Die meisten Hufschmiede hören nicht mehr gut
SEHR viele Klavierbauer auch nicht. Von Fostle und Goldenberg lernte ich, sehr ernstzunehmende These, dass der riesige Erfolg der Fa. Steinway nach der Mitte des 19. JHdts. nicht zuletzt darauf zurückzuführen war, dass sämtliche maßgeblich entwickelnden Technikusse, Vattern Heinrich, Söhne Henry Jr. und Albert, schlecht hörten.
Das war sozusagen kongenial, mit dem Trend des steigenden Wohlstands einhergehend, der immer größere Konzerthallen brachte, die man beschallen musste. Die Steinways fanden Wege, ihre Klaviere besser, d.h. LAUTER zu hören. Ohne großen Verlust an der klanglichen Qualität.
Damit waren die klassisch mit Anhangplatte und Streben gebauten Instrumente Broadwood, Pleyel, Erard, Bösendorfer et al. überfordert. Mit denen gingen Konzertsäle von 1.500 oder mehr Personen zu beschallen nicht so richtig, wirklich...
Als dann 1858/59 die einteilige Gussplatte für Flügel, zusammen mit der Basssteg-Verlegung in die Resoboden-Mitte kam, per Bass-Überkreuzung, hatte Steinway dann in wenigen Jahren alles rechts und links überholt und abgeräumt. Firmen wie Erard, Pleyel und Broadwood, die anfangs des 19. Jahrhunderts weltmeisterlich waren, verschwanden danach recht schnell in der Bedeutungslosigkeit.
Hörschäden... als Trigger, Auslöser, Knüller, Mit-Erklärer musikalischen und wirtschaftlichen Erfolges.
Bei den Steinways/Steinwegs waren die Hörschäden allerdings nur teils per Krach beim Stimmen verursacht, weitenteils war da auch wohl eher noch irgend ein Mist-Gen in der Familie, zu vermuten.
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Ohnehin nimmt das Hörvermögen im Alter ab, nur Babys hören Töne über 20.000 Hertz. In der Cochlea, der Hörschnecke mit den Sinneshäärchen, die - Milz an Großhirn, Otto - melden, was tönt, sitzen die für die höchsten Frequenzen verantwortlichen kleinsten und dünnsten Häärchen ganz innen. Die werden schon per Alterungsprozessen als erste lahmgelegt. ....
Sowohl senkt sich die Empfindsamkeit für das Hören insgesamt ab unter Lärm, als auch sinkt insbesondere das Hörvermögen für hohe Töne. Sehr schnell sind heute auch bereits die Diskanttöne bis in die Gegend von 4 kHz von Erwachsenen schon in ihren 40er, 50er Lebensjahren nicht mehr zu hören. Das Stimmen geschieht dann mehr auf Verdacht bzw. mittels elektronischen Stimmgeräten, weil, gehört wird da "in echt" nichts mehr, von den älteren Kollegen Klavierbauern...
Diese Prozesse beschleunigen sich rapide per Lärm. Dauerlärm ist schädlich, geht auch auf den Blutdruck und belastet damit hart den Kreislauf.
Besonders übel ist harter Impuls-Lärm (Schmiede, Hammerschläge etc.)
Gleiches hat der Klavierbauer, wenn er Saiten beim Stimmen "einklopft"; hart anschlägt, damit die Saitenlage sicher bleibt und nichts mehr rutscht etc.
Zu Betriebsleitern etc., Chefs, die verantwortlich sind für das Einstellen von Leuten...
Man sollte in der Neuzeit mittlerweile auch bei sehr jungen Leuten aufpassen. Dass sie evtl. schon Lärmschwerhörigkeit mitbrächten, per häufigem Disco-Gang oder an der Drucklufttröte auf Schalke, bei Bayern München oder BVB etc., oder Sportschützen... die auch keine Lust hatten auf Mickymäuse ...
(NB die Herren Steinway waren allesamt fit an der Flinte..)
Sorgsame Betriebe machen stets Arbeitsmedizinische Einstellungsuntersuchungen mit Hörtests bzw. beauftragen die bei Arbeitsmedizinern. Nicht, dass man sich einen jungen Klavierbauer oder Schmied oder oder einstellt, der u.U. schon schwere Vorschädigungen aus der Freizeit mitbringt, dann aber bald darauf schon traurig beim Arzt sitzt - und zuletzt Rente will, weil er (berufsbedingt..?..tüüdeli düüh..) lärmgeschädigt sei.