Klavierunterricht früher

Wow, das trifft den Nagel auf den Kopf! Auf den Gedanken und den Zusammenhang bin ich noch garnicht gekommen. Wobei Langeweile als solches einen total schlechten Ruf genießt heutzutage. Hat ja fast schon Krankheitswert 8)
Ich würde das nicht "langweilen" nennen, sondern eher "Zeit haben, die Dinge kommen zu lassen" oder "Zeit haben zum freien Spielen" oder so ähnlich. Langeweile ist das Gefühl von innerer Leere, also ein Zustand bei dem von innen keine kreativen Impulse kommen (aus welchem Grund auch immer). Diesen Mangel an Kreativität nimmt man erst wahr, wenn die äußeren Reize nachlassen, es also "grade nichts zu tun" gibt. Das kann man dann ändern, indem man aktiv wird.

Aber das, was Wiedereinsteigerin meint, ist wohl eher ein freier Raum, um spielen und sich entfalten zu können. Also Raum, Ideen zu entwickeln, diese auch anzuwenden und sich auszuprobieren. So wie wir das früher gemacht haben, wenn wir den ganzen Tag in den Wald gezogen sind, um zu spielen. Das gibt's heutzutage immer weniger, weil schon das Leben von Kleinkindern völlig zugeplant wird.
So sehe ich das.

Grüße von
Fips
 
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Das ist ja ein Super-Thema, was Atra hier gebracht hat.

Ganz allgemein gehen die handwerklichen Fähigkeiten seit einigen Jahrzehnten abwärts. Wer kann heute noch lesen, was der Nachbar mit der Hand schnell aufgeschrieben hat? Nehme ich ein handgeschriebenes Schriftstück vor 1950 her, dann steht da alles in fein säuberlicher, leserlicher Schrift geschrieben. Es sieht wie gedruckt aus! Das hat was mit Ordnung zu tun. ORDNUNG wurde gross geschrieben. ZUCHT wurde gross geschrieben.

Gehe ich den Weg den die Gesellschaft danach eingeschlagen hat analog weiter, frage ich: Wo bleibt die früher viel gepriesense Zucht und Ordnung überhaupt? Besinnungslosigkeit statt Besinnung ist angesagt. Schnellst möglich den größten Effekt erreichen ist vielfach das heutige Ziel, egal wieviel Unordnung das Tun hat, bzw. welche negative Auswirkungen dabei hinterlassen werden.

Es ist nicht blos deswegen, weil wir mehr Möglichkeiten haben uns die Freizeit zu vertreiben, dass die handwerklichen Fähigkeiten verloren gehen/gingen. Es ist die Betrachtung der Sinnlosigkeit, welche irgendein Tun hat, wenn das Gleiche in schnellerer Zeit erledigt werden kann. Und so kommen wir zum Verlust handwerklicher Fähigkeiten. Welcher Tischler kann heute noch ein Hobel bedienen, der keinen Schalter hat? Welche Hausfrau kann sich noch ein paar Socken stricken? Wieviel Arbeit gibt es, auf ein anständiges, kultiviertes Niveau beim musizieren zu kommen? Hier sehe ich die Parallelen!

Es ging in der Disziplin Handwerk schon so viel verloren in den letzten hundert Jahren, dass wir uns das kaum noch vorstellen können. Ein Hauptpfeiler war übrigens nicht das Maschinenzeitalter und der Gebrauch von Maschinen, welche dieser katastrophalen Entwicklung nun sozusagen zum Höhenflug verholfen, Zucht und Ordnung schwerstens rampuniert hat, sondern die unheilvolle Idee der antiautoritären Erziehung. Es gibt keine Autoritäten bzw. Leute welchen einen Einfluss auf den Werdegang eines jungen Menschen nehmen. Folglich kann man tun und lassen was man will - ist ja eh alles egal was man tut - und hinter mir die Sintflut.

Als heutiger Musik- oder Klavierlehrer, um wieder auf das Thema zurück zu kommen, ist man am unteren Ende einer Skala, gemessen an rationeller, nicht objektiver Wichtigkeit. Es bedarf aber schon außerordentlicher Menschen, um das oben gezeichnete Blatt umzukehren. Dies kann bestimmt NUR geschehen durch die Lehrer der schönen Künste. Erst sie öffnen einen anderen gesellschaftlichen Weg, der wieder zu mehr Lebensfreude und Können führt. Seien es Musiklehrer, Kursleiter von Strickkursen oder jenen von Filzpantoffeln. All diese unsinnigen Tätigkeiten führen den Menschen hinaus von Sinnlosigkeit, an dessen abzeichenbaren Ende jeder ein Teil der Maschine geworden ist. Ob das Freude machen würde?:rolleyes:

LG
Klaviermacher
 
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Hallo Michael; wenngleich mir antiautoritäre Erziehung auch nicht so das Optimum scheint - sie ist gewiss nicht für diesen Niedergang verantwortlich. Sonst wäre es wohl kaum möglich, dass ich auch in der Generation vorher so gut wie keine verantwortungsvollen Menschen mit Stolz und Ehrgefühl entdecke, egal ob wir über Manager oder Handwerker oder Ungelernte reden. Es scheint, als ob diese Tugenden (oft gepaart mit hoher Loyalität) mit den 60-70 jährigen so langsam entschwindet.

