Kriterien für Klavierlehrerwahl?

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Castati

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Hallo Leute,

ich stehe jetzt bald vor der Wahl zwischen zwei Klavierlehrern. Beide sind gut ausgebildet (beide studiert, einer Klavierpädagoge) und haben lange Erfahrung mit der Lehre. Der eine arbeitet im Rahmen einer Art Musikschule (Verein), der andere mit privaten Hausbesuchen.

Bei beiden werde ich eine Probestunde nehmen. Gibt es neben dem Preis und der Sympathie noch Kriterien auf die ihr bei der Wahl achten würdet oder ist das schon für euch das Ausschlag gebende?

Danke!

Castati.
 
Hmm. Was sehr wichtig zwischen Schüler und Lehrer ist, ist ein gutes Verhältnis. Das trägt am meisten zum Erfolg bei. Also wähl den sympathischeren ;)

Ansonsten kommt es darauf an, wie weit du bist. Wenn du noch nie vorher Klavierunterricht hattest, ist es für den Anfang egal bei wem du Unterricht hast. Nach einigen Jahren kannst du dann wechseln, wenn dir dieser Lehrer nicht mehr weiterbringt.
 
Danke für eure Antworten!

thepianist73,
der Klavierpädagoge ist der freiberufliche Lehrer, bei der Musikschule wüsste ich noch nicht genau, welchen ich bekomme, sie haben aber fast alle Musikpädagogik studiert (und alle ein musikalisches Studium), eine war sogar Pianistin in einer Staatsoper. Viel Wissen und Erfahrung haben sie anscheinend alle, also werde ich wohl nach ubiks Rat nach Sympathie gehen, falls der Preis nicht weit von einander abweicht. Die Musikschule ist sehr günstig mit nur ca. 26€/60 Minuten.

Irgendwie fühle ich mich egoistisch bei zwei Lehrern eine Probestunde zu nehmen, obwohl ich nur einen brauchen werde, aber das ist wohl eher der Normalfall?
 
Irgendwie fühle ich mich egoistisch bei zwei Lehrern eine Probestunde zu nehmen, obwohl ich nur einen brauchen werde, aber das ist wohl eher der Normalfall?

Zwei zur Auswahl ist schon ok, wir hatten mal jemanden, der sieben Probestunden innerhalb kurzer Zeit vereinbart hatte und frage, wie er denn am besten davon profitieren könne. Ich glaube, er traut sich nicht mehr, hier zu posten :D
 
Wegen der Probestunden brauchst Du kein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist Dein gutes Recht zu wissen, worauf Du Dich "den Rest Deines Lebens" einläßt. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung (als Lehrer), daß es wenig erbaulich ist, Unterricht ohne Honorar zu erteilen (manch ein Schüler soll es schon mit kostenlosen Probestunden zur Hochschulreife geschafft haben ;)). Also kannst du Dir ja überlegen, die Probestunde angemessen zu honorieren.
 
Wegen der Probestunden brauchst Du kein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist Dein gutes Recht zu wissen, worauf Du Dich "den Rest Deines Lebens" einläßt. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung (als Lehrer), daß es wenig erbaulich ist, Unterricht ohne Honorar zu erteilen (manch ein Schüler soll es schon mit kostenlosen Probestunden zur Hochschulreife geschafft haben ;)). Also kannst du Dir ja überlegen, die Probestunde angemessen zu honorieren.

Ich denke mal, ein angemessenes Honorar ist ein treuer Schüler. Und genau, wie ein Schüler überlegt, ob er mit einem Lehrer eine Probestunde vereinbart, sollte der Lehrer das auch tun, wenn er diese kostenlos anbieten will. Oder man benennt es gleich um in "Gespräch zum Kennenlernen" - möglicherweise mit Vorspiel des Schülers, wenn er schon spielen kann. Mehr passiert doch in einer Probestunde eh nicht.
 
@Guendola: Man unterscheidet doch zwischen Vorstellungsgespräch und einer oder mehreren Probestunden, die quasi regulären Unterricht, zu Testzwecken kostenlos, darstellen, oder?
 
Mit eurem "Ok" habe ich jetzt auch beim zweiten Lehrer eine Probestunde vereinbart. :)
Der ist zwar teurer (gleicher Preis für 45min statt für 60min), aber das wäre auch in Ordnung, falls ich mich bei ihm wohler fühle. Bin dann mal gespannt auf die Probestunde.

Danke!
 
Hallo,

wenn ein Kollege Probestunden anbietet, solltest du das Angebot annehmen. Ich mache das auch, und mir ist klar, dass es möglicherweise bei der Probestunde bleibt. Aber das ist es Gebot der Seriösität, der Kunde soll wissen, was er kauft.
Wegen der Dauer: mit den kleinen Stücken, die am Anfang angesagt sind, ist es schwer 45min vollzukriegen, geschweige denn 60. Das dürfte nicht das Problem sein. Nach 45min nimmt auch die Konzentration deutlich ab, da holst du nicht unbedingt "mehr" raus.

