Klang im Laden versus Klang zu Hause

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Orgelspieler

Guest
Habe gerade in einem älteren Beitrag gelesen, da sich da jemand erst noch an den neuen Klang seines Flügels zu Hause gewöhnen muss. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass der Klang im Geschäft völlig anders ist als zu Hause, was ja nicht verwunderlich ist. Wo liegt dann der Sinn 20 verschiedene Flügel anzuspielen, wenn der Klang zu Hause dann doch anders ist. Geht es nicht vielmehr um das Spielgefühl, das bleibt als einziges unverändert.
 
Allerdings ist das Spielgefühl direkt mit dem Klang verbunden, das lässt sich schwer voneinander trennen.
Wobei das Problem ja vor allem die gefühlte Lautstärke in der eigenen Wohnung ist, an die man sich gewöhnen muss.
 
Den Klang in der eigenen Wohnung kann man durch geschickte Möblierung und ggf. akustische Elemente (Dämpfer, Diffusoren) stark beeinflussen bzw. verbessern.

Im Laden wird man in der Regel einen ganz guten Sound haben, weil es im allgemeinen große Räume mit wenig Reflektionen sind. Diesen Sound kann man in der eigenen Wohnung halbwegs rekonstruieren, indem man die akustischen Eigenschaften des Raums entsprechend modifiziert. Ein Akustikstudio zu beauftragen kann gut investiertes Geld sein.
 
Zur veränderten Raumakustik wurde ja schon geantwortet.

Was die Aklimatisierung angeht, so ist einfach im Hinterkopf zu behalten, dass es mehrere Monate dauern kann, bis das frisch gtransportierte Instrument "zur Ruhe gekommen" ist.

Dabei scheint es ähnlich wie bei Wein zu sein: Den Tankstellenwein kannste durchschütteln und direkt nach Transport trinken - kaum ein Unterschied. Große Weine brauchen jedoch Wochen und Monate, um sich wieder zu beruhigen.

Je sensibler, feinfühliger Dein Instrument ist, desto länger "schmollt" es.
 
Wo liegt dann der Sinn 20 verschiedene Flügel anzuspielen, wenn der Klang zu Hause dann doch anders ist.
Gute Frage!

Am besten kauft man nicht den am schönsten klingenden Flügel im Laden. Der Flügelklang im Laden ist total irrelevant. Wie die Kiste zu Hause klingt, weiß niemand im Moment des Kaufes.

Man kauft den Flügel anhand sich nicht ändernder Eigenschaften: Farbe, Holzart, Design, Gelbstichigkeit der Tasten, berühmte Vorbesitzer etc. Und wenn das Teil zu Hause wie 'ne Zigarrenkiste mit darüber gespannten Gummiringen klingt, muss der Händler eben umtauschen.

Auch eine Stradivari klingt nicht überall gleich gut. Das kann man bei Hern Rieu gut beobachten. Obwohl, eine Strad kann man mit nach Hause nehmen und dort testen, einen 274er Steinway nur mit sehr hohem Aufwand.

CW
 
Gerade bei hochwertigen Pianos/Flügel ist man diesbezüglich sicher nervös.

Große Weine brauchen jedoch Wochen und Monate, um sich wieder zu beruhigen.

Irgendwie spricht man akustischen(!) Klavieren eine musikalische Seele zu. Das liegt wohl daran, dass hochwertige Instrumente genauso individuell sind wie die menschlichen Spieler, die sie bedienen/lieben. Ein großartiges Wechselspiel. Ein Drei Mal Hoch auf die Designer, Techniker, Klavierbauer, die diese hochwertigen Instrumente fertigen. :drink:
 
Ja klar. Und wenn du den Tütenwein in eine edle Karaffe füllst und dem Gast einen vom Pferd erzählst, schmeckt der richtig gut.
naja, bei Tütenwein eher nicht, aber bei 7-10;-€ Bottles kann das schon passieren...


Das ist eine kühne Behauptung, für die Du sicherlich auch eine belastbare Quelle hast. Wie lange muß ich warten, wenn ich einen 1979er Palmer vom Keller per Aufzug ins Dachgeschoß transportiere? 1 Woche pro Stockwerk?

Quelle: Mein Gaumen!
Probier es selbst aus! Nimm einen guten Wein (also mind 30,-), stelle ihn in den Kühlschrank, schüttel ihn 20 min herum und dann trinkst Du. Jetzt verschließt Du die Flasche wieder und wartest 6, 24 und 48 h, wenn Du magst auch noch eine Woche. Dann jeweils probieren. Wenn Du die Unterschiede nicht erschmeckst, kann ich Dir auch nicht helfen.

Keller zum DG juckt nicht! Es geht um Temperaturschocks und Rumgeschüttle - genau wie beim Klavier.
 

