.........man könnte die Zigarette auch mit einer staccato Bewegung austippen.
Gewiß!! Das ist, etwas guten Willen vorausgesetzt, sicherlich machbar. Insbesondere indianische Herkunft (man weiß ja: echte Indianer kennen keinen Schmerz) ist für diesem Fall eine günstige Voraussetzung
Andererseits - in Anlehnung an Heinrich Heines unvergeßliche Formulierung - könnte man die Zigarette auch mehr oder weniger diskret
im Steiß verstauen; das zwischenzeitlich diskutierte
Wischen könnte dadurch abwechslungsreicher werden


Aber retour zur Ernsthaftigkeit: das schöne an den gewohnten "Alltagsbewegungen" ist ja, dass sie nur selten schief gehen. Man greift zahllos oft nach einem gefüllten Trinkgefäß, führt dieses zum Mund und trinkt es (peu a peu) leer: nur sehr selten schmeißt man das volle Trinkgefäß um oder schüttet sich dessen Inhalt übers Dekolletee. Und man kann dabei vehement am diskutieren oder feiern sein, man muss nicht mal genau hinschauen oder tiefschürfend darüber nachdenken, was man nebenbei tun will: man greift nach dem Glas, parliert, schaut hierhin und dorthin - und besudelt sich nicht.
Und dann die Frohbotschaft aus der Klavierpädagogik:
hurra, beim klavierspielen werden viele natürliche Alltagsbewegungen eingesetzt, das ist doch supi, weil man die eigentlich schon drauf hat und kann ------ hähä aber der Teufel hat es so eingerichtet,
dass sich gut 98% der Klavierenthusiasten völlig dämlich und ungelenk und plump und linkisch anstellen, wenn sie am Klavier Bewegungen ausführen sollen, die sie eigentlich längst können!!!
Mag es auch wenig weihnachtlich sein: der unterstrichene Teilsatz ist wahr!
Dabei müsste das nicht so sein: der Mensch hat gemeinhin ausreichend Verstand. Auf jeden Fall ist dieses durchschnittliche Verstandespotenzial inhaltlich nicht davon überfordert, eine angeborene Bewegung wie
das Greifen genau anzuschauen und
zu begreifen. Wenn ein klavierhobbybegeisterter Familienvater auf einem Fest feuchtfröhlich nach dem Bierhumpen greift, dann kriegt er das selbst beim 5. Bier noch problemlos hin (besudelt sich nicht und schmeisst den Humpen nicht um)
und wenn er den Humpen fasst, dann wird er dabei ganz gewiß nicht das vordere Fingergelenk (durch blödes pressen) aufwärts verbiegen - aber derselbe macht zu 98% genau das am Klavier: statt völlig natürlich zu greifen, wird nach unten "gedrückt" und dabei das vordere Fingergelenl passiv aufwärts gebogen (einknickende Finger) - oder noch so ein Exempel: die Feier kann lang sein, es wird so mancher Humpen geleert (so ein gefüllter Bierkrug wiegt mehr als 500 Gramm!) - keiner hat am nächsten Morgen Muskelkater im Unterarm oder aua-aua in den Händen. Man hat eventuell einen Kater, aber keine überlasteten Hände. Klare Sache: man presst sich ja auch nicht die Griffel wund, wenn man sich etliche Biere gönnt. Kein Bierkrug hat Dellen vom zu festen zupacken! ...aber am Klavier... da wird unfreiwillig (oder aus Dämlichkeit) zumeist (wieder die erwähnten 98%) viel zu viel sinn- und nutzloser Kraftaufwand betrieben.
Und das gemeine dabei ist:
- die Leute sind nicht zu doof oder zu ungeschickt dafür
- ein Großteil der nötigen Bewegungen ist bei jedem schon längst vorhanden
Aber es wird halt einfach nicht gemacht - das kann nur am Teufel liegen, denn Verstand, Einsicht und Wille ist ja ausreichend vorhanden!...
...Fazit: die natürlichen Bewegungen oder Alltagsbewegungen sind ein sehr sehr ärgerliches Thema - für 98%.