Grüße
Axel
 

Hallo Castati,

grundsätzlich ist das Wichtigste, dass Du Dich auf Anhieb bei dem Lehrer wohlfühlst. Ein abgeschlossenes Musikstudium ist keine Garantie, dass der Lehrer gut unterrichtet, denn dazu gehört neben der Ausbildung auch Talent für und die Liebe zum Unterrichten und das merkt man zwar mitunter in der ersten Stunde, mitunter aber auch erst später.

Hinweise, dass der Lehrer/die Lehrerin "gut" ist:

- er/sie ist geduldig und freundlich, aber dennoch auch zielorientiert
- er/sie hat sichtlich Freude am Unterrichten und zeigt stets Interesse
(Kaffeetrinken, Telefonieren etc während des Unterrichts -
ein absolutes NOGO)
- er/sie läßt Dich an der Unterrichtsgestaltung teilhaben, berücksichtigt also
Deine Sitution, Deine Wünsche und Ziele
- er/sie unterrichtet nicht still und heimlich im Kämmerlein sondern "stellt" sich
regelmäßig mit seinen/ihren Schüler/innen, organisiert Konzerte, besonders
talentierte Schüler/innen treten auch mal bei Wettbewerben auf
- er/sie schaut nicht immer nur auf das Geld sondern ist auch mal bereit,
etwas mehr Einsatz zu zeigen
- er/sie legt Wert auf eine gute und sinnvolle Technik (lockere Arme und
Hände, aktive und deutliche Finger)
- er/sie kann die Stücke stets auch selbst vorspielen, leichte vom Blatt,
schwere Stücke übt er/sie "mit" oder kann sie bereits
- er/sie nimmt auch an Deinem Leben teil und nimmt seine/ihre Verantwortung
als Bezugsperson wahr
- ein besonders sensibler Umgang mit erwachsenen Schüler/innen

Was die Probestunde angeht.

Für mich ist es absolut selbstverständlich, eine kostenlose Probestunde anzubieten. Das ist üblich und auch total in Ordnung, damit zeigt der Lehrer/die Lehrerin Interesse an dem Schüler/der Schülerin - theoretisch ist es auch für den Lehrer/in eine Probe und er/sie könnte den Schüler/in auch ablehnen.

Für den weiteren Verlauf des Unterrichts ist es wichtig, dass Du kritisch bleibst. Ich habe keinen Zweifel, dass Du erkennen wirst,
wenn der Lehrer nicht "gut genug" ist.

Viel Spass beim Klavierlernen und berichte doch mal.

LG

K-S
 
(Kaffeetrinken, Telefonieren etc während des Unterrichts -
ein absolutes NOGO)
Damit meinte ich, die ganze Zeit laut Kaffee schlürfen,
natürlich muß der Lehrer zwischendurch auch etwas trinken,
aber dezent und leise und möglichst nichts "stinkendes",
also zB Wasser.

Und telefonieren, wenn, nur ganz wichtige Telefonate zB Terminabsagen
kurz und bündig.

:)
 
Für mich ist es absolut selbstverständlich, eine kostenlose Probestunde anzubieten.
Ist beim Arzt oder Rechtsanwalt die erste Konsultation kostenlos? Repariert mir der Installateur den ersten Wasserrohrbruch für lau? Das erste Brötchen gibt mir der Bäcker einfach so in die Hand?

Ich verstehe, daß Klavierlehrer in der heutigen Zeit um jeden Schüler froh sind. Und ich weiß auch, daß die kostenlosen Probestunden üblich sind. Aber ist dies nicht ein falsches Signal: "Meine Zeit ist nichts wert!" Gilt nicht auch für eine "Probestunde" mit ausführlicher Anamnese, Diagnose und Therapievorschlägen, daß gute Arbeit gutes Geld wert sein sollte?

Diese Haltung erinnert mich an die Provider- und Mobilfunkbranche: Die potentiellen Neukunden werden mit Gimmicks geködert, die treuen Altkunden gehen leer aus ...
 
Ist beim Arzt oder Rechtsanwalt die erste Konsultation kostenlos?

Na ja, ich habe aber kürzlich schon einen Arzt gehabt, der mich einmal kostenlos behandelte... Okay, war jetzt nicht die erste Konsultation.

Ich persönlich hätte aber auch nichts dagegen, wenn Probestunden bezahlt werden müssten. Wobei das Honorar aber schon niedriger sein sollte, als der gewöhnliche Stundensatz, weil diese Unterrichtsstunde ja eher dem Kennenlernen dient und am Instrument meistens noch nicht so besonders viel gemacht wird.

Diese Haltung erinnert mich an die Provider- und Mobilfunkbranche: Die potentiellen Neukunden werden mit Gimmicks geködert, die treuen Altkunden gehen leer aus ...

Also, bei meiner erste Musikschule gab es für begabtere (oder besser übende) Schüler auch Ensembleunterricht kostenlos. Wenn man also länger dabei war, hatte man schon ein paar Vorteile.

Und bei der zweiten hätte man pro Halbjahr 135 Minuten kostenlosen Unterricht erhalten können (egal ob Einzel oder Ensemble). Dafür musste man aber halt auch schon etwas länger dort sein.
 
