Kaufentscheidungshilfe Flügel

H

Heinedon

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14. Juli 2012
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Hallo,

ein bisschen versteckt war die Frage ja schon in meinem PNOscan-Thread, da die Resonanz dort aber nicht besonders groß war, würde ich gerne hier nocheinmal explizit von euch folgendes Wissen.

Welche dieser Instrumente

- Yamaha G3 ca. 1980, innen und außen überholt, ca. 8000€ (Händler)
- Yamaha G5 ca. 197x, neue Saiten, neue Wirbel, ca. 7500€ (Händler)
- Kawai KG-5C, ca. 1974, ca. 6000€ (Privat)
- Kawai CA60, Bj.1987, "generalüberholt, intoniert, Hammer abgezogen, Seiten angeklopft, Achsen überprüft, Resonanzboden gereinigt, Mechanik neu einreguliert", 7000€ (Privat)

würdet ihr nach technischen, objektiven Gesichtspunkten (Qualität, Stimmhaltung etc) bevorzugen, und wie steht es mit eurem Klangeindruck? Wie schwergängig ist jeweils der Anschlag (wenn sich das überhaupt verallgemeinern lässt, aber auch hier sind natürlich einzelne Meinungen willkommen)?

Ich weiss natürlich, dass so ein Flügelkauf nicht nur nach objektiven Gesichtspunkten geschieht, sondern mehr danach wie ich mich mit dem Instrument fühle. Den G3 habe ich schon gespielt und war eigentlich zufrieden - es wäre mein erster Flügel, spiele seit ca. 20 Klavier, davon die letzten 6 vorrangig Digital. Nichtsdestotrotz mag ich natürlich akustische lieber, und ein Flügel war schon immer mein Traum (siehe anderer Thread).
Leider habe ich speziell zu den Kawai-Instrumenten wenig im Internet bzw. hier im Board gefunden. Augenscheinlich macht man mit den Yamahas nicht viel falsch, wenn ich aber überlege dass so ein CA60 nochmal größer und wesentlich neuer als so ein G5 ist fragt man sich natürlich warum...
Sollte ich die Gelegenheit haben die Instrumente mal anzuspielen würde ich das natürlich gerne tun - dafür muss ich nur erstmal wissen welche sich lohnen ;) Falls ihr noch weitere Ideen habt ist das natürlich sehr willkommen.

Viele Grüße,

Chris
 
Wie kommst Du gerade zur Auswahl dieser 4 Instrumente? Hast Du schon 100 (verschiedenste Marken) angespielt und das sind die "Besten"?

Falls nicht, würde ich Dir vorschlagen, erstmal möglichst viel verschiedene Flügel anzuspielen, um Dich zu orientieren und herauszufinden wie Dein Ideal bei Klang und Spielgefühl überhaupt ist.

So wirkt es auf mich erstmal so wie die 4 Erstbesten in der Preislage in der Nähe oder bei Ebay. ;)

Die Terminologie "überholt" sagt erst mal gar nix. Ein Flügel der intoniert, reguliert und Hämmer abgezogen hat ist alles andere als "generalüberholt". Er ist gerade mal gewartet (plus Hämmer abziehen das nicht normale Wartung ist). Trotzdem kann er natürlich in Topzustand sein.
 
