@dilettant
Im Grunde fühle ich ähnlich.
Die Vorfälle ändern nichts daran, dass der allergrößte Teil der Flüchtlinge (gerade die Syrer) sehr liebe Menschen sind. Und trotzdem hinterlässt das Ganze auch bei mir einen sehr üblen Beigeschmack, gerade weil ich mich in diesem Bereich auch engagiere und das gerne tue.
Ich bin absolut nicht der Meinung, dass wir jeden aufnehmen sollten, der in seinem Land keine Perspektive auf ein Leben in Wohlstand hat. Denn wenn das unser Bestreben wäre, dann gäbe es nicht nur Millionen, die zu uns kommen würden, sondern vielleicht sogar Milliarden! Das kann niemand wollen.
Es kursierte einmal vor etwa einem Jahr in Ägypten das Gerücht, dass Deutschland die Visumspflicht für Ägypten abschaffen möchte. Eine abstruse Annahme, aber man glaubt ja gerne, was man sich erhofft. Wir hätten sicher innerhalb eines Jahres 10 Millionen Ägypter hier.
Man muss vor Ort helfen, um die Situation in den jeweiligen Ländern zu verbessern. Aber nur mit Geld ist auch das nicht zu machen. Denn wie oft versickern Gelder, landen am Ende in den Taschen einiger weniger. Am Ende ist man doch mehr oder weniger hilflos, auch angesichts der enorm wachsenden Bevölkerung. Die Probleme werden also nicht kleiner, sondern größer!
Das ist auch ein Punkt, der mich sehr beschäftigt.
Auch im Hinblick auf die Vergewaltigung in Weil am Rhein.
Stellt euch einfach einmal folgendes vor: wenn ein Klempner in Kairo, Tunis oder Damaskus zu einer Frau nach Hause kommt, deren Mann gerade bei der Arbeit ist, dann wird diese Frau selbstverständlich die Tür ihrer Wohnung sperrangelweit offen lassen oder am besten sogar eine Nachbarin zu sich holen. Dies tut sie, weil es sich nicht schickt, mit fremden Männern allein zu sein und weil die Nachbarn annehmen könnten, die Frau betrüge ihren Mann. Und natürlich auch, weil der Klempner selbst diese Konventionen kennt und beim Schließen der Tür etwas Falsches vermuten könnte.
Und nun kommt ein arabischer Mann hierher, der von klein auf miterlebt hat, dass Frauen mit fremden Männern nicht allein sein sollen, weil sie sonst als Nutten abgestempelt werden.
Auch wir selbst sind ja von dem geprägt, was wir von klein auf sehen. Was uns von Eltern und der Gesellschaft vermittelt wird.
Die zwei Mädels hatten im Grunde schon verloren, als sie zu fremden Männern in die Wohnung gegangen sind. Denn ab diesem Zeitpunkt waren sie in den Augen der Männer und Jungen nichts anderes als Schlampen. Als sie dann keinen Sex wollten, fühlte man sich betrogen und nahm sich mit Gewalt, was einem, der eigenen Meinung nach, zustand. So die Denkweise der Vergewaltiger (völlig wertungslos!!!).
Ich hoffe sehr, dass zumindest in diesem Fall eine schnelle Abschiebung möglich wäre. Aber auch hier ist die Frage: wohin abschieben? Kann man überhaupt Menschen zurück in ein Bürgerkriegsland abschieben? Dazu noch Minderjährige.
Vielleicht kann Pianojayjay etwas dazu schreiben.
Wir können nicht ändern, wie Menschen aufwachsen und wie sie geprägt werden, aber wir müssen jedem, der hierher kommt schnell klarmachen, dass das Frauenbild in Europa nunmal ein anderes ist. Dazu wäre es notwendig, verpflichtende Kurse für alle anzubieten, die weit über das hinausgehen, was im Rahmen der Integrations- bzw. Orientierungskurse momentan vermittelt wird.
Es müsste vor allem in den jeweiligen Muttersprachen stattfinden, denn nur so erreicht man Menschen wirklich. Viele Araber aus dem Nahen Osten sprechen keine Fremdprache, können also noch nicht einmal lateinische Buchstaben lesen und schreiben. Wer von euch hat schon einmal versucht, die arabische, chinesische oder japanische Schrift zu lernen? Die meisten Menschen tun sich damit schwer.
Maghrebiner haben da doch einen großen Vorteil, wenn ich es recht überlege, denn die meisten können recht gut Französisch, viele auch Englisch.
Man müsste also Kurse anbieten, in welchen Landsleute, die schon länger hier sind, ohne Umschweife auf die zentralen Punkte zu sprechen kommen. Ausführlich und mit ganz konkreten Beispielen. Das Durchgehen des Grundgesetzes mit einer deutschen Lehrkraft ist meiner Meinung nach völlig sinnlos! Die meisten werden fast nichts davon verstehen, weil ihr Deutsch zu rudimentär ist.
Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass es solche Kurse jemals geben wird.
Und es werden eben weiter Menschen zu uns kommen, für die unsere Auffassung von Freiheit erst einmal völlig unvereinbar mit dem ist, was sie von klein auf erlebt und vermittelt bekommen haben.
Natürlich wird es auch weiter Vorfälle wie die an Silvester geben. Vielleicht wird die Polizei in Zukunft besser aufgestellt sein, härter durchgreifen. Vielleicht wird auch schneller abgeschoben (bei ähnlichen Vorfällen wie denen in Köln glaube ich allerdings nicht daran!). Vielleicht wird es sich herumsprechen, dass man den eigenen Status als Asylbewerber durch solche Taten gefährden kann. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
Es sind eine Menge vielleichts.
Ziemlich sicher ist hingegen, dass sich die Taten Einzelner auf alle Flüchtlinge und den Umgang mit ihnen auswirken wird