Ist beim Arzt oder Rechtsanwalt die erste Konsultation kostenlos? Repariert mir der Installateur den ersten Wasserrohrbruch für lau? Das erste Brötchen gibt mir der Bäcker einfach so in die Hand?

Meine Gesundheit, Konflikte mit dem Staat, Rohrbruch und Nahrungsaufnahme sind aber nicht freiwillig gewählte Hobbys. Gut, auch beim Arzt oder beim Rechtsanwalt bindet man sich meistens an eine Person, aber man konsultiert ihn ja nur bei Problemen und kann ja problemlos wechseln. Bei einem Lehrer, der nach bestimmten Methoden unterrichtet und seinen Schüler schon irgendwie formt, fällt das Wechseln wohl schwerer.

Außerdem möchte ein Klavierlehrer einen Schüler ja langfristig binden. Ich habe zwar nichts dagegen, wenn auch Probestunden mit einem (zumindest geringeren) Honorar entlohnt werden müssen, aber so direkt kann man das nicht vergleichen. Wenn der Lehrer wirklich der richtige für den Schüler ist, wird er schon noch genug an ihm verdienen, denke ich. Und wenn es eben nicht funkt (auch wenn der Lehrer kompetenter als manche Kollegen ist, es aber menschlich irgendwie nicht klappt), dann sieht er den Schüler wohl eh nicht mehr wieder.
 
aber man konsultiert ihn ja nur bei Problemen und kann ja problemlos wechseln.

Das kommt, wie beim Klavierunterricht auch, aber ganz auf Angebot und Nachfrage an.
Wenn es in einer Stadt nur einen einzigen Chirurgen gibt, dann kann man eben nicht problemlos wechseln. (In größeren Städten, wo es mehr gäbe, hat man das Problem, dass die Ärzte niemanden mehr annehmen :rolleyes:)

Beim Klavierunterricht stellt sich das gleiche Problem.
In der Stadt, in der ich meinen allerersten Klavierunterricht bekommen habe, gab es absolut keine privaten Klavierlehrer. Man musste sich an der Musikschule anmelden und notfalls lange Wartelisten in Kauf nehmen. Den Lehrer auszusuchen oder gar eine Probestunde zu bekommen, war eher ausgeschlossen.
Dafür waren aber auch die Unterrichtsgebühren niedriger als normal üblich (etwa 350€ im Jahr für eine halbe Stunde wöchentlich) und ich finde die Klavierlehrer eigentlich alle ziemlich nett, die dort unterrichten.

In dem Fall muss man eben abwägen, ob einem Unterricht wichtig ist und man notfalls auch einen Lehrer nähme, mit dem man sich absolut nicht versteht oder ob man noch ein paar Jährchen alleine übt...

Und noch mal zur Ausgangsfrage:

Wenn du schon die Wahl hast, dann achte besonders (wie klavier-stunde ja auch schon schrieb) darauf, dass der Lehrer wert auf eine gute Technik legt. Einfach irgendwelche Noten abspielen kann man ja schließlich auch ohne Lehrer. Außerdem sollte auch ein bisschen Wert auf Theorie gelegt werden.
 
Wenn du schon die Wahl hast, dann achte besonders (wie klavier-stunde ja auch schon schrieb) darauf, dass der Lehrer wert auf eine gute Technik legt. Einfach irgendwelche Noten abspielen kann man ja schließlich auch ohne Lehrer. Außerdem sollte auch ein bisschen Wert auf Theorie gelegt werden.

Wo dieser Punkt gerade fällt, möchte ich noch ergänzen: Der Lehrer sollte Wert auf musikalisches Spiel legen! Ein Lehrer sollte das musikalische Empfinden fördern, das den Schüler eines Tages dazu befähigt, unbekannte Musikstücke selbstständig zu erarbeiten und zu interpretieren, die Musik in einem Stück zu erkennen und umzusetzen.

Letztens habe ich (war das hier?) wieder gelesen, dass ein Lehrer bei seinem Schüler nur darauf geachtet hat, ob die gespielten Noten stimmen, aber sich nie Gedanken darüber gemacht zu haben scheint, wie diese Noten zu spielen sind. Da passt der Satz doch viel eher: Irgendwelche Noten abspielen kann man ja schließlich auch ohne Lehrer. Aber ein Lehrer kann einem zeigen, wie viel Musik man diesen Noten entlocken kann.

PS: Das soll kein Gegensatz zu deinem Post darstellen, Eva, nur eine Ergänzung. Technik und Musik machen eine gelungene Interpretation aus. Achso, und Herz und Vernunft natürlich, lieber Horowitz. :)
 
Super, Danke nochmal für die Antworten und besonders an klavier-stunde!
 
Achso: Nach der Probestunde entscheide ich mich ja nur für einen von Beiden. Was ist, wenn ich vielleicht doch irgendwann wechseln will, weil der erste Eindruck getäuscht hat? Wäret ihr als Klavierlehrer dann "beleidigt", wenn der Schüler doch zu euch kommt?
 

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