Handwerker: Wie oft habe ich die verschiedensten (gut bezahlten und mit großzügigem Trinkgeld bedachten) Murkser gefragt, ob sie das für sich selbst auch so murksig machen würden. Und jedesmal haben sie mich mit großen Augen angeschaut und ganz doof-ehrlich "Nöh" geantwortet. Die haben mich WIRKLICH NICHT VERSTANDEN!!!!

In einem mittlerweile doch reichen Leben habe ich eines gelernt: Der Fisch stinkt vom Kopf! Das ist leider die traurige Wahrheit. Amerika hat es besser. Zumindest glaubt man (noch), zu jemanden aufschauen zu können.

Übrigens herrscht dort - von den meisten Deutschen unbeachtet ("Das ganze lockere Lotterleben kommt doch aus den USA") tatsächlich noch "Zucht & Ordnung". Unsere Jugendlichen würden ausrasten, wenn sie sich dem stellen müssten! Nicht das ich das gutheiße - auch hier ist die Wahrheit wohl wieder in der Mitte. Selbst Kindern aus "gutem Haus" bleibt es nicht erspart, in den Ferien im Supermarkt zu "malochen". Weil dies zur Bildung - im weiteren Sinne - beiträgt.

Unser Problem ist, dass die Medien die lautesten Plärrer protegieren und die Stimme der Vernunft keinen "Sex-Appeal" hat - daher werden trotz Wirtschaftskrise nach wie vor mittelmäßige "Mainstream-Politiker" und grottenschlechte, aber machiavellistisch begabte Manager nach oben gespült.

Aber: Jammern ist leicht. Wir alle können was ändern. Jeder für sich im Kleinen. Eltern ganz besonders. Auf gehts!
 
Fisherman, da hast Du schon Recht in gewisser Weise.

Ja, Stolz, Ehrgefühl und weitere Tugenden, wie Kameradschaft, Treue etc. etc. sind schon fast ausgerottet. Diese Werte sind politisch zu eng mit dem dritten Reich verknüpft, also sind sie verdächtig sich schädlich auszuwirken.

Ich gebe der antiautoritären Geschichte nicht die alleinige Schuld, sondern nenne sie bewusst einen Hauptpfeiler (der jüngeren Geschichte) - vor allem, weil es noch nicht allzu lang her ist und ich mich noch lebhaft an Diskussionen in den 60ern erinnern kann. Genau die auf diese seltsame verkorkste Art und Weise erzogenen damaligen Kinder sind die heutigen Erwachsenen. Sie sind jetzt am Drücker.

LG
Michael
 
Das ist ja ein Super-Thema, was Atra hier gebracht hat.
Danke für die Blumen ;)

Ganz allgemein gehen die handwerklichen Fähigkeiten seit einigen Jahrzehnten abwärts. Wer kann heute noch lesen, was der Nachbar mit der Hand schnell aufgeschrieben hat? Nehme ich ein handgeschriebenes Schriftstück vor 1950 her, dann steht da alles in fein säuberlicher, leserlicher Schrift geschrieben. Es sieht wie gedruckt aus! Das hat was mit Ordnung zu tun. ORDNUNG wurde gross geschrieben. ZUCHT wurde gross geschrieben.
Du hast nicht ganz unrecht - aber der Preis mit dem Zucht und Ordnung hergestellt wurde war manchmal sehr groß. Manch junger Mensch ist an den rigiden Regeln zerbrochen. Das sollte nicht vergessen werden.
Und rigide Zucht und Ordnung hat das 3. Reich erst möglich gemacht.

Gehe ich den Weg den die Gesellschaft danach eingeschlagen hat analog weiter, frage ich: Wo bleibt die früher viel gepriesense Zucht und Ordnung überhaupt? Besinnungslosigkeit statt Besinnung ist angesagt. Schnellst möglich den größten Effekt erreichen ist vielfach das heutige Ziel, egal wieviel Unordnung das Tun hat, bzw. welche negative Auswirkungen dabei hinterlassen werden.
Das hört sich für mich allgemein sehr pessimistisch an. Ich erlebe gerade bei den Jugendlichen (ich arbeite in der Konfirmandenarbeit mit) sehr viel Sozialkritik. Das sind beileibe nicht nur kleine Egomanen (wobei es die auch zuhauf gibt).

Es ist nicht blos deswegen, weil wir mehr Möglichkeiten haben uns die Freizeit zu vertreiben, dass die handwerklichen Fähigkeiten verloren gehen/gingen. Es ist die Betrachtung der Sinnlosigkeit, welche irgendein Tun hat, wenn das Gleiche in schnellerer Zeit erledigt werden kann. Und so kommen wir zum Verlust handwerklicher Fähigkeiten. Welcher Tischler kann heute noch ein Hobel bedienen, der keinen Schalter hat? Welche Hausfrau kann sich noch ein paar Socken stricken? Wieviel Arbeit gibt es, auf ein anständiges, kultiviertes Niveau beim musizieren zu kommen? Hier sehe ich die Parallelen!

