Ist ein Klavier für ambitionierten Schüler nicht ausreichend, muss es ein Flügel sein

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KrautundRueben

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Hallo liebes Forum,

ich hab da mal eine Frage:

ich war kürzlich bei einem Klavierlehrer zur Probestunde. Ich fand die Stunde sehr gut, sie war sehr professionell und strukturiert und seine Ansichten zu Übungstechniken haben mich überzeugt.

Allerdings hat er mir in der Probestunde gleich nahegelegt, mir einen Flügel zuzulegen, da seiner Ansicht nach gute Technik - die Anschlagskultur hat er hierbei betont - nur mit der Flügelmechanik erlernbar sei.

Nun ist meine Frage: ist dies für einen Schüler zutreffend, der aktuell auf dem Stand ist Bachs Inventionen zu erarbeiten, Sonata Facile und Beethovens Op 49 zu üben?

Zu meinem aktuellen Klavier: es ist ein rundum restauriertes Klavier anno 192x, mit komplett erneuerten Filzen, gerichteter Tastatur und frisch eingestellter Mechanik. Klaviermacher kennt es schon...

Würde mich freuen Eure Meinung dazu zu lesen!

Danke schonmal vorab und viele Grüße

KrautundRueben
 
Meiner Meinung nach ist das völlig übertrieben!
Und Flügel ist auch nicht gleich Flügel... lieber ein gutes Klavier, als ein schlechter Flügel...
Wenn du das Geld hast und bereit bist es auszugeben, dann ist ein guter Flügel natürlich immer schöner, aber gerade bei deinem Stadium ist es überhaupt nicht grundlegend erforderlich, jedes Klavier ist vom Anschlag sowieso mehr oder weniger anders und man kann auch einen wundervollen Anschlag und gute Artikulation an einem normalen Klavier lernen.
 
Das erste Stück bei dem mir selbst bewusst geworden ist, dass ich mit dem Klavier im Gegensatz zu einem Flügel eingeschränkt bin, war die Sonatine von Ravel. Und diese liegt vom Niveau her doch deutlich über der Sonata facile oder den Bach-Inventionen. Was nicht heißen soll, dass man nicht auch Bach-Inventionen auf einem durchschnittlichen Flügel wohl differenzierter als auf dem durchschnittlichen Klavier spielen kann (Vergleiche eines exzellenten Klaviers mit einem grottigen Flügel einmal außen vor). Aber diese Unterschiede nimmt man als "typischer" Schüler beim mühsamen Erarbeiten dieser Stücke wohl nur eingeschränkt oder gar nicht wahr...

Von daher: Ja, ab einem gewissen Niveau geht vom Anschlag her wirklich am Klavier einiges nicht mehr, was am Flügel möglich ist. Aber von diesem Niveau bist du mit diesen Stücken meiner Meinung nach durchaus noch entfernt. Zumal du die Stücke ja vermutlich nicht auf Konzertpianistenniveau spielen können wirst/musst.
 
Ich kann mich chopin92 nur anschließen. Ein Flügel ist natürlich etwas ganz besonderes, aber sich so einen anzuschaffen kostet auch sehr viel. Wenn du die finanziellen Ressourcen und den Platz für einen Flügel hast, ist es natürlich schön einen zu besitzen.
Auf einem guten Klavier kann man auch eine gute Technik erlernen, inclusive einer guten Anschlagskultur.
Meiner persönlichen Meinung nach ist ein Klavier völlig ausreichend und ein Flügel nicht zwingend notwendig.
 
Ich schätze mal, dass nur ca. 10 % der Klavierspieler im Besitz eines Flügels sind (hier im Forum mag die Quote etwas höher sein). Den Umkehrschluss, dass die anderen 90 % über keine gute Technik und Anschlagskultur verfügen können, finde ich doch sehr gewagt. So eine Aussage in der Probestunde finde ich ein wenig befremdlich. Wenn Du z.B. nach 2 Jahren bei diesem Lehrer große Fortschritte erzielen würdest und er bei Dir ein großes weiteres Potential sieht könnte oder müsste so ein Ratschlag von seiner Seite kommen. Du scheinst doch mit Deinem Klavier sehr zufrieden zu sein, lass Dich da nicht verrückt machen.

Gruß
Christian
 
Dass ein ambitionierter und überdurchschnittlicher Amateurpianist in seiner technischen Entwicklung durch ein - unterstellt - anständiges Klavier gestoppt wird, kommt mir sehr eigenartig vor, ich kann es mir nicht vorstellen.

