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Ins Konzert gehe ich nur noch selten. Ich habe eine Abneigung gegen Publikumsmassen, Zirkusatmosphäre, Lungenkranke, Zahnarztgattinnen in Kanal Nr. 5, Sitzriesen, Raschler, Schwätzer etc. Erzählt mir bitte nichts von "Liveatmosphäre" und "Kontakt zwischen Künstler und Publikum". Bullshit, wenn man mich fragt. Gut, ich lasse es mir gefallen, wenn ich alle Karten für mich habe, dann gerne live, bitte, Herr Kapellmeister, aufspielen!
Nun gut, als vor ein paar Tagen ein Freund anrief und fragte, ob ich mit zu Kit Armstrong käme... da hab ich doch noch einmal eine Ausnahme gemacht. Die Schwätzer (die kümmern sich nicht drum, ob da vorn schon jemand klimpert oder nicht) jedenfalls gaben nach ein paar Minuten klein bei.
Kit Armstrong (jetzt 21 J.) spielte in der ersten Hälfte ein Programm aus eigenen Bach-Bearbeitungen, einer eigenen Fantasie über B-A-C-H. Mittels Fantasie und Fuge über B-A-C-H von Liszt ging es über in die zweite Hälfte mit Liszts Mephistowalzer Nr. 2, zwei Elegien, dann wieder einer Lisztschen Bach-Bearbeitung. Wir waren erstaunt! Was den Bach angeht, so war es seltsam zu hören, wie sehr Armstrong die Dynamik der Phrasen betonte, aus einem Forte kommend aufsteigend zum ff und wieder abfallend ins pp, sodass man den letzten Ton der Phrase kaum noch hörte. Dazu kamen kleine Rubati, eher zu viel des Guten. Mir kam der Gedanke an Wellen, in denen er die Musik spielte. Weniger Bach oder Liszt, aber viel Armstrong. Sollte ich ihn demnächst im Radio hören, ich vermute, dass er wiederzuerkennen ist. Ein ausgesprochen persönlicher Stil. Und deshalb wollte ich es nicht abtun, mir war, als habe dort jemand etwas zu sagen, als müsse man ihm genauer und öfter zuhören, um ihn zu verstehen.
Armstrongs eigene Fantasie war an den Gedanken des Choralvorspiels angelehnt, mit stark betonter Hauptstimme, gleichzeitig aber farbig und virtuos und erinnerte an die klassische Moderne zwischen Schönberg und Krenek - auch hier gilt, dass ich es nach einem Mal Hören nicht beurteilen will, aber das Gefühl hatte, dass hier nicht nur ein hochmusikalischer Virtuose, sondern auch ein hochtalentierter Komponist am Werk ist. (Hier übrigens ein Video, in dem Armstrong auf deutsch über diese Komposition spricht und sie erläutert:
http://www.youtube.com/watch?v=4EkE_veDfKU )
Dann also Liszt. Ich habe mich mit ihm viel beschäftigt – ich glaube, ich habe noch nie jemanden so Liszt spielen hören. Ich spreche nicht von Virtuosität, sondern von den Farben, der Dynamik, die Armstrong auf dem übrigens ausgezeichneten Instrument (S&S D) erzeugte. Eine Zartheit und Sanglichkeit im pp, die überirdisch wirkte. Ich war hingerissen! Ergriffen! Es ging eine Magie von diesem Spiel aus, die unbeschreiblich ist. Mein Begleiter äußerte auf dem Weg zum Italiener denselben Gedanken wie ich: So kann man sich Liszts Spiel vorstellen, des alten Zauberers!
Es grüßt
Die Drahtkommode
Nun gut, als vor ein paar Tagen ein Freund anrief und fragte, ob ich mit zu Kit Armstrong käme... da hab ich doch noch einmal eine Ausnahme gemacht. Die Schwätzer (die kümmern sich nicht drum, ob da vorn schon jemand klimpert oder nicht) jedenfalls gaben nach ein paar Minuten klein bei.
Kit Armstrong (jetzt 21 J.) spielte in der ersten Hälfte ein Programm aus eigenen Bach-Bearbeitungen, einer eigenen Fantasie über B-A-C-H. Mittels Fantasie und Fuge über B-A-C-H von Liszt ging es über in die zweite Hälfte mit Liszts Mephistowalzer Nr. 2, zwei Elegien, dann wieder einer Lisztschen Bach-Bearbeitung. Wir waren erstaunt! Was den Bach angeht, so war es seltsam zu hören, wie sehr Armstrong die Dynamik der Phrasen betonte, aus einem Forte kommend aufsteigend zum ff und wieder abfallend ins pp, sodass man den letzten Ton der Phrase kaum noch hörte. Dazu kamen kleine Rubati, eher zu viel des Guten. Mir kam der Gedanke an Wellen, in denen er die Musik spielte. Weniger Bach oder Liszt, aber viel Armstrong. Sollte ich ihn demnächst im Radio hören, ich vermute, dass er wiederzuerkennen ist. Ein ausgesprochen persönlicher Stil. Und deshalb wollte ich es nicht abtun, mir war, als habe dort jemand etwas zu sagen, als müsse man ihm genauer und öfter zuhören, um ihn zu verstehen.
Armstrongs eigene Fantasie war an den Gedanken des Choralvorspiels angelehnt, mit stark betonter Hauptstimme, gleichzeitig aber farbig und virtuos und erinnerte an die klassische Moderne zwischen Schönberg und Krenek - auch hier gilt, dass ich es nach einem Mal Hören nicht beurteilen will, aber das Gefühl hatte, dass hier nicht nur ein hochmusikalischer Virtuose, sondern auch ein hochtalentierter Komponist am Werk ist. (Hier übrigens ein Video, in dem Armstrong auf deutsch über diese Komposition spricht und sie erläutert:
http://www.youtube.com/watch?v=4EkE_veDfKU )
Dann also Liszt. Ich habe mich mit ihm viel beschäftigt – ich glaube, ich habe noch nie jemanden so Liszt spielen hören. Ich spreche nicht von Virtuosität, sondern von den Farben, der Dynamik, die Armstrong auf dem übrigens ausgezeichneten Instrument (S&S D) erzeugte. Eine Zartheit und Sanglichkeit im pp, die überirdisch wirkte. Ich war hingerissen! Ergriffen! Es ging eine Magie von diesem Spiel aus, die unbeschreiblich ist. Mein Begleiter äußerte auf dem Weg zum Italiener denselben Gedanken wie ich: So kann man sich Liszts Spiel vorstellen, des alten Zauberers!
Es grüßt
Die Drahtkommode
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