Kaufempfehlung Bechstein, Grotrian, Sauter

F

flynox

Guest
Liebe Forumsteilnehmer,

vor ca. 20 Monaten hab ich nach jahrelanger Pause wieder mit dem Klavierspielen angefangen und nutze jede Minute, die ich mich von anderen Verpflichtungen freimachen kann, fuer mein wiedergefundenes Hobby. Momentan spiele ich noch auf einem Digi, was sich fuer mich eigentlich bewaehrt, da ich hauptsaechlich spiele, wenn meine Kinder bereits schlafen. Aber natuerlich sehne ich mich schon seit 20 Monaten nach einem akkustischen Instrument. Deswegen machte ich mich vor 10 Monaten auf die Suche nach einem passenden Instrument. Dabei waren die hier eingestellen Erfahrungsberichte und Tipps wirklich hiflreich.

Ich kann mich noch an meinen ersten Besuch eines Klaviergeschaeftes erinnern und an meinen Schock was Klaviere so kosten. Aber wie von anderen bereits berichtet, gewoehnt man sich daran und mit jedem Testspiel steigen die Ansprueche und die angespielten Modelle. So kam es, dass ich ernsthaft mit dem Gedanken spielte mir einen gebrauchten Fluegel zuzulegen. Aber nach 10-monatiger Suche bin ich leider nicht auf ein Instrument gestossen welches mir wirklich gefiel und welches ich bezahlen konnte. Deswegen habe ich das Thema Fluegel zu Grabe getragen. Auch ein gebrauchtes Klavier, welches klanglich, spieltechnisch und optisch passt, konnte ich nicht finden.

Ich weiss, dass hier im Forum zu einem Gebrauchten geraten wird, aber ich finde es ist wirlich schwer ein passendes zu finden. Vielleicht haette ich meinen Radius etwas ausdehnen muessen, aber mehr als 40 Kilometer einfache Strecke wollte ich nun doch nicht fahren. Deswegen hab ich mich entschieden mir ein Neuinstrument zuzulegen und dazu noch eines von einem deutschen Hersteller.

Mein Anliegen mit diesem Beitrag ist euere werte Meinung ueber die folgenden Instrumente:

C. Bechstein Classic 118
Grotrian-Steinweg Carat 118
Sauter Ragazza 122
Sauter Classic 130
Roehnsich?

Liebe Gruesse
Wolfgang
 
Hallo flynox,

Es klingt jedes Klavier etwas anders - selbst bei der gleichen Marke, gleiche Bauhöhe und gleiche Bauserie. Daher ist es schwierig zu beurteilen, welches dieser Klaviere Dir gefallen wird. Ich tippe auf Sauter. Die Bauhöhe von 130 cm wäre von der klingenden Saitenlänge und geringeren Inharmonizität zu bevorzugen.

LG
Klaviermacher
 
Hallo Klavierbauer,

vielen Dank fuer Deine Antwort.

Neben den klanglichen Unterschieden wuerden mich vor allem die baulichen Unterschiede interessieren. Legt ein Hersteller mehr Wert auf den Resonanzboden, andere dagegen auf die verwendeten Hoelzer, z.B. nur Vollholz etc.?

Kann ich davon ausgehen, dass die Klaviere in dieser Preisklasse Qualitativ alle auch hohem Niveaus sind, oder gibt's da auch bekannt Unterschiede zwischen den Herstellern?

Noch eine andere Frage, mir wurde von einem Klavierhaendler das Grotrian als das klanglich flexiblere angepriesen. D.h. Bechstein hat eben immer den warmen Klang, Grotrian, klingt neutraler, soll aber auch mehr Moeglichkeiten der klanglichen Gestaltung bieten. Wie seht ihr das?