Ich! Ich kann socken stricken! Gerade stricke ich einen Pullover mit kunstvollem Lochmuster - Strickkunst auf hohem Niveau (Jawoll, ich will mich da mal loben! :p) - und kochen kann ich auch! :)

Es ging in der Disziplin Handwerk schon so viel verloren in den letzten hundert Jahren, dass wir uns das kaum noch vorstellen können. Ein Hauptpfeiler war übrigens nicht das Maschinenzeitalter und der Gebrauch von Maschinen, welche dieser katastrophalen Entwicklung nun sozusagen zum Höhenflug verholfen, Zucht und Ordnung schwerstens rampuniert hat, sondern die unheilvolle Idee der antiautoritären Erziehung. Es gibt keine Autoritäten bzw. Leute welchen einen Einfluss auf den Werdegang eines jungen Menschen nehmen. Folglich kann man tun und lassen was man will - ist ja eh alles egal was man tut - und hinter mir die Sintflut.
Es ging viel verloren - aber es kam auch viel dazu. Und ich habe bei den jetzt Jugendlichen nicht das Gefühl, dass die denken, "nach uns die Sintflut" - das ist mir zu pauschal.

Als heutiger Musik- oder Klavierlehrer, um wieder auf das Thema zurück zu kommen, ist man am unteren Ende einer Skala, gemessen an rationeller, nicht objektiver Wichtigkeit. Es bedarf aber schon außerordentlicher Menschen, um das oben gezeichnete Blatt umzukehren. Dies kann bestimmt NUR geschehen durch die Lehrer der schönen Künste. Erst sie öffnen einen anderen gesellschaftlichen Weg, der wieder zu mehr Lebensfreude und Können führt. Seien es Musiklehrer, Kursleiter von Strickkursen oder jenen von Filzpantoffeln. All diese unsinnigen Tätigkeiten führen den Menschen hinaus von Sinnlosigkeit, an dessen abzeichenbaren Ende jeder ein Teil der Maschine geworden ist. Ob das Freude machen würde?:rolleyes:

LG
Klaviermacher

Ich glaube der niedrige Arbeiter vor 100 Jahren konnte sich überhaupt keinen Klavierlehrer leisten. Man kam als lehrer mit "normalen" Bildungs- und Lebensschichten überhaupt nciht in Berrührung. Heute ist das anders. Und ich glaube das "Prekariat" hat früher wie heute Bildung als weniger wichtig eingestuft.

Insgesamt sehe ich alles nicht ganz so pessimistisch wie du.

LG Atra
 
Hallo Atra,
Mein Post sollte ein Licht auf Zustände werfen und nicht pessimistisch klingen, da ich ja im letzten Absatz den Weg hinaus aufgezeigt habe.

....aber der Preis mit dem Zucht und Ordnung hergestellt wurde war manchmal sehr groß. Manch junger Mensch ist an den rigiden Regeln zerbrochen.
Heute zerbrechen ebenso viele, oder vermutlich noch mehr am umgekehrten Zustand. :neutral:

LG
Klaviermacher
 
GsD unterscheiden sich die heutigen Werte von den früheren Zeiten und der Vergangenheit trauere ich schon gar nicht nach. Vieles hat sich verbessert, die Engstirnigkeit und oft auch die Brutalität der alten Erziehungsmethoden haben ausgedient. Die antiautoritäre Erziehung war damals die logische Konsequenz. Man wollte ja alles ganz anders (und besser?) machen, als es die Eltern gemacht haben. Dass diese Erziehungsmethode auch nicht das Gelbe vom Ei ist, hat sich in der Zwischenzeit ja herausgestellt, obwohl mir diese Richtung(!) besser gefällt, als das Alte.
Besonders bei der Verbindung der beiden Wörter "Zucht" (im Zusammenhang mit Kindern) und "Ordnung" stößt es mir auf. Zucht im Tierreich = ok, Ordnung im Leben ist auch ok. Erziehung bedeutet für mich, die Kinder auf das selbstständige Leben so gut wie möglich vorzubereiten und sie zu offenen, fröhlichen, sozialen Menschen zu "erziehen". Am ehesten funktioniert das meiner Meinung nach, wenn die Eltern einen liebevollen Umgang mit den Kindern haben (aber auch, wenn nötig, Grenzen setzen) und Werte (wie Respekt, Rücksichtnahme, Höflichkeit, Würde des Menschen, Selbstbewusstsein, Kritikfähigkeit uvm.) vorleben.