Hallo Heinedon,

ich hab nun auch nicht alle gespielt (vom CA60 hab ich noch nie gehört, das will aber nichts heißen), aber mein klarer Favorit der übrigen genannten wäre der KG-5c. Da hatte ich mir einen angeguckt, der sollte eher Richtung 9000€ kosten, was ein BISSCHEN zuviel war :) hmm, für 5000€ würde ich ihm wohl mal unter den Rock, äh, unter die Haube gucken. Bei der KG-Serie muss man leider sagen, dass sie im Gegensatz zur RX-Serie, den Nachfolgemodellen, eine sehr weite Streuung hat, und dann einzelne empfohlen werden, andere wieder nicht. "Kaufen Sie KG-2B, aber bloß nicht KG-2N!" und so weiter. Natürlich davon abhängig, welche Modelle grade im Laden standen :D
Kawai hat im Gegensatz zu Yamaha, so meine kindliche unschuldige Meinung, einen warmen weichen Klang, der aber ein wenig im Gegensatz zum sehr festen und bestimmten Anschlagsgefühl steht. Trillern und ähnliches fiel mir die ersten Minuten sehr schwer. Nun weiß ich über die KG-Modelle leider nicht, ob sie ebenfalls wie die RX-Serie eine komplett aus Kunststoff bestehende Mechanik haben, aber selbst wenn, die kontroversen Diskussionen darüber ergeben noch nicht, dass das ein Nachteil wäre. Für den Spieler ist es vielleicht eher ein Vorteil, nur die Klavierbauer haben damit mehr Probleme, wenn denn mal was anfällt. (So ist zumindest bisher mein Eindruck, ich bin aber immer bereit, meine Meinung zu ändern :) .)
Bei Yamaha gibt es auch schon eine neue Serie, wenn ich mich jetzt nicht täusche, die C-Reihe... Von der G-Reihe hab ich nur den G1 gespielt, sehr schön, gefiel mir, obwohl sehr kurz, das Pedal war gewöhnungsbedürftig, der Bass natürlich nicht grade traumhaft, aber das ist beim G3 und G5 sicher anders... Ich würde, wenn ich deine finanziellen Mittel hätte, also den G5 oder KG-5C nehmen. Überhaupt sind diese 2m-Schiffe alle ein bisschen außergewöhnlich... der CA60 ist ein wenig länger als KG5 und G5, allerdings keine 10cm, und der KG5 ist noch am günstigsten.
Ansonsten muss ich dir im Bereich von 6-8000€ sagen, dass du da sehr viel bessers auf dem Gebrauchtmarkt bekommst. Alte Chinesen. Alte Japaner. Wenn es nicht zur Präsentation taugen muss, sondern erstmal gut spielen, und die optische Aufarbeitung in ein paar Jahren folgen kann, dann findest du hin und wieder für das Geld auch einen alten Bechstein, sogar Blüthner... mein Händler hat z.B. grade einen wirklich traumhaften Bechstein stehen in der Preisklasse, vielleicht möchtest du dir den mal angucken?

Liebe Grüße,
Tarchen
 
Wie kommst Du gerade zur Auswahl dieser 4 Instrumente? Hast Du schon 100 (verschiedenste Marken) angespielt und das sind die "Besten"? (...)
So wirkt es auf mich erstmal so wie die 4 Erstbesten in der Preislage in der Nähe oder bei Ebay. ;)

Ja, ein bisschen wahres ist dadran. Das Problem ist, dass man einfach nicht ohne Ende Instrumente anspielen kann, weil nicht überall eine derart breite Auswahl verfügbar ist... daraufhin habe ich eine grobe Vorauswahl getroffen aus Dingen, die ich kenne (G3 hab ich wie gesagt schon gespielt), und Instrumenten die in einer ähnlichen Preis- und Altersklasse liegen. Tatsächlich ist es aber wahr dass ich wesentlich ältere Instrumente (die angesprochenen Bechsteins o. Ä.) noch nicht gespielt habe und somit kein Bild in dieser Richtung habe. Optisch gefallen mir die alten Schinken (sorry, nix für ungut) zwar weniger, aber das ist natürlich zweitrangig hinter Klang und Spielgefühl.

Wie schon geschrieben: Ich bin für weiteren Input sehr offen, so dass ich irgendwann eingrenzen kann was ich anspielen möchte.

Ich bin allerdings im materiellen Bereich kein Freund der "für ewig" Lösungen, sondern eher ein Anhänger der "permanenten Selbstaktualisierung" im übertragenen Sinne. Sollte mir also in 5-7 Jahren der Sinn nach etwas anderem oder sogar besserem stehen, und sollte ich die finanziellen Mittel haben sehe ich es nicht als Problem da einen Austausch vorzunehmen. Deswegen kommt für mich auch nur der Gebrauchtkauf in Frage (um mal neue kleine oder no-name Instrumente auszuschließen), da ich den höllischen Wertverfall (es sei denn es ist ein Steinway ;) ) am Anfang doch lieber jemandem anders überlassen will.