Mit besten Gruessen
Wolfgang
 
Hallo Wolfgang,

Noch eine andere Frage, mir wurde von einem Klavierhaendler das Grotrian als das klanglich flexiblere angepriesen. D.h. Bechstein hat eben immer den warmen Klang, Grotrian, klingt neutraler, soll aber auch mehr Moeglichkeiten der klanglichen Gestaltung bieten.

wenn Du schon nicht das K anspielen kannst, das Du kaufen möchtest (s. Klaviermacher), so MUSST Du zumindest den Typ mal selbst anspielen und Dir eine eigene Meinung bilden. Alles andere sind unzulässige Verallgemeinerungen, die Händler gerne anbringen. Ich habe bei einem Händler 3 typ-identische Steinway-Klaviere angespielt: 2 wollte ich nicht geschenkt, in das dritte habe ich verliebt. KL hat meine Einschätzung bestätigt.

Ich finde wirklich, dass Du nicht in Marken und Typen denken solltest, sondern besser Deinen Suchradius ausweiten solltest. Überleg mal, wie lange Du so ein Klavier hast und wie oft Du es benutzt!
 
Hallo Wolfgang.
Ja, ich würde auch großflächiger suchen. Keinesfalls würde ich einfach eines bestellen. Wenn ein Instrument nicht hinhaut, weiß ich das sofort, das kommt aber auch daher, weil ich viel geguckt habe vor dem Kauf.
Ich denke auch, selbst probieren muss sein.
Am besten geht es sich immer zu zweit auf Suche, dann kann einer spielen und einer hören.

Lg
violapiano
 
Ich habe mir 2007 ein Neu-Instrument von Bechstein zugelegt. Die bieten, wie z.B. Yamaha, Steinway und wahrscheinlich andere Firmen auch, die Möglichkeit im Werk zwischen unterschiedlichen Instrumenten gleichen Typs auszuwählen. Für mich standen das Concert8 Klavier und der A 190 Flügel zur Disposition. Ich habe mich dort für ein Instrument entschieden, das alle beim Händler gesichteten übertraf.
Verbunden mit einer sehr interessanten Werksführung und der Möglichkeit auch mal die ganz großen Konzertflügel anzuspielen war dieser Tag außerdem ein großartiges Erlebnis. Den Kauf wickelt man letztendlich natürlich direkt über den Händler seines Vertrauens ab.
Zur Markenauswahl: Nach meinem persölichem Empfinden sind Klaviere von Bechstein das absolut Beste, was man z.Z. bekommen kann: Großartiger, beim Concert 8, fast Flügel ähnlicher Anschlag, voller, typischer warmer Klang und erstklassige Verarbeitung.
 
Hallo,

vielen Dank fuer Euere Antworten. Natuerlich werde ich kein Instrument kaufen, dass ich nicht selbst gespielt hab. Dazu lese ich schon viel zu lange hier im Forum mit. In den letzten 10 Monaten bin ich bei 10 Klavierbauer/-haendler vorstellig geworden. Aber leider noch nicht fuendig.

Wie es nach dem letzten Wochenende aussieht, wird's wohl das Bechstein Carat werden. Der Vorschlag mir im Werk das Instrument selbst auszusuchen ging mir auch schon durch den Kopf, allerdings fand ich das Instrument beim Haendler sehr schoen, somit scheu ich doch etws den Aufwand. Aber wenn ich mir meinen Fluegel kaufe, mache ich das bestimmt. Aber leider erst im naechsten Leben. ;)

Beste Gruesse
Wolfgang
 
Hallo Klaviermacher,

kann ein Klavier denn musikalisch klingen, wenn es nur über geringe Inharmonizität verfügt ?
Meiner Meinung nach fehlt es dem Klavier dann an Modulationsfähigkeit.

Gruß

Thorsten
 
Hallo Thorsten,

Die geringsten Inharmonizitätswerte sind bei den längsten Flügel zu finden, da bei gleicher Tonhöhe längeres und dünneres (flexibleres) Saitenmaterial bei gleichem spez. Gewicht verwendet werden kann.