Und - um zum Thema zurück zu kommen - der Klavierunterricht heute ist einfach super!! :D:D
 
Diejenigen, die hier darüber diskutieren, liegen vermutlich mit ihren Meinungen soo weit nicht auseinander. Ich frage mich nur immer bei solchen Themen, wie man diejenigen erreicht, die es eigentlich angeht !!?? Ich kenne viele Beispiele, wonach nicht einmal ausgebildete Musiklehrer in den Schulen sich noch um einen Unterricht bemühen, der den Namen verdient, geschweige denn Interesse an der Musik weckt. Gruselig. Oder ist doch hier und da (noch oder wieder) ein kleines Pflänzchen GUTER alter Tugenden in Sicht, welches noch nicht abgestorben ist und bei entsprechender Pflege wieder sprießen kann?? Beweisen denn die vielen musikinteressierten jungen Leute hier im Forum nicht auch, dass wir nicht zuu schwarz sehen dürfen??
 
Haben früher (1920/30) nur die "erlesenen" Kinder aus entsprechenden Familien Klavier gespielt? So dass man von vorneherein von einem entsprechendem Leistungsvermögen ausgehen konnte?

Das ist eine spannende Frage, die mich auch sehr interessiert.
Vielleicht weiß jemand hierzu Genaueres.

Sind die Klavierlehrer/Schüler heute unmotivierter und unfähiger als früher?

In meinen Augen ist der Tagesablauf vieler Kinder/Jugendlichen zwar deutlich strukturiert, was durchaus positiv sein kann, jedoch sind die Nachmittage regelrecht verplant mit Terminen jeglicher Art.

Wen wunderts, dass für ordentliches und ausreichendes Üben kaum noch Zeit bleibt? Immer wieder hört und liest man, dass der durchschnittliche Musikschüler (im Kindesalter) täglich eine halbe Stunde übt - mehr geht sowiso nicht, da die Folgeverpflichtung wartet.

Der Klavierschüler von vor einigen Jahrzehnten hatte diese Folgetermine schlichtweg nicht, dementsprechend konzentrierte man sich auf einige wenige Aufgaben mit entsprechendem Erfolg.

Soweit meine Gedanken,
Madita
 
Haben früher (1920/30) nur die "erlesenen" Kinder aus entsprechenden Familien Klavier gespielt? So dass man von vorneherein von einem entsprechendem Leistungsvermögen ausgehen konnte?
Es ist die Frage, wie man "erlesen" definiert. Das Beherrschen eines Musikinstruments zählte noch bis in die Dreißiger Jahren zu den bürgerlichen Tugenden, die den Menschen erst gesellschaftsfähig machten. So wie man sich heute zum Sport verabredet, so war damals das gemeinsame Musizieren nichts Ungewöhnliches. Und dafür brauchte es einiges an Fertigkeit. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich in Autobiographien um die Jahrhundertwende (1900 - sic!) lese, welches Repertoire "exekutiert" wurde. Bei den Violinsonaten von Beethoven und Schubert-Trios kommt unsereins schon arg ins Grübeln. :confused:

Wenn hier von Bürgertum die Rede ist, so ist damit nicht nur das etablierte "gehobene Bürgertum" gemeint, sondern auch all jene Schichten, die für sich und ihre Kinder einen gesellschaftlichen Aufstieg anstrebten
Und für Mädchen galt immer noch: Wer keinen Ehemann ergatterte oder ihn im Krieg verlor, konnte sich wenigstens als Klavierlehrerin durchs Leben schlagen. (Cello galt übrigens für die holde Weiblichkeit als obszönes Instrument :floet:)

Als Indiz für die Verbreitung von Hausmusik mögen die Produktionszahlen gelten, die allein die Firma Bechstein in jenen Jahren erreichte.
 
Beweisen denn die vielen musikinteressierten jungen Leute hier im Forum nicht auch, dass wir nicht zuu schwarz sehen dürfen??
Hier sehe ich nur das Problem, dass das Forum eben nicht repräsentativ ist für den tatsächlichen eher übe-unmotivierten Klavierschüler, von denen es wohl recht viele gibt.
Wenn ich so ein unmotivierter und desinteressierter "Zwangsmusiker" wäre, der sich mit Rico rumplagt und eigentlich keinen Arbeitswillen zu zügigem Weiterkommen hat, dann würde ich mich auch nicht hier im Forum anmelden - denn die Dinge, die in unserem Forum besprochen werden interessierten mich in diesem Fall nicht.

Dennoch würde ich gubu zustimmen, dass wir nicht zu schwarz sehen dürfen. Grau sehen, sollte genügen.
Denn natürlich ist es oft so, dass vor allem Kinder, aber auch Jugendliche total verplante Tagesabläufe haben, die nur wenig Freiraum bieten, da möglichst viele verschiedene Hobbys erfüllt werden sollen, damit nur ja nie die hier schon mal erwähnte kreative Langeweile aufkommt.