Die Aussage von Tarchen mit dem festen Anschlaggefühl ging in die Richtung die mich interessiert - einen zu schweren Anschlag (meinst du das mit festem Anschlaggefühl?) möchte ich nämlich vermeiden, da ich das genügend beim CA-5 Digitalpiano hatte. Klar mag das trainieren, aber irgendwann wird's lästig wenn man eher Hobby- denn Profispieler ist.
 
Tatsächlich ist es aber wahr dass ich wesentlich ältere Instrumente (die angesprochenen Bechsteins o. Ä.) noch nicht gespielt habe und somit kein Bild in dieser Richtung habe. Optisch gefallen mir die alten Schinken (sorry, nix für ungut) zwar weniger, aber das ist natürlich zweitrangig hinter Klang und Spielgefühl.
Dann hol das bitte schnell nach! Erst recht deswegen >>>
einen zu schweren Anschlag (meinst du das mit festem Anschlaggefühl?) möchte ich nämlich vermeiden, da ich das genügend beim CA-5 Digitalpiano hatte. Klar mag das trainieren, aber irgendwann wird's lästig wenn man eher Hobby- denn Profispieler ist.

Viel Spass und Freude und Ahhh und Ooooh auf Deiner Erkundungsreise!

Ich bin allerdings im materiellen Bereich kein Freund der "für ewig" Lösungen, sondern eher ein Anhänger der "permanenten Selbstaktualisierung"
Auch das spricht für ältere Semester von höherwertigen Marken (Wertverlust).
 
Hallo Heinodon,

ich bin nicht der große Flügelspezialist, aber für die Wahl des zweiten Flügels in meinem Leben hatte ich mir echt Zeit gelassen. Ca. 2 Jahre. In dieser Zeit habe ich mir und den Klavierläden zugemutet, mehrere Nachmittage dort spielenderweise zuzubringen.

Quer durch die neuen und gebrauchten Flügel in mindestens 4 (?) verschiedenen großen Geschäften.

Zum Schluss war die Wahl eingeengt auf Yamaha vs. Grotrian-Steinweg. Die ca. 100 km zum entsprechenden Geschäft bin ich dazu drei mal gefahren und habe insgesamt etliche Stunden dort gespielt.
Den Ausschlag zum Kauf gab eine diesbezügliche Frage hier im Forum. Es ist der Grotrian-Steinweg geworden.

Er geht relativ schwer, ich bin auch kein Profi, spiele aber viel und gern und spiele auch gerne mal öffentlich. An das höhere Anschlagsgewicht habe ich mich jetzt gewöhnt - es ist für mich alles genau so spielbar wie vorher. Aber das hat doch einige Zeit gebraucht.

Ich sehe es als Vorteil an, auf einem Flügel zu üben, der etwas schwerer geht, weil mich dann andere Vorspiel-Instrumente wegen Schwergängigkeit nicht mehr erschrecken.

Mein Tipp: mute Dich den Klaviergeschäften zu und spiele dort, was das Zeug hält. Nimm Deine Noten mit, wenn Du das brauchst! Mache auf den Flügeln Deiner engeren Wahl mal eine richtige Übesession. Das ist mir übrigens auch von den Verkäufern empfohlen worden.