Mit Inharmonizität versteht man die Biegesteifigkeit der Saite und der damit einhergehenden Unreinheit der mitklingenden Obertonreihe. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Inharmonizität

LG
Klaviermacher
 
Hallo Klaviermacher,

der Inharmonizitätswert hängt natürlich maßgeblich von der Konstruktion der Mensur ab und inwieweit der Resonanzboden die Teiltöne abstrahlt etc.. Die Tonhöhenwahrnehmung des menschlichen Gehörs verläuft nicht gänzlich linear, sodaß ein gewisses Maß an Inharmonizität für das Ohr als Ideal empfunden wird. Nach Klaus Fenner sind Beispiele für geringe Inharmonizitätswerte bei Blüthner, Bösendorfer, Fazioli und Schimmel zu finden und für an der Obergrenze liegende Werte bei Steinway, Yamaha, Grotrian Steinweg. Oberhalb der als vertretbar anzusehende Grenze würde man nur bei Bechstein antreffen. Was meinst du als Fachmann dazu ?

Gruß
Thorsten
 

Hallo Klaviermacher,

der Inharmonizitätswert hängt natürlich maßgeblich von der Konstruktion der Mensur ab und inwieweit der Resonanzboden die Teiltöne abstrahlt etc.. Die Tonhöhenwahrnehmung des menschlichen Gehörs verläuft nicht gänzlich linear, sodaß ein gewisses Maß an Inharmonizität für das Ohr als Ideal empfunden wird. Nach Klaus Fenner sind Beispiele für geringe Inharmonizitätswerte bei Blüthner, Bösendorfer, Fazioli und Schimmel zu finden und für an der Obergrenze liegende Werte bei Steinway, Yamaha, Grotrian Steinweg. Oberhalb der als vertretbar anzusehende Grenze würde man nur bei Bechstein antreffen. Was meinst du als Fachmann dazu ?

Gruß
Thorsten
Hallo Thorsten,

Klaus Fenner war ein guter Konstrukteur, ist aber in Fachkreisen nicht ganz unumstritten. Es ist richtig, daß mehr Faktoren entscheidend für den Inharmonizitätswert sind. Dazu gehört eine gute Mensurberechnung. Wichtig ist zudem der Anschlagspunkt - welchen ein guter Intoneur und Regliermeister etwas korrigieren kann, wenn ungünstig gelegene Obertöne hervortreten.

Als Stimmer kämpft man mit den nicht zusammenpassenden Obertönen um ein elegantes Mittelmaß. Bechsteine sind fast am schwierigsten zu bändigen. Also ist da in gewisser Weise etwas dran von wegen "über der Obergrenze".

Ich finde, je weniger Inharmonizität umso besser. Man kann den "Glanz" des Tones heller gestalten, wenn die Teiltonreihe besser stimmt. Cembali sind ein vorzügliches Beispiel für wenig Inharmonizität und klingen kristallklar. Da geht das Gehör gerne linear mit von 440 zu 880 zu 1760 zu 3520 Hertz um mal beim A zu bleiben. Erst mit den dickeren Klavier-Saiten wurde es unmöglich diese Linie aufrecht zu erhalten.

Ich bin kein Mathematiker - eher Praktiker, und zu guten Konstruktionen kommt für mich beim Klavier immer auch die Bauhöhe dazu. Größerer Resonanzboden - größerer Klang - runder Ton - mehr Spielraum beim individuellen intonieren) -angenehmer von der Ausgewogenheit der Lautstärkeverhältnisse.

Bei Flügeln gibt es bei mir eine Obergrenze von etwa 240cm. Darüber schlägt der Bass wieder zuviel durch, weshalb man um die Lautstärkeverhältnisse zu wahren den Diskant schriller (zu schrill) gestalten muss um mithalten zu können. Jedenfalls gibt es für mich bei der Untergrenze zu deutliche Unterschiede zwischen einem Klavier von 118 zu 130, als daß ich da normalerweise viel überlegen müsste. Aber es soll ja Ausnahmen für jede Regel geben.

LG
Klaviermacher
 
Bechsteine sind fast am schwierigsten zu bändigen. Also ist da in gewisser Weise etwas dran von wegen "über der Obergrenze".
Da kann ich (zusammen mit meinem Klavierstimmer) ein leidvolles Lied anstimmen. Zumal die alten Bechsteine häufig nur bis zum c" gedämpft sind. Aber für die romantische Musik (besonders für lyrische Stücke) kann dieser Klang ganz reizvoll sein.
 

Zurück
Top Bottom