tasten wunderschön aus. Leider nicht mehr alle Tasten...

Nach und nach lösen sich hier und da die Vorderteile der Elfenbeinplättchen oder werden zumindest hohl, was dieses ekelhafte Hohlgeräusch verursacht beim Drauftapsen, auf das ich besonders allergisch reagiere. Mein Klavierbauer vor Ort hatte bisher die losen Elfenbeinplättchen wieder angeleimt, im Rahmen einer Stimmung, in dem er am Anfang der Stimmung die Elfenbeinplättchenleimung mittels Schraubzwinge fixierte und nach erfolgter Stimmung dies dann wieder löste.
Leider sehen die Beläge danach nicht mehr so schön aus wie vorher: an der Stoßstelle zwischen vorderem und hinteren Belag hat sich eine Rille gebildet, die dunkel sichtbar ist, und der eine oder andere Belag hat fühlbare Kanten an dieser Stelle. Die originalen Beläge meines S&S-O sind dermaßen schön, dass man nichtmal erkennen kann, wo überhaupt die Stoßstelle zwischen Vorder- und Hinterbelag ist, es sieht auch von ganz nahe aus wie ein Stück, und makellos weiss.

Nun haben sich wieder 2 Plättchen selbständig gemacht und ein paar weitere sind hohl.
Ich habe mit meinem Klavierbauer vereinbart, dass er diesmal die fraglichen Tasten mit in seine Werkstatt nimmt, um dann in Ruhe und lange fixieren zu können und keinen schnellklebenden Leim nehmen muß. Er versprach, dass daraus eine langlebigere Haftung resultiere.

Nun kommt meine Frage an die Klavierbauer hier:
Nach den häßlichen Stoßstellen bzw. schwarzem Strich befragt, der an seinen bisher verklebten Vorderplättchen entstand, hat er angeboten, diese Tasten ebenfalls mitzunehmen. Er will in die hässlichen Rillen vorsichtig mit einem Cutter eine Hohlkehle machen, mit Kunststoff verfüllen und wieder abschleifen.
Ich frage mich nur, ob der Kunststoff nicht auch im Laufe der Zeit vergilbt und ob ich damit was gekonnt habe? Ich bin wild entschlossen, noch ein paar weitere Jahrzehnte auf dem Flügel zu spielen und will daher nachhaltige Restaurierung. Gibt es tatsächlich Kunststoff, der nicht nach 30 Jahren total vergilbt ist?

Bin gespannt, was die Klavierbauer hier dazu meinen.

PS: Ich stehe zu anderen Gebrauchsspuren an meinem Flügel - total zerkratzter Tastendeckel z.B., weil ich oft mit den Fingern bis ganz nach vorne rutsche usw.
Aber die makellose Elfenbeintastatur war bisher mein ganzer Stolz, und ich merke, wie sie nach und nach immer schlechter wird aufgrund der Reparaturen...:(:(:(
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Elfenbein ist eine absolute Herausforderung. Der Einsatz von Kunststoff wird ja schon lange diskutiert, gerade auch in Verbindung mit ausgebrochenen Tasten. Es ist ja extrem schwierig, diese zu reparieren.

Vor ein paar Jahren habe ich speziell dafür "AcryliKey" aus England besorgt. Das Zeug hat ganz gut funktioniert, allerdings gehört schon ein gutes Augenmaß dazu, den Farbton richtig anzumischen. Ob das Auskratzen der Rillen aber die richtige Wahl ist, vermag ich nicht zu beurteilen, habe aber kein wirklich gutes Gefühl dabei. Klingt irgendwie nach absoluter Flickerei.

Die Qual mit den Rillen kenne auch, habe gerade erst die Klaviatur meines Steinway ausgebessert. Trotz viel Mühe und Zietaufwand sind minimalste Rillen geblieben. Sie sehen aus wie ein ganz feiner Bleistiftstrich, sind aber nicht fühlbar. Ich glaube man muss schon jeden Tag Elfenbein auflegen, um den Dreh der exakten Verleimung draufzuhaben.

Aber so wie du schreibst scheinen die Beläge ja so langsam ihrem Ende entgegen zu gehen. Elfenbein nutzt sich nunmal ab. Du hast ja auch noch die Möglichkeit, die Klaviatur neu belegen zu lassen, evtl. sogar mit Solidplates. Das kostet zwar ein paar Euro, aber es wird angeboten. Kluge legt noch regelmäßig EB auf und dann kenne ich noch einen Spezi in Bayern, der das richtig draufhat. Beläge verkauft u.a. die Firma Bücking.

VG
 
Vielen Dank für die Rückmeldung!

Ja, leider nutzt sich Elfenbein ab und 3-4 Vorderkanten der Vorderbeläge an meinem Flügel fangen schon an, etwas auszufransen, weil sie einfach schon so dünn geworden sind an der Stelle.

Eben war mein Klavierbauer da und hat sich die Sache angesehen. Er hat vorgeschlagen, die vorhandenen Rillen zu lassen, kein Auskratzen und Ausgießen mit Kunststoff, lediglich Glätten mit einer Ziehklinge an den Stoßstellen. Unter die Vorderkanten der sich auszufransenden Vorderbeläge will er eine kleine Unterfütterung machen, damit sie nicht weiter ausfransen. Da die Mechanik wegen anderer Dinge noch reguliert werden soll, nimmt er demnächst die ganze Mechanik mit und kann dann in seiner Werkstatt alle Elfenbeinbeläge in Ruhe nach "hohlen Kandidaten" abklopfen, entsprechend injizieren, um nicht das ganze Plättchen abnehmen zu müssen, oder komplett anleimen.
Er meinte auch, dass es Hersteller gab oder sogar noch gibt, die Elfenbeinbeläge in einem Stück anbieten, also nicht Vorder- und Hinterplatten (ist dem wirklich so? Sehr teuer??)!!?? Und das ich mich mit sowas früher oder später anfreunden müßte, so vielleicht in ca. 10 Jährchen weiterer Benutzung. :(
 
ca so um die 3000€ kostet wohl eine Neubelegung mit Elfenbein - nur beim S&S Flügel halte ich persönlich es für eine lohnende Investition.

Viele Grüße

Styx
 

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