Inventio c-moll

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Hallihallo!

Soderle, jetzt habe ich die 2. Invention mal aufgenommen. Bin mittelmäßig glücklich damit und für alle Vorschläge dankbar, die mir auf der Suche nach dem Schlüssel zu dieser Invention helfen. Konkret geht es mir um die Phrasierung und Akzentuierung. Bei mir klingt das so penetrant und die beiden Stimmen schreien sich mehr an, als dass sie miteinander harmonieren. Naja, also jedenfalls tappse ich da ziemlich im Dunklen.

Was da im Hintergrund übrigens so schnieft bin ich, Sesam ist nämlich sehr erkältet :cry:

Besonders lieb grüßen möchte ich Wolfgang und Franz!! :kuss:

Viel Spaß damit,
Sesam

[mp3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1232068787.mp3"]IrgendwelcheZeichen[/mp3]
 
Es klingt herrlich!

Ich habe auch mit den Inventionen angefangen (bin aber noch bei der ersten) und ich spiele sie auch mit sehr ähnlicher Geschwindigkeit - finde ich perfekt...

Die schnellen Aufnahmen dagegen, die man bei youtube so hört, klingen für mich als wollte der Spieler das Stück schnellstmöglich zur Seite legen :)
 
Das Stück strahlt bei dir an sich eine schöne Ruhe aus, die meiner Meinung nach sehr gut zu dem Stück passt. Wunderbares Tempo!

Auch wenn du eigentlich etwas zu Phrasierung und Akzentuierung hören wolltest, will ich etwas anderes anmerken (ich hoffe du nimmst mir das nicht übel). Nämlich deine Triller und Praller. Die klingen irgendwie so, als hättest du (oder deine Finger) Angst vor ihnen. Irgendwie halt gehetzt eben im Vergleich zum sonst ruhig vor sich hin gehenden Werk, als wolltest du sie so schnell als möglich hinter dich bringen um möglichst wenig Zeit mit diesen "Monstern" verbringen zu müsse (wenn ich da falsch liege, dann sag es ruhig). Besonders bei den Trillern verlierst du hierbei manchmal etwas dein Metrum. Versuche mal, die Triller und Praller einfach (gut, ich weiß, es ist nicht einfach - ich habe vor Jahren selbst lange genug an dieser Invention geschwitzt...) etwas ruhiger/langsamer/weniger scharf zu spielen und das Stück gewinnt sehr viel. Bei den Trillern kann es eventuell helfen diese fein metrisch auszunotieren und sich zunächst stur metrisch daran zu halten. Und wenn die Finger dann die Triller "mögen" hast du dann allen Freiraum mit ihnen rumzuspielen und sie zu genießen.

Oh Weh, ich klinge hier schon wieder wie der oberpingeligste Klavierlehrer, obwohl ich doch selber nur Hobbypianist bin...

Abgesehen von den Verzierungen fand ich das Stück aber schon sehr gelungen. (Das Lob klingt jetzt sehr mickrig im Vergleich zur Kritik, aber so ist es nicht gemeint.)
 
Das Tempo finde ich so auch gut und entspricht ziemlich Goulds Tempo. T12 und T13 sind wegen des Problems mit den Verzierungen die schwächsten und falls du DonBos Vorschlag umsetzen kannst klingt es sicher noch viel besser, aber so schön: Sehr schön!
 
Hallo Sesam,

da mittlerweile schon alles gesagt ist (nur noch nicht von jedem ;)), will ich meinen Kommentar auch noch geben.

Vorweg - um das erst einmal klarzustellen: Du hast das Stück schon auf ein sehr beachtliches musikalisches Niveau gebracht. (Dafür mußte ich mit manch einem Schüler schon sehr hart und lange kämpfen.)

Den Grundpuls solltest Du auf keinen Fall anziehen. Gelassenheit - in der Haltung und im Ausdruck - scheint mir das höchste Gebot.

Die Verzierungen klingen in der Tat (wie schon von DonBos erwähnt) ein wenig hektisch - als ob Du ursprünglich noch mehr Trillertöne spielen wolltest und es Dir im letzten Augenblick anders überlegst. Also auch hier Gelassenheit an den Tag legen (ebenso bei den gemeinen Häkelstellen im zweiten Teil). Die Verzierung im vorletzten Takt würde ich nicht als kurzen Praller spielen, sondern als 32tel-Triller mit langem 16tel-Nachschlag.