Einen guten Griff wünscht

Walter
 
Hallo Heinedon,

mit einem festen Anschlagsgefühl meine ich nicht, dass die Kawais (die ich kenne) einen zu schweren Anschlag haben. Meine Hände sind relativ schwach und empfindlich, deswegen spielte ich bisher auf einem sehr alten, runtergeklimperten Klavier, das butterweich lief. Da reichte die sprichwörtliche Feder herabzufallen, um eine Taste zu bewegen. Das hat sich natürlich intensiv auf die Differenzierung ausgewirkt, um es einmal zu übertreiben, gab es nur die Wahl zwischen piano bei normalem Anschlag und fortissimo, wenn man mit der Faust draufhaut. Dazwischen lag praktisch nichts.
Dahingegen haben die Kawais einen festen Anschlag, wie ich es in Ermangelung an fachlich korrekten Ausdrücken nenne, damit meine ich, dass du sehr genau wissen musst, wie du die Taste drücken möchtest, um den Ton korrekt herauszubringen. Der moderne Trend geht ja ohnehin zu "schwergängigen" Tastaturen... Die von mir angespielten Kawais haben es damit sehr einfach gemacht, auf eine Weise zu nuancieren, die mir bisher an anderen Instrumenten völlig entgangen ist. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, sich eine Stunde an das Instrument zu gewöhnen (hierzu den Verkäufer immer wegschicken!). Ich habe darauf geübt, obwohl ich wusste, dass das Modell für mich unerreichbar ist, und es hat mich vermutlich sehr viel weiter gebracht, als die ewigen Stunden, die ich im Unterricht auf dem billig-Steinway verbracht habe. Der angespielte Flügel war übrigens ein nagelneuer RX-2, das Modell hatte mich interessiert, weil meine KL einen besitzt. Hätte ich die 17000? gehabt, hätte ich ihn auch gerne mitgenommen :)

Wenn du sagst "nützlich zum trainieren", klingt das so, als hätten deine Finger Gewichte gestemmt... das ist bei den Kawai-Flügeln nicht so! Wenn du weich anschlägst, kommt ein weiches, warmes piano. Wenn du fest anschlägst, kommt ein brillantes, deutliches forte.
Zurzeit habe ich übrigens ein gebrauchtes Klavier der Marke Seiler, die auch sehr schöne Flügel hergestellt hat. Ich plane allerdings, nach Vollendung des Studium (was wohl noch ein halbes Jahrzehnt oder mehr dauern wird :D ) einen Kawai zu kaufen, Preis- und Leistungsverhältnis finde ich besser als bei Yamaha. (Erneut die Sicht eines Schülers, nicht eines Profis oder Klavierbauers!) In grauer Zukunft werde ich dann aber hoffentlich irgendwann auf meinen Traum umsteigen... Blüthner und Bösendorfer :)

Liebe Grüße,
Tarchen
 
Hallo Joeach, der Feurich ist leider schon sogut wie verkauft, und ich versuche, dieses herrliche Instrument aus dem Kopf zu kriegen. Danke, dass du es mir schwer machst.

Keine Lieben Grüße für soviel Gemeinheit,
Tarchen.
 
Hallo alle zusammen,

vielen Dank für eure zahlreichen Beiträge!

Walter:
du hast natürlich recht, andere Instrumente schrecken einen bezüglich schweren Anschlags nicht mehr ab wenn man selber ein solches Instrument spielt - allerdings spiele ich vorrangig für mich selber, wobei ich nicht den Anspruch habe mich technisch bis ins Unermessliche zu steigern, sondern einfach nur Spaß am spielen haben möchte (das beinhaltet natürlich auch die Herausforderung des Erlernens neuer Stücke).
Wenn ich Instrumente anspiele (Ein paar habe ich ja schon in den letzten Jahren gespielt, aber das waren noch unerreichbare Träume wie C7 oder kleine Steinways, und dazu auch noch neu) habe ich meistens einen bunten Strauß verschiedener Stücke die ich durch bzw. anspiele und bei denen ich eine klare Vorstellung habe wie sie sich beim spielen anfühlen und klingen sollten. Die Testmethodig steht also ;)
Ich finde interessant dass du sagst, du hättest dir für die Wahl des ZWEITEN Flügels viel Zeit gelassen - ich gewinne langsam den Eindruck dass es, wenn man denn nicht den Kauf für ewig plant, eine Rangehensweise wäre sich den Flügeltraum mit einem Instrument dass einem einfach gefällt (klanglich und spielerisch, selbst wenn man den Vergleich nicht in voller Breite hat) zeitnah zu erfüllen und einfach in den nächsten Jahren schaut was einem an dem Instrument gut gefällt und was eher schlecht... Ich glaube nämlich dass man viele Sachen erst bei wirklich langer (und damit meine ich nicht zwei Nachmittage) Beschäftigung mit einem Instrument herausfindet. Ich möchte mich nicht aus dem Fenster lehnen, aber bei wenn ich Digipianos anteste weiss ich nach 5 Jahren Kawai CA5 gefühlt nach 15min spielen oder weniger ob es mir gefällt, einfach weil ich eine Referenz für mich habe (muss ja nicht heissen dass die Referenz das beste darstellt) und die Abweichung davon beurteilen kann. So oder so ähnlich könnte ich es mir mit Flügeln auch vorstellen, und da ich ja plane privat und gebraucht und älter (>25 Jahre, der Test ganz alter Instrumente steht noch an) zu kaufen, glaub ich, dass sich der Wertverfall in den nächsten 3-4 Jahren in Grenzen hält; 30 oder 33 Jahre alt ist preislich würd ich sagen kein großer Unterschied. Und vielleicht gefällt einem ja auch was man sich zugelegt hat...

