kleine kratzer ausbessern

  • Ersteller des Themas kreisleriana
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Sags doch beim nächsten Stimmtermin rechtzeitig Deinem Klavierbauer damit er das Polierzeugs dabei hat und das gleich machen kann.
 
Wenn der Kratzer zu tief ist, muss man mit Polyester auffüllen. Wenn es nur ein flacher Kratzer ist, muss man nicht auffüllen, aber man muss bis auf den Grund des Kratzers Material aus der Umgebung abtragen, sei es mit sehr grobem "Polier"mittel oder halt mit Schleifpapier. Schleifpapier geht besser und schneller. Genau dafür sind diese kleinen selbstklebenden Schleifscheiben für den kleinen Schleifklotz/Stempel super. Und da man Material abträgt, hat man natürlich eine Delle drin, geht physikalisch gar nicht anders. Der Trick besteht nun darin, diese Delle auf eine möglichst große Fläche zu verteilen, so dass es nicht mehr auffällt. Dazu schleift man erst grob an der Delle, dann feiner und geht dabei etwas über den Rand der vorherigen Schleifspuren hinaus. Dann noch feiner, wobei man wieder den Radius vergrößert und so weiter. Anschließend mit Machine polieren und fertig. Übrigens braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass man zu viel wegschleift, dazu ist die Polyesterschicht zu dick. Könnte höchstens an Kanten zum Problem werden. Was höchstens sein kann ist, dass man an eine schlecht verarbeitete Polyesterbeschichtung gelangt, bei der nicht genug auf das Paraffin geachtet wurde. Das enthaltene Paraffin setzt sich beim Lackieren oben ab. Was nicht passieren darf, ist, dass das da oben trocknet bevor die nächste Polyesterschicht gespritzt wird, denn dann hat man das Problem, dass man beim Schleifen des Polyesters irgendwann auf so einen Grauschleier stößt, halt die Paraffinschicht. Dann kann man noch so viel schleifen und polieren, das wird dann nichts mehr. Deswegen wird bei der Produktion auch penibel auf die Trocknungszeiten in Abhängigkeit von der Lackstärke geachtet!

Nur wenn der Kratzer so flach ist, dass man ihn kaum mit dem Fingernagel spürt, kann man es direkt mit Poliermittel versuchen.

Wem das alles zu viel und zu aufwändig ist, kann ja einfach mit dem Stift retuschieren. Da gibt es doch diese lästige TV-Shop Werbung von dem K-Tel MIracle X Lackstift. Hat das schon mal jemand probiert? Verstehe gar nicht, wie das gehen soll: farbloser Stift, der für alle Farben funtionieren soll? Arbeitet der mit Auffüllen oder mit optischer Täuschung? Oder einfach mit Verbrauchertäuschung? Vermutlich letzteres.
 
Hallo zusammen,

das Ausbessern funktioniert nicht so einfach! Die sichtbare weiße Spur auf dem Foto zeigt deutlich einen tiefen Kratzer, da ist es mit Polieren nicht getan. Habe solche Kratzer mal auf einem Flügeldeckel beseitigt, dort sieht man es noch viel deutlicher.

Ich bin wie folgt vorgegangen:
- Kratzer mit Hochglanz Autolack aufgefüllt, dabei muss man den Lack aus der Sprühdoese nehmen, weil er am flüssigsten ist (aber nicht sprühen, sondern mit einem feinen Pinsel arbeiten!). Das muss man mehere Male machen und den Lack gut trocknen lassen, er fällt immer etwas ein, sodass der Kratzer nicht sofort gefüllt ist.

- Anschließend mit Schmirgel von 1000 bis 4000 angeschliffen. Dabei wird's trickie, die Stelle wird mattgrau, man sieht also nicht mehr wie beim hochglanz schwarz, ob die Stelle plan ist. Zudem darf man nicht mit dem Finger arbeiten sondern benötigt eine glatte Auflage und man muss großflägig schleifen. Sonst schleift man sich Vertiefungen (Teller) in den Lack (das sieht man nachher genauso deutlich wie den Kratzer vorher).

- Zum Schluß polieren, polieren und polieren. Natürlich mit einer regelbaren Poliermaschine. Dabei darf das Poliermittel kein Silikon enthalten, das geht ans Polyester und es bleibt ein bläulicher Schein. Ich habe damals Kfz-Poliermittel benutzt, als Privatmann bekommt aber auch das passende Mittel für Klaviere von Bauerrichter in Oeynhausen.

- Ach ja, der Deckel muss natürlich dazu raus und auf eine Werkbank. Die Poliermaschine schmeißt das Mittel übrigens gerne um sich, also keine Arbeit fürs Wohnzimmer!

- Nach dem Abpolieren sah der Flügel wie neu aus (Foto anbei).

Es könnte daher einfacher sein, einfach nur Hochglanzlack mit einem feinen Pinsel in den Kratzer zu bringen. Wenn man das Weiß nicht mehr sieht achtet man eigentlich auch nicht mehr auf den Kratzer.

Viel Erfolg.

Zwei Hinweise möchte ich noch ergänzen:

1. Geschliffen habe ich im Naßschleifverfahren (ob unbedingt notwendig mag ich nicht bewerten)

2. Wenn du den Deckel ausgebaut hast achte auf die Unterlage, sie darf nicht kratzen. Sonst hast du mühsam die Oberfläche aufgearbeitet und nachher ist die andere Seite genauso zerkratzt.
 

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hat funktioniert,danke für die Anregungen,

mein Klavierfachmann hat mir 2 Schleifpasten und eine Politur mitgebracht, und während er intonierte und stimmte hab ich unter seiner Kontrolle den Kratzer rauspoliert,bis auf einen kaum mehr sichtbaren Strich war nach einer Stunde rubbeln alles weg.
 

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