Klangschönes Tempo?

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Hallo ihr Lieben!

Zur Zeit spiele/übe ich zwei sehr schöne Stücke, von denen mindestens eines sehr bekannt ist. Die Mozart Sonate KV 331 und aus Debussys Children`s Corner The snow is dancing (mein diesjähriges Weihnachtsvorspielstück).
Beim ersten Satz der Sonate habe ich in meiner Wiener Urtext Ausgabe kaum Angaben zum Tempo. Wie haltet ihr das? Mal angenommen, ich wäre irgendwann so weit und könnte das Tempo frei wählen :D, in welchem Verhältnis seht ihr die einzelnen Variationen?
Das andere sind Debussys Schneeflocken. Pianisten sprechen da ja eine deutliche Sprache: Tempo "Rucki-Zucki". Nun hab` ich natürlich das Problem, dass es soooo schnell bei mir nicht geht. Also eigentlich ist die Frage blöd, aber was denkt ihr tut diesem Stück grad noch gut an (schneller) Langsamkeit? Manchmal gibt es ja so leise und gemächlich vor sich hin schneienden Schnee....

LG, Sesam
 
Nur zur Mozart Sonate und nur meine Meinung:

Das Thema selbst (Andante Grazioso) sollte ruhig aber nicht getragen oder gar schwerfällig sein. 60 Viertel pro Minute kommt mir aber schon etwas zu schnell vor. Erste bis vierte Variation kann man durchaus mit dem gleichen Tempo spielen, es wird immer rasanter, bis auf die vierte Variation, die wieder langsamer ist (längere Notenwerte).
Die fünfte Variation hat in meiner Ausgabe Adagio als Vorgabe und in dem Tempo kann man die ganzen "Ziernoten" dieser Variation wunderbar ausspielen.
Die letzte Variation ist an sich schon schnell angelegt, hauptsächlich Achtelnoten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie schnell ich die spielen will aber auf keinen Fall Adagio ;) Diese Variation hat für mich einen leichten beschwingten Charakter, deswegen relativ schnell aber nicht gehetzt.
Im Zweifelsfalle lieber langsamer. Das gesamte Stück hat sehr viele Details, die bei zu hohem Tempo verblassen können und das wäre wirklich schade.

Debussys Schneeflocken kenne ich nicht. Aber ein Tip: Tempo beeinflußt den Charakter der Musik und wenn man darauf achtet, kann man häufig ein gemäßigteres Tempo finden, in denen das Stück immer noch "richtig" klingt.

PS: Kölnklavier, Adagio ist Variation V (5), ich habe extra nochmal nachgezählt ;)

PPS: Auf Youtube gibt es eine Aufnahme dieser Sonate von Pogorelic und ich war ganz erstaunt festzustellen, daß er fast die gleichen Tempovorstellungen hat wie ich.
 
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Die Mozart Sonate KV 331
aus Debussys Children`s Corner The snow is dancing

meine Empfehlung:
zu KV 331 mal die späte Aufnahme von Elly Ney (sic!) hören!
zu Debussy: das ist eher ein Schneegestöber, als "leise rieselt der Schnee" - kurzum das sollte schon beweglich und nicht träge sein, was nun nichts mit "rucki-zucki" zu tun hat (Michelangeli anhören)

die genannten Aufnahmen könntest Du als tempo- und charaktermäßige Hinweise nutzen.

Gruß, Rolf
 
Schade, Elly Ney findet man zwar auf youtube aber "nur" mit Alla Turca und diversen anderen bemerkenswerten Aufnahmen. Die Variationen von ihr interessieren mich jetzt aber auch, ich werde wohl mal in eine Bücherei gehen müssen. Aber eins kann ich jetzt schon sagen: Klangschönes Tempo darf man von ihr absolut erwarten! Bei Horowitz kann man eher erwarten, daß er aus jeden noch so aberwitzigen Tempo noch Klang holt, das ist eine ganz andere Geschichte (etwas vereinfacht ausgedrückt, bitte nicht ohne Zusammenhang zitieren, ich höre gerade den dritten Satz der Mondscheinsonate von ihm, nachdem ich ihn von Elly Ney gehört habe und das ist in der Tat ein extremes Tempo im Vergleich zu ihr).
 
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Guten Morgen!
Vielen Dank für eure Antworten und Tipps
@ Koelnklavier: ja, du hast Recht, ich sollte meinem Puls vertrauen. Heute Morgen versteh` ich meine Frage von gestern Abend schon kaum noch. Irgendwie bin ich da in die Tempofalle getappt....
Das IK ist eine Dauerbaustelle. Zur Zeit ruht es auf meinem Nachtkästchen und ich lerne "nur" die Noten. Im September stand der 2. Satz zur Auswahl oder eben jener Debussy und mal wieder nach längerem Wiener Klassik. Ich habe mich dann vor allem für Debussy entschieden. Den kleinen Schäfer habe ich über den Sommer gespielt, ich liebe diesen ganzen Zyklus. Soooooo schön! Naja und jedenfalls beim IK bin ich nun so weit, dass ich ungefähr jede 6.Note so spielen kann, wie es gut ist. Das heißt ganz allmählich kriege ich ein Gefühl für das Stück und der Klang gewinnt an Zusammenhalt, die bröselige Konsistenz beginnt Bindekräfte zu entwickeln.
Bis hierhin, jetzt muss ich leider, leider in die Arbeit. Pfui, es regnet!

@ Guendola u Rolf: Euch schreib ich heute Abend, aber Danke schon mal!

LG, Sesam
 
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Hallo Guendola, hallo Rolf!

@Guendola: ja, deine Ansichten decken sich mit meinen Vorstellungen. In V1-4 sorgen die Notenwerte für Verdichtung bzw. mehr Raum, ohne, dass an der Temposchraube gedreht werden muss. Ich war nur verunsichert, weil ich bei mir das Gefühl habe, dass ich nicht so recht in der Lage bin, den Grundpuls von Variation zu Variation mitzunehmen.

@Rolf: die Aufnahmen von Michelangeli kenn ich natürlich, allerdings können sie für mich kein Maßstab sein. Und ich will nicht wählerisch sein, aber diese Aufnahme (trotz Digitalpiano) gefällt mir fast besser:

http://www.youtube.com/watch?v=jvdZaxwSxTU

Also jetzt übe ich mal weiter und dann sehe ich schon, ob Schneegestöber (wohin ich ja auch tendiere) oder eher friedliche vorweihnachtliche Flocken. Schneestürme gibts ja auch eher im Februar und bis dahin stimmt die Ohr-Finger Koordination.

Gruß, Sesam
 

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