Ich glaube, das mit dem Wein überdenkst Du nochmal. Erstens kommt mein Rotwein nicht aus dem Kühlschrank, zweitens kosten sensationelle Flaschen Rotwein durchaus weniger als 30 EUR (Z.B. Gager Quattro, mein Lieblingswein oder andere Cuvées aus Deutschkreutz und Umgebung) und drittens ist Dein Testlauf völliger Blödsinn, weil eine bereits geöffnete Flasche Sauerstoff gezogen hat und damit getrunken werden sollte. Einen bereits geöffneten Wein als irgendwie sinnvollen Beweis für Deine Hypothese zu nehmen, ist wenig realitätsnah und zielführend.

Aber jeder so wie er mag.

In Österreich ist Weinversand per Post eine sehr gängige Sache und die Eingangs erwähnte Flasche 79er Palmer kam einen Tag vor dem Öffnen. Das war im Februar, also war der Wein aus dem Zustellfahrzeug richtig kalt, wurde garantiert kräftig herumgeschüttelt - und war an dem Abend der Verkostung einfach nur sensationell, genauso, wie ich ihn von einer früheren Verkostung her noch im Gedächtnis hatte.
 
Wird das verwendete Holz im Klavier nicht vor verbauen dorthin getrocknet?
 
...natürlich wird das Holz getrocknet. Wenn man aber sieht, wie ein Flügelchen von kräftigen Kerls hochkant durch das Treppenhaus gewuchtet wird, dann versteht man, daß Verzerrungen und Spannungen aller Art das arme Instrument beuteln und daß es seufzend sich setzen muß, bis die Schmerzen vorüber sind.
Es ist wirklich eine Crux, daß man Klaviere und Flügel nicht zu Hause testen kann. Ich habe es auch schon erlebt, daß ein Instrument nach dem Transport einen total anderen Klang hatte als beim Ausprobieren.
Und ja, man kann viel machen. Ich hatte seinerzeit mal einen Akustiker im Haus, der mit einem Kunstkopf ausgemessen hat, wie der Schall von überall reflektiert wird. Es war sehr interessant, die Übeltäter der Reflexionen auszumachen.
Holzboden klingt immer gut! Wer das zu Hause hat, kann sich glücklich schätzen. Das ist wie ein gut temperierter Weinkeller!;-)
 
Das sind aber zwei verschieden Dinge. Das eine ist die Raumakustik und das andere das Setzen der Materialen nach dem Transport. Zwei unabhängige Effekte.
Dass die Materialien 6 Monate brauchen um sich zu setzen sei mal dahingestellt ...
 
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Erstens kommt mein Rotwein nicht aus dem Kühlschrank, zweitens kosten sensationelle Flaschen Rotwein durchaus weniger als 30 EUR (Z.B. Gager Quattro, mein Lieblingswein oder andere Cuvées aus Deutschkreutz und Umgebung) und drittens ist Dein Testlauf völliger Blödsinn, weil eine bereits geöffnete Flasche Sauerstoff gezogen hat und damit getrunken werden sollte. Einen bereits geöffneten Wein als irgendwie sinnvollen Beweis für Deine Hypothese zu nehmen, ist wenig realitätsnah und zielführend.

Kühlschrank muss nicht sein, aber doch Temperaturschwankungen - wegen der Analogie zum Klavier.
Den Test darfst Du gerne auch mit ungeöffneten Flaschen durchführen. Macht mehr Spaß ;-). Ich gebe gerne zu, dass das vll. nicht auf alle großen Weine zutrifft, aber bei schweren Roten aus F, I, Südamerika auf jeden Fall. Und es ist auch nicht so, dass der Wein dann schlecht wäre - nur ist er ausgeruht und ungeschüttelt deutlich besser! (Deshalb kippt man den auch nicht ins Glas, sondern lässt ihn in Ruhe einfließen (jaja, ich weiß, ist auch wegen Luftkontakt...)
 
Deshalb kippt man den auch nicht ins Glas, sondern lässt ihn in Ruhe einfließen (Deshalb kippt man den auch nicht ins Glas, sondern lässt ihn in Ruhe einfließen
Ähh, Du redest vom Dekantieren? Das macht man aber nur um abgesetzte Feststoffe in der Flasche zu lassen. Daher macht es durchaus Sinn, ältere Weine, die durchgeschüttelt sind, erst mal ruhen zu lassen, bevor man sie umfüllt.

Zum Atmen (Karaffieren): Alten Wein sollte man eher nicht atmen lassen, weil er dann wegen der Oxidation sch... schmeckt. Also wenn die Flasche erst mal offen ist: Schnell trinken! :-)

Für durchgeschüttelte Klavier sind denke ich 4 Wochen eine gute Faustregel. Aber nicht trinken! :-D
 

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