Konkret geht es mir um die Phrasierung und Akzentuierung. Bei mir klingt das so penetrant und die beiden Stimmen schreien sich mehr an, als dass sie miteinander harmonieren.
Da bist Du aber jetzt ungerechtfertigt hart gegen Dich selbst. Trotzdem glaube ich zu wissen, was Dich stört. Hast Du mal versucht, die Melodie zu singen? Häufig erlebt man auf diese Weise am ehesten, wo Phrasierungsbögen zu Ende gehen, wo der melodische Fluß Atempausen braucht und welche Betonungen dem Verlauf angebracht sind. Die melodischen Perioden in diesem Stück sind ausgesprochen irregulär (und das erzeugt auch den sachte dahinfließenden Charakter). Die Invention ist weniger eine Duett-Arie als vielmehr ein Arioso.

Akzente: Was Du als "Schreien der Stimmen" empfindest, resultiert zum Teil daher, daß Du Spitzentöne und Endungen mit zuviel Nachdruck versiehst. So haben in T 7 (RH) die Viertelnoten sicherlich Endungscharakter. Wichtig scheint mir, möglichst wenig "zu wollen".

Legato: In einem anderen Thread gab es Überlegungen, woduch sich legato auszeichnet. Man lernt im Unterricht immer, man solle den einen Finger hochheben, wenn man den anderen anschlägt. Das mag für den Anfang ganz in Ordnung sein, aber ein schönes Legato ist das deswegen noch lange nicht. Erst wenn der Folgeton mit dem vorherigen verschmilzt, entsteht der Eindruck eines dichten Legatoklanges. Der Finger muß also länger auf der Taste liegen bleiben (aber wiederum nicht so lange, daß die Klänge verschmieren). Es ist letztlich ein "Gehen" der Finger auf den Tasten: Auch beim Gehen löst der eine Fuß erst, wenn der andere Fuß dem Gehirn Bodenkontakt signalisiert.

Die c-moll-Invention ist wunderbar, aber gestalterisch auch teuflisch schwer. Und ich finde, Du hast den überwiegenden Teil schon gemeistert. (Die letzten zehn Prozent sind halt immer die mühsamsten - ist leider so ... :()

Liebe Grüße
Wolfgang
 
Hallo, Sesam,

ich finde es auch wunderschön gespielt!
Die Triller klangen bei mir am Anfang genauso, wenn man sie öfter (und länger) spielt, werden sie schon. :cool:

Die c-Moll war meine erste Invention (aber erst nach 3 Klavierjahren!)

Mach weiter so, bin ja gespannt, was als nächstes kommt.

Klavirus
 
Hallo Sesam,

da mittlerweile schon alles gesagt ist (nur noch nicht von jedem ;)), will ich meinen Kommentar auch noch geben.

So strikt würde ich das aber nicht sehen, koelnklavier :)
Auch wenn man nur 3 Worte "Finde ich schön" schreibt so ist es für den Autor (gerade auch für Anfänger und Amateurspieler) sehr angenehm zu lesen und so wie ich finde ist es besser als wenn man gar nichts schreibt. Sesam, korrigiere mich, wenn es bei dir anders ist, aber bei mir ist es so und zusätzlich motiviert das mich sogar :)
 
Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank für eure Rückmeldungen!! :p

@ DonBos: du hast es ganz richtig erkannt: Es klingt nicht nur so, sondern ICH HABE ANGST VOR DEN TRILLERN!! Meine ganze Konzentration fließt in diese fiesen kleinen Biester und wenn sie dann vor mir stehen, schießt da so viel plötzliche Energie hinein, dass es eben so klingt, wie es klingt: übermotiviert, hektisch. Danke, dass du mir meinen Verdacht bestätigst. Ich werde nun versuchen, deinen Tipp mit dem metrischen Auszählen zu berücksichtigen, bislang habe ich mich da immer ein bißchen gesträubt, weil mir das zu hölzern klang, aber es führt ja doch kein Weg dran vorbei. Dann, wenn die Finger die Triller mögen -wie du so schön schreibst-, kann ich sie klanglich immer noch anpassen. An diese Reihenfolge werd` ich mich jetzt mal halten.
Im übrigen finde ich nicht, dass du wie der "oberpingeligste Klavierlehrer" klingst. Ich bin ja froh, wenn ich solche Ratschläge bekomme ;)

@ Koelnklavier: ."...32-tel im letzten Tag": wird erledigt! :D
Ich freue mich über dein Lob besonders.