Bei allem Respekt vor des Fragestellers Fähigkeiten: Wer sich mit Bach-Inventionen und leichten Sonaten beschäftigt, hat sicher einerseits ein beachtliches Niveau erreicht, das nicht jeder schafft. Er ist aber dennoch Lichtjahre von den technischen Krachern entfernt, die es da noch gibt. Da kann man noch viele Klaviere kaputtüben, bis es denn ein Flügel sein muss.

CW
 
Aus meiner Sicht ist das wirklich Quatsch. Ich habe meinen ersten Flügel mit 30 bekommen und die Aufnahmeprüfung für die Konzertausbildung an der Musikhochschule damals mit Üben auf einem Klavier von Schimmel geschafft. Ein guter Flügel ist natürlich etwas wunderbares und wer es sich leisten kann oder bereit ist, dafür Prioritäten zu setzen, hat sich damit etwas Gutes getan. Aber nötig ist es hier auf keinen Fall!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich hatte seinerzeit ein Klavier (das zweite,das ich mir aussuchen durfte,ein Yamaha, und meine Eltern mir dankenswerter Weise finanzierten,ich verzichtete als bescheidener Beitrag dafür auf zwei jahre Taschengeld), das um vieles besser war,als der ausgeleierte,zerschlissene uralt- Flügel in der Musikschule.Bei einem minderwertigen Flügel kann man die theoretisch bessere Mechanik,Repetition,Verschiebung etc vergessen,ein gutes Klavier oder gar Konzertklavier ist da um Häuser besser,insofern ist diese pauschalierte Aussage,wie die Vorredner ja schon bestätigten ,völliger Humbug. Wenn man natürlich 20 000 oder mehr ausgeben möchte/kann,dann würde ich auch eher zu einem Flügel tendieren als zu einem Konzertklavier(die kosten bei den großen Marken ja sogar oft deutlich über 20k).
 
Allerdings hat er mir in der Probestunde gleich nahegelegt, mir einen Flügel zuzulegen, da seiner Ansicht nach gute Technik - die Anschlagskultur hat er hierbei betont - nur mit der Flügelmechanik erlernbar sei.

Nun ist meine Frage: ist dies für einen Schüler zutreffend, der aktuell auf dem Stand ist Bachs Inventionen zu erarbeiten, Sonata Facile und Beethovens Op 49 zu üben?

Zu meinem aktuellen Klavier: es ist ein rundum restauriertes Klavier anno 192x, mit komplett erneuerten Filzen, gerichteter Tastatur und frisch eingestellter Mechanik. Klaviermacher kennt es schon...
Solche Vorschläge in der Probestunde? Der Kollege möge die Kirche im Dorf lassen - eine solche Empfehlung ist bei mehrjährigem Unterricht in Kenntnis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Schülers und seiner Angehörigen denkbar. Ab Beethovens op. 31 oder vergleichbarer Literatur, mit der eine Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule zu bestehen wäre, sind solche Überlegungen am Platze. Selbst unter Studierenden sind diejenigen, die sich am Flügel auf das Zulassungsverfahren vorbereiten konnten, eindeutig in der Minderheit.

Kein schlechter Gedanke ist es allerdings, Kontakte zu Privatleuten und Institutionen (Schulen, Kirchengemeinden etc.) herzustellen und zu pflegen, die höherwertige Instrumente besitzen. Oftmals lassen sich dort Nutzungsmöglichkeiten für das Spiel auf einem Mittelklasse-Flügel finden - mitunter sogar kostenlos. Vor öffentlichen Auftritten wäre das sogar sehr zu begrüßen. Und generell sind Pianisten, die regelmäßig auf unterschiedlichen Instrumenten spielen, in praktischer Hinsicht im Vorteil, vor allem bei schlecht gepflegten oder schadhaften Instrumenten. Wer überall zurechtkommt, hat es nachher selbstredend leichter.

Aber von Anfang an einen Flügel besitzen müssen, halte ich für absolut übertrieben - wenn nicht sogar für versnobt. Es gibt genügend High-Society-Haushalte mit edlem und hochwertigem Instrumentarium, in denen kein einziges Familienmitglied adäquate pianistische Fertigkeiten besitzt. Da ist ein Konzertflügel eher Statussymbol als Gebrauchsgegenstand, um Besuchern zu zeigen, dass man sich nur das Beste und Teuerste leistet. Aber warum auch nicht? Die Branche der Klavierbauer und -händler profitiert davon - wer hätte da etwas dagegen?

