Klavierabenteuer die II.

K

Ka8

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18. Apr. 2010
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Guten Abend,

ähnlich wie joeach im anderen aktuellen Faden, muss auch ich bald eine Entscheidug bezüglich einer Anschaffung treffen und bin noch unschlüssig, weshalb ich auf ein paar Beiträge hoffe, die mir vielleicht helfen.

Es geht um ein altes Tafelklavier von Aloys Biber aus den 1850er Jahren (selbiges Modell wird in der Bucht schon seit einigen Monaten von einem österreichischen Klavierhaus angeboten, bei Neupert in Bamberg komplettüberholt sogar für sagenhafte 12400 €), welches ich vor einigen Wochen in einem Musikhaus gesehen und gespielt habe. Es ist weitestgehend im Originalzustand, optisch perfekt, Mechanik läuft gut und sieht aus wie am ersten Tag (habe mit dem Inhaber die Mechanik gezogen und gründlich angesehen), Filze und Leder ok, Saiten original. Kleines Manko: Stimmwirbel nicht mehr allzu fest, Stimmung wäre 3-4 Mal im Jahr notwendig. Klanglich sehr gut für Romantisches, recht ausgewogene Spielart. Man darf natürlich im Bass und auch dynamisch keine Wunder erwarten, aber naja, wäre auch unfair bei dem Alter. Preis war schon damals sehr niedrig (in der Region gibt es keinen Markt für solche historischen Instrumente, weshalb das Instrument auch schon recht lange im Geschäft steht). Ich zeigte mich auch interessiert, sagte dem Inhaber aber dann Bescheid, dass ich es doch nicht nehmen würde, da ich neben einem Flügel, einem Pianino und einem Cembalo eigentlich kein Tasteninstrument mehr brauche, geschweige denn momentan vernünftig stellen könnte, was aber nicht heißt, dass ich nicht gerne ein Tafelklavier oder alten Wienerflügel hätte.
Gestern rief mich überraschend der Inhaber nochmal an und sagte mir, dass Sie aufgrund von Umbaumaßnahmen den Klavierbereich die nächsten zwei Wochen räumen wollten und das Tafelklavier jetzt weg solle. Es hätte sich in der Zwischenzeit kein weiterer Interessent mehr gefunden, weshalb er anriefe. Er würde mir mit dem Preis nochmal großzügig entgegenkommen, so dass dieser nun deutlich unter 1000€ läge.
Nun bin ich aber unschlüssig. Auf der einen Seite ein historisches "Spielzeug" im besten Sinne, in ordentlichem Zustand und für wenig Geld, von der damals wohl renommierten Manufaktur Biber, auf der anderen Seite eigentlich keine Zeit noch ein Instrument ernsthaft zu bespielen, eigentlich keinen Platz (müsste das Klavier erst bei meinen Eltern "unterstellen") und eine Frau, die sich nur schwerlich von der Notwendigkeit eines vierten Instrumentes überzeugen ließe (zumal ich auch noch den Kauf eines Druckwundharmoniums für dieses Jahr plane).

Habt ihr Tipps, Bedenken ob der Substanz oder einfach nur Lust, Engelchen bzw. Teufelchen zu spielen?

MfG
Ka8
 
Sehe ich das richtig, der Preis fiele von 12400€ ( Buchtpreis ) auf unter 1000€. Prozentmässig gesehen ist das enorm.
 
Hallo Rudl,

nein, habe mich etwas schlecht ausgedrückt: der Preis bei Neupert für ein baugleiches und komplett restauriertes Tafelklavier von Biber beträgt 12400€.
"Mein" Preis ist im Vergleich zum Ursprungspreis ungefähr um immerhin 50 % von dem Klavierbauer gesenkt worden, zumal der Transport sehr günstig käme.
 
Ich spiel mal Engelchen:
Das hört sich super an. Wenn Du den Platz, das Geld und Lust dazu hast, dann kaufe es. 3-4 Mal Stimmen könnte auch ein Ansporn zum Stimmen lernen sein. Ist ein sehr spannendes Metier.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Heißt es nicht immer, je größer die Männer umso größer die Spielzeuge?
Also ich wäre in Versuchung bei den von Dir geschilderten Bedingungen.

Grüße

Zweitflügel
 
Hallo,

vielen Dank für die netten Antworten. Am besten gefiel mir joeach mit seinem Beitrag zur Statusänderung...:-) Wenn noch wie geplant das Druckwindharmonium und noch ein Clavichord dazukommen, habe ich auch schon fast alle Gattungen an Tasteninstrumenten vertreten, fehlt nur noch eine Orgel...