Die alten Zeiten, von denen hier gesprochen wird, kenne ich mit meinen 22 Jahren nicht, aber bereits mir fällt hier ein erstaunlicher Wandel allein in den letzten paar Jahren auf. Man denke nur an die Quasi-Ganztagesschulen. Die jetzigen Schüler der 5. Klasse an meiner ehemaligen Schule haben schon mehr Nachmittagsunterricht, als ich es in der 13. Klasse hatte. Dort haben die Schüler nun teilweise viermal Nachmittagsunterricht - gefolgt von Hausaufgaben die idealerweise vielleicht auch gemacht werden sollten. Dann ist es locker mal abends 17 Uhr bis die Freizeit beginnt. Da kann ich - der ich mit der Schule entweder um 12.30 fertig war, oder wenn ich Nachmittagsschule hatte diese maximal zwei Schulstunden dreimal wöchentlich ausgemacht hat - schon nachvollziehen, dass die Kinder und Jugendlichen dann nur noch machen, was ihnen auch Spaß macht (was bei zu vielen leider versumpfen vor Fernseher oder PC bedeutet, aber das ist ein anderes Thema...).

Wenn ich dann nicht hundertprozentig Freude am Klavierspiel habe, dann setze ich mich wohl kaum zum Üben ans Klavier. Zumal ja auch noch der Sportverein und die Freunde und weiß Gott was noch alles warten.

Dennoch gibt es immer noch viele Kinder und Jugendliche, die Freude an der Musik finden, weshalb man nicht ganz schwarz sehen kann. Die Nachfrage nach Instrumentalunterricht ist nach wie vor hoch (laut meiner ehemaligen Klavierlehrerin) - ein Geigenlehrer der Musikschule hält seinen Unterricht anscheinend sogar schon drüben am Gymnasium in der Mittagspause (in der seit neuestem bei uns hier Schüler bis zur 10. Klasse das Schulgelände nicht verlassen dürfen und somit auch nicht die Mittagspause für den wöchentlichen Unterricht an der Musikschule nutzen können, was einige (ich selbst früher auch immer) gemacht haben). Aber die wirklich gewillten Musiker finden trotzdem ihre Zeit, in der sie sich mit dem Instument beschäftigen.

Gute Musiker gibt es nach wie vor, nur die zum Musizieren irgendwie gezwungenen und damit auch schlechteren Musiker brechen den Unterricht heutzutage früher ab als in älteren Zeiten.
 
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Man denke nur an die Quasi-Ganztagesschulen. Die jetzigen Schüler der 5. Klasse an meiner ehemaligen Schule haben schon mehr Nachmittagsunterricht, als ich es in der 13. Klasse hatte. Dort haben die Schüler nun teilweise viermal Nachmittagsunterricht - gefolgt von Hausaufgaben die idealerweise vielleicht auch gemacht werden sollten. Dann ist es locker mal abends 17 Uhr bis die Freizeit beginnt. Da kann ich - der ich mit der Schule entweder um 12.30 fertig war, oder wenn ich Nachmittagsschule hatte diese maximal zwei Schulstunden dreimal wöchentlich ausgemacht hat - schon nachvollziehen, dass die Kinder und Jugendlichen dann nur noch machen, was ihnen auch Spaß macht (was bei zu vielen leider versumpfen vor Fernseher oder PC bedeutet, aber das ist ein anderes Thema...).

Ja, dieser Quasi-Ganztagsunterricht - das ist furchtbar. Da verkürzt man die Schulzeit - damit die Schüler früher dem Arbeitsmarkt (oder der Arbeitslosigkeit?) zur Verfügung stehen - gleichzeitig wird nciht beddacht welche Schäden man da anrichtet.

Mein sohn kommt grundsätzlich nie vor 14 Uhr nach Hause, an zwei Tagen erst um 16 Uhr an einem Tag um 15 Uhr. Danach Hausaufgaben, je nachdem zwischen 45 und 90 Minuten. Steht eine Klausur an: lernen.

Heute war z.B. so ein Tag: 16 Uhr nach Hause kommen, Kleinigkeit essen, gegen 17:30 war er endlich fertig mit den Hausaufgaben, aber es steht morgen eine Mathearbeit an, also nochmals Stoff repetieren - dann merkt man, dass doch nicht alles so fest sitzt - zack zack ist es 20 Uhr (mit Abendbrot dazwischen). Bis dahin: Keine Minute Freizeit.
Ihn um diese Zeit, nach dem Pensum noch Klavier üben zu schicken? Absolut sinnlos.
Und solche Tage wie heute sind keine Ausnahme. Selbst wenn er nur bis 18 Uhr zu tun hat. Er geht um 7:10 aus dem Haus - er hat dann einen 13h-Tag hinter sich.

Eigentlich hat er dank der tollen Schulzeitverkürzung zu überhaupt nichts mehr Lust oder Muße. Auch keine Langeweile - die Schule ist allgegenwärtig.

Es ist fast unmöglich, als Klavierlehrer da noch irgendwie zu motivieren.

LG Atra
 
Zucht und Ordnung

Ich finde das schreckliche Begriffe, die aus einer Zeit stammen, wo es auch den Kadavergehorsam gab und der uns nie gut getan hat.