Tarchen:

Vielen Dank für deine ausführlichen Hinweise zum Thema Anschlag beim Kawai! Klingt, als könnte mir das gefallen. Preis/Leistung kann ich natürlich noch nicht beurteilen, zumindest Preis ist aber Sympathisch ;)

Zu dem Hinweis mit den alten Bechsteins oder vergleichbaren Instrumenten:
Ich nehme mal an, man würde dann unrestauriert kaufen, richtig? Wieviel Geld muss man für eine "komplettüberholung" (nur technisch, zunächst nicht optisch) investieren? Und: bekommt man für den verbleibenden Betrag bei max. 8000€ Obergrenze ein brauchbares Instrumente?

Es grüßt,

Chris
 
Hallo Joeach, der Feurich ist leider schon sogut wie verkauft, und ich versuche, dieses herrliche Instrument aus dem Kopf zu kriegen. Danke, dass du es mir schwer machst.
Hallo Tarchen, warte noch ein Weilchen - vielleicht gibts irgendwann einen 77er F4 günstig zu kaufen ... ;-).
 
Flügelsuche

Hallo Chris,

auch ich war auf der Suche nach MEINEM Flügel und habe mir dafür sehr viel Zeit genommen und meinen Radius sehr ausgedehnt, d.h., dass ich erstmal die diversen Neuinstrumente der klassischen Marken ausprobiert habe wie Steinway, Blüthner, Bechstein, Grotrian Steinweg und Schimmel; dann natürlich auch Yamaha und Kawai. Ich bin dazu sogar etliche Km gefahren, weil in meiner näheren Umgebung nicht alle diese Instrumente verfügbar waren. Nachdem ich in etwa einen Eindruck von der Verschiedenartigkeit und den Qualitätsmerkmalen gewonnen hatte, habe ich nach Gebrauchten dieser Marken gesucht und etliche angespielt, w.h. ausgiebig getestet. Aufmerksam gemacht worden, dass mittlerweile fast alle renommierten Klavierbauer der og. Marken auch Zweit- und Drittmarken, vornehmlich asiatischer Herstellung, unter ihrem Firmenlabel anbieten, habe ich auch diese Instrumente ausgiebig getestet und viele Stunden lang auf ihnen gespielt. Gleichermaßen habe ich dann auch die Instrumente anderer Hersteller, die in Asien fertigen lassen, gespielt, wie Wendl & Lung, Hamann Hamburg oder Wilhelm Steinberg. Zuletzt hat mich ein Klavierhaus in Hamburg auf die Marke Irmler, made by Blüthner, aufmerksam gemacht. Ich bin daraufhin direkt zur Fa. Blüthner gefahren und habe dort neben den original Blüthner auch die Zweitmarke Hässler aus eigenem Hause und daneben die Instrumente der Marke Irmler ausgiebig gespielt und getestet. Ich habe mir von Dr. Christian Blüthner die Herkunft, Baubeschaffenheit und Unterschiede der Linien Studio und Professional, (Irmler Europe), erklären lassen.

Abgesehen von den hörbaren klanglichen Unterschieden, sollte man wissen und entscheiden, wie wichtig einem das ist, dass auf dem Sektor der asiatischen Klavierproduktion z.T. laminierte Resonanzböden verbaut werden, (Wendl & Lung, Hamann Rosendorfer et altera), und dass diese nicht nur einen klanglichen Nachteil aufweisen sondern auch etwas über die Lebensdauer eines Instrumentes aussagen können. (Aber je nach Geschmack mag es den Einen stören und den Anderen nicht.)