Das Tafelklavier habe ich gekauft, es wird noch diese Woche geliefert. Bilder kann ich aber erst in ein paar Wochen hochladen, denn es wird eingepackt, da es noch eine Weile bei mir hochkant stehen muss.
Ich hätte dazu gleich einige Fragen: was wäre eine adäquate Stimmtonhöhe für so ein Instrument aus den 1850er Jahren? Es ist oben zweichörig und die Bassaiten haben durchgängig Stahlwicklungen. Der Verkäufer hat es auf 440h gestimmt und meinte, dies sei problemfrei möglich gewesen und die Stimmung würde so ordentlich halten (eben im erwähnten Rahmen). Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass dies die originale Stimmtonhöhe war. Was mir zudem leicht missfällt ist, dass der Stimmstock mit Wirbelfestiger behandelt wurde, aber nun gut, Reparatur, Überholung und Restauraton sind eben verschiedene Dinge...
Weiterhin habe ich beim Ziehen der Mechanik bemerkt (übrigens eine Stoßzungen-Mechanik) bemerkt, dass gerade im Mittelereich die belederten Hämmerchen einige Riefen haben, was sich auch negativ auf den Klang auswirkt (in der Mittellage etwas klopfig). Welches Leder wurde damals zum beledern benutzt? Es ist sehr weiß und immer noch geschmeidig, weshalb mir die Idee kan, dass es sicherlich ein Glacéleder ist, aber von welchem Ursprung? Denkt ihr, ich könnte bei Beschaffung des entsprechendem Materials die Belederung selbst erneuern? Ich würde die alten Leder dann versuchen sauber abzulösen, mit Warmleim die auf Originalgröße zugeschnittenen neuen Leder erst an einem Hammerrücken anleimen, um sie später straff auch auf der anderen Seite festzukleben. Oder sollte ich mich doch besser vertrauensvoll an einen Klavierbauer wenden, der Erfahrung mit dem Beledern hat, weil man zuviel kaputt machen kann? (wohl eher in Österrich zu finden, stimmts Klaviermacher ;-) )

Gruß

Ka8
 
Ich hätte dazu gleich einige Fragen: was wäre eine adäquate Stimmtonhöhe für so ein Instrument aus den 1850er Jahren?

Der "internationale Kammerton von 440Hz" ist etwa 1930 festgelegt worden, von daher ist es ratsam ältere Instrumente (insbesonders historische) nicht über 435Hz zu stimmen. Schäden an älteren Instrumenten durch (für diese Konstruktionen) zu hohe Spannung sind nicht auszuschließen.

Viele Grüße

Styx
 

Hallo,

vielen Dank für die netten Antworten. Am besten gefiel mir joeach mit seinem Beitrag zur Statusänderung...:-) Wenn noch wie geplant das Druckwindharmonium und noch ein Clavichord dazukommen, habe ich auch schon fast alle Gattungen an Tasteninstrumenten vertreten, fehlt nur noch eine Orgel...

Das Tafelklavier habe ich gekauft, es wird noch diese Woche geliefert. Bilder kann ich aber erst in ein paar Wochen hochladen, denn es wird eingepackt, da es noch eine Weile bei mir hochkant stehen muss.
Ich hätte dazu gleich einige Fragen: was wäre eine adäquate Stimmtonhöhe für so ein Instrument aus den 1850er Jahren? Es ist oben zweichörig und die Bassaiten haben durchgängig Stahlwicklungen. Der Verkäufer hat es auf 440h gestimmt und meinte, dies sei problemfrei möglich gewesen und die Stimmung würde so ordentlich halten (eben im erwähnten Rahmen). Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass dies die originale Stimmtonhöhe war. Was mir zudem leicht missfällt ist, dass der Stimmstock mit Wirbelfestiger behandelt wurde, aber nun gut, Reparatur, Überholung und Restauraton sind eben verschiedene Dinge...
Weiterhin habe ich beim Ziehen der Mechanik bemerkt (übrigens eine Stoßzungen-Mechanik) bemerkt, dass gerade im Mittelereich die belederten Hämmerchen einige Riefen haben, was sich auch negativ auf den Klang auswirkt (in der Mittellage etwas klopfig). Welches Leder wurde damals zum beledern benutzt? Es ist sehr weiß und immer noch geschmeidig, weshalb mir die Idee kan, dass es sicherlich ein Glacéleder ist, aber von welchem Ursprung? Denkt ihr, ich könnte bei Beschaffung des entsprechendem Materials die Belederung selbst erneuern? Ich würde die alten Leder dann versuchen sauber abzulösen, mit Warmleim die auf Originalgröße zugeschnittenen neuen Leder erst an einem Hammerrücken anleimen, um sie später straff auch auf der anderen Seite festzukleben. Oder sollte ich mich doch besser vertrauensvoll an einen Klavierbauer wenden, der Erfahrung mit dem Beledern hat, weil man zuviel kaputt machen kann? (wohl eher in Österrich zu finden, stimmts Klaviermacher ;-) )

Gruß

Ka8

Hallo Ka8,

Wenn das Instrument eine Stoßzungenmechanik hat, benötigt es kein Leder am Hammerkopf. Entweder sind verschieden harte Leder in mehreren Lagen aufgebracht, dann wäre das Instrument aber älter, oder es befindet sich unter dem Leder Filz. In diesem Fall wurden die Leder nachträglich aufgebracht. Beledern war mal eine relativ einfache Reparaturmethode bei zu stark abgenutzten Hammerkopffilz. Klanglich verliert das Instrument aber stark an ursprünglichem Charakter. Über Filz beledert wurden Prellmechaniken und da ist es auch wichtig.

LG
Michael
 
Hallo ka8,
Unser Bösi von 1861 hat Hk mit Filz und darüber leder. Jetzt ist das Leder ausgefranst und hat tiefe Rillen. Hast du die Hk neu beledert und wenn ja, welches leder?
LG.alex
 
Ich überlege mir mal einen alten wiener Bösi zu angeln, sicher eine spannende Sache. Ich habe da noch eine Frage: Kann man die Hämmer einfach neu befilzen lassen, ohne dass man da Leder drauftut. Klingt dass dann auch gut? (Modernen Filz ist ja viel härter als früher und darum, müsste eigentlich mehr Klang rauskommen). Was meinen die Spezialisten dazu?
 

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