Ich verstehe, dass dies hier anders gemeint ist, aber ich wehre gerne den Anfängen. Autorität hingegen ist nötig. Man erwirbt diese vor allem durch Vorleben und gutes Beispiel.

Die Gesellschaft entwickelt sich im Rahmen der von der Politik gesteckten Rahmen. Wir erleben das Herausfallen der Mittelschicht, sowie die Begünstigung der Mächtigen oberen Zehntausend und die horrende Zunahme des Prekariats. Weitere Betrachtungen führen schnell in den Off Topic Bereich und deshalb kann hier nur angedeutet werden.

Klavierspiel hat mit Bildung zu tun und wir haben leider eine Bildungsmisere. Die Hochfinanz ist an Bildung der Bevölkerung nicht interessiert, sondern nur an produktivem Humankapital. Unsere Schüler werden in den Schulen nahezu total verplant. Jeder, der mit Schülern arbeitet kennt deren Terminplan. Kaum ein Erwachsener würde sich das gefallen lassen. Fast 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind schon chronisch krank, psychisch labil oder gestört, bekommen Ritalin und andere Drogen und Lehrer, die diese Zustände ändern möchten, werden als optimistische Weltverbesserer lächerlich gemacht.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, wie viele Kinder und Jugendliche trotzdem noch erstaunliches in der Musik leisten. Die Musikschulen sind voll und haben vielfach Wartezeiten, die Beteiligung bei Jugend musiziert ist ungebrochen und die Hochschulen sind voll belegt.

Helmut Kohl sprach damals von der "geistig moralischen" Wende und Präsident Herzog hielt seine rede mit dem "ruck", der durch Deutschland gehen müsse. Und Herr Köhler versteigt sich sogar zur Aussage: "wir alle haben über unsere Verhältnisse gelebt", damit meint er sicher auch die Rentner mit 500€ rente im Monat.
Keiner der genannten hat auch nur annähernd das Format, die Vision einer kulturellen Wende zu erahnen. Was sie anmahnten ist der sprichwörtliche "Bienenfleiß", der sich aber für Menschen nicht eignet.

Paradoxerweise gibt vielleicht die derzeitige tiefe Rezession eine Chance, diesen alten Muff gründlich wegzuspülen, um den Menschen wieder empfänglich für die Werte zu machen, die sich nicht kaufen lassen.

wir haben schon Menschen und Lehrer, die der Jugend erklären können, dass es ein schönerer Besitz ist, eine Bachfuge richtig hören zu können, als einen BMW 3er zu fahren. Aber das müssen wir alle erkennen und es zulassen.
 
Ich finde das eine.

wir haben schon Menschen und Lehrer, die der Jugend erklären können, dass es ein schönerer Besitz ist, eine Bachfuge richtig hören zu können, als einen BMW 3er zu fahren. Aber das müssen wir alle erkennen und es zulassen.

... aber leider viel zu wenige. Wenn der Musiklehrer sagt, "heute hören wir mal eine Fuge, es wird euch sowieso nicht gefallen, aber ihr habt mal eine gehört", dann stehen mir die Haare zu Berge. Das ist kein Witz!!
 
Wer früher Musik machen wollte, musste ein Musikinstrument beherrschen und gehörte damit auch zu einer kleinen Elite mit z.T. hoher gesellschaftlicher Anerkennung.
Das kann man heute, sogar als gänzlich Unbegabter, viel leichter erreichen. Zumindest suggerieren uns das Medien und Werbewirtschaft. Die Musikszene wird dominiert von Nichtmusikern, gefragt sind sowieso nur SängerInnen (vorzugsweise gutaussehend), Instrumentalisten sind austauschbar und namentlich weitestgehend unbekannt - ein Carlos Santana würde sich heute bei DsdS wahrscheinlich lächerlich machen.
Da ist es schon schwer, sich zum Erlernen einer Czerny-Etüde zu motivieren, während sich Klassenkameraden mit ein paar geklauten Beats und gequälten Rappassagen bereits Künstler nennen.
Und wie eine Scheinwelt die reale Welt verdrängen kann, zeigt uns ja gerade die Finanzkrise.
 
