Herstellung von Darmsaiten für historische Instrumente

  • Ersteller des Themas Ambros_Langleb
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Gehen wir noch mal an den Ausgangspunkt zurück:
Saiten beim Trocknen ... vorgespannt werden, sodass der fertige Saitensatz einer bestimmten Tonleiter ... entspricht. ... bei gleich langen Saiten und gleicher Anzahl der verwendeten Därme
Das Verdrehen der Därme findet im "Naßzustand" statt. Die Verdrehung muß bestehen bleiben, also muß gespannt werden.
Aus der individuellen Verdrehung ergibt sich eine individuelle Dicke, auch wenn die gleiche Anzahl Därme eingesetzt wurde => die Saiten sind nicht gleich dick, und das wird an dieser Stelle auch nicht behauptet!

Erst später in disem Thread wurde aus der gleichen Anzahl der Därme die gleiche Dicke.
 
Welche Därme werden denn für die Saitenherstellung verwendet? Vom Schwein, Schaf, Ziege ..... ?
 
Welche Därme werden denn für die Saitenherstellung verwendet?
Bisher las ich etwas von Därmen von Schafen.
Doch in diesem Auszug stand es halt so:

Vieles von den Eingeweiden der verschiedenen Thiere, welche die Saiten für musikalische Instrumente liefern, als der Ziegen, Schafe, Lämmer, auch der Katzen etc., geht noch unbenutzt verloren; und doch ist die Herstellung der Darmsaiten mit keinerlei Schwierigkeiten verknüpft.

https://web.archive.org/web/2018061...re.hu-berlin.de:80/article/pj166/mi166mi06_11
 
Bisher las ich etwas von Därmen von Schafen.
Doch in diesem Auszug stand es halt so:

Das mit den Katzen ist ein Gerücht und wurde vermutlich von einem italienischen Saitenmacher im 14. Jahrhundert in die Welt gesetzt - in Wirklichkeit nahm er Schafdarm. Da der Aberglaube verbreitet war, dass das Töten von Katzen Unglück bringt, hielt der Saitenmacher damit die Konkurrenz von eigenen Experimenten ab. Ich weiß nicht, ob der Begriff "catgut" daher kommt, aber Katzen waren in diesem Zusammenhang nie im Spiel.

Neben Schafdarm wurde und wird bis heute auch Rinderdarm verwendet, vor allem für Kontrabass-Saiten.
 
die Saiten sind nicht gleich dick, und das wird an dieser Stelle auch nicht behauptet!

Welche Stelle meinst du bitte? Im lat. Text heißt es klipp und klar
cordas aeque crassas parique longitudine und an anderer Stelle cordas pari habitudine factas, also "Saiten von gleicher Dicke und gleicher Länge" bzw. "Saiten mit gleichen Eigenschaften".

Ich glaube jetzt wirklich, dass es dem Kerl in erster Linie darum geht, das legendäre Saitenexperiment seines Heiligen Pythagoras auf den Instrumentenbau zu übertragen, weswegen er alle Paramter außer der Saitenspannung außer Acht lassen muss (dass das Experiment physikalisch ohnehin unhaltbar ist, weiß er, wie die ganze antike Literatur, nicht. Das hat erst der oben genannte M. Mersenne nachgewiesen).
 
Nur um die Geschichte hier vorläufig abzuschließen: Ich bin in der Sache nicht recht weitergekommen, obwohl ich einige Arbeit hineingesteckt habe. Ich habe im Zettelarchiv des Thesaurus Linguae Latinae in München sämtliche Belege für siccare (trocknen) und auch das nicht publizierte Material für chorda (Saite) durchgeackert und habe nicht eine einzige Parallele gefunden. Auch was ich über die Herstellung »vormoderner« Darmsaiten bzw. moderner für historische Lyren gelesen habe (einige von den Links, die ihr mir geboten habt, waren wirklich hilfreich, v.a. der eine mit den Literaturangaben) liefert keine Evidenz dafür, dass man beim Trocknen der Saiten tatsächlich die einzelnen Saiten eines Satzes auf individuelle Tonhöhe vorgespannt hat. Was sich üblicherweise findet, ist, dass man für eine 7-9saitige Lyra die Saiten in drei (und nicht in sieben oder neun usw.) verschiedenen Stärken herstellt. Ich habe zur Sicherheit auch, obwohl der Autor ganz sicher noch weniger Griechisch kann als sein Lehrer Augustin, im Griechischen Thesaurus alle Belege für "Saite" angeschaut, ohne weiterführenden Hinweis (aber mit einigen interessanten anderen Informationen, darunter, dass es zur »Kompetenz« eines antiken Lautenisten gehört, die Saiten für sein Instument richtig auszusuchen).

Ich denke also, der Kerl hat sich das Ganze entweder aus den Fingern gesogen, oder, wahrscheinlicher, weil ihm das mehr als einmal passiert, er hat etwas nicht richtig verstanden und schmückt es jetzt nach seinem Gutdünken aus.

Dankeschön noch mal an alle für eure Hilfe.
 
Es ist und bleibt ein großes Geheimnis, was die Darmsaiten betrifft. Vermutlich ist die Forschung zur Sache wegen des Gestankes eingestellt worden. :009: Oder so.

Gauf! :017:
 

Und noch ein kleiner Nachtrag: Wer sich für die Rekonstruktion antiker Musikinstrumente interessiert und in den nächsten Monaten nach Würzburg kommt, hat vielleicht Interesse an der Ausstellung im Antikemuseum der Uni:

MUS-IC-ON! Klang der Antike. Begleitband zur Ausstellung im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg 10. Dezember 2019 bis 12. Juli 2020.

Den Band kann man sich über den vorstehendem Link herunterladen. Man findet da u.a. die Rekonstruktion einer römischen Lyra. Das Museum ist im Südflügel der Residenz in den beiden oberen Geschossen (genauer gesagt: gegenüber meinem einstigen Büro ;)).
 
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