Für mich war entscheidend der Klang, die Spielart und die Modulationsfähigkeiten des Tones, um mich für ein Instrument zu entscheiden.

Richtig ist, dass sich das Instrument verändert, je nach Klima, Raum und Spielweise des Spielers. Gleichwohl kann man ein Instrument nur danach auswählen, wie es sich in dem Moment präsentiert, in welchem man es spielt, wie bei einer Frau, die Du auch nur nach dem Moment der Begegnung beurteilen kannst.

Nachdem ich nun Hunderte diverser Neu- und Altinstrumente gespielt und getestet habe, habe ich mich letztendlich für das Instrument entschieden, was meinen klanglichen Vorstellungen am Nächsten kommt und mich spielartlich überzeugt, also angenehm zu spielen ist, und mir die größtmögliche Modulationsfähigkeit des Tones erlaubt. Und siehe da: Der Preis für dieses Instrument war hernach noch günstiger als für Yamaha, Kawai oder Consorten.

Ein wenig sollte man sich über die Spezifika des Instrumentes Klavier per se informieren, technische, klangliche und mortuale, und sich dann dafür entscheiden, was man als technische Grundbedingung für das Instrument seiner Wahl fordert, und davon bei der Wahl auch nicht abrückt.

Hernach sollte man sich entscheiden, egal ob Neu- oder Gebrauchtinstrument, welches einem klanglich, spieltechnisch und gestaltungsofferierend am besten gefällt.
Ab dann ist nur noch die Finanzierung von Bedeutung, denn was nützt es mir, wenn ich mich in einen Blüthner verliebe, den ich nicht bezahlen kann?

Also dann nach einem bezahlbaren Kompromiss suchen, eingedenk aller Kriterien, die ich zuvor benannt habe.

Viel Glück bei dem Finden DEINES Instrumentes! Lasse Dir viel, viel und nochmals mehr Zeit dafür, es zu finden und spiele soviele diverse Instrumente, wie du kannst, ok?


Liebe Grüße

Klavierfreund56
 

Hallo Zusammen,

eine weitere Frage gesellt sich in der bunten Reigen der Vorherigen:

Ich lese oft, dass von Instrumenten, die (auch wenn nur teilweise) eine Musikschulkarriere hinter sich haben, abgeraten wird. Logisch, da der Verschleiss dort höher ist.
Wie sieht es denn aber aus wenn das Instrument gut gewartet ist und viele Teile bereits ausgetauscht und überholt worden? Glaubt ihr, dass dadurch der hohe Verschleiss komplett (oder zumindest nahezu) wieder Wett gemacht werden kann?

Ich stelle mir da als Vergleich Firmenwagen vor: Man sagt, dass diese häufig "verheizt" sind. Auf der anderen Seite haben sie aber auch für gewöhnlich den höchsten Standard an Service genossen - das ganze gleicht sich also aus.
Ich bin mir aber bewusst dass bei einem Flügel mit Seele vllt andere Faktoren mit ins Spiel kommen, verglichen mit etwas eher unemotionalem wie einem Auto... Das ganze soll nur die Idee dahinter verdeulichen.

Ein angenehmes Wochenende,

Chris
 
Kleiner Unterschied: Meistens haben Firmen genug Geld, bzw. Sonderkonditionen beim Service und das FA beteiligt sich auch. Musikschulen sind da m.E. anders gelagert ...
 
Hallo Zusammen,

eine weitere Frage gesellt sich in der bunten Reigen der Vorherigen:

Ich lese oft, dass von Instrumenten, die (auch wenn nur teilweise) eine Musikschulkarriere hinter sich haben, abgeraten wird. Logisch, da der Verschleiss dort höher ist.
Wie sieht es denn aber aus wenn das Instrument gut gewartet ist und viele Teile bereits ausgetauscht und überholt worden? Glaubt ihr, dass dadurch der hohe Verschleiss komplett (oder zumindest nahezu) wieder Wett gemacht werden kann?