Also ich bin eigentlich auch der Meinung das einer der hauptpunkte für diesen krassen Unterschied in den Zeiten darin liegt, dass die Musik und eben besonders die klassische "alte" Musik heutzutage nicht mehr von vielen geschätzt wird und "schmackhaft" gemacht wird.
Früher waren diese Kompositionen noch in aller Munde...
Heutzutage wird man eigentlich von vielen Leuten erstmal groß angeschaut, wenn man etwas klassisches spielen kann.
Diese Leute haben es eben durch Erziehung ect. einfach nie kennengelernt und daher ist ja wenn man mal in heutige SchulKlassen geht und nachfragen würde das "klassische musizieren" eher weniger beliebt. Rock Techno Gothic PoP vor allem... diese Musik ist bei den meißten Jugendlichen einfach viel mehr gefragt und viele entscheiden sich vllt auch nur fürs klavierspielen, weil sie Amelie oder titanic ect spielen wolllen...
das SOLCHE schüler dann aber den spaß verlieren, wenn sie mit Bach beethoven und vor allem Übungen von Czerny und Hanon bombadiert werden erscheint mir einerseits logisch.
Andererseits finde ich aber auch das grade bei den ganzen Fingerübungen einfach nicht mehr deutlich gemacht wird, wofür man das eigentlich macht und ich denke jeder der vllt noch nicht allzulange spiel kann sich gut an den moment erinnern, ab dem man vom "motorischem klipmern" zum FREIEM SPIELEN übergangen ist und man auf einmal etwas mit den C F G tonleitern etwas anfangen konnte...
und erst dann macht es auch richtig spaß und dann ist man auch gelernt zu üben...und ich habe auch grade wieder neu erlebt wir ENTSCHEIDEND es ist, ein Stück erstmal richtig zu begreifen damit es überhaupt spaß machen KANN.

aber um dahin zu kommen braucht es erstmal einige Zeit und DIE wird heutzutage einfach in zuviele andere Dinge gesteckt...
Zeit zum Musizieren gilt (natürlich nicht überall aber bei ZU vielen) einfach nicht mehr als wertvoll und erstrebenswert...
grade wenn ich mich in meiner klasse umschaue...da ist TENNIS spielen und SPort allgemein bei den Jungs viel wichtiger als Musik...
Musik wird von vielen Eltern nicht als richtiger Beruf anerkannt...ist als Brotlose Kunst verpöhnt.
und viele WOLLEN sich halt auch einfach nicht mit solcher Musik auseinandersetzten...

bei denen bei denen dies NICHT zutrifft ( und das sind ja gott sei Dank wie auch schon erwähnt wurde dann DOCH NICHT allzuwenige...) DIE wissen und können dann meiner Meinung nach auch mit dem altem Niveu gut mithalten... Obwohl auch da wieder beide Punkte auftreten...
- ist der Musikgeschmack modern? - steckt man noch genausoviel Zeit ins klavierspiel wie vor 60-70 Jahren???
ansonsten kommt es dann denke ich schon nur noch auf den " drill" und die Eigeninitiative an ( ich z.B. weiß ganz genau, das ich zu wenig "übe" )
 
Ich stimme musikfreak voll zu. In meiner Klasse habe ich von Anfang an als "komisch" gegolten. Wer bitte spielt schon Querflöte und dann auch noch Klassisch Stücke?? - Der/Die hat sie nicht mehr alle!! Wenn ich dann mal was im Unterricht vorgespielt habe, dass anspruchsvoll war(es war eine Händle-sonate) , kam von meinem Lehrer die Frage wie lang ich dafür geübt habe (ein Musiklehrer, bei dem ich mich frage, ob der überhaupt studiert hat - bei der unmusikalität!). Ich habe gesagt, das es schon so 5-6 Wochen waren. Dann war ich für viele noch "komischer", dass ich jetzt auch noch Klavier lerne hat dann den Rest gegeben. Ich habe aber zum Glück auch ein paar Leute in der Klasse, die sowas verstehen bzw. selbst Instrumente spielen. Aber dem Rest ist sowas egal, für die zählen Sport- oder sonstige Erfolge mehr als Musik. Leider!!

Aber ich habs gemacht, weils mir Spaß macht. Ich denke, das vielen Heute der Durchhaltewille fehlt, auch mal Sachen zu spielen, die nicht so einfach sind und etwas abverlangen bzw. die erst gut klinngen, wen man sie "kann" muss man sich auch länger als 10 Min. mit einem Stück auseinandersetzt.

Was auch noch ganz wichtig ist, sind bei Kindern vorallem die Eltern! Meine können zwar kein Instrument spielen und haben auch sonst wenig Ahnung von Musik, aber bei mir zu Hause wurde schon immer viel Musik gehört und auch gesungen (v.a. Kinderlieder). Und dann ist noch wichtig, dass man nicht den totalen Druck zum Üben hat, aber es den Eltern auch nicht egal ist, ob man übt oder nicht. Regelmäßiges erinnern ans üben ist da oft besser als Drohungen. Und vielleicht (hoffentlich!!!) kommt dann die Freude am spielen/üben von einem selbst.

Aber wie immer: DER MITTELWEG IST DER BESTE UND SCHWIERIGSTE.

Also nicht der absolute Drill und auch nicht das antiautoritäre, ein schlechtes Gewissen (schonwieder nicht genug geübt) reicht aus - fnde ich.
 
Daß Jugendliche leistungswillig sind und auch mit Ausdauer an einer Sache bleiben können, wird man wieder in der warmen Jahreszeit erleben können, wenn die Skatboarder aus ihrem Winterschlaf erwachen. Da wird stundenlang für irgendwelche "fragwürdigen" :floet: Kunststücke geübt, und es werden bei der Akrobatik durchaus auch blaue Flecken und fehlende Schneidezähne in Kauf genommen. Am fehlenden Elan kann es also nicht liegen.