Zitat von koelnklavier:
Die melodischen Perioden in diesem Stück sind ausgesprochen irregulär (und das erzeugt auch den sachte dahinfließenden Charakter)
Da bin ich ja froh, dass du das sagst, ich dachte schon, nur ich finde die Regelmäßigkeit nicht auf.

Zitat von koelnklavier:
Akzente: Was Du als "Schreien der Stimmen" empfindest, resultiert zum Teil daher, daß Du Spitzentöne und Endungen mit zuviel Nachdruck versiehst. So haben in T 7 (RH) die Viertelnoten sicherlich Endungscharakter. Wichtig scheint mir, möglichst wenig "zu wollen".
Das Problem mit meinen Akzenten ist, dass ich nicht so genau HÖRE, wo die Stimmen sich im Sinne einer Stimme ergänzen und wo sie als separiert voneinander gespielt werden. Deshalb komme ich mit den Spitzentönen nicht zurecht. Irgendwie ist mir nie so ganz klar wer zu welchem Zeitpunkt führt, bzw. was im Sinne des "Arioso" eigentlich gesungen wird und was dazu die Begleitung ist. Das ist echt sehr schwer bei dieser Inventio. Zum Beispiel eben: Takt 7 bis 10.
Was das Legato betrifft muss ich entschuldigend tatsächlich mein E-Piano vorschieben, ich hatte es am Abend zuvor in einen extrem "harten" Modus eingestellt, weil ich für ein anderes Stück einen etwas Cembalo-artigen Ton haben wollte. Beim Aufnehmen habe ich vergessen zurückzustellen. Tja....

@Castati: Ja, Takt 12 und 13...wem sagst du das!! Aber danke für deine Ermunterung, ich glaube auch, dass das Stück jetzt erst mal in einem Zustand ist, indem ich es halbwegs flüssig spielen kann. Jetzt ist es Zeit für die Feinarbeit.

@Andris: Auch dir vielen, vielen Dank für dein Lob. Was meine Wünsche bezüglich des Feedbacks betrifft, da brauchst du dir keine Sorgen machen: Ich bin froh über jede Art der Rückmeldung. Am liebsten sind mir natürlich Ratschläge, die mein Spiel verbessern helfen. Dazu zählt sowohl ausgefeilte Kritik zu einzelnen Notentextstellen, als auch ein simples "es gefällt". Letzteres weil es tatsächlich motiviert und selbstsicherer macht. Und beides ist gut und wichtig beim Spielen.

Lieben Gruß, Sesam
 
Sesam, habe jetzt erst diese Einspielung gehört.

Es ist wirklich sehr, sehr schön gespielt! Man hört, dass dir das Stück und Klavierspielen überhaupt sehr viel bedeutet. Klasse!

Möchte noch eine Ergänzung zu dem bereits Geschriebenem (von anderen UND von dir) bzgl. Trillern machen. Also, erstmal sind sie ordentlich gespielt, also es geht jetzt nur noch um den Goldrand! Ich finde, man sollte anstreben, die Triller eben gerade nicht zu betonen, dass heißt auch, weder mental noch Fingergewichtsmäßig dabei Druck aufzubauen. Die Triller wirken durch die innewohnende Dissonanz von sich aus, also versuchen, sie eher "nicht so wichtig" zu nehmen - lieber an den Verlauf der Stimmen denken, und die Finger beim Trillern laufen lassen. Das hilft, dass es dann tatsächlich auch leichter, nebensächlicher und auch ruhiger klingt.

Es macht viel Freude, deine Einspielungen zu hören!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Sesam,

ich möcht auch noch etwas beitragen:

Auch wenn da manches wenige noch ein bischen hakt, du spielst das immer mit so einer von innen kommenden Ruhe, das ist ganz klasse. Das ist mir schon bei den anderen Aufnahmen aufgefallen. Ich glaube das kann nicht jeder so.

Gruß

PS: Hast du mal meine PN angehört? Ganz das Gegenteil, ziemlich hektisch.
 
Hallo Sesam,

dann gebe ich mal Dein Lob zurück. Ich freue mich darauf, das beim Forumtreffen live zu hören! Du spielst das sehr graziös, man kann richtig den Zeitgeist der Epoche hören.

Hans
 

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