LG von Rheinkultur
 
vielen Dank für dir Rückmeldungen!

Hallo,

herzlichen Dank für die hilfreichen Antworten! Da bin ich ja beruhigt... die Investition in das Klaver ist noch nicht so lange her...

Ich werde es mit dem Lehrer versuchen und seinen Rat zum Flügel erstmal nicht zu ernst nehmen.

Liebe Grüße

KrautundRüben
 

Ich gehe mit allen Schreibern hier konform, ABER... am Flügel kann selbst ein Anfänger einfach mehr machen. Wenn Dur Dir das leisten kannst & willst, solltest Du nicht zögern. Drängen lassen aber solltest Du Dich auf gar keinen Fall. Ein guter KL kann Dir auf einem Musikschul-Klavier so nuanciert vorspielen, wie Du es am Flügel auch nach vielen Jahren nicht hinkriegst. Ergo: Das Klavier beschneidet Dich im Moment sicher nicht. Aber am Flügel machts mehr Spaß.
 
Für mich war das Spielen an einem Flügel immer eine Ehre, wahrscheinlich da ich wusste mir bis in höchstewahrscheinlich hundert Jahren keinen leisten zu können, geschweige denn irgendwo unterzubringen :-)

Da bin ich ja beruhigt... die Investition in das Klaver ist noch nicht so lange her...
wenn das der Fall ist dann würde ich an deiner Stelle auch den Rat deines Lehrers erstmal nach hinten verschieben.
 
Ja, ab einem gewissen Niveau geht vom Anschlag her wirklich am Klavier einiges nicht mehr, was am Flügel möglich ist.

Woran liegt das? OK, wahrscheinlich an der Mechanik. Aber warum ist das so?

Micha, Georg und/oder andere Wissende: Schließt doch bitte mal meine Wissenslücke. Warum und wodurch ist der Anschlag am Klavier anders als am Flügel? Warum ist am Klavier nicht möglich was am Flügel geht?
 
Marlene, ich bin kein "Wissender", aber ich vermute mal, das ist simple Physik. Beim Klavier wird über eine komplizierte Technik Deine Bewegung um 90 Grad umgelenkt. Alles, was beim Flügel simple Schwerkraft erledigt, muss beim Klavier mit technischen Hilfsmittelchen erzielt werden. Dass dies zu Lasten der "Direktheit/Unmittelbarkeit" geht, ist nachvollziehbar. Hinzu kommen noch bessere Hebelverhältnisse usw.

Rheinkultur war schneller. Und besser ;-) Witzig waren die beiden "kleinen" Antworten in diesem Forum.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo KrautundRüben,

Du brauchst jetzt zum lernen und Fortschritte machen sicher keinen Flügel, aber falls Du Lust verspürst kannst Du einen bei mir holen. :D

Die Vorredner haben schon recht und Marlene, man kann die Erklärung von fisherman schon gelten lassen. :cool:

Ich habe übrigens selbst auf einem Klavier das Klavierspielen erlernt!

LG
Michael
 
Bei Yahoo steht also „Was ist der Unterschied zwischen einem Klavier und einem Flügel?“. Hätte mich das einer gefragt wäre wohl erstmal wie aus der Pistole geschossen etwas wie dies meinem Munde entglitten: „Ein Flügel bringt mich in Wallung, ein Klavier nicht“ ;) :D.

Aber danke, Rheinkultur, für den Link. Es ist dort sehr anschaulich beschrieben:

Ein Tastendruck führt zu einer Aufwärtsbewegung des hinteren Teils der Tastenwippe. Beim Flügel wird dadurch der Hammer nach oben an die Saite geschleudert. Das Gewicht des Hammers ist direkt an der Taste spürbar und ermöglicht eine differenzierte Klanggestaltung. Beim Pianino muss die Aufwärtsbewegung der Tastenwippe in eine Vorwärtsbewegung des Hammers umgesetzt werden. Dadurch wird der Kontakt zum Hammer etwas indirekter“.

fisherman, was meinst Du mit „kleinen“ Antworten?

Tja, Micha, ich habe auch auf (nee, an) einem Klavier angefangen – aber auf einem mit synthetischem Klang ;) :(
 

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