Natürlich ist es möglich, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelt, aber selbst dann musst du ja reagieren, und eine Aufforderung alleine wird ja nicht weiter geführt haben, sonst würdest du hier nicht fragen.
Ich gehe mal davon aus, dass die Spielstücke nicht zu schwer sind und dass deinem Schüler klar ist, was und wie er spielen sollte.
Ich habe einen Schüler im Unterricht der musikalisch sehr begabt ist, aber eben auch sehr leicht ablenkbar. Folgendes Vorgehen ermöglicht ihm ein konzentriertes Arbeiten.
Rituale und gleichbleibende Abläufe verschaffen Klarheit und Sicherheit, und erleichtern dass sich eine konzentrierte Ruhe einstellt.
Zu Beginn nehmen wir uns ein paar Minuten und ich Frage nach der Woche, nach dem Tag und nach dem was ihn gerade beschäftigt.
Da mein Schüler sehr jung ist, und noch nicht die Uhrzeit erfassen kann, bekommt er von mir drei kleine Salzbrezeln in einer Schale, die für Pausenzeiten stehen, die er bestimmen / einteilen kann.
Dann schütteln wir alles was stört und ablenkt ab. Schütteln Füße, Beine, Arme, Hände, Rücken und Kopf aus, und stellen uns vor dass uns ein blaues Licht umgibt, dass hilft uns zu konzentrieren.
Jetzt gehen wir ans Klavier.
Spielt er sein Stück von Anfang bis Ende durch, (so dass ich z.B. mitsingen kann) oder gar auswendig, gibt es ein großes Lob, wenn nicht vereinbaren wir einen Abschnitt von dem er meint, dass er ihn spielen kann ohne Absetzen, dass versuchen wir dann.
Bemerke ich irgendein Zeichen von Ablenkung oder den Ansatz etwas sagen zu wollen, zeige ich mit einem Stift die Stelle, wo er gerade ist und begleite damit sein Spielen, bis zur vereinbarten Stelle.
Wenn er weiter spielt auch darüberhinaus.
Wenn es geschafft wurde, noch mal Lob und die Frage, ob er das nochmal soweit oder sogar weiter schafft.
Wenn nicht, zeige ich von Beginn an mit auf die Noten und spreche mit ihm gemeinsam Noten, Zählzeiten, Rhythmussprache, Text (was sich anbietet) mit.
Bei Stücken, die er auswendig kann, versuche ich ihn zu motivieren sich beim Spielen zuzuhören. Ich habe ein "Tastenläufer- Stofftier", dass zuhören kommt, wenn die Kinder etwas auswendig spielen können und das führt dann oft dazu, dass sie ganz konzentriert spielen.
Inzwischen schaffen wir es auf Anhieb mindestens durch das halbe Stück, häufiger auch schon mal das Ganze.
Wenn er etwas erzählen möchte, machen wir eine "Brezel-Pause", das heißt aufstehen, weg vom Klavier, damit das Klavier sich nicht mit "Redezeit" verknüpft, insgesamt aber eben nur drei Mal, dann sind die Pausen verbraucht.
An Tagen wo es mit der Konzentration gar nicht klappt, teile ich eine Kopie seines aktuellen Stücks in Abschnitte, die ich mit Würfelzahlen versehen und wir erwürfeln einen Abschnitt spielen den, erwürfeln den nächsten, spielen den und haben so zwischen jeden Abschnitt Bewegung. Würfeln Abschnitt mitnehmen, spielen, wieder würfeln. Wenns Spaß macht und geht, dass Stück in der neuen Reihenfolge am Ende nochmal insgesamt spielen.
Zumeist laufen damit zumindest die einzelnen Abschnitte gut und ohne Unterbrechung.
Es gelingt ihm immer besser sich seine Pausen einzuteilen und sich in den Klavierspielzeiten auch wirklich zu konzentrieren.
Bei älteren Kindern hilft oft auch eine Aufnahme vom Spiel, die keine Studioqualität aufweisen muss, wo sie aber die Unterbrechungen wahrnehmen können und dann häufig doch "richtig" spielen wollen.
Vielleicht passt das eine oder andere ja auch auf die Situation mit deinem Schüler.