Hallo Chris,

Das ist fast ein Paradoxon!

Könnte man glatt in die Zeitung tun. Mir ist das in 40 Jahren nicht begegnet. :D

LG
Michael
 
Schade eigentlich... also Finger Weg von Musikschulinstrumenten?
 
Einen guten Flügel wird eine Musikschule kaum hergeben.
 
Warum sollte die Musikschule ein Instrument in Topzustand überhaupt verkaufen?
Die sind ja nicht auf 36 Monate geleast wie Firmenwagen. :)
 
Schade eigentlich... also Finger Weg von Musikschulinstrumenten?
Es kommt auf den Preis an und wie stark es abgenutzt ist.
Ich reiße mich gar nicht um solche Instrumente. Sie werden abgegeben, weil oft durch mehrere Fachleute schon bestätigt wurde, dass eine Reparatur den Zeitwert übersteigt. Manchmal jedoch werden alte Blüthner, Bechstein etc. deshalb weg gegeben, weil ein Kawai, Yamaha etc. in der Anschaffung günstiger ist. Das heißt, wer ein Spitzeninstrument haben will und bereit ist eine höhere Summe für die Reparatur zu bezahlen der kann auch in Musikschulen fündig werden.

LG
Michael
 
Sie werden abgegeben, weil oft durch mehrere Fachleute schon bestätigt wurde, dass eine Reparatur den Zeitwert übersteigt. Manchmal jedoch werden alte Blüthner, Bechstein etc. deshalb weg gegeben, weil ein Kawai, Yamaha etc. in der Anschaffung günstiger ist. Das heißt, wer ein Spitzeninstrument haben will und bereit ist eine höhere Summe für die Reparatur zu bezahlen der kann auch in Musikschulen fündig werden.

Ich denke mal bei Blüthner, Bechstein usw. wäre es schon interessant zu zugreifen - wobei da in der Regel die Klavierhändler schneller sind...würd ich ja als Händler auch machen, die "alte Bechsteinkrücke" gut in Zahlung nehmen für den Kauf eines "schönen neuen Kawai oder Yamaha Instrumentes.....die Schule freut sich das ihre "alte abgenuddelte Grotte" kostengünstig für ein "hochwertiges neues Instrument" den Preis für dieses ohnehin schon recht "günstige" Instrument reduziert, und der Händler hat sich wieder eine Perle geangelt welche mitttels Material und einiger Arbeit einen netten Umsatz verspricht welchen die Schule nicht auszugeben bereit gewesen wäre. 12 000 € in die Überhohlung eines Bechsteinflügels rein zustecken macht auf jeden Fall mehr Sinn als 8000€ in die Überholung eines Kawaiflügels :D

Viele Grüße

Styx
 
12 000 € in die Überhohlung eines Bechsteinflügels rein zustecken macht auf jeden Fall mehr Sinn als 8000€ in die Überholung eines Kawaiflügels

Hallo Styx,

da würden Dir aber viele Klavierhändler die Hölle heiß machen, die ihre Yamahas und Kawais verkaufen wollen. Aber es freut mich, dass wir da einer Meinung sind. Wenn ich die Zeit gehabt und die Möglichkeit, überall dorthin zu fahren, wo es annahmeweise für mich interessante Instrumente gab, immer dabei einen Klavierbauer, der mir hätte sagen können, ob es sich lohnt, das Instrument zu überarbeiten, hätte ich auch in einen neuen Flügel investieren können, den ich vor Ort gefunden hätte. Da ich schon sehr viel Zeit investiert, gelesen, recherchiert und gelernt habe und sehr viel herumgereist bin, um gebrauchte und neue Instrumente anzuspielen und zu begutachten, habe ich wohl das Recht erworben, Instrumente beurteilen zu können, (immer eingedenk, einen erfahrenen Klavierbauer in der Hinterhand zu haben, mit dem ich jedes Instrument diskutiert habe), und mich mangels eines geeigneten gebrauchten Hochpreisinstrumentes für ein neues Lowbudget-Instrument entschieden zu haben.
 

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