Man sollte sich wohl eher die Fragen stellen:
  • Welche gesellschaftlichen Gruppen haben Einfluß auf die Jugendlichen?
  • Welche Rolle spielen die Eltern dabei?
  • Und warum hat die Schule bei dem ganzen Spiel zu schlechte Karten?
 
Daß Jugendliche leistungswillig sind und auch mit Ausdauer an einer Sache bleiben können, wird man wieder in der warmen Jahreszeit erleben können, wenn die Skatboarder aus ihrem Winterschlaf erwachen. Da wird stundenlang für irgendwelche "fragwürdigen" :floet: Kunststücke geübt, und es werden bei der Akrobatik durchaus auch blaue Flecken und fehlende Schneidezähne in Kauf genommen. Am fehlenden Elan kann es also nicht liegen.

Man sollte sich wohl eher die Fragen stellen:
  • Welche gesellschaftlichen Gruppen haben Einfluß auf die Jugendlichen?
  • Welche Rolle spielen die Eltern dabei?
  • Und warum hat die Schule bei dem ganzen Spiel zu schlechte Karten?
Bei den Skatern ist es so: Die Jugendlichen sind unter sich, keine Erwachsenen, man lebt und lernt innerhalb der Gruppe, eine Art Mikrokosmos.
Beim Musikunterricht hast Du aber immer die Konstellation Erwachsener (Lehrer) - Schüler. Das ist auch ein Machtgefälle. Musikunterricht ist eben eine Konstellation wie in der Schule, eine bestimmt, der andere macht. Das ist an sich für Jugendliche unattraktiv.

Welche Rolle haben Eltern?
Und dann ist es doch so, auch früher haben die meisten Kinder nur geübt, weil sie mussten. Da es früher aber sehr viel autoritärer zuging, klappte das halt besser. Auch früher waren die Kinder, die ihr Instrument als Passion hatten, die Ausnahme.

Ich habe zwei Kinder, der Große lernt ja Klavier. Übt nach Erinnerung willig und ist durchaus talentiert - aber würde man ihn nicht ans Üben erinnern.....

Der Kleine wollte schon mit 3 J. Gitarre spielen - ich fand das ging nicht und ging erst zur MFE und usste dann noch 1 Jahr Blockflöte machen. Dann endlich Gitarre (ich wollte ihm eigentlich Geige schmackhaft machen...) - und da merkte man den Unterschied. Ihn muss man nie ans Üben erinnern. Seit er die Klampfe hat, spielt er praktisch ständig, denkt ständig über irgendwelche Griffe nach, übte bereits nach 1/4 Jahr Unterricht Barree-Griffe etc. Die Fortschritte die er macht, sind gigantisch, er beschäftigt sich ständig im Hinterkopf irgendwie mit Musik - und erklär mal einem 7-jährigen enharmonische Verwechslung....
Allerdings hat er eine tolle Gitarrenlehrerin - da hatten wir richtig Glück.
Beide Kinder quasi gleich erzogen, dasselbe Elternhaus - trotzdem zwei völlig unterschiedliche Übungsverhalten.

LG Atra
 
Bei den Skatern ist es so: Die Jugendlichen sind unter sich, keine Erwachsenen, man lebt und lernt innerhalb der Gruppe, eine Art Mikrokosmos.
Beim Musikunterricht hast Du aber immer die Konstellation Erwachsener (Lehrer) - Schüler. Das ist auch ein Machtgefälle. Musikunterricht ist eben eine Konstellation wie in der Schule, eine bestimmt, der andere macht. Das ist an sich für Jugendliche unattraktiv.
Vielleicht sollte der Lehrer eher Mentor sein, der den Schüler auf seiner Entdeckungsreise in die Welt der Musik begleitet? Das ist leichter dahingeschrieben als getan!

Welche Rolle haben Eltern?
Und dann ist es doch so, auch früher haben die meisten Kinder nur geübt, weil sie mussten. Da es früher aber sehr viel autoritärer zuging, klappte das halt besser. Auch früher waren die Kinder, die ihr Instrument als Passion hatten, die Ausnahme.
Eine typische Fragestellung bei Kindern, deren Elan schwindet, an ihre Eltern: "Warum muß ich? Und Ihr nicht?" Musik muß (wie Glauben) vor-gelebt werden. Wenn die Instrumentalausbildung nur Pflichtprogramm bürgerlicher Erziehung ist, die abgehakt wird, weil es sich so gehört, dann wird es schwierig, daß der Funken überspringt. Meine Beobachtung ist, daß Kinder aus Elternhäusern, in denen das Musische (egal in welcher Hinsicht) gepflegt wird, sich leichter tun, Energie für das tägliche Spielen und Üben aufzubringen (auch wenn es einmal nicht soviel Spaß macht).

Aber für die Erziehung gilt nun mal: Es ist nicht einfach. Und wie man es macht, ist es garantiert falsch. :confused:
 

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